Ein Besuch in Luccoli [Brimir]

[Januar '17]
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Titus
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Beitrag von Titus »

Titus hatte zwei Stunden, nachdem die strahlende Sonne das Firmament verlassen und es in Finsternis zurückgelassen hatte, Burgus verlassen und sich auf den Weg in Richtung Luccoli gemacht. Der Himmel war weitgehend klar nur ab und zu schob sich eine dunkle Wolke vor den halben Mond und tauchte die Landschaft in noch größere Finsternis. Der Wind, der von der See her wehte war mild und brachte die Bäume, die in vollem Laub standen zum rascheln und flüstern.

Der Kappadozianer war gerüstet und bewaffnet, so wie man es von ihm kannte. Ein Kettenhemd, das seine besten Tage schon vor langer Zeit erlebt hatte über gepolsteter wolle, mit Lederbändern gehalten und fest verschnürt. Das große Schwert, was im Gegensatz zum Kettenhemd gut gepflegt und fast wie neu aussah, hatte er in einer ledernen Scheide auf seinen Rücken gebunden. Um den Hals trug er sichtbar den Rosenkranz, an dessen Ende auf einer Brust hin und wieder hell silbrig blinkend, das Kreuz hing.

In seiner Hand trug er eine kleine Öllaterne, die ihm ein kleines Licht auf dem finsteren Weg in Richtung des Waldes war. Titus war sehr aufmerksam, schließlich näherte er sich einem Gebiet, dass er nicht wirklich genau kannte und doch war er sicher, dass Brimir von seiner Anwesenheit erfahren würde und sich villeicht sogar zeigt. Er machte keine Anstalten sich zu verstecken...sondern gin ganz offen auf den Waldrand zu an dem er zunächst erstmal wartete, aufmerksam auf die Geräusche der Nacht lauschend.
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Brimir
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Beitrag von Brimir »

Im Wald war es totenstill, wenn man von dem Wiegen der Bäume und dem tanz der Blätter im nächtlichen Wind einmal absah. Hin und wieder konnte man meinen, wie sich Schatten im Wald bewegten und ein Vogel schreckte in den Ästen auf. Doch es geschah lange Nichts, außer das das Gefühl beobachtet zu werden präsent wurde. Fast zwei Stunden vergingen, bevor Brimir endlich durch die Bäume hervor schritt und seine Tunika glatt strich. Der Herr der Wälder Lucollis nickte dem Liktor respektvoll zu und schlug sich dann die Hand auf die Brust.

"Guten Abend, Titus. Entschuldige, dass du warten musstest... ich hatte noch dringendes zu erledigen und es hat seine Zeit gedauert, bis man mich gefunden hat."

Er blickte kurz zurück zum Wald und dann zu dem Krieger.

"Du... bist doch wegen mir hier, oder?"
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Titus
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Beitrag von Titus »

Titus nickte Brimir zu, als dieser aus dem Wald trat. Er schlug die Kapuze zurück, so dass Brimir ungehiondert in sein Gesicht sehen konnte.

"Es gibt nichts zu entschuldigen, Brimir. Und ja ich bin Deinetwegen hier. Ich war nicht sicher, wie ich mit Dir Kontakt aufnehmen sollte, um mich vorher anzukündigen, deswegen bin ich einfach hier her gekommen."

Er machte eine kurze Pause, bevor er sein Anliegen vortrug.

"Vor mehr als einem Jahr sollte ich noch über Dein Schicksal urteilen und nun bekleiden wir das gleiche Amt und doch habe ich mit Dir in den Jahrzehnten in denen ich schon in Genua bin kaum gesprochen. Ich hatte vor das in dieser Nacht zu ändern und hoffe, dass wir uns ein bisschen besser kennen lernen."
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Brimir
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Beitrag von Brimir »

Brimir schien einen Moment zu überlegen, als Titus ansprach, dass es da keine Möglichkeit gab ihn zu erreichen, außer am Waldrand zu stehen und zu hoffen. Dann nickte er jedoch grinsend.

"Ich werde dir und den anderen Liktoren etwas zukommen lassen. Boten, die mich finden... und ansonsten steht dir Grimsteinn am Hafen zur Verfügung. Frag den Besitzer des 'Nordischen Allerlei' nach ihm. Er ist vorerst im... Ruhestand und tritt nicht mehr selbst in Erscheinung. Aber er weiß auch jederzeit, wo ich zu finden bin und kann Treffen organisieren."

Der Nordmann nickte.

"Wir hatten Beide viel zu tun und sicher wenig Zeit, besonders nach dem Erscheinen von Alocer. Ich habe nur Gerüchte gehört, wie sehr er dir zugesetzt hat und hoffe, dass nur ein Bruchteil dessen wahr ist. Aber du hast recht... es ist Zeit, dass wir uns kennenlernen. Ich für meinen Teil versichere dir, dass die offensichtlichen Unterschiede für mich keinen Grund darstellen, dass wir zusammen arbeiten."
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Titus
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Beitrag von Titus »

Ein gequältes Lächeln war alles, was Brimir auf die Anspielung auf Titus erstes Zusammentreffen mit Alocer erhielt. Er selbst hatte nur wenig Erinnerung an die lange Zeit danach. Doch Titus wurde wieder ernst und betrachtete Brimir einen Augenblick stumm. Seine Stimme klang ernst, aber ruhigt.

"Ich will ehrlich mit Dir sein, Brimir. Diese Unterschiede wiegen für mich schwerer, als für Dich. Ich vermag sie nicht so leicht zu übersehen. Ich bin vor allem deswegen hier, um mit Dir darüber zu sprechen und zu klären wie wir damit umgehen wollen."

Titus breitete die Warheit vor ihm aus, ohne Furcht oder Scheu. Er hielt den Augenkontakt, ohne eine Spur von Zweifel.
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Brimir
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Beitrag von Brimir »

Auch der Gangrel hielt den Blickkontakt aufrecht und wendete dabei neugierig den Kopf zur Seite. Seine Hand griff in den Bart den der Jäger rieb, ehe er anerkennend nickte.

"Deine Offenheit ehrt dich, Titus. Sowas respektiere ich."

Dann deutete er einladend in Richtung des Waldes.

"Sei mein Gast... der Weg nach Luccoli dauert von hier noch etwa eine Stunde... andernfalls können wir uns auch gerne hier setzen und reden."

Ganz gleich, wie sich Titus entscheiden würde, setzte der Gangrel direkt mit einer Frage nach.

"Kommen deine Zweifel von meinem Glauben oder von meinem Weg? Ich bin mir sicher, dass Benedetto dir viel von meinem Volk und unserem Glauben erzählt hat. Hast du das Buch gesehen, dass er gefertigt hat?"
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Titus
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Re: Ein Besuch in Luccoli [Brimir]

Beitrag von Titus »

Titus nahm die Laterne wieder auf und würde mit Brimir durch den Wald gehen. Seine Wachsamkeit und seine Aufmerksamkeit erhöhte sich etwas.

"Ich habe das Buch gelesen. Es ist eine Vielzahl von Gedanken, die ich habe."

Schickte er vorraus, denn wenn das Ganze einfach zu erklären wäre, dann könnte man das auch leicht lösen.

"Der Glaube an Gott, an seinen Sohn Jesus Christus, an die Jungfrau Maria und die Gemeinschaft der Heiligen ist für mich der einzig wahre Glaube. Es ist verboten einen anderen Gott neben dem Allmächtigen zu haben. Du glaubst an die Asen Deiner Heimat, allesamt Götter, in Deinem Verständnis. Ich habe mich schon oft gefragt, was Dich hier her getrieben hat, wo doch das Christentum seid Jahrhunderten vorherrscht und Deine Art zu glauben bestenfalls als fremdländisch angesehen wird."
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Brimir
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Beitrag von Brimir »

"Benedetto hat mir ebenso Viel über euren Christengott erzählt, wie ich ihm über meine Asen und Wannen. Ebenso, dass es euch verboten ist andere Götter neben ihm zu haben."

Im Wald angekommen lagen Augen auf den Beiden, die sie beobachteten und dann wieder im Wald verschwanden. Doch sie flüchteten nicht aus Furcht vor dem Raubtier, in den Kainiten.

"Was mich hier her getrieben hat nach Italien, ist simpel: Ruhm und Gold. Ich segelte mit Björn Eisenseite hierher während eines Raubzuges. Damals war ich noch ein Sterblicher."

Brimir erklärte das Alles völlig ruhig und ohne Spitze - falls er soetwas überhaupt kannte.

"Die viel wichtigere Frage ist doch: Was hällt mich hier? Wir Gangrel sind Wanderer und doch bin ich schon seit ,ehr als 50 Jahren in Genua. Die Antwort darauf ist ebenso simpel, wie komplex: Pflicht. Ich habe hier Aufgaben und diese werde ich erfüllen. Ob ich dannach gen Norden ziehe, weiß ich nicht."

Brimirs Blick wurde ernster und eine spur nachdenklicher.

"Aber ich kann dir eines versichern: Auch, wenn ich es durch Blut sicher könnte, zwinge ich Niemanden der Sterblichen oder gar meinen Ghule meinen Glauben auf. In Luccoli sind die meisten Bewohner gute und fromme Christen, die in eure Kirche gehen. Selbst einige meiner Landleute folgen ihnen ab und an und hören sich die Predigten des Priesters an. Ich bin nicht, wie Andere unserer Art, die die Menschen lenken und leiten... ich lasse sie ihr Leben leben, wie es für sie richtig ist."
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Titus
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Beitrag von Titus »

"Es beruhigt mich sehr zu hören, dass Du Deinen Glauben nicht unter den Menschen verbreitest. Das würde unter den Menschen auch zu großen Konflikten führen."

In Titus Stimme war ein Teil dieser Erleichterung anzumerken.

"Du kamst während eines Raubzug her? Ich habe gehört, dass die Nordmänner viele Christenländer überfallen und gebrandschatzt haben. Ähnlich wie die Sarazenen es hier in Genua getan haben. Was würdest Du tun, wenn die Nordmänne zurück kämen und Genua plünderten?"

Titus betrachtete die Augen hin und wieder, die neugierig aus dem Wald auf ihn gerichtet waren. Seine Anspannung wich nicht, denn auch wenn er sich relativ sicher war, dass Brimir ihn nicht in eine Falle führt, so war er doch vorsichtig...
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Brimir
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Re: Ein Besuch in Luccoli [Brimir]

Beitrag von Brimir »

Brimir verstand, was Titus sorgen bereitete. Wahrscheinlich war es sogar das Beste, dass der Kappadozianer es mit eigenen Augen sah, wie der Zustand von Luccolli war, um ihn weiter zu beruhigen.

"Den Menschen dort geht es gut... ich habe sie vor den Ängsten, die sie vor dem Wald hatten befreit. Die Zahl der Verbrechen ist verschwindent gering geworden und die Wirtschaft erblüht, was aber eher Erfolg meiner Ghule ist, als mein eigener."

Auf die Fragen bezüglich der Raubzüge hin, nickte Brimir.

"Ja. Böggvir lockte uns mit der Aussicht auf Gold und Ruhm hierher, um einen der unseren zu seinem Kind zu machen. Wir sind in seine Falle gegangen und der Rest ist erfolglos wieder umgedreht."

Dann blickte er Titus ernst an, als wäre die Frage an sich schon eine kleine Beleidigung.

"Ich habe Aurore bei meiner Ankunft meinen Schild und meine Axt versprochen. Ihr einen Eid gegeben... und ich gedenke ihn nicht zu brechen, nur weil Menschen hierher kommen, die aus meiner Heimat stammen... ich kann gar nicht beurteilen, wieviele Generationen an Menschen zwischen ihnen und mir liegen... sie sind vergänglich... und an ihre Vergänglichkeit werde ich sie erinnern, wenn sie versuchen Genua zu plündern."
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