Wunden, die Verzweiflung schlägt (Gaius)

[Januar '17]
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Wunden, die Verzweiflung schlägt (Gaius)

Beitrag von Sousanna »

Es fiel Sousanna einige Augenblicke lang schwer, irgendetwas zu erwidern. Sie wusste nicht, was sie nun tun sollte. Ob sie alles enthüllen sollte. Ob sie es wagen konnte. Solange die Verstümmelung nicht verschwunden war, konnte sie nicht wagen, den Zorn des Handwerkers zu erregen und selbst dann... Seine letzte Drohung war klar und deutlich gewesen.
"Was wäre denn dieser Weg?", wollte sie schließlich leise wissen.

Seufzend schüttelte sie den Kopf. "Man hat mir versprochen, mir möglicherweise mit meinem Problem der zu großen ... Menschheit helfen zu können. Wenn ich mich einer Untersuchung unterziehe... Ich habe leichtfertig zugestimmt und als mir die volle Tragweite der Untersuchung bewusst wurde, konnte ich nicht mehr einfach gehen. Wahrscheinlich ist das hier" Mit unbestimmter Geste und angewidertem Gesichtsausdruck deutete sie auf die Wunde. "Die Strafe dafür, dass ich mein Angebot zurückziehen wollte."
Dann trat mit einem Mal ein fiebriger Ausdruck in den Blick der Ravnos und ihre kleine, schmale Hand griff nach der Hand des Kriegers. "Aber versprecht mir, dass das was ich euch gerade anvertraue, diesen Raum nicht verlässt.", wisperte sie eindringlich. "Es würde in jeder Hinsicht mein Verderben bedeuten - und es war schwer genug für mich, jemanden in diese Angelegenheit einzuweihen."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Gaius Marcellus
Salubri
Beiträge: 1580
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 23:46

Re: Wunden, die Verzweiflung schlägt (Gaius)

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius verstand ihre Sorge nicht, sie hatte Sorge... aber welcher Art. "Meine Liebe, wer auch immer es getan hat... er hat das sicher nicht aus versehen getan. Ich sehe die dunklen Blutskräfte, die an euch wirken... ihr wolltet etwas gegen eure Menschlichkeit? Ihr meint eure Fänge?
Ihr scheint einen Hexenheiler oder derartiges besucht zu haben?" Sorgen waren auch im Blick des Salubri zu sehen.

"Wenn dem so ist und ein Wesen mit Kräften, das nicht der Gesellschafts Kain angehört hier haust... dann teilt es mir bitte mit. Ich werde euch vor seinem Einfluss schirmen. Wenn es ein Kind Kains war..."
Gaius wirkte als habe er einen ganz klaren Verdacht - die Hure aus Babylon... also die Andere, nicht Sousanna! Furfur hatte recht behalten. Nun nein... über ihre Verderbtheit war sich Gaius keineswegs sicher, FurFur schien auch für den Salubri verrückt zu sein... aber wenn sie dies war, dann hatte er recht!

"Nun, die einzige Möglichkeit die mir erscheint... ist jemand mit den gleichen Kräften... am besten, den Verursacher. Eingesperrt und gebunden wird er uns diesen Dienst sicher nicht mehr verweigern..." schlug der Krieger bitter vor. Etwas Wut war in ihm zu erkennen... hatte er einen Beschützerinstinkt für Sousanna entwickelt, die letzten Treffen verstärkt?
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Wunden, die Verzweiflung schlägt (Gaius)

Beitrag von Sousanna »

"Es hat mir versprochen sich darum zu kümmern... Wollte mir richtige Zähne geben, wenn ich...", brachte sie kläglich hervor. Dann versagte ihr endgültig die Stimme. Die so hübschen Lippen bebten. Wie alles an ihr. Das sonst so rosige Gesicht war kreidebleich geworden. Wäre sie noch eine Sterbliche gewesen, hätte der Heiler wohl fürchten müssen, dass sie in Ohnmacht fiel.
Mit einem Mal sackte ihr Kopf nach unten und sie begrub das Gesicht in den Händen. Wie viel mehr Grauen würde ihr heute Nacht noch mehr eröffnet. Sie musste zu dieser Bestie zurück. Wie würde sie das nur überstehen? Würde dieses Tier sein Versprechen überhaupt halten? Und würde es sie wieder gehen lassen?

Es brauchte eine Weile bis Sousanna sich wieder fing. Schwer schluckte sie und sah ihn dann wieder an. "Wenn ihr das sagt... ist das meine einzige Chance...", seufzte sie schließlich schwer um Fassung ringend. "Ich fürchte, ich muss es tun... Ich muss dorthin zurück - vielleicht tut er es freiwillig." Ein seltsam hoffnungsloser Ausdruck trat in ihre Augen. "Ich werde wohl dorthin zurück gehen, aber zunächst allein. Ich fürchte, das ist die einfachste Lösung... fürs Erste. Zumindest die friedlichste..." Denn sie war sich sicher, dass dieser Toma sie unendliche Qualen durchleben lassen würde, sollte man ihn zur Heilung zwingen.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Gaius Marcellus
Salubri
Beiträge: 1580
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 23:46

Re: Wunden, die Verzweiflung schlägt (Gaius)

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius nickte "Es hat dich eingeschüchtert?" bemerkte nun auch er und nahm das verschreckte Wesen sanft in den Arm.
"Freiwillig wäre es sicher besser, ja... aber wer weiß, was er dir sonst antut... wie wäre eine andere Abmachung... du sagst mir wenn du auf dem Weg zu ihm bist und wirst in dieser Nacht einfach weniger unauffällig als sonst sein... wenn du bis in die letzte Stunde vor Morgengrauen nicht zurückkehrst aus dem Haus, in das du verschwindest..." er blickte auf sein Schwert, grimmig.
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Wunden, die Verzweiflung schlägt (Gaius)

Beitrag von Sousanna »

Die Schönheit nickte leise und erwiderte die Umarmung. Schmiegte sich verzweifelt an den Krieger als könne allein die Nähe zu ihm ihn vor dem inneren Schmerz und der Angst schützen. Eine Weile genoss sie diesen kurzen Anflug von zärtlichem Kontakt.
Erst dann kehrte sie in die Realität zurück und sah zu ihm auf. "Es ist ein gutes Angebot, doch ich fürchte die Konsequenz, wenn dieser Verrat aufkommt.", gab sie schließlich zu und schlug im Gegenzug vor. "Ich weiß, dass ihr und eure Männer gewiss fähig sind, aber ich denke oder besser ich flehe alle Heiligen darum an, dass mir kein Leid angetan wird - zumindest nicht, wenn ich weiß und zur Not auch erwähnen kann, dass jemand nach mir suchen wird, sollte ich bis zur letzten Stunde nicht in euer Haus hier zurückkehren."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Gaius Marcellus
Salubri
Beiträge: 1580
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 23:46

Re: Wunden, die Verzweiflung schlägt (Gaius)

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius atmete tief durch und aus. "Das wird dann aber eine leere Drohung sein, wenn ich nicht weiß, wo ihr hin geht könnte er euch verschwinden lassen und keiner würde euch je finden... wir wüssten lediglich, dass ihr nicht aus einer Laune heraus die Stadt verlassen habt..." die Idee schien ihm nicht zu gefallen. "Aber ich sehe eure Angst und will euch nicht zu etwas zwingen, Sousanna. Es ist eure Entscheidung... sagt mir zumindest, handelt es sich um etwas anderes als ein Kainskind?"
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Wunden, die Verzweiflung schlägt (Gaius)

Beitrag von Sousanna »

Sousanna seufzte schwer und fuhr sich durchs Haar. "Es ist ein Kainskind. Aber recht viel mehr weiß ich nicht.", erwiderte sie leise und sah zu Boden, bevor sie resigniert murmelte: "Ich fürchte, es wird in dieser Sache keine befriedigende Lösung geben... Ich brauche ein wenig Bedenkzeit. Im Augenblick ... im Augenblick weiß ich nicht, was ich tun soll..." Traurig atmete sie durch und zwang sich zu einem gequälten Lächeln. "Vielleicht, wenn mein Schmerz über diese ... Entstellung ein wenig nachgelassen hat, vielleicht finden wir dann noch einen besseren Weg."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Gaius Marcellus
Salubri
Beiträge: 1580
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 23:46

Re: Wunden, die Verzweiflung schlägt (Gaius)

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius wog den Kopf hin und her "Ihr seid eigenständig und niemandem verpflichtet, auch mir nicht. Ich widerhole nur mein Angebot, wenn ihr es wünscht gebe ich euch so viel Sicherheit wie ich kann, wenn ihr es wünscht frage ich die anderen Liktoren um Beistand. Ihr sagtet ja, es sei ein Unfall... doch wieso sollte er euch dann nicht mehr helfen wollen? Es ist unsere Aufgaben Beschwerden nachzugehen... und was ihr dort tragt ist sicherlich eine große Beschwerde... wenn ihr den Mut fasst, wendet euch an mich, wenn ihr wünscht, wenden wir uns an die Mitliktoren. Wir haben genug Macht und Auftrag ihrer höchst verehrten Majestät um euch zu helfen... wenn ihr es wünscht."
Kurz schwieg er, es war wohl nicht oft, das die örtlichen Kräfte sich für die niederen CLans, vor allem die Ravnos verwandten, aber ihr Clan und sein Haus waren schon seit alters her verwandt und das Wesen der jungen Schönheit geradezu bezaubernd... unschuldig. "Aber ich werde euch weder bedrängen noch überzeugen. Ihr müsst den Mut in euch selbst finden, ich werde euch nicht instrumentalisieren, Sousanna." nickte er ernst. Wirklich gute Worte zu der Wunde hatte er nicht anzubieten...
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Wunden, die Verzweiflung schlägt (Gaius)

Beitrag von Sousanna »

Traurigkeit erfüllte ihre Gestalt wieder. Dieses Mal weniger aus Verzweiflung als viel mehr aus seltsam schlechten Gewissen. Oder vielmehr, weil sie das Angebot gern angenommen hatte, es aber schlicht nicht wagen konnte.
"Ich bin euch wirklich dankbar. Allein durch dieses Angebot habt ihr mir mehr Güte zuteilwerden lassen, als ich es überhaupt erwarten konnte.", murmelte die Ravnos schließlich leise. Dann folgte ein kleines Seufzen und sie musste unweigerlich bitter lächeln. "Mut war noch nie die Stärke der Meinen...", gab sie eines der Vorurteile wieder, das so verbreitet war - aber zu oft auf Sousanna zutraf. "Aber es zeugt von eurem guten Herz, dass ihr euch diesen Umstand in keiner Weise zu Nutze machen wollt..."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Gaius Marcellus
Salubri
Beiträge: 1580
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 23:46

Re: Wunden, die Verzweiflung schlägt (Gaius)

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius nickte etwas düster aber auch gerührt. "Ihr wisst, wo ihr mich findet..." und beließ es dabei, seine Hand weiterhin stärkend an ihren Arm gelegt. Heute nacht konnte er dem Kind nicht helfen. Aber womöglich in einer anderen Nacht, wenn der Samen des Vertrauens erst einmal aufgegangen war...
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
Gesperrt

Zurück zu „987“