[1007] Ein Leiden [Federico]

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
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[1007] Ein Leiden [Federico]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Die Nacht war still und scheinbar ereignislos in dieser Ecke der Stadt. Sie waren nahe der Mauer, am Rande des Sestere und kaum ein Mensch trieb sich hier herum, außer er ging unredlichen Geschäften nach. Doch selbst dieses Gesindel schien sich in dieser Nacht woanders hin verzogen zu haben. Oder es gab hier einfach schlicht nichts zu holen. Nichts zu tun. Ein trauriger heruntergekommener Ort, fern der eigentlichen Welt.

Und obschon man glaubte, dass hier nichts geschah, rührte sich etwas neben den Resten eines halb verbrannten Hauses, das noch nicht wieder aufgebaut war. Rührte sich etwas in der tiefen Schwärze der Nacht. Ein Schatten vor der Dunkelheit.
Das Licht war schwach, die Nacht all verschlingend und man mochte meinen, dass man sich nur hatte täuschen lassen. Doch dann erklang ein Kreischen und schrilles Fiepen in der sonstigen Stille. Panik, einer kleinen Kehle, die sich immer höher schraubte.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Federico Augusto
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Re: [1007] Ein Leiden [Federico]

Beitrag von Federico Augusto »

Irgendwo im Schmutz, abseits der ausgebrannten Ruine, kroch eine Kreatur durch die Gossen. Ihre zerlumpte Kleidung, die weit war und aus vielen verschiedenen Lagen von Stoff und Wolle bestand, verbarg ihre Gestalt. Die Dunkelheit und die Stille, in der sie sich bewegte, taten ihr übriges.

Sie ließen das Geräusch, das die Nacht durchdrang, umso schriller wirken.
Die Kreatur hielt in ihrem Treiben inne, was auch immer sie dort in den Rinnsteinen getan hatte. Ihre verstümmelte Nase reckte sich gen Himmel, knochige Finger griffen nach der Kapuze und hinderten sie am zurück rutschen; hielten das entstellte Antlitz darunter in der Dunkelheit verborgen. Gierig sog sie die Luft ein, witterte nach der Quelle des Geräuschs.
Es besteht kein Grund, dass Ihr eure Hände beschmutzt, mein Herr. An meinen klebt genug Dreck für uns beide.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Ein Leiden [Federico]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Da war viel Geruch, der der Kreatur in die Nase stieg. Viel Gestank, wie es auf der Straße üblich war. Unliebsame Hinterlassenschaften, Essensreste, aber auch der ferne Geruch von Gras, das am Rande des Sestere wuchs, Holz der Häuser, Ruß der Ruine. Doch mehr...etwas spezifisches war darin kaum auszumachen.

Doch das Geräusch blieb. Das Geräusch eines tierischen Schreis. Eines leidenden Wesens, dass um Hilfe schrie. Nicht sehr laut, aber doch hoch und dünn...und es blieb nicht gleich. Es war kein stetiges leiden, es reagierte auf etwas.
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Federico Augusto
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Re: [1007] Ein Leiden [Federico]

Beitrag von Federico Augusto »

Die Kreatur unter den Lumpen ließ den Kopf sinken. Sie verharrte für eine längere Zeit an ihrer Stelle, dicht in die Schatten einer Nische gedrängt, und schien wohl darüber nachzudenken. Ob das Leiden eines anderen Wesens ihr etwas bedeutete? Ob es bloße Neugier war, perverser Hunger, der sie schließlich nach der Quelle des Geräusches lauschen ließ?
Das konnte wohl nur sie nach einiger Überlegung wirklich sagen.
Fest stand, dass sie in ihrer Nische verharrte und den Kopf erst in diese und dann in die andere Richtung wiegte, um mit beiden Ohren abwechselnd nach dem Geräusch zu hören.

Als sie es ausgemacht zu haben schien, lehnte sie sich aus ihrem armseligen Versteck heraus.
"Könnt ihr Katzen nicht leise quälen?", rief sie mit der verstellten Stimme eines aus dem Schlafe geweckten Bürgers. "Manches Volk erwartet am Morgen ehrliche Arbeit und in der Nacht einen gesunden Schlaf!"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Ein Leiden [Federico]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Kaum, dass er dies gerufen hatte, wurde das hohe Jammern plötzlich leiser und dann bewegte sich etwas am Rande der Ruine und bewegte sich weg. Hinter das alte Haus herum. Das Geräusch war noch da, doch es entfernte sich.
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