Gebrochene Herzen [offen]

[Februar '17]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Melissa
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Re: Gebrochene Herzen [offen]

Beitrag von Melissa »

"So ähnlich, ja. Sie und wir sind gleichwert. Ich bin natürlich kein Dummkopf, es gibt eine Vielzahl von Unterschieden, über die wir nicht reden müssen. Wir sind anders, aber darum im Ganzen nicht besser oder schlechter."

Der Tzimisce war nicht anzusehen, ob Gaius' Irritation sie befriedigte oder nicht. Sie war bemüht, nichts die Reinheit ihrer Worte beflecken zu lassen. Trotzdem schien sie wenig Interesse daran zu haben, anderen ihre privaten Ansichten aufzudrängen, sie zu bekehren oder davon zu überzeugen.
Die Welt war, wie sie war - und Melissa fand sich damit ab.

"Aber in den meisten Punkten hast du Recht. Mich schert meine Ehre nicht oder was andere von mir denken. Meine Familie ist das einzig wichtige in meiner Allnacht und sie danken es mir mit Liebe, Sicherheit und Zuneigung, dass ich ihre Schwächen, Probleme und Sünden auf mich nehme, um sie davon zu befreien."
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- Giovanni Faldella
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Gaius Marcellus
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Re: Gebrochene Herzen [offen]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius nickte. Irgendetwas störte ihn weiterhin, doch er hatte sich gefangen und wurde wieder ruhiger.
"Woran macht ihr eure Familie fest? Eure Kinder im Fleischlichen allein werden es kaum sein, alle die ihr gebunden habt werden es auch nicht sein, wenn ihr diese Methode als fragwürdig oder unnötig im größeren Stile erachtet.

Wer ist also dann eure Familie? Alle Menschen eures Reviers, steigt sie damit ständig, wissen sie es alle?
Was ist mit der Ausbreitung gen Ravecca, hätten sie Teil dieser Familie werden können?" Spätestens letzteres ließ einen Zweifel in seine Stimme kommen... wie machte dies Sinn?
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
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Melissa
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Re: Gebrochene Herzen [offen]

Beitrag von Melissa »

"Wer ist dises 'Sie' und was habe ich bitte mit Ravecca zu schaffen?", fragte die Tzimisce und runzelte die Stirn.
"Und was ist das überhaupt für eine Frage? Suchst du dir deine Familie aus? Haben du und Furfur 'festgemacht', dass ihr zu einem Blut zählt wie eure sterblichen Mütter und entfernte Verwandte, von denen ihr nie gehört haben mögt? Nein. Ebenso wenig suche ich es mir aus, wer zu meiner Famiglia gehört."

Sie dachte einen Augenblick lang nach, während sie weiter die Hunde fütterte. Sie überlegte, sowohl was Gaius' Fragen bezwecken wollten, als auch ob ihre Antwort ihrem Versprechen gegenüber angemessen war. Ihre Versuche, die Tiere zu dressieren, hatte sie scheinbar aufgegeben. Sie begnügte sich damit, jedem von ihnen den gleichen Anteil zuzuweisen und Streitereien mit den bereits abgerichteten Mastinos aufzubrechen. Eine einfache Aufgabe für die massigen Kampfhunde.

"Gut, ich denke es ist nicht weiter zu verdenken, dass du verwirrt bist. Die wenigsten haben ein anständiges Bild davon, was es heißt Land und Laute in eins zu lieben, wie wir Drachen es tun.
Beginnen wir also ganz von vorn"
, sagte sie und verkniff sich mit Mühe den belehrenden Unterton.
"Ich kam einsam und allein in die Stadt und fand erste Freunde hier, in Broglio. Ich fand Menschen, die mich lieben wollten und auch konnten, die mir Unterschlupf gewährten. Ich vergalt ihnen ihre Güte mit dem wenigen, das mir gegeben war, sorgte mich um sie und tat mein bestes dabei, ihnen zu Glück zu verhelfen, und im Lauf der Jahre wurde dieses Stück Stadt so etwas wie meine Heimat. Ein wenig jedenfalls.
Dies ist meine Famiglia: Die Menschen, die mich seit Jahrzehnten umgeben, an deren Leben, Leiden und Freude ich Anteil nehmen darf. In gewissen Grenzen auch diejenigen, die sie zu ihrer Sippschaft zähln. Aber ah, ich sehe, du bist weiter verwirrt.

Nun, Du, ganz offenbar, gehörst nicht dazu, da du keine nenneswerte Beziehung zu mir, zu unserer Heimat oder einem anderen Familienmiglied besitzt. Genau so wenig dein Hauptmann dort in Domus oder etwa derjenige in Ravecca.
Tomassino dagegen, der Junge des Tischlers an der Via Traditore, ist seit kurzem Teil der Familie. Er hat Marianna geheiratet, die Tochter des Bruders von Isaias Gattin, was ihn...nun, nicht direkt zur Familie macht, aber immerhin zu einem Picciotto, denke ich, und zum Teil der Familie, insofern seine Kinder eines Tages dazu gehören werden.
Giacobo, der Cousin der Schwägerin von Anselmo, der ein einfacher Soldato ist, zählt nicht dazu. Aber er ist wohl mit mir assoziiert und wer immer ihm ein Leid tut, vergeht sich an seiner Familie. Das heißt an seiner Tante ebenso, wie ihrem rechtlich angetrauten Bruder, Anselmo. Da Anselmo aber zweifelsohne Teil der Famiglia ist - ich glaube seit bald dreißig Jahren arbeitet er für Lucca, isst an seinem Tisch, schläft in seinem Haus - ist ein Leid das Giacobo geschieht, ein Leid der Famiglia geschieht. Und ein Leid das der Famiglia geschieht ist ein Leid das mir geschieht, da ich Lucca liebe, dessen langjähriger Familienfreund Antonio ist, dessen Soldat Anselmo ist, dessen Schwägerin mir dann und wann Dienste erweist, deren Cousin eben Giacobo ist"
, zählt sie rasch und ohne groß zu überlegen auf. Als hätte sie in ihrem Kopf eine klare Karte des verwinkeltes Netzwerkes aus Beziehungen, Verlobungen, Freundschaften, Anstellungen, Bestechungen und Dienerschaft, das zu ihrer Famiglia gehörte, und könnte jedes Mitglied bis ins kleinste beschreiben.

"Also es ist doch wirklich ganz einfach", sagte Melissa. "Nur dass man eben noch daran denken muss, dass für unsere Art das Land von größter Wichtigkeit ist und ein guter Teil meiner Famiglia sich eben dort befindet, wo ich mein Nest eingerichtet habe. Das heißt natürlich hier. Mir sind die entfernten Verwandten in Pisa, Mailand oder Turin relativ gleichgültig, da sie mich nichts angehen. Es gibt wohl auch noch einige Abstufungen, aber die sind nicht weiter von Belang. Man muss es sich ja eingestehen: Jede Mutter kennt ihre Lieblinge, auch wenn sie stets das Gegenteil behauptet."
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Gaius Marcellus
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Re: Gebrochene Herzen [offen]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius nickte und verstand. Er lächelte sanft. "Ihr denkt wirklich wie ein Mensch und ihr liebt eure Familie ehrlich... ich... ich bin beeindruckt und erfreut, Melissa." Nachdenklich wie betrübt blickte er sie später an "Es ist mir unverständlich und grämt mich, das wir uns in solch negativer Weise... kennen gelernt haben. Ich Teile viele eurer Ansichten auch als gewissenhafter Vertreter der Via Miles Christianus. Sehe meine Blutsdiener und Klienti nicht nur als Nutzmaterial, nicht einmal nur als Vasallen und Untertanen, sondern auch tiefgehend als meine Verantwortung und meine Familie... vielleicht Stamm. Aber schätze auch die anderen Sethskinder als unsere kleinen Geschwister." lachte er sanft und dachte an seine Zeit bei den Normannen.
"Eure Liebe einer Mutter ist ein bewunderswertes Gefühl... deswegen habe ich auch früher bereits meine Arbeit in eurem Sestiere eingestellt, als ihr es gewünscht habt. Schweren Herzens, ich hatte auch nur das Wohl jener Menschen im Sinne, aber ihr seid ihre Mutter und wisst, was das Beste für sie ist." nickte er ohne Gram.

"Habt ihr... nun." Gaius zögerte "Wieso dieser Prozess und all das was dort geschah?" es störte sein Bild der Tzimiske doch zu sehr... "Ihr habt einen Streit mit dem werten Brimir? Aber sonst?..." die Begründung schien dem Salubri offenbar nicht auszureichen.
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Melissa
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Re: Gebrochene Herzen [offen]

Beitrag von Melissa »

Melissa schien einen Augenblick zu überlegen, die Brauen hochgezogen, die Lippen aufeinander gepresst, ob sie einige der von Gaius angesprochenen Punkte weiter verfolgen sollte. Sie schien sich aber dagegen zu entscheiden und sagte schlicht:
"Du wolltest nicht über Politik sprechen. Und mir fehlt es an Geduld, dir die grassierende Verachtung für unsere Traditionen auseinanderzusetzen, die sich bei den Amtsträgern und weiten Teilen der Domäne fest gesetzt hat wie die gonórrhoia."
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Gaius Marcellus
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Re: Gebrochene Herzen [offen]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius zuckte bei dieser erneuten Absage, langsam schien er wieder zunehmend aus seiner vorherigen Trance zu erwachen und nahm langsam wieder die defensivere Körperhaltung ein. Auch schnaubte er bei dem Angriff auf die anderen Amtsträger, allesamt von Gaius hoch geschätzt oder jene Autoritäten, welche Melissa zuvor noch selbst genannt hatte... die Drachin hatte ein so ausgeprägtes Janusgesicht... ein gutes Herz und ein verhärmtes Hirn? Oder nur eine goldene und eine schwarze Zunge? Doch ihre Liebe zu den Menschen? Womöglich war sie in der Welt der Kainskinder schlicht falsch und daher so verhärtet.

"Die morbus venereus... da hilft nur Enthaltsamkeit, mindestens eine Saison lang... bei den Sethskinder. Aber bei uns?" er schüttelte den Kopf.
"Was ist mit eurer kainitischen Familie? Euer Clansbruder scheint was das Menschenbild angeht von eurem weiter entfernt zu sein, als Sonne und Mond... Eure Assoziation zu den Heiligen scheint naheliegend. Abseits aller konkreten Politik! Heilige und Menschliche wünschen sich die Errettung und Sicherheit der Sethskinder... doch die einen im Jenseits und die anderen im Diesseits, ist dies nicht weit getrennt?" er hob die Braue. Gaius wusste sicherlich von dem Vorfall mit Titus, oder hatten die Liktoren so wenig Kontakt?
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Melissa
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Re: Gebrochene Herzen [offen]

Beitrag von Melissa »

"Ein sehr tiefer Graben liegt zwischen diesen Dingen, ja", bestätigte Melissa.
Ihr Bottich war immer noch mit Resten von Fleisch, Blut und Knochen gefüllt, sie hatte aber offenkundig beschlossen, dass die Streuner genug davon bekommen hatten. Die Fütterung wurde von ihr beendet, indem sie den letzten Brocken - einen großen Hüftknochen - weit hinter die Meute schleuderte und ihnen zurief, sie sollten nächsten Monat wiederkommen.

"Ich habe es doch schon einmal gesagt: Sangu chiama sangu. Gefallen dir Phosoa und Furfur als Clansgeschwister, sind ihre Ansichten recht nach deinem Geschmack? Gefällt dir der Hexenjäger und sein heiliger Krieg? Nicht mehr als mir gefällt, was Ianos aus sich macht, denke ich. Aber es ist nicht meine Angelegenheit. Solange er sich dabei an die Gesetze unserer Art und die Regeln unseres Blutes hält, mein Territorium und den Ruf unseres Blutes achtet, befleckt er nur sich selbst.
Genau so ist mir der Irrsinn der Heiligen gleichgültig. Ich habe fünfzehn Jahre lang versucht, ihn in vernünftige Bahnen zu lenken mit Alerio und Angelique, während die ach so heiligen Männer sich in ihren Klöstern versteckten und ihre eigene Reinheit zelebriert haben. Als Dank erntete ich erst öffentliche Demütigung und sodann eine Klinge in meinem Unterleib."


Die Tzimisce ging in die Knie vor einem der großen Hunde. Sie streckte den Arm aus und spreizte die Finger, ließ das treue Tier ihr das Blut und die Fleischklumpen von der Haut lecken, während sie einen zweiten abwesend mit der anderen Hand kraulte.
"Ich bin eine pflichtbewusste Frau, Gaius. Ich schloß mich den Heiligen an, weil Benedetto älter war als ich und davon sprach, Ordnung und Sittsamkeit wieder einzuführen. Weil Angelique und Alerio es ebenfalls taten und ich ein Versprechen gegeben hatte. Weiß Gott, ich habe es über das erforderliche Maß hinaus erfüllt.
Ich führte den Prozess gegen Brimir, weil er die heiligen Traditionen missachtet und es meine Pflicht vor Gott und Kain ist, sie zu verteidigen. Weil die Ahnen es mir auftrugen und ich nicht wage, denen zu widersprechen, für die wir kaum mehr als Sterbliche sind.
Ich 'streite' mich mit ihm, weil es meine Pflicht ist, für meine Kinder und Familie Sorge zu tragen, die in seinem Gebiet während seinem Dienst gemordet worden sind und noch immer keine Gerechtigkeit erfahren haben.
Ich übernahm die Verantwortung für Broglio, weil offener Bruderkrieg auf den Straßen herrschte und der Seneschall mich darum bat, Ordnung zu schaffen wider Brimir, wider den Kult, wider Godeoc und Benedetto und wider alle anderen, die Zwietracht sähen wollen.
Ich kümmere mich um Ianos und bereinige seine Fehler, weil unser Blut es so wünscht: Das Wohl der Brut ist wichtiger als mein Stolz.
Ich erfülle die Pflichten gegenüber meiner Familie, meinem Blut, unseren Ahnen und gegen Gott. Sie mögen mir nicht gefallen, aber es sind meine Pflichten und sie allein bestimmen, wer ich bin."
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Gaius Marcellus
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Re: Gebrochene Herzen [offen]

Beitrag von Gaius Marcellus »

"So klingt es so einfach und klar." lachte der Liktor, nun hatte sie es etwas weit getrieben, auch Gaius Einfältigkeit kannte Grenzen. "Wieso habt ihr euch gegen den Liktor Titus gewandt? Er ist durch das Wort unserer Majestät in diesen Rang erhoben worden, er fand die Zustimmung der Ankilla, obwohl er mit zwei von ihnen fast in Feindesstellung ist... Ich kenne nur seine Version der Geschichte und ich bin nicht als Liktor hier..." er schüttelte den Kopf "Aber Titus ist kein Mann für die Unwahrheit und die Tradition der Gastfreundschaft... sie ist doch eine der heiligsten, wie ich empfinde, zumindest." Irgendwie wirkte Gaius ein wenig betrübt, wohl könnte er sich mit der Drachin in einigen Punkten verständigen, aber wie ien dunkler Schlatten flogen die Gedanken über ihn hinweg...

Wie Abwesend blickte der Salubri den davontrudelnden Hunden hinterher. "Euch beiden fehlt es all zu sehr an Motiv..." intensiv und sorgevoll war nun der Blick geworden... Beherrschung war schon einmal im Raum gestanden, war die Herrin Broglios dessen erlegen? Und konnte er, der Salubri, helfen?
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Melissa
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Re: Gebrochene Herzen [offen]

Beitrag von Melissa »

"Habe ich das? Mich gegen ihn gewendet?", fragte Melissa und zog eine Augenbraue in die Höhe. Sie schnaubte und erhob sich wieder.
"Titus ist Liktor durch keinen Vorzug seiner selbst, sondern weil er sich bereits einmal gegen Sizilien gestellt hat und von Nevio Apronius dafür zerrissen worden ist. Er ist ein Bauer in einem politischen Spiel und zu dumm und selbstgerecht um einzusehen, wenn man ihn benutzt."

Sie betrachtete ihre Köter, die langsam unruhig wurden, trotz der Fütterung. Sie hatte lange gedauert und die Tiere brauchten Auslauf, brauchten Bewegung. Sie wollten ihr Revier erneut ablaufen, so viel wenigstens verstand sie.
"Kometes", rief sie einen der Hunde zur Achtung. Sie deutete mit einem Finger auf die Gasse, mit der ihr Jagdgebiet anfing. Mit der Broglio anfing.
"Hol Admetos!"
Das Tier spitzte die Ohren. Der Blick seiner gelben Augen folgte dem ausgestreckten Arm...dann raste es los und hastete durch die Nacht.
Die Anderen blieben auf eine simple Geste von Melissa sitzen, wenn sie Kometes auch sehnsüchtig hinterher blickten. Immerhin ihre eigenen Hunde schien sie mittlerweile zu beherrschen. Dann blickte sie zu Gaius.

"Vielleicht irritierte es mich lediglich, dass einer der mein Freund zu sein behauptete so offen mit den Mördern, Huren und Feinden des Glaubens paktiert, die mir nichts als Leid getan haben. Die meinen Ruf zu jeder Gelegenheit beschmutzen, die meine Diener töten, die versuchen mich zu töten, die meine Zufluchten überfallen und jede Tradition mit Füßen treten. Mit dieser angeblichen Geißel, der ich noch nie ein anderes Leid getan habe, als ihren Namen hören zu wollen und welchem Clan sie angehört.
Vielleicht hat er mich ausgenutzt, so lange es ihm dienlich war, und mich beiseite geworfen, sobald es ihm gefiel. Vielleicht habe ich von selbstgerechtem Geschwätz, auf das nie Taten folgen, schlicht die Nase voll gehabt.
Vielleicht hat er, als ich eine Erklärung verlangte, warum er meine Feinde mir vorzieht - mir, seiner Verbündeten und Mitglied seines Klüngels, Freundin seiner Verbündeten und guten Christin - meine Männer getötet, mich ebenfalls versucht zu töten und mein Jagdgebiet mit dem Blut meiner Familie besudelt.
Vielleicht hat es mich angewidert, dass ein so selbstgerechter Mann in den letzten Jahrzehnten einen Dreck getan hat, um seine angeblichen Verbündeten zu schützen und nun lieber offen mit denen paktiert, gegen die ich vor ihm und dem Fettsack von Burgus geklagt habe."


Ihre Worte hatten sich langsam in Gift verwandelt, während sie gesprochen hatte.
Aber nicht Gift, das sie verschleuderte, sondern das sie selber trank. Sie waren bitter, erfüllt von Trauer, von tiefer Melancholie und einem herzerweichenden Schmerz, der auf ihren Schultern ebenso wie auf ihrer Stimme lastete und sie tiefer auf das Pflaster sinken ließ. Der ihr den Anschein eines zerbrechlichen, gequälten Wesens gab, das von jeder Seite aus getreten wurde.
Ein edles Wesen, das seit Jahren nichts als Spott und Hohn zu ertragen hatte, die aber alle Gewalt mit einer Würde ertrug und ohne dass je ein Wort von Brutalität ihrer Männer in der Stadt bekannt geworden wäre. Die die Katastrophe ihrer Hochzeit stoisch ertragen, das Massaker in ihrer Zuflucht ausgehalten, die Demütigung bei Hofe hingenommen und nun auch Verrat ihrer angeblichen Verbündeten erduldet hatte- ohne ein einziges Mal öffentlich die Hand zu erheben gegen ihre Widersacher.
Eine Dame, die man beschmützen wollte, in den Arm nehmen und ihr Mantel und Schwert zu Füßen legen, um ihren Kummer nur ein weniges leichter erträglich zu gestalten.

Jetzt schloß sie die Augen, biss die Kiefer aufeinander. Sie atmete tief und gewaltvoll ein, machte eine wegwerfende Geste. Wie um Schmerz und Trauer von sich zu stoßen.
Als sie die Augen wieder öffnete, war sie ruhiger geworden.
"Titus ist ein Wendehals. Seine Rechtschaffenheit hat genau so lange Bestand, wie sie ihm nützlich ist um sich anderen überlegen zu fühlen oder sie schuldig zu sprechen. Und mit solchen Leuten will ich nichts zu schaffen haben."

Melissa (Paul) - heute um 10:58 Uhr
Willpower, activate!
!roll 7d10
RPBotBOT - heute um 10:58 Uhr
@Melissa (Paul) rolled 36. (2 + 9 + 1 + 6 + 5 + 3 + 10 = 36)
Manipulation (Spezialisierung Überzeugen)+Subterfuge: Melissa ist hier das Opfer. 4 Erfolge gegen 6.
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- Giovanni Faldella
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Gaius Marcellus
Salubri
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Re: Gebrochene Herzen [offen]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius hatte sich die herzzerreißende Geschichte der Tzimiske angehört. In der Tat nahm der Ritter ihren Schmerz in Seinen auf. Zugleich schüttelte er traurig den Kopf, irgendein Zweifel lag in ihm... es blieb schwer zu erkennen.

"Ihr grämt ihm dafür, dass er für den Freispruch von Brimir zu verantworten ist? Der euren Feinden zur Hilfe stand im Kampf gegen euch? Den Königen oder der heutige Geißel - die eurer Familie Leid zugefügt haben?" traurig blickte der König die Aufrechte an... in diesem Teil war er wohl anders, menschlicher, als seine Wegesgefährten...

"Ihr hattet auf die Unterstützung eures Klüngels im Kampf gegen die Könige oder die heutige Geißel gehofft, doch sie standen euch nicht zur Seite und daher habt ihr euren Stolz und geliebte Söhne eurer Familie zu Grabe tragen müssen?" Er seufzte bei dem Gedanken…

"Und als Titus euch diese Zusammenarbeit, diese Hilfe, weiter verweigerte, jenes Verweigern verteidigte...?" Dieser zentrale Aspekt… er trieb des Salubri um, doch hatte er wirklich Zweifel entwickelt oder war er gar gänzlich den Worten der schönen Dame erlegen, oder gar irgendwo anders in seinen Gedanken gelandet?
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