Den Armen ein Engel[offen]

[Februar '17]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Titus
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Titus »

Titus schüttelte sachte den Kopf.

"Du verstehst nicht...es gibt kein Recht dazu, die Anwesenheit einer dritten Person bei einer solchen Befragung der Liktoren zu verlangen. Das bedeutet wir haben Dir kein Unrecht getan. Wenn Du noch nicht ausreichend Intalienisch sprechen kannst, dann solltest Du es schleunigst lernen und es nicht als Entschuldigung anführen, schließlich verweilst Du schon lange genug in Genua. Dass Du Dich vor uns fürchtest, dass Du Brimir nicht traust, dass Du den Liktoren generell nicht traust ist keine Rechtfertigung dafür, Dich zu weigern den Liktoren Rede und Antwort zu stehen."

Es waren klar formulierten, einfach zu verstehen. Ruhig und gelassen mit allem Recht, welches Titus klar auf seiner Seite wähnte.

"Sollte es irgendwann nochmal zu einer solchen Befragung kommen, dann wird es wieder genau so geschehen. Und wenn Du uneinsichtig bist, wird es das nächste Mal zu einer Anklage kommen, denn nun kannst Du nicht mehr sagen, dass Du unwissend bist."
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Sousanna
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Sousanna »

Schwer seufzte die Ravnos und noch schwerer schienen ihr die darauf folgenden Worte zu fallen, doch sie kamen deutlich und mit der Klarheit einer Rednerin über die vollen Lippen: "Ich kann meinen Fehler sehen und das nächste Mal werde ich euren Rat beherzigen, auch wenn ich hoffe dass es nicht wieder vorkommt."
Es war klar ersichtlich, dass Sousanna gerne sehr viele andere Dinge gesagt hätte, die sie allesamt in große Schwierigkeiten gebracht hätten - doch er war immer noch ein Krieger und sie hatte keinen Bedarf, sich mit dem nächsten Liktor anzulegen. Es hätte ohnehin nur böse geendet. So schluckte die Schönheit schwer und erklärte mit einem erzwungenen, aber immerhin mit einem Lächeln: "Zumindest habe ich so etwas mehr über das Rechtssystem in Genua erfahren und kann mich ab jetzt angemessener verhalten."
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Angelique
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Angelique »

Eine eindrucksvolle (für eine Dreikäsehoch zumindest) Dreipunktlandung hinlegend hüpfte Angelique maskiert auf die Straße und sagte: "Liktor Titus von den Kappadokiern, der nie in Kappadokien war, und Sousanna, zu deren Reich Kappadokien gehört, ohne dass sie eine Kappadokierin ist, so sehen wir uns wieder! Seid gegrüßt! Welch spassigen Umzug zu Ehren des Nationalheiligen meiner Heimat führt Ihr hier auf? Ist denn schon wieder Martinstag? Sollte man nicht meinen, der Heilige Georg wäre geeigneter für Genua angesichst der Vergangenheit, Allianzen und nicht zuletzt der Fahne wegen?"

Angelique war höflich, aber leicht spöttisch. Vielleicht lag es an der letzten Begegnung mit Titus bei den Aufrechten, wo alle sie verfehmt hatten und schließlich de facto ostrakisiert.
Das Kostüm mochte man vielleicht sogar kennen, wusste man von den Possenreissern im Fränkischen.
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Titus
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Titus »

Titus war kurz verwirrt und spannte sich unwillkürlich an, als Angelique vom Dach auf die Straße hüpfte. Doch seine Anspannung verfiel rasch, als er merkte, dass es Angelique war. Trotzdem schien er nicht sonderlich glücklich über den Auftritt der Malkavianerin zu sein, aber zumindest blieb er stehen, um Angelique zu betrachten. Er versuchte ihre Verkleidung einzuordnen, doch als es erfolglos blieb, wollt er auch nicht mehr wirklich darüber nachdenken.

"Auch Dir wünsche ich einen guten Abend, Angelique, es freut mich Dich wieder zu sehen. Das ist der Orden des heiligen Martin und er kümmert sich um die Armen und Kranken in der Stadt. Ob Du diesen Umzug, der keiner ist, lustig findest oder nicht, bleibt Dir überlassen."

Zwar blieb er ruhig, doch konnte man an seiner Stimme erkennen, dass er kein sonderlich großes Interesse an einer theologischen Diskussion mit Angelique hatte.
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Angelique
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Angelique »

"Hallo, Sousanna", sagte das Mädchen freundlich und lupfte kurz die Maske, um die Ravnos fröhlich anzugrinsen.
Zu Titus gewandt, sagte sie: "Verzeiht meine Garstigkeit, Liktor Titus. Ich lobpreise die Caritas, die euer Orden pflegt. Nur dass es Milites sind, verwundert mich. Ich verstehe von Politik wenig, deshalb erleuchtet mich bitte, warum Ihr Martin als Patron wähltet. Ihr antwortetet nicht auf meinen Brief, aber der Schutzpatron der Franken deutet unsubtil daraufhin, dass Ihr Partei für den vom Kaiser favorisierten Papst ergreift und nicht dem römischen, richtig?"
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Sousanna
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Sousanna »

Voller Überraschung und absolut perplex, war die byzantinische Schönheit vor dem Wesen, das sie da gerade ansprang, zurückgewichen. Fast hätte sie versucht, sich hinter dem Ritter zu verstecken, doch als sie Angelique erkannte, bekam diese ein hocherfreutes Lächeln zugeworfen, garniert mit einem Funkeln in den dunklen Augen, das offensichtliches Amüsement, über die Art und Weise bekundete, mit der die Kleine mit Titus sprach.

"Ich grüße euch Angelique.", lächelte sie der Malkavianerin offen zu. "Schön euch zu sehen."
Dann beobachtete sie gespannt und amüsiert wie ihr Begleiter wohl reagieren würde. Zwar verstand Sousanna nicht wirklich viel von den Dingen, die das Vampirkind gerade sagte, doch sie erkannte den Tonfall und sie empfand ein klein wenig Genugtuung dabei, dass jemand mit diesem heiligen Mann so spöttisch sprach und dass er offensichtlich nicht sonderlich glücklich über das Erscheinen ihrer kleinen Freundin war.
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Titus
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Titus »

Titus blieb ruhig. Die Neckereien der Malkavianerin ließen ihn weitestgehend unberührt...oder er konnte das einfach nur sehr gut verstecken. Mit ruhiger Stimme antwortete er. Sein Blick ging hinüber zu der GRuppe des Ordens, die eine weitere Gruppe Bettler und Obdachlose erreicht hatte, so dass er stehen bleiben konnte, um sich mit den beiden anderen Kainiten zu unterhalten.

"Es sind nicht alle Milites. Es sind Heiler, Gelehrte, Mönche...die Soldaten und Ritter sind hier, damit sie ihrer Arbeit in Ruhe nachgeben."

Dann machte er ein Pause und blickte Angelique fragend an.

"Dein Brief war sehr verwirrend. Warst Du es doch, die mich in der Vergangenheit mehr als einmal anflehte, mein Schwert nicht zu erheben. Und dann schickst Du mir diesen Brief und forderst mich auf, in den Krieg für diesen oder jenen Papst zu ziehen? Was ist geschehen, dass Du vom Kriegshandwerk so begeistert bist?"
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Angelique
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Angelique »

"Oh, ich hasse den Krieg wie eh und je. Es interessiert mich nur, ob Ihr Partei ergreift und für wen. Ihr folgt dem Papst und mich interessiert, was Ihr macht, wenn es mehrere davon gibt, auf welche Weise Ihr den richtigen erkennt.
Roger zum Beispiel folgt dem Papst des Kaisers, denn ihm -vielmehr dessen Vorfahren- gilt sein Kriegereid. Ich helfe ihm nur, das zu überleben. Für mich sind alle Päpste egal, solange sie in Rom bleiben und des Kaisers Armeen sie vom Norden fernhalten."

Sie deutete theatralisch auf Sousanna. "Sie dort ist zum Beispiel aus Konstantinopel. Sie brauche ich nicht fragen. Für die Patriarchen des Ostens ist der Papst nur ein Provinzbischof und das Volk dort kennt wahrscheinlich nicht einmal seinen Namen oder dass er sich für wichtig hält.

Wieder große gestenreiche Untermalung. Angelique schien in letzter Zeit Gefallen an der Theatermuse zu finden.

"Im Prinzip begrüße ich Euer Anliegen mit dem Orden. Ich glaube, wir sprachen einst über diese wundervolle sterbliche Bewegung in meiner Heimat. Habt Ihr keine Angst vor dem Erfolg? Was macht Ihr, wenn Bischöfe, Päpste und Kaiser und ihre Grafen Interesse daran finden und ihr sezierendes Auge auf diese segensreiche Institution werfen. Heilige Männer mit wahrem Glauben zu Eure Unterstützung schicken und segenspendende Reliquien.

Würde Euch das nicht gefährden?
Um Euch sorge ich mich dabei nicht. Ihr seid ein Streiter des HErrn, der mit jeder Gefahr fertig wird. Aber was wäre zum Beispiel mit dem armen Gaius? Was mit unschuldigen Abweichlern wie unserer Freundin hier, die doppelt in Gefahr wäre, als Kind Kains und als Ausländerin, die nicht den rechten Glauben hat?"
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Sousanna
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Sousanna »

Die Byzantinerin verfolgte das Gespräch mit höflichem Desinteresse. Der Papst interessierte sie, wie ihre kleine Freundin schon attestiert hatte, herzlich wenig. Wenn es nun mehr von denen gab, dann war das nur ein Beweis für die Unwichtigkeit dieses Amtes.
Immerhin schaffte sie es, nicht süffisant vor sich hinzugrinsen. Sousanna empfand bei der Art wie die Malkavianerin mit dem Liktor sprach eine diebische Freude. Statt bei der Erwähnung ihrer Unschuld loszukichern, bemühte sie sich diesem Bild der Unschuld gerecht zu werden und möglichst so dreinzublicken, als könne sie kein Wässerchen trüben.
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Titus
Kappadozianer
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Titus »

Titus blieb von dem düsteren Szenario, was Angelique da zeichnete sichtlich unbeeindruckt. Als sie Sousanna ansprach fiel sein Blick auf die Ravnos, doch schien ihm ihre Meinungs zu dem Thema im Augenblick weniger als unwichtig zu sein.

"Wir alle sind Sünder und nicht ohne Schuld, Angelique. Auch Sousanna, die meist so unschuldig tut, ist es nicht. Wer dem rechten Glauben angehört, hat vor heiligen Männern nichts zu befürchten. Ich bin zuversichtlich, dass Gaius und ich in der Lage sind, potentielle Gefahren für den Orden und für diejenige, die sich mit ihm verbunden fühlen, zu erkennen und abzuhalten."

Titus machte eine kurze Pause.

"Gott wird den rechten Stellvertreter Christi auf Erden wissen und diesem zum Sieg verhelfen."
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