Masken, die wir im Spiegel tragen [Toma]

[Februar '17]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Melissa
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Masken, die wir im Spiegel tragen [Toma]

Beitrag von Melissa »

- Sommer 994 -

Es waren Jahre vergangen, seit die Tzimisce sich feierlich zusammen gefunden und von Angesicht zu Angesicht - oder von Maske zu Maske - miteinander gesprochen hatten. Jahre, die sie nur über die Botschaften ihrer Diener miteinander kommuniziert und miteinander geschachert hatten, wo niemand außer ihren engsten Vertrauten es mitbekam. Obwohl sie kaum einen Steinwurf voneinander entfernt ihre Nester errichtet hatten und in regem Austausch standen herrschte doch Schweigen zwischen ihnen.

An einem speziellen Abend aber hatte Melissa erneut eine Einladung ausgesprochen. Sie hatte Ianus auf dem üblichen Wege Mitteilung gemacht. Sie habe ein Angebot, das seinen Leidenschaften zu pass käme, das all sein Können erfordern und es der Domäne zeigen würde.
Sie wünsche zu diesem Zwecke, sich mit ihm an der Villa Fieschi zu treffen - der Villa Fieschi, nicht dem 'Nest', wie in den letzten Jahren der Name für ihre eigene Zuflucht in der Villa Trucca gelautet hatte.
Jene Villa, die der Senator Lucca Fieschi bewohnt hatte, ehe der Werwolf dort eingefallen und dreißig Männer und Frauen zerfetzt hatte, die nun aber kaum noch Beachtung fand von ihm oder seiner neuen Familie, die er ebenso mit seinem Fluch befleckt hatte.

An diesem Abend lag sie ganz still da. Ein zweistöckiges Gebäude von einiger Größe, recht üppig für einen Bürger, allemal für einen der reicheren Senatoren. Unweit davon ein Nebengebäude, allerdings etwas größer als unbedingt nötig, und mit einem Stall daran angebaut. Dazwischen ein kleines Plätzchen, nicht viel, und nebenan die Häuschen geringerer Männer.
Nur das Licht der Sterne schien darauf hinab und ein abnehmender Mond, denn kein Feuer fand sich darin entfacht und auch aus den anderen Häusern der Straße drang weder Laut noch Licht.

Melissa, der Drache von Broglio, stand dort einige Dutzend Schritte vor dem Eingang, und betrachtete es in Gedanken versunken. Ihre grünen Augen ruhten auf seinen blutgetränkten Wänden und kümmerten sich wenig um das fremde Gebiet, in dem sie sich befand.
Eine Ruhe, die sie sich erlauben konnte. Über den Platz verteilt, verborgen im Haupthaus und auch im Stall, wachte eine Kompagnie ihrer Truppen. Das Wolfsrudel, mit seinen großen Mastinos und dem Fellbesatz an den Mänteln, dessen Capo an ihrer Seite stand - als einziger der Truppe gut sichtbar.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Masken, die wir im Spiegel tragen [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Es war einfacher gewesen nur über Nachrichten zu kommunizieren. So hatte er sich nicht erneut damit auseinandersetzen müssen. Mit ihr und ihren Fähigkeiten, mit der Unsicherheit, mit der Sorge, was sie mit seinem Geist anstellen konnte.
Es war nicht so dass er sie komplett gemieden hätte. Er hatte sich an ihren Pakt gehalten.
Doch so konnte sie ihn nicht manipulieren. Auch wenn er es ihr nicht unterstellen wollte, hatte doch all das was in dieser Nacht, als Melissa bei Toma gewesen war, einen Schatten über ihre Beziehung gelegt.
Und er hatte bisher keinen Schritt getan, um dies zu ändern. Doch nach all der Zeit, nach der Sache mit Brimir...wie konnte er ihr noch vorwerfen von den Schatten manipuliert zu werden, wenn er selbst unter dem Band des Gangrel stand. Sie waren beide blind in Fallen gelaufen.

So waren es in der Tat 7 Jahre seit sie sich das letzte Mal persönlich getroffen hatten.
Er kannte den Ort wo sie sich heute treffen sollten vom Hörensagen, war sicherlich auch schon einmal zu Beginn seiner Anwesenheit in Genua dort vorbei gekommen.
Nach all der Zeit, brauchte er aber etwas das Haus wiederzufinden und kam so eine Weile nach Melissa an.

Toma war allein. Anders als seine Schwester vertraute er nicht auf die Kampfkraft von Menschen. Oder überschätzte viel mehr seine eigene. Mit seinen geschärften Sinnen* überprüfte er die Umgebung auf dem Weg durch das nächtliche Broglio.
Der Tzimisce war von Kopf bis Fuß in graues Leinen und Wolle gekleidet. Ein bodenlanger Umhang mit weiter Kapuze verbarg sein Haupt, eine schwarze Maske sein Gesicht. Es war nicht dieselbe, die er bei ihrem ersten Treffen getragen hatte. Nicht die alte, nicht die erste.
Eine neue mit feineren menschlichen Zügen, feminin und glatt.
Aber ebenso dunkel wie es die andere gewesen war.
Schwarze Handschuhe und Schuhe versteckten die krallenbesetzten Finger und Füße.

Als er näher kam und Melissa, sowie ihren Ghul erblickte, ging er direkt auf sie zu.
Er bemerkte auch, dass sie nicht allein waren.
"Melissa." ertönte die Stimme Tomas leise hinter der Maske hervor, da sie in seinen Ohren so viel lauter erklang. Er nickte ihr zu.
"Ich wünsche euch einen guten Abend." Den Ghul würdigte er nur eines kurzen Blickes, um ihn zu mustern.
"Ein...ungewöhnlicher Treffpunkt" merkte er an, während er sich zu dem Gebäude umdrehte, dass sie beobachtet hatte. Er beließ die Steigerung seiner Sinne noch etwas um sich umzusehen und die Lage zu erfassen, bevor er sie wieder auf ein normales Maß reduzierte.


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Wahrnehmung + Aufmerksamkeit
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Melissa
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Re: Masken, die wir im Spiegel tragen [Toma]

Beitrag von Melissa »

"Ianos", begrüßte Melissa ihn, als sie seiner Schritte gewahr wurde.
"Wie schön, dass ihr es einrichten konntet."

Sie selbst trug ein Kleid von dunkler, gelber Farbe, wie Honig. Die Haare waren ordentlich zusammen gebunden und fielen ihr lang herab bis zur Mitte ihres Rückens. Wie seine Hände steckten ihre auch in Handschuhen, diese allerdings aus weichem, braunen Lammleder gefertigt und überaus filigran. Sie bedeckten gerade die Hände und endeten noch vor dem Handgelenk.
Das Kleid selbst war schlicht, sah man von einigen Silberfäden, Broschen und Knöpfen ab, die hier und dort einen Blickfang setzten.

Tomas geschärfte Sinne würden rasch einige Dinge bemerken. Einerseits die Anwesenheit weiterer Männer rund um den Platz und verteilt an den Eingängen der Gebäude. Sie trugen alle die gleichen Uniformen der Stadtwache von Broglio, allerdings mit mehr Fell und Pelz besetzt. Einige von ihnen hielten Hunde an der Leine, große, bösartig wirkende, die auf die Anwesenheit des fremden Vampirs mit leisem Knurrn reagierten.
Die Wachen versuchten offenbar nicht, sich zu verstecken, sondern ein möglichst großes Gebiet abzudecken.
Andererseits, dass Melissa die Villa mit einem Blick bedachte, der...schwer in seiner Gänze zu erfassen war. Melancholisch gleichermaßen wie betrübt, hasserfüllt, verletzt, traurig - all das und mehr schimmerte in ihren grünen Augen, als sie sich wieder von ihm abwandte und das Gemäuer betrachtete.
Seine feminine Maske schien sie mit einem Stirnrunzeln zu bemerken, aber nicht weiter zu beachten.

"Ungewöhnlich, ja, aber leider nötig. Es ist meine alte Zuflucht, müsst ihr wissen, in der ich seit Jahren nicht mehr lebe. Auch, weil sie in einem fremden Jagdgebiet liegt und ich wenigstens die Traditionen in dieser Domäne noch achte."
Mit einer beiläufigen Handbewegung deutete sie zu ihrem Ghoul, der sich vor dem fremden Vampir verneigte. Er war keiner der drei, die bei Toma in der Zuflucht gewesen waren.
"Ihr werdet daher die Anwesenheit von Gabriele und den anderen entschuldigen. Ich bin in letzter Zeit zu oft hinterhältig attackiert worden, um an diesem Ort nicht besonders vorsichtig zu sein."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Masken, die wir im Spiegel tragen [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ich hörte von einem Aufruhr in Broglio vor vielen Jahren." Es war wirklich schon lang her. Er hätte sie damals schon fragen können, was da vorgefallen war, doch wenn sie es nicht von sich aus für nötig erachtete ihm zu erzählen, dann wollte er damit auch nichts zu tun haben.
"Seid ihr in Gefahr?" fragte er, während er neben ihr stand und ebenso das alte Gebäude betrachtete.
Dies war ein dunkler Ort für seine Schwester, ein Ort voller Erinnerung. Schmerzvollen Erinnerungen.
Dumpf drang seine Stimme zu ihr.
"Warum sind wir hier?"
Von allen Orten...warum dieser?
Warum tat sie sich das an?

Erinnerungen gehörten vergessen, vergraben, dort wo sie niemand fand. Sie waren nichts als Last.
Doch vermutlich war ihr das nicht möglich. Sie, die Erinnerungen aus den Köpfen anderer ziehen konnte.
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Melissa
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Re: Masken, die wir im Spiegel tragen [Toma]

Beitrag von Melissa »

"Ah, ich habe sie schon Jahre zuvor nicht mehr wirklich genutzt. Habt ihr von dem Werwolf gehört, der sich bei Tag in eine hässliche Nonne namens Maria verwandelt oder aber in eine Hexe namens 'rote Lissi' - je nachdem, wen ihr fragt?
Ich gehe seit diesen Gerüchten immer davon aus, dass ich in Gefahr schwebe. Das solltet ihr übrigens auch. Mich hat es bereits davor bewahrt, der Blutsklave von ach so ehrenwerten Liktoren zu werden. Man gewöhnt sich auch irgendwann daran. Einigermaßen jedenfalls, sofern man Vertrauen zu seinen Getreuen hat.Aber wenn ihr meint, ob ich mich heute in Gefahr begebe, so ist die Antwort: Nein. Nicht über Gebühr hinaus, sofern sich nichts an unserem Einverständnis geändert hat?"


Melissa hatte leise gesprochen, durchaus düster. Ihre Stimme war um einige Töne herab gesunken, von ihrer normalerweise zarten, süßen Stimmlage hinab in das rauchige und mystische einer falschen Priesterin. Sie konnte sich verstellen und mit ihrer Stimme umgehen - auch die Rolle der Hexe schien sie sich anzueignen.
Sie schüttelte aber den Kopf und schluckte wenigstens die düsterste Stimmung herunter. Ihre Stimme klärte sich einen Augenblick auf, als sie Ianos wieder anblickte. Ihre Augen waren noch immer grün wie seine eigenen es vor Jahrzehnten einmal gewesen waren. Ein Lächeln zwang sich auf ihre Lippen, das nicht leicht zu ihr kam.
"Ich will die Asche eines alten Lebens auf neue Felder streuen", sagte sie.
Offenbar war sie weiterhin in rätselhafter Laune.

Ihr Blick richtete sich wieder auf die dunkle Villa. Einige Augenblicke lang starrte die Tzimisce nur herüber, die Augen glasig in die Vergangenheit gerichtet. Dann seufzte sie, senkte den Blick auf die Tür.
"Ich hasse diesen Ort, obwohl er meine Zuflucht war, obwohl mein ganzes Wesen seine Grundmauern tränkt. Seit elf Jahren, drei Monaten und fünfzehn Nächten habe ich keinen Fuß mehr hinein gesetzt und es wäre mir das liebste, er würde bis aufs Fundament abbrennen und ich könnte seine Asche noch salzen."

Langsam setzte sie sich in Bewegung, ging auf die Türe zu. Sie winkte Ianos, während ihr Leibwächter sich ganz von selbst in Bewegung setzte, um ihren Rücken zu decken.
"Kommt, ich möchte euch etwas zeigen", sagte sie. Mit einem schiefen Lächeln fügte sie an: "Wenn ihr euch nicht vor Gespenstern fürchtet."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Masken, die wir im Spiegel tragen [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Er wollte ihr auf ihre ersten Worte antworten, doch da sprach sie von Blutssklaven von Liktoren und Toma stutzte...wusste sie es? oder war etwas anderes vorgefallen?

Doch er fragte nicht. Wollte nicht darüber reden. Es riskieren, dass sie es herausfand. Es war eine Schwäche die er nicht zeigen wollte. Auch wenn es gleichzeitig eine Gefahr für sie war, sein könnte...doch bisher hatte er sie nicht verraten.

"Nein, ich meinte nicht heute. Unser Pakt besteht weiterhin." Er wollte sagen, dass sie sich nicht vor ihm fürchten musste, doch wäre das wahr gewesen? Er konnte es nicht garantieren.

Vielleicht hätte er nicht kommen sollen.

Als sie sich jedoch in Bewegung setzte folgte er ihr. War trotz allem neugierig auf diesen Ort und was sie hier wollte.
Ein leises Lachen drang hinter der Maske hervor, doch nicht wirklich amüsiert. "Das einzige Gespenst hier seid ihr."
Sie war ein Teil der Vergangenheit dieses Ortes, der hierhin zurückgekehrt war...oder ihn nie verlassen konnte?

"Zerstört diesen Ort doch, wenn er euch missfällt."
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Melissa
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Re: Masken, die wir im Spiegel tragen [Toma]

Beitrag von Melissa »

"Hah!", sagte Melissa und imitierte sein kaltes Lachen. "Ich könnte. Aber was wäre damit gewonnen? Was wäre gewonnen, wenn deine Maske einfach verbrannt worden wäre, anstatt eine neue zu schaffen? Wenn euer eigener Leib vernichtet würde, anstatt ihn neuen Bedürfnissen anzupassen?
Nichts."


An der Tür zögerte sie. Sie hatte die Hand erhoben, sie schon an das Holz gelegt...und fuhr - trotz der Handschuhe zwischen ihr und dem Haus - zurück.
Sie machte einen Schritt nach hinten, wieder zu Toma, und ließ Gabriele öffnen. Aus den Augenwinkeln musterte sie ihren Clansbruder.
Seine Maske machte es so unendlich schwer, seine Gefühle zu erraten. Schwerer noch als selbst seine entstellten Züge. Währnd sie sich unter einer überbordenden Vielzahl an Emotionen verbarg, die sie offen auf dem Gesicht trug und die Melissa ebenso schwer zu verstehen machte.
Hatte sie sein Zögern auf ihre Worte hin bemerkt? War sie jetzt gerade in seinen Gedanken, bediente sich an seinen Sorgen und Geheimnissen, ohne dass er es bemerkte?
Oder fragte sie sich lediglich, warum er sich diese Maske angefertigt hatte?

"Das gleiche beabsichtige ich mit diesem Ort", sagte sie und unterbrach ihre eigenen Gedanken. "Ich werde ihn umgestalten. Die wichtigsten Verabredungen sind bereits getroffen, um ihn einem edleren Zweck zuzuführen, als zu verfaulen. Ich will sein Leid erneut in Freude zu verwandeln. Vielleicht nicht nur für mich, sondern die ganze Domäne. Ist mir damit denn nicht besser gedient, als ihn einfach fortzuwerfen?"

"Abgesehen davon hasse ich Verschwendung", sagte sie, als sie durch die Tür trat.
Nur langsam an die Dunkelheit gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit vor ihr. Und obwohl Melissa keineswegs wie bei Tage sehen konnte, so waren ihre Augen mit den Jahren nur noch schärfer geworden und nahmen mehr wahr, als je ein Menschen zu hoffen hätte wagen können.*
Es war fast vollständig duster in der Villa. Die Fenster waren verrammelt und verriegelt, kein Feuer brannte im Inneren - der Herd und alle Lampen waren seit zehn Jahren gelöscht. Kaum Mondlicht fiel durch die Ritzen und nur das kärgliche Licht, das hinter dem Trio durch den Eingang fiel, erhellte notdürftig das staubige Innere.
"Könnt ihr sehen oder soll ich Feuer machen lassen?"

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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Masken, die wir im Spiegel tragen [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ich kann eine neue schaffen und gleichzeitig die alte vernichten. Sie sind nicht voneinander abhängig. Das Bestehen meines Leibes hingegen schon." erwiderte er dagegen.

"Aber ja, es ist eine gute Idee. Gebt diesem Ort einen neuen Sinn, wenn er den alten nicht mehr erfüllen kann." sprach er weiter
"Trotz eurem Schmerz". Es war Anerkennung, was in seiner Stimme mitschwang.

Als sie von der Tür zurückschreckte, blickte er sie nur neugierig an, was sie aber nicht sehen konnte. Nur das dunkle Holz, das leblose Gesicht, das so fern seines echten war, blickte sie an.
"Was spürt ihr wenn ihr es berührt?" fragte die Maske.

Als sie die Dunkelheit hinter der Tür betraten, das Heim, das so lange schon keines mehr war, das Grab, miefig und faulend, steigerten sich auch seine Sinne wieder.
"Nicht perfekt, aber ausreichend. Macht euch keine Umstände."

Toma schritt in den Raum hinein und als er fern der Tür war, streifte er die Kapuze vom Kopf und ebenso die Maske.
Was Melissa selbst in der Dunkelheit erkennen konnte war, dass das Haar ihres Clansbruders viel heller geworden war. Weiss. Aber immer noch so lang, wie vorher.
Als er sich zu ihr umdrehte, schauten sie auch nicht die roten Augen aus der Schwärze an, sondern weisse Ringe.

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Melissa
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Re: Masken, die wir im Spiegel tragen [Toma]

Beitrag von Melissa »

Die Tzimisc dachte einen Augenblick über seine Worte nach. Sie ließ Gabriele die Tür schließen und begann, durch die Eingangshalle zu schlendern, einige Schritte neben den Wänden her.
Es war keine sehr große Halle - aber Lucca Fieschi war immerhin einer der reichsten Senatoren Broglios gewesen, was auch immer das damals bedeutet hatte. Einige Türen gingen von der Halle ab, der Großteil schien sich zur Seite hin zu ziehen, entlang eines Flurs. Melissa ging auf der dem Flur gegenüberliegenden Seite, auf der sich einst Räume für Dienstboten befunden hatten, entlang.

"Nein", sagte sie schließlich, "Könnt ihr nicht. Ihr könnt die Gestalt eurer Maske vernichten, aber niemals ihre Seele, den Teil von euch, der in ihr steckt, weil ihr sie berührt und gehasst habt. Sie wird auf ewig bei euch sein, bis...ich weiß nicht, bis wann. Aber es wird eine lange, lange Zeit sein, auch wenn ihr sie vernichtet wird eure Seele genau so von den Gefühlen berührt worden sein, mit denen ihr sie berührt habt."

"Genau wie...wie der Schmerz dieses Ortes ihm ewig anhaften wird, wenn er nicht mit anderen Gefühlen überdeckt wird. Wenn nicht andere Gegenstände hierher verbracht werden, an die sich andere, positive, Gefühle anhängen können. Es ist wie...
Ich weiß nicht. Habt ihr einmal versucht, eine wahrhaft heilige Stätte zu betreten? Sagen wir die Gruft eines Heiligen, vielleicht versucht, der Eucharistie beizuwohnen? Ferrucio meint, die Verachtung Gottes für uns niedere Kreaturen steckt in diesen Orten und Gesten und lässt uns Schauer empfinden. So in etwa fühlt sich dieser Ort für mich an oder wie, wenn wir unserer Heimat fern sind. Vielleicht ist es hier das selbe. Ich fühle, was die Bewohner in ihren letzten Minuten gefühlt haben. Ich höre ihre Schreie in meinem Kopf, die eingebrannt in die Grundfesten, die sie mit ihrem Blut getränkt haben, und in denen ich für Jahre geschlafen habe."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Masken, die wir im Spiegel tragen [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Während Melissa so sprach und die Halle durchschritt, wandte auch Toma sich dem Haus zu, den Wänden, die sie hier in die Dunkelheit und Vergangenheit sperrten. Zog dabei die Handschuhe von seinen blassen Fingern und legte sie langsam an die Innenwand des Flures. Versuchte sich vorzustellen, was sie fühlte... wie es war, wenn die Schreie der Lebenden hier nachhallten und konnte es doch nicht. Die einzigen Erinnerungen die ihn überkamen, waren seine eigenen und die Schreie jagten ihm keinen Schauer über den Rücken.

Behutsam strich er mit seinen knochigen Fingern über die raue Oberfläche, fühlte dessen Textur, Unebenheit, Kälte...Alles was es war...
Die Vorstellung, dass sich die Seele, die Gefühle in das Material nisten konnte...es war erschreckend und gleichzeitig wundervoll. Es gab dem Holz oder Stein einen Sinn. Mehr als er je gedacht hatte.

"Ich kenne das Gefühl der heiligen Stätten, doch hier..." begann er ihr zu antworten.
"Ich kann diesen Schmerz nicht fühlen. Und will es auch gar nicht. Nein, anders als ihr fühle ich seinen jetzigen Zustand. Alles was es ist, dieser Stein, das Holz...Was aus ihm geworden ist. Sein Zustand, sein Sein. Nur das Material selbst, nichts was ihm anhaftet. Aber das würde es wertvoller machen." sinnierte der Tzimisce und blickte sich aufmerksam in der Halle um, während er von Gang zu Gang und Raum zu Raum schritt.

"Ihr wollt diesen Ort neu gestalten? Altes mit Neuem überdenken, in der Hoffnung, dass die Erinnerungen verschwinden? Nein, sich verändern. Besser werden." Er konnte es so gut verstehen, neues zu schaffen, einen neuen Sinn zu schaffen.
"Doch dieses Haus wird man nicht einfach übermalen können. Es wird einen Teil seiner selbst verlieren müssen." erklärte er, während er sich nun Melissa direkt zu wand.
"Manchmal kann man etwas nur verändern...verbessern wenn man altes herausreißt!" beharrte er.
"Und durch Neues ersetzt."
Zerstören um zu erschaffen...
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