[1027] Ein Trauerspiel [Alain, Seinfreda]

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Alain le Beau
Tzimisce
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[1027] Ein Trauerspiel [Alain, Seinfreda]

Beitrag von Alain le Beau »

Schwarz sind die Wolken über die Friedhof, schwarz ist die Stimmung der Gemüter, die sich um das frische Grab versammelt haben und schwarz sind auch Alains Haare, die er neuerdings wieder offen trägt. Sie passen damit gut zu der hellen Trauerkleidung, welche der Tzimisce wie die übrigen Versammelten angelegt hat. Soeben ist der Verstorbene in das Grab hinabgesenkt worden. Alains Augen dagegen senken sich zu den Hintern der Versammelten und mit dem Blick des Kenners wägt er ab, welche der Damen hier wohl am ehesten seines Trostes bedarf. Die Witwe? Ein wenig älter schon, aber nicht unbedingt zu verachten. Oder vielleicht doch die junge Frau, deren Schultern jetzt bereits beben? Eine Tochter vielleicht, oder eine Nichte. Er verkneift sich ein Lächeln.

"...und so übergeben wir die sterbliche Hülle unseres Ehemann, Vater, lieben Verwandten, guten Freund und treuen Diener Gottes, Carlos Brabanti, der Erde. Seine Seele aber, sie sitzt bereits zur Seite des Allmächtigen, befreit von der Last der Jahre, des Leidens. Lasset uns beten..."

Die Rede des Priesters berührt die Menschen. Alain für seinen Teil berührt die junge Frau, sanft am Arm. "Ich kann es immer noch nicht fassen", sagt er mit leiser, erstickter Stimme. Sie blickt ihn an, verwirrt, aber nicht ohne Sympathie. Offensichtlich kämpft er ja ebenso mit seinen Gefühlen wie sie. Der schwarzgelockte Jüngling schließt die Augen. "Ich kannte ihn nur kurz - und dennoch... Die Welt ist ein ärmerer Ort." Er erntet ein dankbares Nicken, dann wenden sich beide wieder dem Pater zu.

"...wir bitten dich für alle, die um Menschen trauern, die gestorben sind. An den Gräbern ihrer Lieben gib ihnen die Hoffnung, dass du die Auferstehung und das Leben der Ewigkeit bist. Keiner von uns wird verloren sein, wenn wir auf dich vertrauen. Amen!"

Alain zählt im Geiste bis drei, als die ersten Schaufeln Erde auf den Sarg fallen. Eins... zwei... Da bricht die junge Frau in heftiges Schluchzen aus und wirft sich in die nächsten Arme, auf der Suche nach Trost, nach Halt. Zufällig gehören diese Alain. Sanft hält er sie, streichelt ihren Rücken. Lächelt milde. Und flüstert leise: "Amen!"
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La Vedova
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Re: [1027] Ein Trauerspiel [Alain, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda hatte sich gefreut, als ihre Diener sich darum bemüht hatten, die Beerdigung in die Abendstunden zu legen, damit sie dabei sein konnte. Sie hatte Carlos gern gehabt und schätzte auch seinen Sohn sehr.
Ihr Blick wanderte zu dem trauernden Martinsritter, der sein weinendes Mütterchen in den Armen hielt. Die Familie würde sich nicht sorgen müssen. Wer sich ihr versprach wurde auch von ihr versorgt.
Mit der Erinnerung an die vergangene Nacht besah sich Seinfreda den Sarg. Sie hatte natürlich wissen wollen, woran der Mann gestorben war. Sein Verscheiden war überrschand gewesen und ohne Vorwarnung. EIn Herzleiden vermutlich. Bedauerlich, hatte sie selbst somit nicht von dem Toten profitieren können. Hätte er sich bloß bei früheren Anzeichen bei ihr gemeldet, doch so blieb ihr nichts als der hölzernen Kiste hinterherzublicken, die im Boden versank.

Leise klickten die Knochenperlen des Rosenkranzes unter ihrem Gewand, als sie ein stummes Gebet sprach- und dann stutzte.
Ihr Blick war auf die Schwester ihres Dieners gefallen, die sich mit einem lauten Schluchzen völlig unziemlich und ohne Scham in die Arme eines gutaussehendes Mannes geworfen hatte. Entrüstet beobachtete Seinfreda sie Szene, bevor sie überhaupt bemerkte, dass ihr der Mann irgendwie bekannt vorkam..doch woher?
Mit gerunzelter Stirn beobachtete sie, wie die Szene sich weiterentwickelte:
Die Mutter hatte sich aus den Armen ihres Sohnemannes befreit und starrte ihre, sich so ungebührlich aufführende Tochter mit aufgerissenen Augen an, bevor sie einen leisen Schrei ausstieß und in einer ausufernden Geste, in der sich Entsetzen, Scham und Unverständnis mischten die Hände vor den Mund schlug.
Der Bruder hingegen, der einige Sekunden länger brauchte, um die Situation einzuordnen, lief vor Wut rot an, stellte sich vor sein Mütterchen, damit dieses die Ungemach nicht mitansehen musste und griff dann forsch nach der Schulter des Übeltäters
"Was fällt Dir ein, du Lump?!", rief er aufgebracht und mit der anderen Hand schon drohend ausholend."Lass meine Schwester los, sonst setzts was!"

Der Pfarrer, der erst jetzt auf die Situation aufmerksam wurde, öffnete den Mund voller Entrüstung. Es war offenbar, dass ihm das Durchbrechen der andächtigen Stille missfiel, doch war er zu perplex, um schnell zu reagieren.
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Alain le Beau
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Re: [1027] Ein Trauerspiel [Alain, Seinfreda]

Beitrag von Alain le Beau »

Wo in der Sekunde zuvor noch eine Schulter war, ist jetzt nur noch die kühle Luft, denn Alain hat rasch einen Schritt zur Seite gemacht, geschickt wie ein Tänzer. Stattdessen stößt der junge Mann nun mit seiner Schwester zusammen, die ihrerseits den Halt verliert, da der Schwarzhaarige sie plötzlich losgelassen hat. So stoßen die Geschwister zusammen und gehen in einem Knäuel aus Gliedmaßen zu Boden. Alain seinerseits tritt einen Schritt zurück - wobei er an die Kante des Grabes gelangt - und hebt unschuldig beide Hände in Brusthöhe.

Einige weitere, unauffällige Schritte führen ihn zwischen die Trauernden, auch wenn diese ihn sicherlich missbilligend anstarren. Aber die allgemeine Aufmerksamkeit gilt wohl eher dem Familiendrama am Grab. Alain schnalzt leise und bedauernd, wirft dem Pater ein kurzes Grinsen zu und will sich dann vom Ort des Geschehens davonstehlen.
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La Vedova
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Re: [1027] Ein Trauerspiel [Alain, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Aufgelöst brach die Witwe in Tränen aus, die aber wohl eher ihr selbst galten als ihrer Tochter, und raufte sich die Haare, während der Sohn versuchte sich aus der peinlichen Lage auf seiner Schwester zu befreien , die wiederum mit dem Armen rudernd wie eine Schildkröte auf dem Rücken lag und offenbar gar nicht verstand, wie sie auf einmal auf den Boden gelangt war.
Der Pfarrer kam schnell hinzugelaufen und nahm sich der Witwe an, während sein Blick suchend über die Menge wanderte, um den dunklen lockigen Haarschopf zu finden, der die Situation überhaupt erst ausgelöst hatte.
Inzwischen waren auch weiteren Familienmitgliedern dazugetreten und murmelten aufgeregt durcheinander.
Nur die Witwe der anderen Art ließ wie beiläufig von der Menge ab und huschte hinter einen größeren Grabstein in Kreuzform und von dort aus zu einer der kleinen Zypressen am Wegesrand. Ihr Blick folgte dem davoneilenden Jüngling. Ihre Neugier war geweckt.
Mit etwas Abstand folgte sie dem Mann.

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Alain le Beau
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Re: [1027] Ein Trauerspiel [Alain, Seinfreda]

Beitrag von Alain le Beau »

Der wiederum wirft gelegentlich einen Blick über seine Schulter, einerseits um mögliche Verfolger zu erspähen, andererseits um noch ein wenig das Schauspiel am Grab zu genießen. Denn schließlich ermöglichen übernatürliche Sinne einem interessierten Beobachter - und Lauscher - eine ganze Menge köstlicher Eindrücke, die einem Sterblichen verborgen geblieben wären. So entgeht Alain auch nicht, dass tatsächlich eine Gestalt hinter ihm her ist, wenngleich selbst seine verstärkten Sinne die Dunkelheit nicht so weit durchdringen können, dass er erkennt, wer ihn dort verfolgt.

Daher beschleunigt er seinen Schritt, ein wenig enttäuscht, dass er das herrliche Theater hinter sich lassen muss. Seinfreda entgeht dieser plötzliche Tempowechsel natürlich nicht.

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La Vedova
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Re: [1027] Ein Trauerspiel [Alain, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Woher kannte sie den Mann? In Seinfredas Kopf arbeitete es, doch sie hatte sein Gesicht vorhin nur kurz erkennen können, bevor er sich davon gemacht hatte. Nun sah sie in der Dunkelheit kaum mehr als die schwarzen Locken der davoneilenden Gestalt, die sich nach ihr umsah und dann noch einen Schritt zulegte. Hatte er sie bemerkt? Er musste sehr gute Augen und Ohren haben.Kurz hielt Seinfreda erschrocken inne, sie war einfach nicht mehr geübt in der Jagd!
Nun, Schwamm drüber, sollte er bloß laufen, sie würde ihn schon einholen. Sie hatte schließlich den Vorteil ohne Atem auch nicht außer Atem zu gelangen! Zwar hatte sie keinen Hunger- keinen, der sich nicht beherrschen ließ jedenfalls- doch hatte der Abgang geübt und zugleich eigenwillig elegant gewirkt und noch immer Pochte eine Erinnerung in ihrem Hinterkopf, die sie nicht ganz einzuordnen vermochte.
Sie dachte gar nicht daran, sich von ihm abschütteln zu lassen, war nun jedoch noch vorsichtiger unterwegs als zuvor. Falls er vorhatte, ihr eine Falle zu stellen, wollte sie nicht hineintappen.
Wohin wollte der Kerl? Und weshalb war er ihr so bekannt vorgekommen? Und weshalb kam sie sich nun etwas seltsam vor, ihm so heimlich zu folgen? Sie hätte ihm auch einfach zurufen können, nachfragen können. Doch jetzt war es zu spät dafür, oder nicht?

Mit jedem Schritt sahen ihre Augen besser durch die Dunkelheit, die kalte Nachtluft prickelte auf ihrer Haut, das entfernte Stimmengewirr der Trauergäste vermischte sich mit dem Seuseln des Windes in den Zypressenzweigen und den gelangweilten Schritten der Nachtwächter, die mit baumelnden Lampen umhergingen.
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Alain le Beau
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Re: [1027] Ein Trauerspiel [Alain, Seinfreda]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain navigiert das Gräberfeld mit einiger Mühe, aber immerhin läuft er in die richtige Richtung - zurück gen Genua. Er hat die Hände auf den Rücken gelegt und wirkt unbesorgt. Ja, er pfeift sogar ein Liedchen. Seinen Schritt hat er allerdings nicht verlangsamt. Den Nachtwächtern geht er großräumig aus dem Weg.

Seinfreda ist schon recht nahe an ihn herangekommen, als er die Straße erreicht. Dort jedoch, an einem der Zuwege zur Nekropole, stehen zwei grobschlächtige Gestalten, die plötzlich mit eindeutigem Ziel auf den jungen Mann zugehen. Der wiederum bleibt stehen und dreht sich um, schaut erneut über die Gräber. Ob er einen neuen Fluchtweg sucht?
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