Durch Nacht und Wind [Luca, Acacia]

[Februar '17]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Luca
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Durch Nacht und Wind [Luca, Acacia]

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Es war kurz vor Mitternacht in Genua. Die Gassen waren dunkel und verlassen, und ein Wintersturm zerrte an der einsamen Gestalt, die verloren durch die Straßen eilte. Zum Schutz vor dem stärker werdenden Regen hatte sie sich eng in ihren Umhang gehüllt. Wieder und wieder bog sie scheinbar orientierungslos um Straßenecken, bis sie schließlich vor dem Elysium stand. Luca nahm die Kapuze ab und starrte auf das wenig einladende Gebäude, während der Regen weiter um ihn herum peitschte. Weit und breit war keine andere Gestalt zu sehen. Langsamen Schrittes näherte er sich dem Eingangsportal der Kirche und öffnete es vorsichtig. Sich wachsam umsehend betrat er das Gemäuer, während Haltung und Körpersprache eine gewisse Anspannung verrieten. Das Portal fiel hinter ihm zu, und nach dem Lärmen des Unwetters draußen breitete sich nun eine umheimliche, allumfassende Stille aus, nur unterbrochen durch das stete Tropfen von Luca's nassem Umhang.
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Acacia
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Re: Durch Nacht und Wind [Luca, Acacia]

Beitrag von Acacia »

Die kleine Kirche war trotz der hell getünchten Wände düster. Selbst für einen Vampir. Tiefe Schatten lauerten in allen Ecken und die Kerzen in den Fenstern wirkten wie goldene Inseln inmitten der Finsternis. Dennoch konnte man die Wachen erkennen, die regungslos an den Wänden verharrten und lediglich die Köpfe gedreht hatten als er die Kirche betreten hatte. Die eigentliche Aufmerksamkeit wurde sowieso von der Szene am Altar auf sich gezogen. Zwei Frauen standen dort und unterhielten sich derartig leise, dass nur das leise Murmeln ihrer Stimmen anstatt klarer Worte zu hören war. Die, die er von vorn sehen konnte, war augenscheinlich jung, vielleicht sechzehn Jahre alt und hatte das brauen Haar zu einem Zopf geflochten. Ihr schlichtes Kleid war von guter Qualität und sauber gearbeitet, aber kein besonders auffälliges Stück. Ganz im Gegensatz zu dem Gewand, welches den Körper der anderen Frau einhüllte, die mit dem Rücken zum Eingang stand. Schon allein die Art, wie der dunkle Stoff das Licht schluckte, verriet wie teuer das Kleidungsstück war. Zumal es perfekt am Körper seiner Trägerin anlag und ihre schmale, hochgewachsene Gestalt betonte. Das schwarze Haar lag halb verborgen unter einem zarten, schwarzen Schleier, der von einem Reif aus schwarzen Perlen gehalten wurde.

Sobald die Tür hinter ihm zuschlug und den tobenden Sturm draußen aussperrte, verstummte das Gespräch der beiden Frauen. Die Braunhaarige warf einen Blick auf seine tropfende Gestalt und sagte leise ein paar Worte, ehe sie knickste und in Richtung der Gemächer des Priesters verschwand. In dieser Zeit drehte sich die andere Frau um und enthüllte so das blasse, perfekte Antlitz, welches an einen unberührbaren Diener Gottes gemahnte, so perfekt und erhaben wirkte es. Die schwarzen Augen musterten ihn für einen Moment, während sie die behandschuhten Hände auf dem schweren Rock verschränkte. Sie wirkte vollkommen ruhig wie sie dastand und doch ließ ihre Ausstrahlung keinen anderen Schluss zu, als dass man hier der Herrin dieses Ortes gegenüberstand. Unterstrichen wurde dieser Umstand auch von dem Mann, der kurz darauf aus der hinteren Tür trat und sich hinter der Schulter Acacias positionierte. Schwere Kette, das gegürtete Schwert und der grimmig-kühle Gesichtsausdruck ließen darauf schließen, dass er sein Leben dem Schutz der gegen ihn zart, aber mitnichten zerbrechlich wirkenden Dame gewidmet hatte, die schweigend darauf wartete, dass der neue Gast näher kam.
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Luca
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Re: Durch Nacht und Wind [Luca, Acacia]

Beitrag von Luca »

Ruhig betrachtete Luca die Szenerie. Eine solche Frau hatte er trotz der vielen Menschen, denen er in seinem Leben bereits begegnet war, noch nie gesehen. Sobald sie ihm ihre Aufmerksamkeit zugewand hatte, ging er gemessenen Schrittes auf sie zu. Die Schritte der Schuhe auf dem Steinboden hallten laut in dem Raum wieder, und Luca hielt seinen Blick beharrlich auf die Frau gerichtet. Er ließ weder durch sein Verhalten noch durch seinen Blick erkennen, dass er die Wachen überhaupt wahrgenommen hatte, und seine Mine hatte seit dem Betreten der Kirche unverändert einen neutralen, schwer zu deutenden Ausdruck beibehalten. Kurz fragte er sich, ob es tatsächlich eine gute Idee gewesen war, den kurzen, doch sehr scharfen Dolch, der sich bestens versteckt unter seinem Mantel befand, mit an diesen heiligen Ort zu bringen. Doch ohne eine letzte Absicherung auf unbekanntes Gebiet begeben? Undenkbar! Beiläufig registrierte er, dass dieser Ort für eine Kirche bemerkenswert bescheiden und prunklos eingerichtet war, zweckmäßig - ganz nach seinem Geschmack.

In angemessener Distanz zur Unbekannten blieb Luca schließlich stehen und sagte mit leiser, aber klarer und selbstbewusster Stimme:

"Seid gegrüßt. Luca Moretti ist mein Name, neu geboren und vom Clan der Ravnos, und ich möchte ergebenst um das Gastrecht in dieser Domäne ersuchen. Darf ich euren Namen erfahren?"
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Acacia
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Re: Durch Nacht und Wind [Luca, Acacia]

Beitrag von Acacia »

Schweigend beobachtete die schwarz-weiße Schönheit den fremden Mann, der so selbstbewusst auf sie zutrat. Ihr Blick blieb auf sein Gesicht geheftet und sie machte sich nicht die Mühe zu blinzeln oder gar zu atmen. Das hier war heiliger Boden, doch würde die Kirche sicherlich mit Fackeln und heiligen Gesängen auf dieses angebliche Haus Gottes stürzen, wenn sie wüsste wer diesen Boden heilig nannte und warum. Sobald Luca vor ihr zum Stehen kam und begann zu sprechen, wölbten sich die perfekten schwarzen Bögen ihrer Brauen eine Spur.

„Ich grüße Euch, Luca Moretti. Ich bin Acacia della Velanera, Hüterin der Elysien, Mondsenatorin von Plateolonga, Ädil ihrer höchst verehrten Prinzessin Aurore, Erste der Lasombra von Genua und Älteste der Neugeborenen, Kind von Alexander, Ahn vom Blute Lasombras, Kind der Marcellina, Ahnin vom Blute Lasombras, Kind des Eli, Ahn vom Blute Lasombras, Kind des Saadi, Ahnherr der Schatten, Kind des Tubalcain, Ahnherr der Schatten, Kind Lasombras, dem Ersten seines Blutes.“ Wie von selbst glitten die Titel und Namen von den Lippen der Hüterin, deren Stimme ebenso dunkel wie ihr Erscheinungsbild war. Erinnerte sie doch an das dunkle Flüstern eines Schwarms aufstobender Schwingen … oder an das Rauschen eines einzelnen gewaltigen Paares. Dabei schien jeder Name, jeder Titel eine Bedeutung und unzählige Geschichten zu enthalten und viel mehr zu sein als nur ein Name.

„Wie Ihr hört bin ich befugt das Gastrecht zu gewähren oder zu verwehren. Doch erzählt mir etwas über Euch. Warum sollte ich einen vollkommen Fremden in den Mauern ihrer Majestät aufnehmen und ihm Schutz, Obdach und Nahrung gewähren?“, erkundigte sie sich nicht unfreundlich, aber auch nicht freundlich. Viel mehr wirkte ihre Mimik neutral bis nichtssagend.
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Luca
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Re: Durch Nacht und Wind [Luca, Acacia]

Beitrag von Luca »

Aufmerksam hörte Luca den Worten Acacias zu - offenbar hatte er genau den Kainiten getroffen, den er gesucht hatte. Als er hörte, wie Acacia ihre bedeutende Ahnenlinie aufzählte, senkte er scheinbar demütig sein Haupt - selbst einem Narren wäre aufgefallen, für wie wichtig sie diese hielt. Luca hatte in seinem früheren Leben eher die Erfahrung gemacht, dass große Vorfahren wenig darüber aussagten, wie fähig ein Mensch oder Kainit tatsächlich war, doch diese Erkenntnis würde er Acacia sicher nicht auf die Nase binden. Wie zufällig ließ er seine rechte Hand in eine seiner Manteltaschen gleiten, während er abermals seine Stimme erhob.

"Acacia della Velanera - einen beeindruckenden Namen tragt ihr da, fürwahr. Damit kann ich nicht aufwarten, Battista Morone gab mir den Kuss, als ich mich in der Region um Parma aufhielt. Doch was brächte euch ein großer Name meinerseits, was könntet ihr euch davon kaufen? Nichts. Die Fähigkeit hingegen, ein gutes Geschäft zu machen, den Reichtum zu mehren - darin verstehe ich mich, und das kann sich auch für euch auszahlen. Viele Kainiten rühmen sich damit, die stärksten, tapfersten, edelsten und schönsten zu sein." Luca sah Acacia direkt in die pechschwarzen Augen. "Bemerkenswerte Attribute, in der Tat, doch oftmals sind andere Talente unter gewissen Umständen dienlicher. Wer weiß, wie er andere Geschöpfe beeinflussen und für sich nutzen kann, der kann auf Dauer Macht und Einfluss gewinnen und verteidigen. Gewährt mir das Gastrecht und gebt mir die Möglichkeit, meine Talente im Sinne der höchst verehrten Prinzessin Aurore einzusetzen."

Indessen zog er mit seiner Rechten langsam eine Silbermünze aus der Tasche und ließ sie, während er sprach, spielerisch um die Finger kreisen, als wäre es eine alten Angewohntheit. Nachdem Luca den letzten Satz beendet hatte, ließ er die Münze wieder in der Tasche verschwinden. Gespannt beobachtete er Acacias Gesichtszüge und verfolgte die Wirkung seiner Worte.
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Acacia
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Re: Durch Nacht und Wind [Luca, Acacia]

Beitrag von Acacia »

Stolz schien dieser Ravnos zu sein und voller Selbstbewusstsein. Bei seinen Worten bildete sich ein feines Lächeln auf den Lippen der Lasombra. Ein Lächeln von der Art, die nur ganz eben die Mundwinkel anhob und dennoch veränderte es die gesamte Mimik der Lasombra, ließ sie freundlicher und sanfter wirken, auch wenn sie dadurch nicht menschlicher wirkte. Viel eher schien es so, als sei sie mit seinen Worten zufrieden.

„Ein großer Name würde davon zeugen, dass Ihr Macht in Eurem Rücken wisst, die man beachten sollte.“, erwiderte sie mit leicht amüsierter Stimme, als wäre das etwas, dass vollkommen offensichtlich war. „Doch sprecht ihr wohl und Eure Worte gefallen mir. Händler seid Ihr also? Sagt mir mit was handelt Ihr? Auf was habt Ihr Euch spezialisiert?“, erkundigte sie sich interessiert und offen, während sie seinen Blick ungerührt erwiderte. Schon deutlich beeindruckendere Kainiten hatten ihren Blick herausgefordert und doch erinnerte der Ravnos sie ein wenig an sich selbst. Sie hatte auch niemals nachgegeben und sich stets stolz gezeigt. Nur kurz streifte ihr Blick die Münze in seiner Hand, ehe ihre Aufmerksamkeit wieder ganz seinen Zügen und damit seinem Mienenspiel galt, während sie schon beinah unnatürlich still dastand und man beinah glauben mochte sie sei eine Statue, wenn sie denn nicht sprechen würde.
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Luca
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Re: Durch Nacht und Wind [Luca, Acacia]

Beitrag von Luca »

Interessiert und, das ließ sich nicht leugnen, recht zufrieden mit sich nahm Luca die Reaktion des Ädils auf. Die überraschend freundliche Antwort auf seine etwas provokante Ausführung hatte er nicht unbedingt erwartet. Auf jeden Fall konnte er sicher sein, dass er mit seinem Bestreben, nicht als ängstlicher Schwächling wahrgenommen zu werden, Erfolg gehabt hatte. Seine Körperspannung ließ um ein Jota nach, doch seine Mine behielt beharrlich ihren nichtsagenden Ausdruck und der Ravnos erwiderte:

"Der Handeln liegt mir im Blute. Viele Tage meiner Kindheit verbrachte ich auf Handelsreise mit meinem menschlichen Vater, und auch nach seinem Tod verdiente ich so mein Geld. Damals handelten wir mit orientalischen Teppichen, allerdings hat sich mein Tätigkeitsfeld seitdem ... verschoben."

Luca wich plötzlich ihrem Blick aus und studierte eingehend den Fußboden. Tatsächlich konnte man den Eindruck gewinnen, dass ein kurzes Unbehagen über ihn gekommen war, doch nur Augenblicke später sah er Acacia wieder aufrecht ins bildhübsche Gesicht, als wäre nichts gewesen.

"Ihr werdet es sicher verstehen, dass ich bezüglich meiner Geschäfte nicht ins Detail gehen will. Ein gewöhnlicher Händler würde meine Ware wohl eher nicht verkaufen. Dennoch habe ich großes Interesse, nicht ungebührlich aus Unwissenheit die Tätigkeiten der angesehenen ansässigen Kainiten zu stören." Der Ravnos, sich nun geschäftsmäßger und ein wenig lebhafter verhaltend, nickte Acacia zu. "Daher wäre ich dankbar zu erfahren, welche Gebiete oder Geschäftsfelder ich besser meiden sollte, so ich denn das Gastrecht erhalte."
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Re: Durch Nacht und Wind [Luca, Acacia]

Beitrag von Acacia »

Aufmerksam lag der nachtschwarze Blick auf Luca und wich nicht einen Moment von ihm, während er sprach. Es wirkte fast so, als versuche sie unter seine Haut zu sehen um den wahren Kern seiner Persönlichkeit zu enthüllen … und beinah mochte man glauben, dass ihr das auch gelang. Schienen die dunklen Augen doch weit mehr zu sehen und wahrzunehmen als man an der Oberfläche sah. Dass es ihm offensichtlich unangenehm war über sein offensichtlich illegales Handelsfeld zu sprechen, entlockte der Lasombra ein weiteres feines Lächeln, welches jedoch bereits verblasst war, als er erneut den Blick hob, sodass ihre Mimik unbewegt wirkte.

„Eigentlich verstehe ich es nicht. Menschliche Gesetze binden uns nicht mehr und es wäre dumm zu versuchen sich daran zu halten.“, erwiderte sie dennoch nicht unfreundlich. „Zumal Ihr, wenn Ihr das Gastrecht erhalten wollt, Euch um die Domäne verdient machen müsst und es meine Aufgabe ist diesen Dienst zu bestimmen. Je genauer ich also über Eure Fähigkeiten im Bilde bin, desto eher wird diese Aufgabe auch für Euch vorteilhaft sein.“, erklärte sie ruhig, wirkte dabei jedoch von seiner Vorsicht nicht gekränkt. „Zumal ich Euch nicht sagen kann, welchen Kainiten Ihr mit Euren Aktivitäten auf die Füße treten würdet, wenn ich nicht weiß, welche diese beinhalten.“

Für einen Moment schwieg die Lasombra, doch war es mehr eine Gedankenpause. „Abgesehen davon müsst Ihr jedoch zwei Fürsprecher in der Domäne finden, damit Ihr das Gastrecht erlangen könnte. Einer dieser beiden muss ein Vasall ihrer höchst verehrten Majestät sein. Bis dahin ist es Euch nur gestattet außerhalb der Stadtmauern zu jagen. Dabei sind die Orte Burgus, Luccoli und Kreuzdorf jedoch verboten, ebenso wie die kleine Siedlung direkt vor den nördlichen Toren. Um diese Fürsprecher zu finden, habt Ihr fünf Jahre Zeit.“
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Re: Durch Nacht und Wind [Luca, Acacia]

Beitrag von Luca »

Luca spürte den durchdringenden Blick Acacias auf sich und ließ es regungslos über sich ergehen, obwohl er sein Unbehagen innerlich nicht leugnen konnte. Er bereute das kurze Aufwallen seiner Gefühle, doch konnte er es nicht mehr rückgängig machen.

"Selbstverständlich ging es mir nicht um irgendwelche albernen menschlichen Gesetze" , sagte Luca in spöttischem Tonfall, von dem schwer zu sagen war, ob er von Herzen kam oder nur seine kurze Gefühlsregung überspielen sollte. "Wie könnte ich ein guter Händler sein, wenn ich meinem Gegenüber sofort mehr über meine Geschäfte preisgebe als nötig? Auch Informationen haben einen gewissen Wert, den ich durchaus zu schätzen weiß." Der Ravnos sagte dies ohne Feindseligkeit in der Stimme, es klang aus seinem Munde eher nach einer Tatsache, die allgemein bekannt war - und es in den Kreisen, denen er entstammte, vielleicht sogar war.

"Allerdings habt ihr überzeugende Gründe geliefert, also werde ich euch etwas mehr anvertrauen. Gegenwärtig kaufe und verkaufe ich alle Gegenstände, deren Herkunft zweifelhaft ist ..." Luca unterbrach sich und hielt einen Moment inne, dann kroch ein unheimliches Lächeln in sein Gesicht, als würde eine Vorstellung ihm großen Genuss bereiten. "Eigentlich ist die Herkunft bisweilen gar nicht so zweifelhaft, wenn man Blutflecken daran findet ... Jedenfalls kaufe ich alles, was ich zu einem guten Preis bekommen kann, auch wenn es bis vor kurzer Zeit noch im Haus der Reichen und Mächtigen der Stadt lag und von der Stadtwache gesucht wird, und verkaufe es weiter - wie ihr ahnen könnt, erhöht das die Gewinnspanne ungemein. Streng genommen versuche ich erst, hier ein solches Geschäft zu etablieren, schließlich halte ich mich hier noch nicht für lange Zeit auf. Aber seid gewiss, im Führen und Verwalten von Unternehmen aller Art habe ich Talent." Als der Ravnos dies sagte, wurde seine Stimme nicht lauter, als wolle er angeben; er sprach weiterhin mit bedachter Stimme und hatte abermals die neutrale Mine aufgesetzt, um die er sich seit seiner Ankunft in dieser Kirche bemühte.
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Acacia
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Re: Durch Nacht und Wind [Luca, Acacia]

Beitrag von Acacia »

Seine Worte ließen etwas tief in dem dunkelsten Schwarze der Augen der Lasombra aufblitzen und ein feines Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, welches sie womöglich noch schöner erscheinen ließ.

„Ich mag Euch, Luca. Ihr könnt Euch benehmen und scheint ein intelligenter Mann zu sein. Eure Vorsicht scheint mir mehr Voraussicht zu sein und diese Stadt kann wahrlich Kainiten wie Euch gebrauchen.“ Kein Spott lag in der Stimme der Lasombra, sondern höchstens ein Hauch angetane Belustigung. „Ich möchte, dass Ihr für die Prinzessin sämtliche Schmuggelrouten in und aus der Stadt und ins Umland findet und dann kontrolliert. Ihr scheint mir der richtige Kainit dafür zu sein. Krieg droht am Horizont und diese Wege zu kennen wird ein wertvoller Beitrag sein. Trefft Euch dafür am Besten mit Eurer Clansschwester Sousanna. Sie kümmert sich bisher um die Schwarzmärkte der Stadt, sodass ihr vermutlich gut zusammenarbeiten könnt. Zudem solltet Ihr wissen, dass der Großteil des Handels in meiner Hand liegt und ich es nicht mag, wenn man mir in die Geschäfte pfuscht.“ Eine leise Warnung lag in ihrer Stimme sich auf diesem Gebiet besser nicht mit ihr anzulegen, auch wenn sie sich nicht besonders für den Handel mit illegalen Dingen zu interessieren schien.

„Ansonsten müsst Ihr wissen, dass ihr innerhalb der nächsten fünf Jahre zwei Fürsprecher finden müsst, die sich für Euch als Gast aussprechen. Mindestens einer davon muss ein Vasall ihrer Majestät sein und sie müssen beide ihre Fürsprache vor einem der Ädile bezeugen. Die anderen beiden Ädile sind Godeoc vom Clan der Verborgenen und Maximinianus vom Clan der Ventrue, der zudem Seneschall ihrer Majestät ist. Von uns dreien bin ich vermutlich die umgänglichste, so möchte ich Euch raten, Euch wieder an mich zu wenden. Zudem dürft ihr bis dahin nur außerhalb der Stadt jagen, wobei von dieser Regelung Luccoli, Kreuzdorf und Burgus ausgenommen sind. Dort ist das Jagen ebenso verboten.“ Mit ruhiger Stimme erklärte sie die Spielregeln, die in dieser Stadt galten oder nicht galten. „Solltet Ihr jemals irgendwelche Fragen zu Ämtern, Jagdgebieten, Domänen oder dergleichen habe, ist es die Aufgabe der Ädile diese zu beantworten. Auch wenn ihr Obdach vor der vernichtenden Macht der Sonne sucht werden wir Euch helfen. Habt Ihr denn bis hierher Fragen?“, erkundigte sie sich aufrichtig interessiert und legte dabei den Kopf eine Spur schräg, als wolle sie ihn aus einem leicht anderen Winkel noch ein wenig intensiver betrachten und neue Erkenntnisse daraus gewinnen.
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