Zeugin der Spielmannsleut [Sousanna, Brimir, Titus]

[Februar '17]

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Titus
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Zeugin der Spielmannsleut [Sousanna, Brimir, Titus]

Beitrag von Titus »

In der elften Nacht nach dem Vorfall im Domus Medicorum klopften Brimir und Titus in offizieller Kluft der Liktoren an Sousannas Unterschlupf. Es war eine Adresse, die Gaius ihnen auf Verlangen mitgeteilt hatte. Titus klopfte drei Mal und sollte ein Ghul oder ein Diener öffnen, dann forderte er diesen zwar bestimmt aber nicht unfreundlich auf, Sousanna bescheid zu geben, dass die beiden da waren, um mit ihr zu sprechen.
Brimir selbst erschien in der Kleidung, die er schon auf dem Ball getragen hat: eine hübsche, schwarze Tunika. Einzig der weiße Liktorenmantel war neu. Und so stand er neben Titus, unbewaffnet, aber mit verschränkten Armen.
Es war die Ravnos selbst, die die schäbige Tür öffnete und beim Anblick der Besucher vor Schreck geradezu zu einer Salzsäule zu erstarren schien. Ihr Blick zeigte offensichtlich, dass sie jeden anderen erwartet und jeden anderen lieber empfangen hätte. Es lag Beunruhigung und Angst darin. Als sie sprach, schien es sie einiges an Kraft zu kosten, ruhig zu bleiben:

"Was kann ich für euch tun?"
Kurz funkelten die Augen des Jägers auf, in der Freude die Ravnos so verstört zu sehen. Vielleicht aber auch, weil er Zeichen in den Bewegungen sah, dass sie sich ertappt fühlte? Doch diese Ausdruck legte sich recht schnell wieder, als er ihr ganz knapp zunickte.
"Guten Abend, Sousanna... wir sind hier, um dir ein paar Fragen zu einem Vorfall zwischen Caterina und Gaius zu stellen, der sich ereignet hat und von dem wir wissen, dass du daran beteiligt warst..." Brimir ließ das einen Moment so stehen und wirken, ehe er widerwillig eine Beruhigung einfügte."... und als Zeugin fungieren kannst... Aber das sollten wir nicht hier an offener Türe bereden."
Bei der Pause in Brimirs Augen war Trotz aufgeflackert. Sie hatte nichts damit zu tun gehabt. War nur dumm genug gewesen, mit in den Zuber zu steigern, aber mehr konnte man ihr nicht vorwerfen. Doch sie nickte leicht und zwang sich dann zu einem freundlichen Lächeln.
"Ich werde gerne Auskunft geben.", erwiderte sie, sich weiter zur Ruhe zu zwingend."Ich würde es nur gern mit Beistand und an einem Ort des Friedens tun... Ich kenne die Feinheiten der genuesischen Gesetzgebung unserer Gesellschaft nicht und möchte nicht durch Unwissen noch mehr Verwirrung stiften."
Doch da schüttelte Brimir den Kopf.
"Du bist vollmündige Neugeborene, wenn ich deinen Worten Glauben schenke, und damit selbst verantwortlich für dein Handeln. Du bist ebenso nicht erst seit gestern hier."
Seine Augen flackerten wieder kurz auf, doch dann seufzte er.
"Wir sind nicht hier, um dich für irgendwas zur Rechenschaft zu ziehen... du sollst nur deine Sicht auf die Dinge darlegen. Wenn du Nichts verbrochen hast, brauchst du Nichts zu fürchten."
Titus stimmte Brimir zu.
"Ihr habt nichts zu befürchten, Sousanna. Aber ihr könnt uns mit Euren Schilderungen helfen, das Geschehene auf zuarbeiten. Wenn ihr bei der Wahrheit bleibt und nichts verschweigt, können wir Liktoren schnellstmöglich den Fall aufklären."
Die Worte schienen Sousanna nicht im Geringsten zu beruhigen. Stattdessen wich sie mit großen Augen weiter zurück und Misstrauen und Angst lagen in ihrer Miene. Einer von ihnen hatte ihre Zuflucht verraten, der andere verabscheute sie ob ihres Clans und den dritten konnte sie nicht einschätzen. Hier war nichts gut. Keiner von ihnen war vertrauenswürdig. Ein leichtes Zittern ließ die schlanken Hände beben. Leicht deutete sich ein Kopfschütteln an, doch ihre Lippen schienen vor Angst versiegelt.
"Also wirst du uns nicht helfen unser aller Pflicht an der Herrin der Domäne zu tun? Das ist bedauerlich..." Wieder seufzte Brimir, diesmal jedoch schwerer. "... ich fürchte, dann sieht es gar nicht so gut aus für Gaius und Catarina, oder was meinst du Titus?"
Titus runzelte die Stirn. Das verhalten von Sousanna erschien ihm als absolut unverständlich. Er blickte Brimir fragend an, dann blickte er wieder Sousanna an.
"Ich weiß nicht, wovor Du Angst hast. Ich habe Dir gesagt, dass Du nichts zu befürchten hast. Du sollst uns nur sagen, was passiert ist. Das kann nicht so schwer sein, da bin ich mir sicher."
Der Ton war weiterhin ruhig, auch wenn er nun den Eindruck machte, als würde er mit einem Kind sprechen.
Sousanna wurde noch kleiner als die Liktoren auf sie eindrangen. "Ich will doch sprechen.", murmelte sie leise und ihre Finger wanden sich ineinander. "Ich sage euch, was ich weiß. Aber" Ein fehlender Blick traf Titus. Er war derjenige der beiden, dem sie noch am Ehesten traute.
"Ich will es an einem sicheren Ort tun... Ich kann euch vorschlagen, dass ihr mich jetzt ins Elysium bringt... Es ist nicht weit und ich fühle mich sicherer."
Titus schien sich auf diese Verzögerungstaktik nicht einlassen zu wollen. Er schüttelte sachte, fast sanft den Kopf.
"Die Stille ist in Gefahr und Du hälst uns hier hin, obwohl jede Stunde wichtig ist. Du hast jetzt und hier die einmalige Gelegenheit unsere Fragen zu beantworten. Weigerst Du Dich, dann wird es zu Deinem, Gaius und Caterinas Nachteil sein. Die Sicherheit unserer Gesellschaft ist bedeutend wichtiger als Dein unbegründetes Gefühl der Unsicherheit."
Frustriert biss sie auf ihrer Unterlippe und fuhr sich durchs Haar. Ganz offensichtlich dachte Sousanna nach. Wieder rangen die zierlichen Finger miteinander. Sie wollte helfen. Wollte, dass Caterina keine Schwierigkeiten bekam und Gaius nicht zu hart bestraft wurde. Gleichzeitig fürchtete sie, dass dieses Gespräch sehr ungünstig ausgehen konnte, mit zwei Liktoren die ihr nicht unbedingt großartig zugetan waren. Doch fürs Erste blieb nichts anderes. So hob und senkte sich die Brust in einem schweren Seufzen.
"Stellt eure Fragen, doch ich erwähne noch einmal, dass es mir lieber wäre, die Herrin Acacia als weitere Zeugin zu haben.", erklärte sie schließlich niedergeschlagen, bevor sich der Blick in leichtem Trotz hob. Es war der letzte, verzweifelte Versuch, sich selbst und ihre beiden Gefährten zu schützen.
"Sollte dieses Gespräch also dazu führen, dass meine Aussagen in irgendeiner Weise verdreht oder meinem Nachteil dem meiner Freunde ausgelegt werden, weil persönliche Differenzen zwischen uns herrschen oder ich nicht genug über die Lage hier in Genua weiß, dann werde ich mich bei ihr und allen weiteren Stellen, die ich finde, über dieses Vorgehen beschweren. Die Stille ist mir wichtig und ich möchte nichts mit Absicht verzögern, zumal ich nichts verbrochen habe. Aber ich möchte sicher gehen, dass diese Befragung rechtsmäßig und gerecht verläuft."
Die Worte waren klar gesprochen, leise aber eindringlich. Sie traute ihnen nicht, das war offensichtlich. Vielleicht wollte sie auch einfach nicht von zwei Kriegern in einem dunklen, fensterlosen Raum befragt werden, wo sich niemand um ihre Schreie kümmern würde. Doch hauptsächlich fürchtete die Ravnos den einen oder anderen Freund in dieser Sache Unrecht zu tun. Sollte sie gerecht befragt werden, wäre das alles keine große Sache, doch gegenüber einem Mann der Kirche und einem Gangrel fiel es ihr schwer, zu glauben, dass dieser Fall eintreten würde.
"Ich wiederhole nochmals... dass du vollmündig bist... du bist Neugeborene... und damit alleine für deine Worten und Taten verantwortlich... nicht Acacia... nicht wir... niemand sonst. Du Alleine." Brimir schüttelte den Kopf. "Wenn ich dir etwas antuen wollen würde, dann hätte ich das schon längst tun können... wenn wir Catarina oder Gaius schaden wollen, wären wir nicht hier und uns würden ihre Aussagen in der Sache vollkommen reichen. Was wir beide wollen... ist Gerechtigkeit... und vollständige Aufklärung. Und so sehr ich dich nicht ausstehen kann... ... so sehr schwöre ich dir, dass wir in dieser Sache neutral ermitteln. Das Urteil fällt ohnehin Aurore und nicht wir."
Titus blieb weiterhin ruhig. Das Recht der Domäne an Brimir und seiner Seite wissend ließ die Anschuldigungen der Ravnos an ihm abprallen wir Sand von einem Fels.
"Das was Du befürchtest ist unerheblich, auch wenn Du denkst, dass Brimir und ich unsere Arbeit nicht der Ordnung gemäß durchführen ist unerheblich...eine anmaßende Beleidigung zwar...aber letztlich unerheblich. Wir genießen das Vertrauen Aurores und das ist alles, was für mich zählt. Wenn Du anderer Meinung bist, wirst Du ihr erklären müssen, warum sie sich in Deinen Augen geirrt hat."
Nun, da dieses lästige Thema fürs erste beendet war, kam er zu dem, warum sie eigentlich da waren.
"Nun erzähle aus Deiner Sicht, was vor elf Nächten im Domus Medicorum passiert ist. Wahrheitsgemäß und vollständig. Es ist für Dich und die anderen wichtig, dass Du bei der Wahrheit bleibst."
Es schien als wäre die Sturheit in dem Moment in ihr erwacht, als beide Krieger auf sie einzubringen begannen. Sie selbst hatte nicht mehr damit gerechnet. Es war ein selbstsüchtiger, kalter, dummer Trotz, doch er ließ sie sich vor ihnen in ihrer unbeeindruckenden Grüße aufbauen. Sollten sie sie doch vor die Prinzessin schleifen, wenn sie wollten. Sousanna hatte nichts getan und sie hatte bereits ihre Bedingungen genannt. Dann gab es wenigstens weitere Zeugen.
Ein wenig glich dieser Zustand jenem, als sie das erste Mal - noch in ihrem sterblichen Leben des Diebstahls beschuldigt worden war, ihr aber niemand beweisen konnte, dass dieser betrunkene Trottel ihr den Ring nicht geschenkt hatte. In diesem Fall war sie sogar unschuldig und der festen Überzeugung, sie wäre im Recht.

"Ihr sagt, dass ihr das Recht dazu habt, dies hier zu tun. Ein Blutsauger, der mich verabscheut, weil ich eine Ravnos bin, und der andere, der meine Freundin vermutlich gern vernichtet sehen würde, da sie eine Sünderin ist... Vielleicht seid ihr anderen gegenüber neutral. In diesem Fall seid ihr es nicht, allein schon weil ihr hier in einer Sache ermittelt, die euren Kollegen betrifft.", fauchte sie und funkelte die beiden wütend an. Die dunklen Augen blitzten und die schlanke Gestalt hatte etwas Unbeugsames bekommen. "Zerrt mich doch an den Haaren vor die Prinzessin oder ihre Vertreter oder versucht mich durch Gewalt dazuzubringen, euch hier an der Schwelle meiner Zuflucht alles zu erzählen... Sollte das, was ihr hier betreibt wirklich rechtens sein, dann trage ich die Konsequenzen. Aber dann sollen mir unbefangene Richter mein Urteil verkünden und nicht ihr."
Brimir rollte die Augen und knurrte sie gereizt an. Blut pumpte in die Arme des Nordmannes, als er sich vor ihr groß aufbaute
"Niemand hat gesagt, dass wir dich zur Prinzessin schleifen, nur, dass du dich an sie wenden musst, wenn du der Meinung bist, dass wir die Aufgabe, die sie uns auferlegt hat nicht korrekt erfüllen."

Der Gangrel fixierte Sousanna mit den Bernsteinaugen und schnaufte abfällig. "Ich hab mir gedacht, dass ne Ravnos keinen Mut aufbringen wird... selbst wenn es um ihre 'Freunde' geht. Ich für meinen Teil bin hier fertig, Titus. Wir nehmen zu Protokoll, dass Sousanna keine Aussage macht und sich hinter anderen Neugeborenen verstecken will. Wir werden den Fall ohne ihre Hilfe abschließen und den Bericht an Aurore schicken."
Dann drehte er sich um und machte Anstallten zu gehen.
[@Brimir (Stefan): 7d10 Einschüchtern = (1+7+3+4+7+2+5)]
[@Sousanna (Veronika): 4d10 = (2+9+1+2) = 14 - Gegen Einschüchtern]
Sie war zurückgewichen und wieder ein wenig in sich zusammen gefallen. Die Sicherheit, die sie eben noch mit Kraft und Mut erfüllt hatte, war weggebrochen. Der Einwurf mit den Freunden hatte sie getroffen und ganz offensichtlich kämpfte sie mit sich selbst. Es würde ihren Freunden nicht helfen, wenn sie schwieg... aber wenn Sousanna sprach, bestand die Gefahr, dass ihnen durch ihre Worte sogar Schaden zugefügt wurde. Mit brennenden Wangen und gesenktem Blick blieb die Ravnos in ihrem Winkel stehen und zernagte sich geradezu die Unterlippe. Starr waren ihre Hände in den Rock gekrallt, während der innerliche Kampf weiter tobte.
Nochmal drehte Brimir den Kopf in Sousanna Richtung, als sei ihm noch etwas eingefallen. Die Beleidigung, die Sou mit ihrem Verhalten an den Tag legte nagte an ihm.
"Ich werde Gaius nicht schützen, nur weil er mein Amtsbruder ist... ich habe Aurore Treue geschworen... und werde mein Amt vollumfänglich gegen jeden ausführen... erwarte dies auch von meinen Amtsbrüder, wenn sie gegen mich ermitteln und... weil du es nicht weist... ich habe bereits zwei von meinem eigenen Blut in Aurores Namen verfolgt, gestellt... und gerichtet... soviel dazu, dass ich befangen bin. Sollte Gaius am Ende als Traditionsbrecher verurteilt werden, werde ich meine genauso Pflicht tun..." Dann ging er wütend weiter.
Titus wartete noch ab...ob Sousanna dazu etwas zu sagen hatte.
Sie zitterte leicht. Vor Schuld, vor Angst und auch immer noch vor Wut. "Trotzdem fürchtet ihr, das Gespräch mit mir ein paar Schritte und mit Herrin Acacia gemeinsam weiter zu führen.", murmelte sie dumpf. Der Blick war starr auf den Boden gerichtet.
Brimir schüttelte nur den Kopf. Sie wollte es einfach nicht verstehen. Schritt um Schritt entfernte er sich von Sous Zuflucht
Ihr Blick klebte weiter auf dem schmutzigen Boden, während sie immer noch bewegungslos abwartete, was Titus wohl tun würde
Titus betrachtete sie eine Weile still. Dann sprach er mit gedämpfter Stimme so dass nur sie ihn verstehen konnte. Seine Stimme klang etwas merkwürdig...war da eine Spur Mitleid?

"Welch grausamer Dämon hat Dich in die Nacht geholt? Welch blinder Narr hat Dich zu einer Neugeborenen gemacht? Solch ein schwacher Geist ist nicht für die Ewigkeit gemacht...Ich werde für Deine Seele beten...."
Dann trat er zurück und würde, so sich Sousanna es nicht anders überlegte, Brimir in die Nacht folgen.
Sie hielt es tatsächlich noch aus, solange zu warten, bis die beiden nicht mehr zu sehen waren. Dann drang ein leises Schluchzen aus ihrer Kehle. Sie brach an der Tür ihrer Zuflucht zusammen und begrub das Gesicht in den Händen. Fast jeder der Sätze der Liktoren hatte ihr weh getan und doch... ihre Erfahrungen mit Vampiren waren zu schlecht, als dass sie zweien dieses Kalibers hätte vertrauen können.
Erst nach einer Weile entstand ein Entschluss in ihrem Geist. Sie würde Rat brauchen. Guten, wissenden, mächtigen Rat, um diese missliche Lage noch zu entwirren. Langsam erhob sie sich und machte sich dann unsicher und voller Zweifel auf ins Elysium zur der einzigen Kainitin, von der sie sicher war, dass sie sie nicht benutzen und ihr mit Wohlwollen gegenüberstehen würde.
Todesqualen, Gott, jedem Ketzer, den ich sehe
Denn dein Wille geschehe
und ungebeugt, bis zum jüngsten Gericht
tu ich gottergeben meine Pflicht
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Titus
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Re: Zeugin der Spielmannsleut [Sousanna, Brimir, Titus]

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11 Nächte nach dem Vorfall im Domus Medicorum:

Titus und Brimir suchen Sousanna in ihrer Zuflucht auf, um sie als Zeugin zu den Geschehnissen im Domus Medicorum zu befragen. Sousanna weigerte sich jedoch den Liktoren rede und antwort zu stehen, es sei denn die Befragung fände im Elysium und unter Beistand von Acacia statt. Titus und auch Brimir ließen sich darauf aber nicht ein und zogen ohne eine Aussage von Sousanna wieder ab.
Todesqualen, Gott, jedem Ketzer, den ich sehe
Denn dein Wille geschehe
und ungebeugt, bis zum jüngsten Gericht
tu ich gottergeben meine Pflicht
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