Mitternachtsspaziergang [Francesca]

[Matteo]

Die Porta Soprana hinter sich lassend schritt Matteo zügig aus, ganz allein und ohne Begleitung wollte er schlicht seine Gedanken ordnen. Ein nächtlicher Spaziergang durchs Umland, Einsamkeit und Ruhe genießend, war genau das was er in diesen turbulenten Nächten brauchte.

Ein letzter Blick zurück durch die sternklare nach in Richtung der Stadt und er ließ sie hinter sich, die Sorgen um Kulte, Schleichen und Drachen, Schatten und Holzköpfe, Lügen und Verpflichtungen. Nun endlich fand der Senator Raveccas die Ruhe um über weit Wichtigeres nachzudenken: Mantua.

So führte ihn sein Weg immer weiter die Straße entlang, die Nacht war noch jung und selbst wenn dem Nicht so wäre hatte Matteo wenig Zweifel rechtzeitig vor der Dämmerung wieder in Genua zu sein. Eine einsame Nacht sicher, doch wer weiss wer seinen Weg kreuzen mochte? Ein paar Kainiten "lebten" ja sogar hier und einsame Sterbliche die sich aus welchem Grund auch immer in der finsteren Nacht herumtrieben waren auch nicht völlig auszuschliessen...

[Francesca]

Auch Francesca war an diesem Abend an der Porta Soprana unterwegs. Ihre Haare wie immer sorgsam geflochten. An der linken Hand ihren Siegelring und um den Hals das Collier mit Rubin. Sie trug ein blaugefärbtes Kleid. Sie ging gerade den Weg der Richtung Stadt führte entlang als ihr in einiger Entfernung ein Mann auffiel der ihres Weges ging...

So ging sie geradewegs auf diesen zu, auch wenn ihr Geist sie zur Vorsicht mahnte. So kam sie ihm näher und immer näher. Bis sie schließlich auf Augenhöhe waren und Francesca wie zufällig im vorbeigehen Matteo leicht anrempelte. Ein versehen wahrscheinlich oder doch Absicht? Sie tat jedenfalls so als hätte sie es nicht bemerkt oder wenn doch wäre es vermutlich seine Schuld und so ging sie einfach weiter wie als wenn nichts weiter wäre nur um die Reaktion von Matteo abzuwarten.

Ein kleinen Schmunzeln bildete sich auf ihren Lippen. Wohl aber noch nicht sichtbar für Matteo. Einen kurzen Moment zögernd im Schritt nur um ihm die Gelegenheit zu geben zu reagieren...

[Matteo]

Ganz so in Gedanken, dass er nicht einmal eine einsame Frau auf menschenleerer Straße bemerkte, war Matteo dann wohl nicht. Auch hatte er wie stets außerhalb Genuas, in dunkler Nacht, seine Sinne geschärft und erkannte die Frau als Francesca, die Ventrue aus der Begegnung im Elysium, wieder. Er blieb stehen, dachte, dass sie wohl herantreten und ihn sprechen wollte, da streifte sie ihn wie unabsichtlich. Was unwahrscheinlich schien...

"Guten Abend werte Dame, Francesca, bitte entschuldigt, dass ich euch nicht ausgewichen bin. Wir kennen uns aus San Donato, wo es zwar auch düster ist, aber nicht so wie hier vor der Stadt. Darf ich euch ein Stück begleiten, durch die Nacht führen? Nicht dass ihr noch stürzt so ganz ohne Lampe und Licht."

Milder, eher neckender Spott klang mit in der Stimme des Toreador. Soo schlecht wäre ihre Idee der Kontaktaufnahme nicht gewesen - wäre er beispielsweise ein einfacher Sterblicher und nicht mit dem Blute Arikels gesegnet.

[Francesca]

Völlig irritiert blieb Francesca stehen. Nur langsam drehte sie sich herum. Die smaragdgrünen Augen funkelten Matteo wie Sterne am Himmel an und scheinbar wie zufällig befeuchtete sie kurze ihre Lippen mit der Zunge bevor sie höflich aber zurückhaltend antwortete:

"Bitte wer? Oh ach ja der wohlwerte Signore di Ventura, verzeiht ich war mir nicht sicher... Ich dachte ihr wärt mir besser in Erinnerung geblieben. Woran ich mich aber sicher nicht erinnere ist das wir schon beim du angekommen waren... Aber ich bin natürlich gerne bereit eurer Einladung zu folgen und euch ein wenig durch die Nacht zu begleiten, wo ihr dann sicher die Gelegenheit habt euch zu entschuldigen. Ich nehme an euer Abend war angenehm bisher?"

Dabei bot sie Matteo ihre Hand und würde ihm wenn er sie den führen würde folgen. Ihre Augen musterten ihn interessiert, sie war gespannt was der Abend so bringen würde.

[Matteo]

"Oh, dann bitte ich aufrichtig um Verzeihung werte Signora di Leonardi. Versteht das Benutzen der vertraulichen Anrede als dezenten Hinweis, dass ich es nicht schätze mit Beute verwechselt zu werden. Oder absichtlich touchiert zu werden um irgendein nettes kleines Spielchen einzuleiten."

Er lächelte, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen, wie auch reinem Amüsement. Endlich jemand der sich auf solche kleinen, leicht unverschämten Etikettespielchen nicht nur verstand, sondern auch zu genießen schien. Interessant vor allem wenn man Francescas Verwandtschaft zu Maximinianus bedachte. Schnell fügte er beschwichtigende Worte hinzu:

"Die Idee war gar nicht einmal so verkehrt, hätte funktionieren können... ich kenne da einen recht ritterlichen Kainiten bei dem es das ziemlich sicher hätte.
Aber vielleicht wenden wir uns doch erbaulicheren Themen zu. Seid ihr schon sesshaft geworden oder noch immer auf der Suche? Gibt es etwas was ich für euch tun kann, ob nun auf offizieller oder persönlicher Ebene, damit ihr einen guten Start habt?"

[Francesca]

Francesca blickte ihn aus strahlenden Augen an. Niemals hätte sie ihn mit Beute verwechselt zumindest nicht im eigentlichen Sinn. Das war ihr schon bei ihrer allerersten Begegnung im Elysium aufgefallen. Und dieses 'kleine Spiel' wie er es nannte, hatte ihren Zweck doch nicht verfehlt. So schien es zumindest. Dann antwortete sie mit einen leichten Lächeln auf den Lippen:

"Nun ihr seid äußerst scharfsinnig und doch bleibt ihr ein Gentleman. Oh und lass uns nicht von anderen Kainskindern sprechen ich bitte euch, ich hatte für die Woche weiß wer genug davon... Heute Abend sind nur wir beide hier. Oh und bitte nennt mich doch Francesca."

Eine kurze Pause bevor sie höflich hinzufügte:

"Nebenbei hoffe ich immer noch das euer Abend bisher angenehm war? Wie kommt ihr darauf das meine Unterkunft eine erbauliche Sache ist? Ich kann auch vergewissern, ist sie nicht. Ich bin untröstlich euch keinen besseren Bescheid geben zu 'können'. Aber so viel, es gibt Fortschritte. Ich konnte geeignetes Land vom Grafen Otberto erwerben für ein Gestüt und werde bald darauf Ställe und Unterkünfte für das Personal errichten und bezüglich eines Palazzo. Sagen wir ich stehe in Verhandlungen."

Wieder einen Moment der Pause bevor sie entschuldigend antwortete:

"Also nein ich wüsste nicht wobei ihr mir Momentan behilflich sein könntet... außer vielleicht... Aber nein das ist bestimmt zu viel verlangt..."

Unschuldig blickte sie ihn aus ihren großen Augen an.

[Matteo]

"Nun, Francesca dann wäre es mir genehm, wenn wir in informeller Umgebung einander beim Vornamen nennen. "

Selbstverständlich wäre dies in Anwesenheit anderer nicht so oder bei formellen, öffentlichen Angelegenheiten. Im Gespräch untereinanger vereinfachte es jedoch einige wenn man sich schlicht beim Namen nannte. Matteo bot ihr den Arm zum Unterhaken und würde mit ihr die nächtliche Straße entlangschlendern, plaudernd.

"Mein Abend war bisher ganz angenehm, scheint er doch gerade an Glanz zu gewinnen. Es freut mich, dass ihr entsprechend geeignetes Land erwerben konntet. Doch sorgt für euren Schutz, insbesondere dort draußen. In letzter Zeit gab es übergriffige Kainskinder. Aber eurem Wunsch entsprechend.. reden wir von anderem, wo ihr doch schon genug mit Unseresgleichen zu tun hattet in dieser Woche."

Matteo war schon zu lange tot und hatte auch in letzter Zeit zu viel erlebt um noch an Unschuld zu glauben, vor allem bei Kainiten. Insbesondere bei der Cousine des Herrn Seneschalls. Vorsichtig und lauernd zugleich stellte er daher die Frage danach, was Francesca anscheinend bewegte.

"Und was könnte das sein, diese Sache bei der ich euch Behilflich sein könnte Francesca?"

[Francesca]

Wie auf seine Bestätigung wartend nickte sie höflich und hakte sich dann dem dargebotenem Arm unter. Matteo der Straße folgend. Ihre funkelnden Augen lagen dabei forschend auf seinem Antlitz. Auf sein Kompliment wäre sie wohl errötet, hätte sie gekonnt. So aber drehte sie nur für einen Moment den Kopf gespielt beschämt zur Seite. Dann antwortete sie mit warmer, freundlicher Stimme:

"Ihr Charmeur. Habt dank für euren Rat. Seid gewiss das entsprechende Vorkehrungen getroffen wurden. Nur verzeiht meine Offenheit, aber ich glaubte nicht heute Nacht Schutz zu brauchen, in eurer Gegenwart."

Hatte sie damit eben laut ausgesprochen das sie auf Matteo gewartet hatte? Oder war das lediglich eine Floskel. Jedoch fügte sie neckend hinzu:

"Oder denkt ihr ich sollte mich gerade deshalb gar fürchterlich ängstigen. Ganz allein draußen vor Genua mit euch?"

Fast schon belustigt sah sie ihn an. War das alles für sie nur ein Spiel? Oder aber eben ihre Art ernste Gespräche in einen komfortableren Mantel zu hüllen. Wieder höflich reserviert antwortete sie:

"Sehr freundlich von euch meiner Bitte nachzukommen. Ich hoffe doch wir können heute Abend über erbaulichere Themen sprechen. Aber zunächst zu dieser 'Sache'..."

Ihr Blick senkte sich gen Boden und ihre Stimme war nun eher zurückhaltend wenn auch sanft als sie zögerlich hinzufügte:

"Wisst ihr in Genua hatte ich ein breites Umfeld von Leuten mit denen ich plaudern konnte. Doch hier in Genua fühle ich mich fremd um nicht zu sagen gar einsam. Wenn ihr also nichts dagegen hättet, wäre es eine große Freude meinerseits. Wenn ihr uns des öfteren zum gelegentlichen Plausch treffen könnten..."

Wieder drehte sie ihren Kopf zur Seite, hielt den Blick von Matteo nicht. Hatte sie da soeben so etwas wie eine Art Freundschaft vorgeschlagen? Nun wohl eher nicht, in der kainitischen Gesellschaft gab es so etwas wie 'Freunde' nicht, oder doch? Ihr Blick immer noch zur Seite gedreht verharrend auf die Erwiderung Matteos wartend...

[Matteo]

Ein amüsiertes, leichtes Lächeln enthüllte seine weißen Zähne, schimmernd im Mondenschein. Wirklich köstlich, wenn nur nicht so bedeutsame Angelegenheiten berührt würden.

"Gefährlich? Hier draussen mit mir ganz allein? Vielleicht, aber nicht für euch. Ihr spielt auf die haltlose Verleumdung meiner Person durch gewisse Kreise an? Die die davon flüstern tun das aus politischem Kalkül. Doch wer in Dreck wühlt sollte aufpassen, es bleibt immer etwas hängen.
Seid unbesorgt werte Francesca, ihr habt von mir nichts zu befürchten. Der Blutvogt Mantuas mag nach mir suchen, neuerdings, aber ich gebe euch mein Wort als Wandler auf der Via Regalis, dass ich meine verehrte Erzeugerin nicht ermordet habe."

Tiefste Überzeugung lag in diesen seinen Worten, schwerlich eine Lüge und doch war da noch mehr. Ein Versprechen grausamer Vergeltung, zu erahnen hinter den meergrünen Augen des Toreador. Ein jeder könnte vom Jäger zur Beute werden... auch ein Blutvogt.

Der Hauch von Vergangenem und Zukünftigen verging, wich entspannterer und fast schon lockerer Stimmung. Das Angebot, die Bitte, der Ventrue klang doch verlockend.

"Eine hervorragende Idee, ein zwangloser Austausch, Plauderei, Geselligkeit. Das fehlt in Genua. Die werte Melissa von den Drachen versuchte einst ganz Ähnliches, erfuhr wohl so einiges. Dich leider... Indiskretion ist der Tod zwangloser Plauderei."

[Francesca]

Immer noch blickte sie Matteo aus großen Augen an. Welche Verleumdung? Nun nein sie hatte noch nichts darüber vernommen aber es war interessant was man so alles erfuhr, wenn man die Leute einfach reden ließ und so verzog sie zu keiner Zeit auch nur einmal überrascht die Miene und nickte nur an passenden Stellen hin und wieder. Schließlich als Matteo endete antwortete sie höflich fast mit einer sanftheit in der Stimme die verwunderlich sein könnte:

"Wisst ihr... es kümmert mich reichlich wenig was andere über eure Person verbreiten... ich tendiere dazu mir meine eigene Meinung zu bilden und selbiges erwarte ich auch von meinem Gegenüber. Oh und ich würde fast soweit gehen zu sagen das ich euch mein Unleben anvertrauen würde, ohne Zweifel. Wäre da nicht dieser Instinkt zur natürlichen Vorsicht mahnend... Oh und falls ihr euch doch eurer Erzeugerin entledigt habt... so hattet ihr sicherlich einen guten Grund dafür... es steht mir nicht zu das zu fragen. Noch möchte ich es wissen. Viel mehr würde ich gerne über 'euch' mehr erfahren..."

Während sie so den Weg entlangliefen Arm in Arm geharkt legte Francesca nun auch noch ihre zarte, feingliedrige Hand auf die Matteos und rückte noch etwas näher. Dann antworte sie gespielt verschnupft:

"Wohlwerter Herr, ich würde niemals auch nur ein Wort einer unserer Plaudereien gegenüber Außenstehenden verlieren... Oder haltet ihr mich etwas für eine dieser Tratschweiber vom Markt?"

Begehrte sie empört auf. Dann wurde ihre Miene wieder freundlicher. Ihre Stimme warm als ihre Hand wie als würde sie etwas Staub von Matteos Kutte wischen drüber strich. Eine wohl nur beiläufige Geste oder nicht?:

"Oh ich glaube ihr missversteht mich. Ich meinte das nicht als soziales Ereignis oder gar auf dem missglückten Versuch einer anderen... Nein ich meinte viel mehr..."

Sie rückte noch etwas näher und ihre Lippen erreichten Matteos Ohr bevor sie warm flüsterten:

"Nur ihr und ich. Eine gemütlicher Plausch. Sich näher kennenlernen. Niemand sonst... Eben wie..."

Sie unterbrach sich und ihre Miene wurde missmutig und beschämt bevor sie sich beeilte hinzuzufügen:

"Nein vergesst und verzeiht bitte was ich gesagt habe. Es ist kindisch und nicht angemessen ich dachte einfach... ach vergesst es..."

Zögerlich drehte sie ihren Kopf beiseite und hätte sie gekonnt wäre sie wohl wieder errötet...