[Divers] Haukes "kleine" Kolumne

SL-Ankündigungen, Programm und alles was kein Inplay ist.

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Il Canzoniere
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[Divers] Haukes "kleine" Kolumne

Beitrag von Il Canzoniere »

Hallo ihr,
wie angekündigt hier eine kleine Kolumne in der ich gerne die Beweggründe hinter einigen Dingen erläutern würde. Auch weil es häufig hilft zu verstehen warum wir etwas genau auf diese Art und Weise machen, auch wenn (für euch) offensichtlich etwas völlig anderes Sinn ergeben würde. Das soll zum einen Transparenz bringen und zum anderen manche Diskussionen „abkürzen“ – falls sie eine Sackgasse darstellen. Anders herum ist es eine gute Möglichkeit euch intensiv mit einzubeziehen wenn es um Anpassungen und Änderungen geht die aus dem ein oder anderen Grund sinnvoll geworden sind, sprich zu bestimmten Themen etwas „Diskussionsfutter“ zu geben.
Ich habe dazu erst einmal die kleine Feedback-Liste aus dem Regeln & Regeln lassen Thread zum Ausgang genommen, gerne können wir das aber noch erweitern. Schreibt mich einfach an, dann kann ich noch weitere Punkte auf die Liste setzen. Rückfragen gerne in den Fragenthread hier im Forum oder direkt via Chat. Dann bleibt das hier kompakt und übersichtlich.
- Harte Regelauslegungen
- Zeitunterschiede IT-OT (Zeitpunkt der OOCs, Dauer von Handlungen, kainitischer "Tagesablauf")
- Struktur/Vorlagen/Muster (OOCs)
- Muss die Detailtiefe der OOCs so tief sein?
- Unterschiede Forenspiel und p&p
- "Aufholen" Vorsprung längerer Spieler/Chars vor jüngeren
- Effiziente OOCs, wie geht das?

Den Einstieg würde ich gerne ganz vorne machen. Bei einem Punkt der Neuanfängern überhaupt nicht und manchen von euch vielleicht noch gar nicht so richtig klar ist: den Unterschieden zwischen Forenspiel und Pen&Paper.
Zuerst: wir spielen kein Pen & Paper. Genua ist keine gemütliche, wöchentliche Tischrunde mit Chips und alten Freunden. Wir spielen nicht gemeinsam gegen die böse Welt und besiegen am Ende nicht den Schurken. Wir lassen keine Termine ausfallen weil die Oma runden Geburtstag feiert, wir lassen den Meister (und die Charaktere) nicht routieren und schweifen nicht zwischendurch zwei Stunden ab um über eine Party zu diskutieren.
Nicht das das schlecht wäre, im Gegenteil. Die meisten Leute in Genua spielen auch Pen & Paper. Aber genau das ist der Punkt. Auch. Sie spielen auch Pen & Paper. Sie spielen auch PC-RPGs. Auch Liverollenspiele. Auch Brettspiele. Der Unterschied zwischen all diesen Spieltypen, die sogar alle in der WoD spielen können, ist enorm wichtig. Alles sind Freizeitbeschäftigungen denen auch ich gerne nachgehe. Aber ich gehe mit anderen Ansprüchen an jedes einzelne heran. Ich beschwere mich am Brettspielabend nicht über die miese Gewandung der anderen und bringe zum Live keine Chips & Würfel mit (naja, Ingame halt).
Um zum Punkt zu kommen: das Forenspiel wie wir es hier in Genua betreiben ist ebenfalls ein eigener Spieltyp. Wir spielen täglich und permanent, wie eben Zeit da ist, wie bspw. in einem MMORPG. Wir haben die Spielerzahl einer Livegruppe. Wir kennen uns aber nicht. Haben uns teilweise nie gesehen. Sogar die Kommunikation ist rein textbasiert, statt verbal oder theateresk. Und wir haben weniger direkte Gestaltungsmöglichkeiten auf die Welt selbst. Eher müssen wir wie in einem PC-RPG mit dem Enviroment klar kommen. Steuern nur unseren Charakter.
Ich bitte euch daher ein Foren-RPG nicht mit euren Erfahrungen aus dem Pen&Paper gleichzusetzen. Das es im Liverollenspiel anders zugeht als im Pen&Paper ist vielen sofort klar. Den Unterschied zwischen Foren-RPGs und Pen&Papers zu erkennen ist da auf den ersten Blick schon schwieriger.
Aber er ist da. Er ist ein Faktor der zu Unzufriedenheit (immerhin wird die Erwartungshaltung nicht erfüllt) und Missverständnissen führen kann. Ich würde daher gerne exemplarisch ein paar Unterschiede herausstellen, nur damit ihr eventuell gedanklich etwas anders an die Sache herangeht und um Frustration vorzubeugen:

-Die Charaktere arbeiten sowohl gegeneinander als auch zusammen. Sieht die SL am Tisch auch schon mal über Ärgereien untereinander hinweg um die Reibereien nicht zu groß werden zu lassen oder die Gruppendynamik nicht negativ zu belasten, ist das im Forenspiel nicht zwingend notwendig. Die filigranen Bündnisse, Abhängigkeiten und Feindschaften, also das Sozialgeflecht aller Charaktere und NPCs sind sogar das Fundament der Chronik. Ohne sie würden 2/3 aller Spiele wegfallen. Wie bspw. im Live entstehen so Plots, Intrigen und Ereignisse die ohne das Zutun der SL zustande kommen und einen großen Teil des täglichen Spiels ausmachen.

- Geheimaktionen sind plötzlich realistisch durchführbar. Wer am Tisch über einen längeren Zeitraum schon einmal versucht hat eine geheime Doppelidentität zu spielen (und sie auch zu Nutzen) oder regelmäßig anderen Spielercharakteren hinterherspioniert, wird spätestens nach einigen Sitzungen feststellen das es schier unmöglich ist solche Geheimhaltung zu wahren ohne das die anderen Spieler die Nase rümpfen – weil es ja gegen Sie geht. Im Foren-RPG bekommt man das geheime Zettelaustauschen, vor die Tür gehen oder zwischen-den-Sessions-mit-dem-Meister-telefonieren einfach nicht mit. Beziehungsweise: alle tauschen Zettel. Daher ist man nicht der Böse der es tut.

- Unterschiedliche Kenntnisstände. Während ihr im Pen&Paper alle zeitgleich dem zuhört was die Spielleitung und eure Mitspieler sagen, habt ihr im ForenRPG alle einen enorm unterschiedlichen Kenntnisstand. Schon allein durch verschiedenen Gruppen- und Geheimforen in denen ihr Lesen und Schreiben könnt aber auch durch das was euch andere Spieler und NSCs mitteilen, könnt ihr überhaupt nicht auf dem gleichen Stand sein.

- Unterschiedliche Erfahrungslevel. Wir spielen jetzt bald seit 3 Jahren (Stand 05.17) und haben immer noch Leute dabei die ganz am Anfang eingestiegen sind. Genauso haben wir Leute dabei die erst einen Monat dabei sind. Neulinge bekommen bei uns auch keinen Erfahrungspunkte-Ausgleich um „mithalten“ zu können weil die „Abenteuerstufe“ sie sonst fertig macht, wie im P&P. Stattdessen spielen wir mit einer nicht gebalancten Welt in der viel eher kalkuliert werden muss was man sich leisten kann und was eher nicht. Der schöne Nebeneffekt davon ist das man „Zweigskillungen“ entgeht, wie bspw. im MMORPG üblich – die Wahl bestimmter Charaktere die gut in die Gruppe passen bzw. die noch benötigt werden. „Ich weiß ja nicht was ihr noch braucht?“ ist ein Satz den ich ihm P&P schon sehr häufig gehört habe, wenn neue Spieler dazukommen. In einer Forenchronik noch nie. Stattdessen dürft ihr spielen was ihr wollt. Woran ihr wirklich Spaß habt.

- Fokussierung. Spielt man im Pen&Paper (und auch im Live) nur die großen Ereignisse, die wegweisenden Szenen und die entscheidenden Momente spielen wir hier im Forum deutlich mehr vom Unleben eures Charakters aus. Wie auch bspw. bei dem Vergleich Filme vs. Serien klar wird verbringt ihr damit mehr Zeit mit eurem Charakter – und die Aspekte die ihr ausspielt werden detaillierter, facettenreicher. Ihr habt mehr „Screen Time“. Flache Charaktere und „One Trick Ponys“ scheiden daher schnell aus oder werden von ganz von selbst langweilig, weil sie nicht für ein solches Langzeitspiel gemacht sind.

- Undurchsichtigkeit. Ob jetzt die SL der Bösewicht ist der sich einen Plan ausdenkt um euch zu triezen oder das ein anderer Spieler ist und die SL nur der Bote schlechter Nachrichten, ist kaum nachvollziehbar. Ich bitte euch daher vor- und nachsichtig mit Vermutungen zu sein. Da wir viele Dinge geheim ausspielen und nur der eigene kleine Sichtbereich halbwegs überschaut werden kann, warne ich davor zu viel zu Schlussfolgern. Bei monatlich knapp 800 Post ist es sogar für die SL schwer alles im Blick zu behalten - und die kann alles lesen. Es ist die erfahrungsgemäß absolute Regel und nicht nur die Ausnahme das Vermutungen zu falschen Schlußfolgerungen führen. Bei über 25 Köchen ist es nämlich kaum absehbar wer genau den Brei verdorben hat. Ich rate daher zu Besonnenheit. Im Forenspiel ist es selten der offensichtliche Schurke der euch ärgert, da es keine stille Übereinkunft gibt das euch die SL niemals in Band 2 von 4 sterben lässt, da ihr auf das falsche Pferd gesetzt habt. Eine Pen & Paper-SL möchte in der Regel mit euch gemeinsam das Abenteuer "durchspielen" er gibt daher Hilfestellung oder lässt auch mal NSCs unlogisch agieren um den Abend zu retten. Das passiert bei uns nicht. Eure Gegenspieler sind in der Regel nämlich keine NSCs sondern andere Spieler. Und ein "zurechtbiegen" um dem einen den Spielspaß zu geben würde dem anderen den Spaß nehmen. Daher ist die SL in einem Foren-RPG häufig technokratischer, neutraler und aus Spielerperspektive eventuell auch "härter". Das tut sie nicht weil sie ein Sadist ist, sondern weil das Umfeld sie in diese Rolle drängt.

- Rolle der SL. Wie eben schon angeteasert ist sie deutlich neutraler als im P&P. Auch leitet sie weniger eine Geschichte sondern eher die Welt selbst. Das heißt keine Kette von Ereignissen die zum großen Finale führen, sondern die NSCs die ihren eigenen Zielen nachgehen. Die Plots entstehen aus der Dynamik der Chronik selbst. Aus den Interaktionen der SCs und NSCs. Über die Pläne der NSC wird die Chronik teilweise in eine Richtung gesteuert die der SL genehm ist, über die Pläne der SC in eine die den einzelnen Spielern gefällt. Da hier also ungewöhnlich viel Dynamik in der Hand von 25 verschiedenen Leuten - den Spielern - liegt, ist die "Zukunft" bzw. der Weg wohin es genau geht, viel undurchsichtiger (auch für die SL) als in einer Tischrunde wo ein gut ausgearbeiteter Abenteuerpfad in einem Buch vorgedruckt mitgebracht wird. Viele Ereignisse die plötzlich alles verändern sind erst aus der Dynamik der SC-Spiele entstanden und waren langfristig kaum zu erahnen. Ich bitte euch daher mehr zu agieren um die Story voranzubringen als auf diese zu reagieren. Ihr werdet nicht bespaßt, ihr müsst euch den Spaß holen. Charaktere die darauf warten das die Action zu ihnen kommt werden feststellen das ziemlich wenig passiert. Aber solche die losziehen und sich etwas suchen....die werden in einen Strudel der Ereignisse gezogen und haben in Zukunft viele spannende Spiele zu bestehen :-)

LG
Hauke
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Re: Haukes "kleine" Kolumne

Beitrag von Il Canzoniere »

Hallo ihr,
dann machen wir doch auch einmal hier weiter. Und zwar zu dem Thema das ich mir unter dem sperrigen Arbeitstitel: "Zeitunterschiede IT-OT (Zeitpunkt der OOCs, Dauer von Handlungen, kainitischer "Tagesablauf")" notiert habe.

Eigentlich wäre ein treffender Titel: wieso habe ich eigentlich so wenig Zeit?
Ja wieso eigentlich? Wir spielen in einem abnormal schnellen Tempo, theoretisch ist jeder Tag im echten Leben ja beinahe zwei Wochen Ingame. Da geht man natürlich schnell davon aus das Zeitprobleme irgendwas zu tun demzufolge niemals vorkommen können. Ich bin aber der Meinung das das durchaus vorkommen kann. Denn nicht alle Zeit die ein Kainit hat, verbringt er mit dem voranbringen seiner/eurer Pläne. Warum ich das so sehe versuche ich einmal übersichtlich aufzuschlüsseln. Da habt ihr sicher auch noch einige gute Anmerkungen dazu die wir gerne im Chat ausdiskutieren können. Wir haben ja mittlerweile einen Diskussionschannel ;-)

- Blut. Euer Kainit jagt abnormal viel. Wenn man davon ausgeht das er 7 BP die Woche allein durch das herumlaufen ausgibt, muss er entweder sehr radikal jagen (und Leute töten, was wiederrum Gerüchte nach sich zieht) oder sehr häufig. Bei 1-2 BP pro Jagd ohne jemanden umzubringen rechne ich im Durchschnitt mit 3 erfolgreichen Jagden die Woche. Je nachdem wie ihr jagt (sozial, räuberisch, jägerhaft o.ä.) und euren Werten in Charisma, Überleben oder Heimlichkeit aussehen, kommen darauf auch noch 1-3 nicht erfolgreiche Jagden die Woche hinzu. Nimmt man nun an das solch eine Jagd zwischen 10 Minuten und mehreren Stunden dauert, kann man schon sehen wo die allermeiste Zeit die ein Kainit zur Verfügung hat so hin verschwindet. Klar. Manche Sachen, wie etwa die Erkundung einer Gegend, Abgabe eines Briefes o.ä. lassen sich damit verbinden aber dennoch ist der Zeitaufwand hierfür teilweise gewaltig. Auch nutzen viele von euch "Mischpools" also gefangene Tiere, Leichen, Herde usw. um den Blutvorrat zu entlasten und nicht jede Nacht jagen zu müssen, dennoch jagt ihr alle. Andersherum kommen nämlich steigende Anzahlen von Ghulen, Sickerprozesse und weiteres auf, welche euren rar erjagten Blutsvorrat teilweise bedenklich zusammenschmelzen.
Ganz grob überschlagen rechne ich für jeden von euch mit drei von sieben Nächten die er sich mit Jagen, dem füttern von Ghulen, sickern, aufsuchen der Herde usw. aufhält. Natürlich sind im Einzelfall manche Posten deutlich kleiner oder größer, dennoch hoffe ich euch so offenbaren zu können wieviel Zeit dafür draufgeht damit ihr euch jeden Abend aus dem Bett quälen könnt.
- Wegstrecken. Die Wege sind lang. Mag sich das in der Stadt noch halbwegs in Grenzen halten dauert es insbesondere auf den Dörfern einfach sehr lang um von Ort zu Ort zu kommen. Mit der Domänenerweiterungen sind sogar eine Orte hinzugekommen die derart weit entfernt sind das sie zu Fuß in einer Nacht nicht mehr zu erreichen sind, wenn man noch zurückwill. Zwar gibt es hier natürlich Möglichkeiten schneller voranzukommen (Transport in Kisten, Disziplinen, Reiten) aber auch diese kosten entweder viel Blut, sind gefährlich oder erfordern Vorarbeiten.
- Routinen. Einige von euch (was ich außerordentlich befürworte!) haben zeitintensive Routinen. Sie grasen größere Gebiete auf der Suche nach etwas ab, ihr Gewissen/Blutsband/Pfad verpflichtet sie jede Nacht Ort/Person X aufzusuchen usw. das das alles Zeit ist die nicht mehr damit verbracht werden kann OOC A auszuführen ist klar, wird aber gerne vergessen. Die Routinen sind gepinnt und teilweise nicht sonderlich aktuell. Ich rechne dennoch mit ihnen, wenn es hart auf hart kommt ;-) Daher solltet ihr sie bitte halbwegs aktuell halten.
- Aufmerksamkeit. Ghule die ja immer ein Stufe 3 Blutsband zu euch haben oder auch Gebundene mit der selben Ausprägung sehen euch als Mittelpunkt ihrer Welt. Das heißt sie kommen von sich aus regelmäßig so häufig wie möglich (häufig also JEDE Nacht) auf euch zu und wollen mit euch Zeit verbringen, erzählen was euch interessieren könnte, ihre Probleme mit euch teilen, etwas trinken, lachen oder weinen. Je nachdem wie forsch ihr mit diesen Leuten umspringt, hängen sie euch ständig am Rockzipfel oder entwickeln stalkerhafte Tendenzen ("Ja ich weiß, wir wollten uns erste nächste Woche treffen aber ich habe gehört das Elma und Mario sich scheiden lassen wollen und du meintest du wolltest bei wichtigen Dingen SOFORT informiert werden?"). Sie werden also (wie OT unfreiwillig beherrschte Spieler) versuchen um eure Formulierungen herumzukommen um bei euch sein zu können. Wer eine große Zahl Blutsbänder geknüpft hat verbingt jede Nacht eine erschöpfenden und aufreibenden Teil seiner Zeit damit sich freizuschaufeln.
- Zufallsspiele. Wenn diese nicht unbedingt in kainitisch geprägten Orten wie dem Elysium, der Arena oder dem Domus Medicorum stattfinden sind Zufallsbegegnungen realistisch gesehen ziemlich unwahrscheinlich. Wenn ihr also eine zufällige Begegnung im Wald von Luccoli spielen wollt habe ich da absolut nichts gegen, hoffe aber das ihr das in eurem Kopf nicht als eine Nacht rechnet. Sondern eher als einige Wochen in denen ihr beide euch zufällig dort aufhaltet (bspw. um zu jagen) und dann irgendwann zufällig übereinanderstolpert.
- Je nachdem ob Sommer oder Winter ist, ist der Kainit an unterschiedliche Dunkelheitszeiten gekoppelt. Der lichte Tag hat auf Höhe Genua zwische 16 und 9 Stunden (die Nacht also zwischen 8 und 15 Stunden (es ist also generell länger hell aus dunkel)). Zieht man hiervon die Dämmerungszeit ab (welche ebenfalls indirekten Sonnenschaden machen würde) und rechnet noch einen Sicherheitspuffer ein, bleiben einem Kainiten (Wegwert 7+) zwischen 5 und 12 Stunden Zeit um all die Aktivitäten oben PLUS eure Spiele, OOCs und Gruppen-OOCS auszuführen. Um es nicht verwirrend instabil zu machen ("Hä? Neulich war es absolut kein Problem von da nach da zu Reisen und jetzt brauche ich eine Kiste? Wieso denn?") mittel ich das etwas (auf etwa 8 Stunden), Schwankungen sind aber auch hierdurch erklärt.

Rechnet man gegen all die Zeitfresser den schnellen Zeitfluss gegen denke ich das wir mit unseren OOC-Durchgängen einen ganz vernünftigen Turnus gefunden haben (deswegen machen wir es ja so ^^), jedoch ist in manchen Nächten aufgrund der knappen Zeit für euren Kainiten einfach nicht möglich sich loszueisen. Ich blocke OOCs die mit dem Hinweis "Ich mache folgendes in drei aufeinanderfolgenden Nächten" daher gerne einmal ab. Bspw. Blutsbänder die irgendwie hingemogelt werden würden euch sonst insgesamt 6 BP von eurem Blutvorrat kosten (3 für die Bänder, 3 für das Aufstehen), welches von eurem knappen Blutvorrat abgezogen werden würde. Aus logischen Gründen gehe ich daher in solchen Fällen davon aus das ihr die drei Blutsband-BP opfert wenn ihr sie habt. D.h. nach 2-4 Wochen in denen ihr neben eurem normalen Blutsverbrauch etwas zusätzlich "angespart" habt. Die unmittelbare Bindung ist in meinem Kopf daher eher einen Monat lang, nicht "zweimal schlafen" ;-) ich hoffe ihr verzeiht mir daher meine teilweise etwas undurchsichtigen Antworten zu diesem Thema.

So. Ich wette ich habe irgendwas vergessen, aber das erst einmal dazu. :-) Bin gespannt was ihr dazu sagt und wo ihr unlogische Überlegungen meinerseits findet :-)

LG,
Hauke
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Re: Haukes "kleine" Kolumne

Beitrag von Il Canzoniere »

Willkommen zu einer weiteren Episode von "Haukes kleine Kolumne" die regelmäßig einmal im Mona...Jah...die regelmäßig erscheint.

Heute: Menschen und Vampire wo ist der Unterschied?
Subtitel: Oder wo muss ich als Spieler (Mensch) besonders drauf achten das mein Char (Vampir) anders handelt als es mir vielleicht intuitiv richtig erscheint?

Ich habe mir wieder einmal ein paar Gedanken gemacht wo der Unterschied zwischen Kainiten und Menschen liegen mag. Abseits des Kainsfluches, eher um die Abstraktheit des Tieres wandernd und weshalb die kainitische Gesellschaft und das kainitische Wesen von White Wolf so geschildert wurde wie es das eben wurde: einzelgängerisch, neidisch, verräterisch. Der Kainsfluch kündigt ja bereits im elementaren Kern an das man dazu verdammt ist seinen Bruder zu erschlagen.

Mir ist dazu eine von Reikes Hausarbeiten eingefallen bei der ich mit einem Auge zugesehen habe. Die Theorie hier war das Menschen heute die Beherrscher des Planeten sind, weil sie darauf vertrauen können das ihnen Gutes zurückgezahlt wird. Wenn du aufstehst um dir was zu trinken zu holen und jemand fragt dich ob du ihm was mitbringen kannst, dann tust du das in der Regel auch. Aber warum? Du selbst hast keinen evolutionären Mehrwert davon. Es ist sogar gesellschaftlich banal. Aber dennoch tut man es, ja man kann sich auch ziemlich gut darauf verlassen das andere es auch tun. Und auch größere Dinge, vielleicht sogar Altruismus, basieren auf dem häufig nichtmal wahrgenommenen Hintergedanken "Alles Gute kommt irgendwann zu mir zurück." Nennt es Karma oder Nächstenliebe, aber auch in vielen philosphischen oder religiösen Lehren findet sich dieser Ansatz. Ich fand das schon immer irgendwie einleuchtend, betrachtet man den Menschen als evolutionäres Produkt wo alles seinen Sinn hat - oder mal hatte (Blinddarm o.ä.).

Betrachtet man nun den Kainiten unter dem Aspekt des Brudermörders, des mit dem Kainsmal zum Ausgestoßenen erklärten, gebrandmarkten Wesen das dazu verdammt ist das Blut seiner ehemaligen Mitmenschen zu trinken und in der Dunkelheit dahinzuvegetieren, widerstrebt es mir ungemein die oben genannten menschlichen Eigenschaften 1:1 auch auf Kainiten anzuwenden. Oder anders: Kainiten haben schlechtes Karma.

Was heißt das? Das ein Kainit dir nichts zu trinken mitbringt wenn du ihn fragst. Denn was hätte er davon? Er ist nicht freundlich ohne Hintergedanken. Er kooperiert nicht ohne den klaren Ansatz die Kooperation im günstigsten Zeitpunkt einfach abzustoßen/zu verraten/auszusteigen. Es gibt nur ein einziges Wesen an das er denkt: sich selbst. Klar manchmal tun sich einige Kainiten für eine gewisse Zeit zusammen um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Oder ein Blutsband zwingt jemanden dazu auch mal an andere zu denken. Aber diese Dinge sind bestenfalls temporär. Der Kainit ist und bleibt eine einsame Kreatur. Wie Kain dazu verdammt alleine die Ewigkeit zu verbringen.

Für uns bedeutet das, das ihr OT (ihr als Menschen) bitte lieb zu einander seid und euch IT (als Kainiten) gnadenlos in die Pfanne haut. Wie bei einer richtig großen Runde "Mensch ärger dich nicht". Ihr könnt euch gerne auch ein wenig entpersonalisieren, falls ihr nicht gemein zu anderen Spielern sein wollt, sprecht mit ihnen ab wie ihr ihn/sie in die Pfanne haut und wie ihr in die Pfanne gehauen werdet wenn es euch das einfacher macht. Es gibt in der kainitischen Welt nur neutrale Parteien und Feinde. Dauerhafte Verbündete gibt es keine. Auch nicht mit gegenseitigem Dreierband, Beherrschungindikator und prinzlichem Befehl. Erst recht nicht mit mehreren Dingen davon oder gar allen. Ihr bleibt Feinde, ihr bemerkt es in diesen Fällen nur zu spät.

Konkret, weil ich in letzter Zeit häufiger darüber gestolpert bin heißt das das sowas wie eine "Erbschaftsvereinbarung" wo ihr anderen euer Herz offenlegt und ihm zeigt was er alles bekommt sobald ihr sterbt das - sorry - dämlichste ist was man tun kann. Es ist soetwas wie ein Aufruf zum Mord - mit sich selbst als Opfer. Den Gedanken der Gegenseitigkeit, des fairen Handels, der guten Kooperation, den gibt es unter Kainiten schlichtweg nicht. Das Tier lässt ihn einfach nicht zu, hat ihn vor langer Zeit absorbiert. Es heißt konkret auch das ihr Ingame nicht zu nett zueinander sein sollt. Höflich, ja. Dafür gibt es ja die Etikette. Aber nicht nett. Ihr könnt, mit einem konkreten Ziel gerne alles tun was ihr wollt, aber nur weil ihr Spieler X mögt ist Char X nicht euer Freund.

Noch wichtiger ist das ihr all diese Dinge Ingame belasst. Mir ist in den vergangenen Wochen ebenfalls aufgefallen das manche Dinge im Chat oder in Fluffs o.ä. so oder so transportiert werden damit die Spieler (deren Chars davon gar nichts wissen) X oder Y glauben. Mit der perfiden Annahme das mangelnde IT/OT-Trennung dazu führe das sich andere Spieler so verhalten wie sie vermeintlich glauben das sich die Dinge belaufen. Ich weiß gar nicht in wie vielen Dimensionen das falsch ist. Ich bitte euch daher a) damit auf der Stelle aufzuhören b) wieder mehr Dinge in Spielen durchblicken zu lassen c) durchblickende Dinge in Spielen anderer sorgfältig vom Verhalten eures Char abzuschirmen. Ich weiß. Das basiert auf Vertrauen. Aber genau darum bitte ich euch. Vertraut den anderen und lasst euch deren Gemeinheiten gefallen. So haben die anderen ihren Spaß. Und wenn diese sehen das ihr dies zulasst, dann tun sie das auch viel leichter selber - womit ihr wiederrum mehr Spaß habt.
Korrekt... ich fordere Altruismus von den Spielern und verbiete ihn den Chars. Das ist die wahre IT/OT-Trennung von der jeder behauptet er besäße sie (inklsuive mir *räusper*). Beweist mir das. Beweist euch das selbst das ihr es könnt. Es ist euer Karma das dadurch aufgebaut wird. Und wie ihr sicher schon festgestellt habt erzählen diejenigen mit solchem Karma die spannendsten Geschichten. Alerio, Ferrucio und Fabrizio gehören nach wie vor zu den schillerndsten Chars die je genuesischen Boden betreten haben - weil sie mehr kassiert als ausgeteilt haben und trotzdem niemals aufgaben. Solche Geschichten möchte ich mit euch erzählen. Epische, schockierende Gänsehautmomente an die man noch nach Jahren denkt. Ich bin in solchen Fällen auch weniger akribisch pedantisch als in anderen. Wenn es eine gute Story voranbringt dann gebe ich Anschwung. Es wird böse enden, ja... aber... what a hell of a ride...

LG
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Re: [Divers] Haukes "kleine" Kolumne

Beitrag von Il Canzoniere »

Erzeugerische Grundausbildung / eigene Erfahrungen oder "Ich bin aber schon lange Kainit - eigentlich unlogisch das ich das nicht weiß".

Wir spielen in Genua mit einem niedrigen Wissenniveau. Abstrus niedrig. Viel niedriger als in euren P&P oder Liverunden. Dinge, die für eine absolute Verständlichkeit haltet, sind es nicht. Viele Dinge müssen sich erarbeitet werden. Das hat - neben der Schaffung eines toughen Flairs und der Definierung eines harten Settings auch den Grund das jeder Spieler der hier neu ankommt einen unterschiedlichen Wissensstand hat. Für manche sind die Nagaraja der True Black Hand absolutes Allgemeinwissen, andere müssen den Begriff "Toreador" erst nachschlagen. Das ist völlig in Ordnung. Wir setzen uns aus Veteranen, völligen RPG-Neulingen und P&P/Live-Spielern aus anderen Systemen zusammen.
Erstaunlicherweise sind es die Veteranen, mit dem größten Vorwissen, mit denen wir häufig Probleme bekommen. Weil diese schon diverse Editionen, verteilt auf Dark Age, Maskerade und Victorian Ages gespielt und ein sehr gefestigtes Weltbild haben. Unter dutzenden SLs. Mal im Live mal im Skype. Mal mit jenen Hausregeln, mal mit diesen. Mal ein actiongeladenes cineastisches Spiel, mal eine Geschichte durch die Jahrhunderte, mal in einem wilden Crossover gegen Werwölfe/den Sabbat/Hunter oder Dämonen vorgegangen sind. Mal in einer Welt gespielt haben die vor übernatürlichem nur so wimmelte und man kaum einen Stein werfen konnte ohne nicht wenigstens einen Zombie zu treffen, mal in einer geheimen Gesellschaft die sich in kalten Palästen die Termine beim Prinzen ausspannte. Worauf ich hinaus möchte: sie haben alle sehr unterschiedlich gespielt. Die eine SL hat die Welt so gesehen. Die andere so. Mal waren die Spieler die Erfahrenen und haben der SL bei vielem geholfen, mal hatte die SL alle Regeln im Ärmel. Mal wurde sich kooperativ auf die Welt in der man spielt geeinigt, mal völlig frei ersonnen, mal gab es ein etwas starreres Gerüst, welches sich die SL erdacht hat. Mal wurde sehr sehr dicht am Kanon gespielt, mal weiter weg. Aber keine eurer Runden war gleich. Jede hatte hier oder da kleine oder große Anpassungen am Setting. Mit Runden mit denen man schon lange spielt, geht man nach einer Weile automatisch vom gemeinsam erlernten aus, bei neuen Runden findet sich die Weltanschauung irgendwann.
Genua ist anders als alles davon. Wie schon einmal gesagt ist es keine P&P-Runde und sollte bitte...BITTE nicht damit verglichen werden. Aufbau, Struktur und Dynamik ähneln viel eher dem Live, aber auch da gibt es größere Unterschiede.
Bezüglich des Wissenstandes der Spieler ist daher das wichtigste: vergesst alles was ihr wisst. Genua ist ein gewachsenes Setting. Wir spielen abseits des Kanon. Abseits des realen Mittelalters. Wir nutzen das V20 DA-Regelwerk um in einer Anlehnung an die WoD & das reale Mittelalter zu spielen. Jedes Vorwissen was ihr von anderswo mitbringt ist gefährliches Halbwissen, da potentiell falsch. Wirklich häufig falsch. Selbst simple Sachen wie die drei Clansdiszis sind nicht gesetzt. Blutlinien existieren nicht, doch oder anders. Territorien sind in der Hand anderer Mächte. Alles was ihr zu wissen glaubt ist kein Vorteil der hilft sondern sollte mit Argwohn betrachtet werden.
Weiterhin - und das ist nicht ganz unwichtig - legen wir viele Texte anders aus als bspw. die meisten P&P-SLs. Weil die Chronik eine andere Dynamik hat als Tischrollenspiel und weil wir damit, ohne die Basisregeln zu brechen, ein eigenes Setting definieren können. Wir handeln also eher judikativ, indem wir vorhandene Regeln anders auslegen als viele es gewohnt sind. Das kann man auch an der ziemlich klein gehaltenen Anzahl Hausregeln sehen - die beinahe komplett auf gemeinschaftlichen Spielerwunsch ins Leben gerufen wurden. Wie diese entstanden sind, kann jeder nachlesen. Eigentlich findet sich zu jeder eine längere Diskussion im Regelteil ;-) Das führt im Umkehrschluss aber dazu das Dinge von denen ihr felsenfest überzeugt seid eventuell doch leicht anders sind als ihr in Erinnerung habt, einfach weil wir eine andere Lesart der Regeln haben.

Ganz anders - und hier fangen jetzt die Probleme an, ist das Wissen euers Charakters. Dieser bewegt sich nämlich schon eine Reihe von Jahren in der Welt - bevor ihn seine Wege nach Genua treiben. Da wir aber unmöglich jede einzelne Stelle des V20 Regelwerks mit einem Häkchen oder roten X versehen können, müssen wir überlegen wie wir mit kainitischen Vorkenntnissen umgehen. Dem was ihr von eurem Erzeuger oder Mentor gelernt habt und dem was ihr selbst in eurer letzten Domäne oder davor erlebt habt. Wir haben dies bisher immer grob durch den Hintergrund abgedeckt und dann, sollte es soweit kommen zu entscheiden ob euer Char dies kennen kann oder nicht. Es hat sich in den vergangenen Wochen aber gezeigt das wir langsam die kritische Masse erreicht haben und dieser Umgang nicht mehr sonderlich vielversprechend ist und sogar im Gegenteil lange Diskussionen und Verärgerung nach sich zieht. Auch da wir immer weniger Zeit für jeden einzelnen von euch haben, da Genua - zum Glück - wächst und gedeiht.

Wir müssen das Prinzip also idealerweise umdrehen und ein grobes Gerüst entwerfen, das wir jedem Neuling an die Hand geben damit er nicht mit falschen/fremden Vorstellungen zu spielen beginnt und nach einem halben Jahr Spiel vor eine Wand läuft, weil seine und die Vorstellungen der SL plötzlich kollidieren.

Das Problem bei dieser Liste ist jedoch, das es sie nicht geben kann. Denn es gibt kein kainitisches "Allgemeinwissen". Jeder Clan bildet seine Kinder anders aus. Jede Linie bildet seine Kinder anders aus. Jeder Erzeuger bildet seine Kinder anders aus. Und zwar das erste anders als das zweite. Das vierte anders als das dritte. Weil er seine Fehler nicht wiederholen möchte und weil jedes Kind eine andere Persönlichkeit, Schwächen und Stärken hat. Wichtig ist zu erkennen das auch euer "Erzeuger" keine allumfassende Wissensquelle ist, sondern ein ziemlich normaler Kainit mit Stärken und Schwächen er besitzt nur mehr Erfahrung, je nachdem wie alt er ist. Genau wie eure Chars. Und daran messen wir ihn auch. D.h. auch euer Erzeuger und dessen Erzeuger und dessen Erzeuger hat sich sein Wissen erarbeitet, erlernt und erhandelt. Erpresst, erzwungen und ergaunert. Auch er hat kein Gesamtpaket von seinem eigenen Erzeuger bekommen. Umso jünger er ist, umso mehr teilt er noch mit euch, weiß aber vielleicht nicht soviel wie Ältere. Umso älter er ist, umso weniger Wissen gibt er euch mit, weil er weiß das ihr irgendwann eure eigenen Wege geht...und das gefährlich für ihn werden kann. Das eure Loyalitäten wechseln können, hin zu einem fremden Prinzen, jemanden der euch Blutsbindet oder es gar ein Zerwürfnis mit ihm geben kann, weil ihr euch nicht mehr von ihm für seine Ziele missbrauchen lassen wollt. Das bedeutet das jeder Erzeuger/Mentor in der Chronik eine eigene Tabelle mit Wissen bräuchte, was er euch beigebracht hat und was nicht. Und dann bräuchten wir eine zweite, regional bezogene Tabelle aus welcher Region euer Kainit kommt und was er daher selbst so in seiner bisherigen kainitischen Zeit erlernt hat.
Ihr seht selbst, das ist kein sonderlich praktikabler Weg. Trotzdem versuchen wir aus der (notwendigen) Anforderung sich an etwas "festhalten" zu können mit dem ihr spielen könnt und der realistisch gehaltenen Welt in der wir spielen so etwas wie eine Liste zu bauen. Die können wir eigentlich nur aus euren Werten zusammensetzen. Weil diese ja eben eure Erfahrungen uns bisherigen Lebensereignisse in grob gewichteter Form wiedergeben.

Eine Aufstellung dieser findet ihr hier: viewtopic.php?f=82&t=3883&p=47489#p47489
Weitere Einzelfragen (die garantiert auftauchen werden) können wir dann immer noch direkt klären :-)

LG
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Re: [Divers] Haukes "kleine" Kolumne

Beitrag von Il Canzoniere »

Ich habe gesehen hier haben wir noch nicht mal die Startthemen durch. Ich befasse mich daher heute einmal mit dem Thema: " Effiziente OOCs, wie geht das?"
Das steht ja noch aus und ist - trotz all der Zeit immer wieder ein Thema über das ich stolpere.
Es kommt immer wieder vor das jemand in eine neue Situation gerät und damit spielen möchte, aber in seinem Eifer in die falsche Richtung läuft. Ich gebe daher hier ein paar Tipps wie man in Genua recht gut von der Stelle kommt - ohne Mehraufwand, stattdessen mit weniger Frust. Leicht machen wir es euch natürlich trotzdem nicht, aber manchmal liegen Fehlschläge am harten Setting und manchmal (häufig) an einer Vorgehensweise die in diesem Setting nicht die klügste ist.

Meine persönliche Top 5 OOC-Shortlist:
- Informationen, Informationen, Informationen. Wir spielen in einem dichten Setting voller ausdefinierter Räume, NSCs und vergangener SC-Aktionen. Es gibt kaum einen Bauchladen der nicht irgendwo schon einmal aufgekreuzt wäre. Daher ist das allerwichtigste.... das ALLER WICHTIGSTE... das sich zuerst ein Überblick über die Situation verschafft wird. Per OOC oder in dem man andere Chars in spielen darauf abklopft, Gefälligkeiten herausgibt um informiert zu werden oder ähnliches. Wichtig ist sich eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen auf der man dann agieren kann. Tut ihr das nicht, wird irgendwas schiefgehen, versprochen. Einfach weil das Szenario kein einfaches ist und es bei uns kein "irgendwer wird sich schon drum gekümmert haben" gibt, sondern man jeden Stock selbst aufheben muss.

- Keine Scheu. Es begegnen mir immer wieder OOCs die mit angezogener Handbremse geschrieben wurden. Weil man Angst hat das der und der Senator ja ganz ganz sicher schon irgendwem "gehört" die und die Kirche "in jedem Fall!" schon vergeben sei usw. was nicht jedoch nicht einfach nur falsch ist sondern mittlerweile auch ein beachtliches Defizit an kainitischem Einfluss (Spoileralert) in Genua geführt hat, ich bin mir sicher ihr merkt alle ein wenig wie es Ingame aktuell gärt. Genua ist frei. Nehmt euch was ihr haben wollt, es kann alles euch gehören. Und selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte das man in den Einflussbereich eines anderen Chars eindringt generiert das Spiel und hat noch nie (!) jemanden umgebracht. Meist sind solche Konflikte sogar (bedauerlich) schnell abgehandelt. Manchmal erwächst daraus aber auch ein herrlicher Plot der Genua als ganzes voranbringt.

- Holt jemanden mit ins Boot. Sei es ein menschlicher NSC, ein anderer Char oder ein Hintergrund-Kontakt. Irgendjemanden mit einem anderen Blickwinkel als ihr. Wie Augenzeugen bei einem Unfall sehen andere Personen die Situation aus einem anderen Blickwinkel und damit noch einmal völlig anders als ihr. Ihr müsst ja nicht auf sie hören, aber zieht in Betracht das bei zwei sehr unterschiedlichen Ansichten vermutlich einer falsch liegt. Und rein statistisch seid ihr das - in der Hälfte der Fälle.

- Keine Hektik (meistens), bleibt konsistent, spezialisiert euch. Wir spielen Vampire in einer Chronik dessen inoffizielles Motto "Ewigkeit" lautet. Der langsame, unstressige Aufbau eines Aktionsradiusses ist meist viel effizienter als mal einige Schritte in diese Richtung und dann wieder einige Schritte in diese Richtung. Jemand der in der Fischercommunity Genuas tief verankert ist hat einen größeren Hebel als derjenige der in der Kirche, dem Landadel, einer Taverne und einem Handwerker Einfluss besitzt.

- Nutzt profane Methoden (!). Bestechung, Erpressung, ein anständiges Gehalt oder etwas zu essen sind in vielen Fällen beinahe genauso effektiv, manchmal sogar effektiver als ein Blutsband, eine Disziplin oder eine Biss-Abhängigkeit. In der echten Welt kommen Organisationen wie die Cosa Nostra oder die Camorra auch völlig ohne Übernatürlichkeit in jeden Winkel des italienischen Staates. Korruption ist auch in unserer Welt - ohne Werwölfe und Bluthexerei - eins der größten Probleme die es überhaupt gibt. In den allermeisten Situationen könnt ihr eure Angelegenheiten mit profanen Mitteln lösen.

Falls ihr in dieser oder jener Situation nicht genau wisst wie man vorgehen könnte und vor einer Wand steht die euch unüberwindbar erscheint, sprecht uns SL gerne darauf an. Wenn wir ein wenig darüber reden ist euch in den allermeisten Fällen bisher ein Ansatz eingefallen wie man damit kreativ umgehen könnte.

Das war es auch schon wieder. ;-)
LG
Hauke
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Il Canzoniere
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Re: [Divers] Haukes "kleine" Kolumne

Beitrag von Il Canzoniere »

Aktuell würde ich gerne ein paar Worte zum heißen Thema "Wieso darf der das spielen/bekommt den Hintergrund/Generation/Clan/Disziplin und ich durfte das bei meinem Char nicht?" verlieren.

Dazu lege ich am besten offen wie ich genau neue Chars zulasse, um da mal etwas Transparenz herzustellen:
1: Jemand meldet sich bei mir das er gerne einen (neuen) Char bauen würde.
2: Wir klären ein Grobkonzept ab. Dabei gehe ich sehr stark auf die Wünsche der Spieler ein und versuche sie so in unsere Welt zu verflechten, dass sie a) schnell ins Spiel finden; b) Anknüpfungspunkte für andere Spieler (ergo:Spiel) generieren; c) sie mit ihrem Konzept in unserer sehr eigenen Welt nicht vor eine Wand laufen; d) sie auch im späteren Verlauf des Spiels nicht irgendwann ihren Char beerdigen können weil er sein "Ziel" erreicht hat und nun keinen Grund mehr hat in Genua zu bleiben (ergo: ich binde sie langfristig an Genua).
Hier sollte man wissen das es unterschiedliche Spielertypen gibt. Manche spielen sehr frei und wollen auch ihre Freiheiten. Sie wollen bestimmen wie die Beziehung der NSCs in ihrem Hintergrund zueinander ist/war, aus welcher Region sie kommen, natürlich welchen Clan, Weg, Erzeuger sie haben, Vor/Nachteile, ihren Background eben usw. andere Spieler kommen von der anderen Seite des Farbspektrums. Sie kommen herein und fragen: "Was braucht ihr?" und möchten sich der aktuellen "Charakterlandschaft" anpassen. Beide Typen sind gerne gesehen und ich gehe so auf sie ein wie sie das wünschen. Zur Erleichterung des Verständnisses nenne ich die beiden Konzepttypen hier einmal "offene Konzepte" und "geschlossene Konzepte". Natürlich ist auch hier nicht alles schwarz-weiß und viele Spieler sind eher im Graubereich auf der Skala unterwegs, aber ich halte es zur Veranschaulichung trotzdem mal so.
Diejenigen Spieler die eher "offen" sind, sprechen kurz mit mir das Grobkonzept ab und machen dann mit Punkt 3, der Hintergrundstory, weiter.
Diejenigen Spieler die von mir mehr Vorgaben möchten, muss ich mir nun natürlich genauer ansehen. Je nach unserem Bedarf schaue ich welcher Clan, welcher Weg der Erleuchtung, welche Herkunft und welche Hintergründe aktuell nicht allzu sehr vertreten sind und wo wir storytechnisch Unterstützung gebrauchen können. Das erfolgt abgestuft. Soll heißen: Italien ist sehr lasombra-dominiert. Ich habe also viel weniger gegen den vierten Lasombra als gegen den zweiten Tzimisce (die traditionell eher selten nach Italien herüberkommen). Ich habe weniger gegen den fünften via humanitas-Anhänger als gegen den zweiten via ossum (Weg der Knochen)-Follower. Und weniger gegen den fünften Generation 10. Kainiten als gegen den zweiten mit Generation 6/7. Neben dieser "Gausschen Normalverteilung" als die ich diese Überlegung scherzhaft verkaufe (nicht hauen bitte), achte ich natürlich (wo ich gerade doch einmal die Chance dazu habe) Charaktere ins Spiel zu bringen die die Story voranbringen, der Chronik einen Dreh oder einen neuen Blickwinkel schenken, Konsequenzen nach sich ziehen usw. kurz gesagt: ich sorge dafür das uns die "Blut und Spiele" wie sie so liebevoll im Chronikjargon genannt werden, nicht ausgehen. Und zwar in dem ich tiefer in die Freiheiten dieser Spieler eingreife. Teilweise so weit das ich sage: "Wie wäre es mit dem Kind von X?" womit Clan, Weg, Generation, Herkunft, viele Hintergründe, Aussehen, Mindframe, Fraktionszugehörigkeiten oder spielerische Optionen einfach geblockt sind. Im extremsten Fall baue ich diese Chars mehr als der Spieler, der von da an tagtäglich mit diesem Char spielen muss. Mit allen Vor- und Nachteile die da dranhängen. Und wenn er nach 2 Monaten merkt das er das eigentlich doch gar nicht so cool findet und der "Water Ninja" einfach nicht sein Char ist und er viel lieber den sozialen Charmeur, den kriegerischen Bastard oder den sneakenden Konfettiregen spielt, dann haben wir einen NSC der mitten in der Luft schwebt. Vermutlich an einer Position an der er steckt weil er Spiel generieren sollte, stattdessen verhindert er nun Spiel, da NSCs wesentlich unflexibler, langsamer im Spiel und weniger getrieben sind als eigentlich jeder SC. Ich bin also recht vorsichtig wem ich welchen Konzepttyp anbiete und spreche viel mit Sam und Martin und dem betroffenen Spieler ob man sich das vorstellen könne.
3: Der Charhintergrund. Eine grobe Seite Din A4 die ich dann komplett zerpflücke um überall Querverbindungen zu unserem Hintergrund einzuflechten und einen eleganten Übergang in die "genuesische Welt" zu ermöglichen. Geschlossene Konzepte zerpflücke ich dabei natürlich viel viel akribischer als offene, weil sie einen viel viel engeren Rahmen haben.
4: Der Charbogen. Ganz stumpf nach den Regeln und dem vorher abgesprochenen Konzept, dem Hintergrund und der "gausschen Normalverteilung" die ich oben erwähnte segne ich dann den Char ab. Das geht meist mit ein paar Änderungen daher, geht aber meist recht fix.
5: Charbild, Beschreibung der Erscheinung fürs öffentliche Forum. Auch wenn mir Olaf und andere gelegentlich vorwerfen das ich Darth Vader als Charbild zulassen würde, achte ich doch schon recht stark darauf das euer neuer Brujah nicht unbedingt Nicolas Cage ist, kein Ork, keine Fantasyrüstung mit Praoissonne auf der Schulter oder ein Foto von euch selbst vom letzten Live ist. Auch bei der Beschreibung schaue ich noch ein bisschen drüber.

In der Vergangenheit kamen hierzu immer wieder Kritikpunkte auf, bspw. als Renes legendärer Fabrizio vernichtet wurde und sein nachfolgender Char sich plötzlich als ein Ancilla (Mattia, einige von euch kennen ihn noch) entpuppte. Chroniktechnisch leitete es damals das sichtbare Älterwerden der Domäne Genua ein und eröffnete den Spielern die Möglichkeit sich Ingame zum Ancilla hochzuarbeiten. Diesen "Weg" haben später auch Brimir, Acacia, Titus, Sousanna und jüngst Illario unter den SC mehr oder weniger erfolgreich beschritten. Was leider nicht erfolgreich war, war Mattia ins Leben zu rufen. Er hat (OT) viel Gegenwind bekommen, hat nach 1-2 Monaten die Lust verloren und wart seitdem nicht mehr wirklich gesehen. IT ist daraus jede Menge Spiel entstanden die es so sonst nie gegeben hätte. Gerade im gesellschaftlichen Kontext, gab es nun statusspiel und das Streben nach Aufstieg, sichtbarere Unterwürfigkeiten und Beleidigungen. Alles in allem sehr bereichernd. Tatsächlich sind die Charaktere mit diesem Umstand viel besser umgegangen als die Spieler. Denn die Charaktere waren misstrauisch, unruhig weil jemand mit Macht da war den sie nicht kannten, neidisch auf dessen "Erfolge" (alt werden ist bei uns ein ziemlicher Erfolg ;-) ) und vorsichtig. Die Spieler waren allerdings leider auch misstrauisch (wieso darf der jetzt einen Ancilla spielen?), unruhig weil jemand mit Macht da war den sie nicht kannten (ich hab meinen Char sooo lange gespielt und jetzt taucht dieser Retorten-Ancilla auf und bedroht mich), neidisch auf dessen "Erfolge" (mir hat man damals sowas nicht zugelassen!) und vorsichtig (ich spiel lieber erstmal nicht mit ihm).

Und auch wenn es natürlich sozial nicht sonderlich fair von Ihnen war, hatten sie teilweise Recht. Natürlich hätte ich ihnen damals, als sie ein Jahr vorher angefangen haben, keinen Brujah-Ancilla angeboten... weil wir da noch gar keinen brauchten. Damals brauchten wir vielleicht dringender jüngere Lasombra. Oder Leute auf der via bestiae. Oder einen ganzen Haufen Nosferatu. Nicht weil ich Spieler A bevorzuge, mich besser mit ihm verstehe oder er mir jeden Monat Geld überweist, sondern weil wir zu dem Zeitpunkt schlichtweg keinen Brujah Anchilla brauchten. Wenn jemand auf mich zukommt und ein geschlossenes Konzept haben möchte, dann schaue ich was wir jetzt gerade brauchen. In diesem Fall kam mir sogar noch die Glaubwürdigkeit zugute, dass es kein Startchar war und ich (!) Renes Treue-EP (die Hälfte der EPs seines verstorbenen Chars Fabrizio) so verballern konnte wie es mir (!) für einen Ancilla sinnvoll vorkam.

Auf den ersten Blick kann man an dieser Stelle natürlich eine Debatte aufmachen wieso der eine Spieler die Erlaubnis für dies bekommt und der andere für das, aber eigenlich lässt es sich nicht vergleichen. Weil es Äpfel und Birnen sind. Denn natürlich sind wir alle an Fairness und einer gleichen Basis für alle interessiert. Als oberste Parole will ich mich dem anschließen und es auch in Genua genau so durchsetzen. Leider ist es damit nicht erledigt. Den wie bei allen Begriffen die sich gut brüllen lassen, wird es sehr kompliziert, wenn man einmal genauer darüber nachdenkt. Faktisch gesehen ist schon die Tatsache das wir ein würfelbasiertes Punktesystem spielen nicht 100% fair, da eben gewürfelt und keine statistische Durchschnittsanalyse angewandt wird. Dann unterscheiden sich auch die Disziplinen, Pfade der Erleuchtung und Disziplinenzusammensetzungen der 13 spielbaren Clans so sehr das man sie getrost als "imbalanced" bezeichnen kann. Ich will das jetzt auch nicht weiter zerreden, nur aufzeigen das solche Themen in Genua objektiv abgehandelt werden und daher nur schwer vergleichbar sind.

Wenn wir also einen Char zulassen und er etwas "bekommt" was wir anderen Spielern vorher abgelehnt haben, dann liegt das zum einen an der Summe der Teile (wenn du schon Hintergrund A auf 5 hast, gibt es nicht auch nich Hintergrund B und C auf 5) und zum anderen am aktuellen Bedarf an, Salopp gesagt, "Blut und Spiele"-Material. Ein ungutes Gefühl im Bauch ist daher nicht nur unnötig (ich achte da sehr genau drauf) sondern sogar destruktiv für die Gesamtlage (wie an obigem Beispiel skizziert). Das System ist zeitpunktbezogen und absolut objektiv. Oder um es noch einfacher zu sagen: Glück. Pures Glück. Und das, so habe ich mir mal sagen lassen, ist statistisch die höchste Form der Fairness. Also ärgert euch nicht, das Pech kommt früher oder später eh zu jedem. ;-)

Bis zum nächsten Mal.
Hauke
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Re: [Divers] Haukes "kleine" Kolumne

Beitrag von Il Canzoniere »

Reisen

Es ist ja schon wieder ein wenig länger her aber in letzter Zeit (natürlich auch bedingt durch den Zeitsprung) ist bei euch das Thema der Reise aufgekommen, weil ihr Heimatbesuche, Reisen an ferne Orten, Pilgerbesuche oder Trips in nahegelegene Städte unternommen habt/wollt. Das das eine größere Sache ist und viel passieren kann überrascht dann doch auch immer wieder den ein oder anderen, daher hatte ich mir vorgenommen mal ein paar Worte zu dem Thema zu verlieren. Auch um etwas Awareness dafür zu schüren.

Zu allererst: Reisen im Mittelalter ist richtig beschissen und kein Vergleich zu Reisen heute. Es ist recht üblich vor einer Reise sein Testament zu machen, was ja schon eine recht interessante Erwartungshaltung zeigt. Für Kainiten sieht es in vielen Fällen noch ungleich beschissener aus.

Die meisten Spieler, die eine Reise unternehmen, scheinen sich das Leitmotto "Ich will nur kurz hier durch, ignoriert mich bitte bis ich da bin" gewählt zu haben. Wenig bis keine Interaktion mit irgendwem unterwegs, autarke Selbstversorgung was Lebensmittel/Blut angeht, abseits von Domänen unterwegs bleiben und nur irgendwie durchkommen.
Das ist nicht unbedingt die beste Option. Denn sie klappt nicht. Wer auf Straßen reist (was aufgrund von Wagen usw. häufig notwendig ist) gerät zwangsweise in Kontakt mit Sterblichen. Seien es Brückenzölle (die in der jeweiligen örtlichen Währung bezahlt werden - wofür also erst einmal ein Geldwechsel vorgenommen werden muss (was häufig Umwege bedeutet)), sei es ein örtlicher Führer der euch die völlig unbeschilderte Wildnis bringt (bspw. der nahen Apeninnen) und euch sagen kann wo Wegelagerer lauern (die sich gerne die "Reichen" also die die sogar einen lichtdichten Wagen besitzen) rauspicken, wo Lawinengefahr herrscht usw. Als Schutz vor Gefahren schließt man sich auch häufig zu Reisegruppen zusammen (was eine willkommene Nahrungsquelle für euren Kainiten bedeuten kann) und hat natürlich auch hier Kontakt. Auch wird meist tagsüber gereist, da die im Sommer verschlammten und im Winter gefrorenen Straßen kein gutes Terrain sind, wenn man absolut nichts sehen kann (was für die meisten Zugtiere wie auch Menschen gilt). Brücken sind nachts auch häufig geschlossen oder Stadttore (auf die die Straße die ihr nutzt geradewegs drauf zu hält) einfach zu. Eure Ghule/Diener müssen also recht viel organisieren: Bewachung, Geldwechsel, örtliche Gesetze einhalten und falls ihr Waren mittransportiert fallt ihr auch unter Stapelrechte usw. und werdet so dazu gezwungen einige Wochen in fremden Domänen zu verbringen.
Das gleiche gilt, in einem etwas größeren Maßstab, auch für Schiffsreisen, wo ihr in Häfen die ihr zur Frischwasserversorgung oder Proviantannahme anlauft (oder weil euer Kainit was zu trinken braucht) und Zöllen, Stapelrrecht (Schiffe fahren so gut wie nie leer und wenn doch erregt es recht große Aufmerksamkeit) und dem Hafenklima (Matrosen mit Landgang usw.) unterworfen seid. Hier lauern außerdem Untiefen die zur Havarie führen können, Seeräuber und Kriegsparteien auf euch, die die Reise vorzeitig beenden können.
Häufig werden auch Flüsse als Wege genutzt, da das einst gut ausgebaute römische Straßennetz seit hunderten Jahren - mal mehr mal weniger - verfällt und meist nur unzureichend in Schuss gehalten wird. Flussreisen könnt ihr euch dann als das beste aus Land- und Seereisen vorstellen, mit Widrigkeiten aus beiden Themen.

Wäre das schon nicht genug und man würde sich jetzt schon fragen wieso zum Henker man sich soetwas antue, wird es mit der kainitischen Komponente nur noch schlimmer. Denn (so gut wie) alle Prinzen halten die zweite Tradition (die der Domäne) für ein Recht das ihnen zusteht. Sie wollen am liebsten jeden Kainiten kennen der auf dem von ihnen beanspruchten Territorium lebt, durchreist, Pause macht oder auch nur dran denkt. Dafür schaffen sie eigens Ämter wie das der Geissel um auch ja durchzusetzen das sie keine (kurz- oder langfristigen) Schmarotzer in ihrer Domäne haben die "ihren" sterblichen Untertanen ihr Blut stehlen. Es muss sich also vorgestellt werden, jedesmal wenn man eine Domäne betritt oder durchquert oder man riskiert das die Einheimischen Kainiten einem Gewahr werden und Pluspunkte bei ihrem Prinzen sammeln wollen indem sie euch kurzerhand abschlachten oder an jemanden verraten der euch abschlachtet. Natürlich läuft die Prozedur nicht automatisch auf den Tod hinaus. Solltet ihr euch auf (politisch) befreundetem Territorium befinden, finden meist nur ausgibige Verhöre statt und falls klar wird das ihr nur durchreist bekommt ihr bei einigen Prinzen die Chance euch freizukaufen (teuer) euch freikaufen zu lassen (noch teurer) oder Aufgaben für sie zu erledigen (das kann vom simplen Überbringen von Nachrichten bis hin zu Sabotgae/Spionage so ziemlich alles sein). Sollte die (politische) Lage nicht so freundlich sein und ihr auf feindlichem Gebiet erwischt werden, werdet ihr vermutlich erst auf Informationen ausgequetscht und dann entweder als Geisel eingetauscht oder öffentlichkeitswirksam hingerichtet.

Wenn ihr auf solcherlei Behandlung keine Lust habt und sie ausschließen wollt, bleibt euch also nur der Weg euch offiziell anzumelden. Leider wisst ihr in den meisten Fällen kaum etwas über jene Domänen, ob man sich dort beim Seneschall, Prinzen, Herold, Ädil, Geissel oder anderen Amt anmelden soll geschweige denn wer das überhaupt ist und wie zum Henker man diesem eine stillekonforme Nachricht überbringen kann. Meist ist dies mühseelige Kleinarbeit für die Zieldomäne und die drei Domänen die man auf dem Weg dahin Informationen einzukaufen, Schreiben aufzusetzen/Boten zu schicken, die Bedingungen der Einreise zu erfüllen usw. soetwas braucht Jahre der Vorbereitung. Für diejenigen unter euch die in OOCs rechnen sehe ich jetzt schon ein Abwinken und den Satz "Gut, dann reise ich halt niiiiiiie wieder!". Aber halt: es gibt einen Lichtblick. Ihr könnt solcherlei Informationsbeschaffung auslagern. Sowohl Harpyien als auch (gelegentlich) Hüter oder (in Genua) Prinz oder Seneschall (und häufig auch die Nosferatu) haben solcherlei Informationen in petto oder können sie besorgen. Denn hier besteht ein gewisser überregionaler Austausch zwischen (einigen) Domänen. Kostet natürlich Gefallen, aber nur der Tod ist umsonst und sogar der kostet das Leben.

Wenn ihr euch also jetzt mit den sterblichen (ächz) und kainitischen (doppelächz) Problemen einer Reise beschäftigt habt, dann gibt es noch eine weitere Komponente, die auch dem gut vorbereiteten Kainiten einen Strich durchs Unleben machen kann: das Übernatürliche. Heilige Stätten (Pilgerorte), Wolflinge (Wildnis), mystische Kräfte, Wasails, Vampirjäger oder andere unplanbare Dinge stehen dem gewöhnlichen Wanderkainiten nicht nur im Weg, sie bedrohen ihn teilweise aktiv. Wenn man Pilgerorte mit dutzenden Menschen voller wahrerem Glaube auf allen Straßen hin und zurück und übelkeitserregender Aura weit über die Stadtgrenze hinaus auch einfach mit einem mehrwöchigen Umweg umgehen kann sind große Wildnisgebiete (wie die Apenninen abseits der Straßen) ein Ort an denen ein Kainit auch einfach verschwinden kann. Wolflinge spielen in Genua zwar keine Rolle, aber es gibt sie und sie haben ihre eigenen übernatürlichen Kräfte um euren Konvoi des Tags mit einem halben Dutzend Vernichtungsmaschinen von Angesicht der Erde zu tilgen. Darüber hinaus kann es euch auch in jeder Fernfahrerkneipe passieren das ihr und eure kainitischen Kumpels von einem Haufen zufällig dort Anwesender Gäste umgebr... lassen wir das.
Ihr versteht worauf ich hinauswill. Es gibt fest in die Welt integrierte übernatürliche Widrigkeiten die ebenfalls mit einem Gefallen an der richtigen Stelle in Erfahrung gebracht werden können und es gibt zufällige Aspekte die euch erwischen können. Reisen sind eine wirklich riskante Angelegenheit und sollten wohl geplant werden. Meist läuft es auf Tendenzwürfe für jeden kritischen Teilaspekt (bspw. 3 Tendenzwürfe für 3 illegal passierte Domänen) heraus die euch unvermittelt erwischen können obwohl ihr geistig schon längst plant was ihr alles am Zielort tun wollt und die durchaus als "lästig" empfunden werden weil man nicht damit gerechnet hat. Auch dazu soll dieser Post dienen: um euch darauf aufmerksam zu machen das ihr nicht einfach in euren Mercedes steigt und von Hamburg nach München kachelt. Wir spielen da sehr sehr realistisch. Wie immer ;-)

LG
Hauke
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