Stürme in Gläsern [Gaius]

[Februar '17]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Sousanna
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Re: Stürme in Gläsern [Gaius]

Beitrag von Sousanna »

Überraschung spielte in den ebenmäßigen Zügen der Händlerin. Woher konnte er das denn wissen? Und hatte Toma wirklich noch mehr Wesen verstümmelt als sie selbst? Er wirkte doch so stolz auf seine Perfektion. "Wer... wer wurde denn noch getroffen?", wollte sie unbehaglich wissen und wieder einmal spielten die zierlichen Hände mit dem Stoff ihres Rocks. Sie wusste nicht, ob es eine kluge Idee war die ehemalige Wunde zu zeigen. Würde das nicht Rückschlüsse auf ihren Verursacher ziehen lassen?
"Es ist fast nicht mehr zu sehen.", murmelte Sousanna und sah ein wenig unangenehm berührt zu dem Salubri auf. Hoffentlich deutete er es als Schüchternheit oder Scham. "Ich weiß nicht, ob es euch helfen würde."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
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Gaius Marcellus
Salubri
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Re: Stürme in Gläsern [Gaius]

Beitrag von Gaius Marcellus »

"Macht euch keine Sorgen, ich habe von keinen weiteren Opfern gehört... helfen könnte es sicherlich, gerade die Heilung ist von großer Bedeutung... ist die Narbe denn verschwunden, so wie sie entstanden ist? Beziehungsweise wurde geheilt, wie sie zugefügt worden war?" Der Salubri schien einerseits einiges zu wissen, andererseits schien er der Ravnos diesbetreffend auch kein schlechtes Gewissen machen zu wollen... aber er wollte es ihr auch nicht sagen? Oder glaubte sie damit zu belasten? Unglaublich überzeugend war er jedenfalls nicht, Verheimlichung schien nicht sein Spezialgebiet*, aber seine Intentionen schienen recht positiver Natur.

"Ich sehe, du hegst keinen Groll mehr gegen den Verursacher? Damit kann ich leben. Mir geht es vor allem um Studien und um Wege der Heilung." Dies zumindest war die offene Meinung, soviel war klar.


*Ausflüchte RPBotBOT - heute um 16:01 Uhr
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Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
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Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
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Sousanna
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Re: Stürme in Gläsern [Gaius]

Beitrag von Sousanna »

Es lag nicht in Sousannas Interesse, seine etwaigen Lügen aufzudecken oder nachzuhaken. Sie glaubte nicht wirklich, dass der Drache nun da er sie geheilt hatte, ein Zeichen hinterlassen hatte, an dem man sie erkennen konnte. So nickte sie nur leicht und hob die Schultern. "Ich kann es euch zeigen, aber ich denke nicht, dass ihr viel daran erkennen werdet.", war die schulterzuckende Antwort. "Wo wollt ihr es denn sehen?"
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Gaius Marcellus
Salubri
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Re: Stürme in Gläsern [Gaius]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius blickte sich um... nein, hier war keine gute Idee... sonst erzählte man sich bald herum die jungen Damen müssten mit ihren Körpern zahlen, wenn die Martiner in ihre Nähen kamen.

"Begleitet uns doch einfach, wir machen zum Schluss Rast im Domus Medicorum. Wenn ihr wünscht, stoßen wir mit den Männern zusammen an. Sie zumindest haben sich einen guten Schluck verdient." Er hatte sein Sortiment wohl aufgestockt... "Womöglich gefällt euch sogar unsere Arbeit, es kann sehr rewardierend sein... sehr erfreulich... wenn man Glück in den Zügen seiner Schutzbefohlenen sieht." Dabei dachte er kurz nach. Blickte Sousanna dann wieder an. "Seht ihr überhaupt Menschen als eure Schutzbefohlenen an? Wohl kaum alle... wer tut das schon? Aber überhaupt welche? Kennt ihr das Gefühl? Ich setze es so sehr als... selbstverständlich... voraus, aber dazu gibt es natürlich gar keinen Grund!" Eine kleine Erkenntnis, die Nacht war bereichert.
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Sousanna
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Re: Stürme in Gläsern [Gaius]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna war bereits im Begriff gewesen, die ersten Schnürungen zu lockern, doch nickte zustimmend auf seinen Vorschlag. Eine kleine Feier klang nicht schlecht und es sah immer gut aus, wenn man mit mildtätigen Gesellen unterwegs war. So erwiderte sie mit einem Lächeln: "Das klingt doch gut. Ich werde euch gern begleiten."

Diese Frage jedoch ließ die Ravnos die Stirn runzeln und einen Augenblick lang blickte sie sehr nachdenklich drein. Darüber hatte sie noch nie nachgedacht. "Es würde bedeuten, dass ich besser wäre als ein Mensch.", war ihre ruhige, gedankenverlore Antworte. "Aber wir haben für unsere Fähigkeiten bitter bezahlt - selbst wenn ich ein Kind der Nacht ohne die bekannten Fehler wäre. Ich bin nicht mehr ... wert als einer von ihnen."
Mit einem Seufzen rannen die schlanken Finder der einen Hand durch das duftende, dunkle Haar, bevor sie weiter sprach: "Ich sehe sie wohl als meine Partner als als Schutzbefohlenen. Ganz zu Schweigen davon, dass ich nicht sonderlich gut im Schützen bin."
Ein selbstironisches Lächeln flackerte über das Gesicht der Schönheit.
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Gaius Marcellus
Salubri
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Re: Stürme in Gläsern [Gaius]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius nickte lächelnd. "Ich verstehe... nun auch untereinander sind sie sich ja Schutzbefohlen. Der Vater ist nicht mehr als der Sohn, aber sein Schutzherr... aber eine interessante Frage ists doch alle mal.
Auch wenn in eurem Geschäft der Partner wohl das passendere Beispiel ist. Ja."

Danach nahm Gaius die junge Ravnos auf eine nächtliche Wanderung, sicher noch zwei Stunden pflegten er und seine Krieger, bei Lust auch die werte Sousanna, die Armen und Kranken, verhalten ihnen zu Unterkünften, fütterten sie spartanisch. Gerade die Menschen - wohl allesamt an Gaius gebunden, so oft wie sie ihn anblickten, anlächelten und immer wieder um Rat und wohl auch Aufmerksamkeit ersuchten - wirkten, als seien sie mit großem Enthusiamus am Werke. Gaius selbst hielt sich die meiste Zeit zurück, aber wenn er Hand anlegte, dann richtig und ernstlich und ohne jegliche Berührungsangst... ob es nun um Erbrochenes, Eiter oder Blut ging.

Im Domus Medicorum angekommen legten alle Männer erschöpft die Mäntel, Helme und Schilde ab, wuschen sich die Hände, setzten sich ermattet auf die Stühle - andere Wachen waren hier, nicht in Ordenstracht, doch die Männer waren sich vertraut. Bald gab es Bier und Wein, Gaius bot Sousanna an sich zu setzen, es sei eine Sichere Umgebung. Er selbst wusch sich die Hände und besorgte dann für Sousanna ebenso eine Schale frisches Wasser, ein feines Öl aus den Ländern der heißesten Sonne und wenig später einen kleinen Kelch mit rotem Wein - Menschenblut - nicht viel, doch ein guter Schluck wohl, wie für sich auch. Er nahm entspannt gegenüber der Ravnos Platz und prostete ihr und seinen Männern zu. Ein anderer Ritter dankte seinen Kameraden, die Wortführung trug wohl nicht der Kainit, sondern sein Diener... zumindest die offensichtliche.

"Was sagt ihr, Sousanna... Wie war das?"
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Sousanna
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Re: Stürme in Gläsern [Gaius]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna scheute sich nicht wirklich, zur Hand zu gehen, wo es nötig war, doch sie kannte sich mit diesen Heilungdingen nicht aus. Darum verlegte sie sich lieber darauf, ein wenig Trost durch ihr Aussehen und ihren Charme zu spenden und die Gequälten ein klein wenig abzulenken. Darin war sie vermutlich besser, als ernsthaft Heilung spenden zu wollen.

Im Domus Medicorum dann nahm sie dann Gaius Angebot dankbar an, setzte sich mit ihrer schlichten Eleganz, wusch sich mit einem zufriedenen Blick die Hände und nahm den Kelch schließlich mit einem überraschten Lächeln an. Ein wenig irritiert betrachtete sie seinen tiefroten Inhalt. Es roch wie Blut... und doch hatte Genua ihr gelehrt, dass man Blut nicht so leichtfertig annahm. Am Ende versuchte jemand wieder sie zu binden.
So beschloss sie zunächst mit einem charmanten Lächeln zu antworten: "Ich finde es beeindruckend, wie gut ihr euch um die Menschen hier kümmert - und wie viele diese Aufgabe mit euch teilen. Allerdings ist es in meinen Augen besorgniserregend, wie viele darauf angewiesen sind. So viele, die von Krankheit und Kummer zerfressen sind. Vor allem, viele Kinder... Aber sagt, wisst ihr, was alle diese Leute hatten. Kennt ihr den Namen für jedes Leid, das diese Armen quält?"
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Gaius Marcellus
Salubri
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Re: Stürme in Gläsern [Gaius]

Beitrag von Gaius Marcellus »

„Die Krankheit heißt Armut. Und sie ist sowohl ansteckend als auch vererbbar. Sie grassiert in dieser Stadt. Ihre Heilung ist Liebe und Gottesfurcht. Doch beides ist Rar… und je weiter man gegen die Armut immunisiert ist, desto weniger scheint die Liebe und Gottesfurcht vertreten…“ Gaius hob die Arme, etwas ratlos. „Meine Heilung wirkt nicht gegen jene Seuche… und die die heilen könnten, verschließen ihr Herz. Ein bedauerlicher Zustand… Ich bin in das Patriziat einer Stadt wie Genua hineingeboren worden, jenes, was hier Volksbestimmung genannt wird… es ist wenig mehr als die blanke Aristokratie des Umlandes, nichts daran ist modern und schon zu den Zeiten des ewigen grausamen Roms, lebten die Plebs an vielen Stellen besser… und machtvoller.“

„Wie seht ihr das? Armut scheint euch nicht gänzlich fremd?“ Er blickte nicht mehr besorgt… eher plaudernd, wenn auch zu einem ernsten Thema, welches tief in Gaius bohrte.
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Sousanna
Ravnos
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Re: Stürme in Gläsern [Gaius]

Beitrag von Sousanna »

Ein Nicken und ein leises Seufzen waren die Antwort der Schönheit auf diese Erklärung. "Ich verstehe.", murmelte sie und nachdenklich wanderte ihr Blick im Raum herum, als suche sie hier nach einer Lösung. Ein leises Bedauern lag in den braunen Augen und drang auch in die warme Farbe ihrer Stimme hinein. "Das ist es, was ich befürchtet habe... Es ist die Krankheit jeder Stadt und wird es so lange sein, wie sich die einen über die anderen stellen. Natürlich ist es für den einen, kleinen Teil besser oder sagen wir einfacher so. Keiner teilt gern alles - und doch wäre es vermutlich nötig..."
Wie um eine Fliege abzuschütteln, schüttelte sie den Kopf. "Ich bin nicht alt genug, um ein sicheres Urteil abgeben zu können.", fügte sie schließlich mit ein wenig Bitterkeit hinzu. "Aber ich glaube, dass das nie eintreten wird. Wir alle hängen zu sehr am Besitz und der Macht... Auf die eine oder die andere Weise."

Ein schelmischer Ausdruck trat auf Gaius Frage in ihr Gesicht. "Es gibt kaum einen der meinen, dem die Armut nicht frend ist.", war ihre schmunzelnde Erwiederung, bevor Sousanna etwas ernster wurde. "Ich bin keine Adelige, aber meine Familie war nie schlecht gestellt. Wir waren immer schon Händler. - Aber in meinem Geschäft habe ich immer wieder mit Armen zu tun und ziehe ihre ehrliche Gesellschaft oft vor."
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Re: Stürme in Gläsern [Gaius]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius lächelte nickend "Ja, ihr hattet mir von eurem Hintergrund erzählt... schön zu wissen. Auch ich litt nie unter der Armut... und doch denke ich, sind wir es, die sie bekämpfen können... sind es auch unsere Brüder und Schwestern die sie auslösen... zumindest oft."

Auch Gaius schüttelte den Kopf, kurz ließ er den Blick fragend auf Sousanna, sollte sie sich entschließen... so hätte sie in dem Salubri sicherlich einen Partner zur Bekämpfung dieser.. Krankheit. Dann erhob er sich aber "Aber genug davon... ich habe eine Tuchwand aufstellen lassen, dürfte ich kurz eure Narbe sehen? Dann haben wir diese Sache aus dem Kopf." lächelte er.
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