Eine Last zu tragen [Ilario]

[März '17]
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Toma Ianos Navodeanu
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Eine Last zu tragen [Ilario]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Es war relativ früh in der Nacht als zwei Gestalten ein augenscheinlich schweres Paket durch Domus trugen.
Besagtes Paket war gute zwei Meter in der Länge, schmaler in der Breite und relativ flach. Eine massive Platte, die in altes grobes Leinen eingewickelt war.

Der eine der beiden Männer, der vorne weg ging, trug einfache bürgerliche Kleidung und war kräftig gebaut.
Sein Haar war bräunlich und ein Bart zierte sein Gesicht.

Der andere war dagegen recht seltsam anzusehen.
Von Kopf bis Fuß in dunkle lange Kleidung gehüllt, war seine Gestalt kaum genau auszumachen. Doch wirkte er auf jeden Fall sehr viel schmaler als der andere Mann.
Eine Kapuze verdeckte den Kopf, obwohl es nicht regnete und da wo das Gesicht darunter hervor schauen sollte, war jedoch nur Schwärze zu sehen. Eine Maske.

Für einige der Bewohner mochte das kein seltsames Bild mehr sein, seit der exzentrische Bildhauer in das Sestieri gezogen war. Doch ein Außenstehender mochte sich wohl wundern.
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Ilario
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Re: Eine Last zu tragen [Ilario]

Beitrag von Ilario »

Auch das beschauliche Domus war Ziel der nächtlichen Erkundungen Ilarios geworden. Weder wohnten sie dort, noch war ihnen der exzentrische Handwerker bekannt, und so bot sich den beiden doch ein recht ungewöhnliches Bild. Sie selbst waren allerdings auch kein gewöhnlicher Anblick zu dieser Stunde im Siestri: Ein hochgewachsener Mann, etwa Ende Dreißig, in dunklen, klerikal anmutenden Gewändern, dessen graue Augen nachdenklich auf den Maskierten gerichtet waren und ein jüngerer Mann, muskulös und mit wallendem Schwarzem Haar, gerüstet und bewaffnet, der misstrauisch das Packet betrachtete. Während der Jüngere die gesunde Hautfarbe eines Mediterranen hatte, war der Ältere sehr blass.

Sie standen etwa zehn Schritte von den anderen beiden entfernt, eine zufällige Begegnung bei Nacht...
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Eine Last zu tragen [Ilario]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Das sie dort standen und dass die beiden anderen oder zumindest einer sie wahrnahm mochte leider nicht verhindern, was als nächstes geschah.
Im mathsigen aufgeweichtem Unrat der Straße, die noch leicht nass war vom Regen am Tage, rutschte der vordere Träger bei einer abschüssigen Stelle aus.
Man konnte noch sehen, wie er versuchte Halt zu finden, doch da glitten ihm die Beine weg und er viel hart mit einem Aufschrei rücklings in den Matsch. Das plötzliche Loslassen des Paketes, die Verlagerung des Gewichtes...normalerweise wäre die Last mit dem Träger abgesackt, hätte den Schädel des Mannes eingeschlagen, der das Unglück hatte, direkt darunter zum Liegen zu kommen.

Doch das drohende Unheil schwang weiter über ihm, hatte sich vielleicht nur ein paar Zentimeter bewegt. Doch wurde es gänzlich von dem anderen Mann gehalten, der nicht so aussah als könne er dies. Auch schien er keine größere Anstrengung damit zu haben. Er hatte etwas den Stand verändert und die Hände und hatten sich fester um das Objekt gelegt, aber schien er nicht unter der Last zu leiden. Vielleicht war das Paket aber auch nicht so schwer, wie es den Anschein hatte.

"Kannst du nicht aufpassen" Zischte der Maskenmann erbost und schritt auf den Liegenden zu, der sich panisch herumrollte und auf die Knie brachte. Die Kleidung und das Haar völlig mit stinkendem Matsch besudelt. "Entschuldigt, Meister" flehte er. Da trat der andere ihm gegen die Brust. Nicht so stark wie er gekonnt hätte, doch warf es den bedauernswerten Arbeiter direkt wieder in den Dreck und ließ ihn Keuchen.
"Beweg dich!"
Der Maskierte hatte das Paket kurz abgesenkt gehabt, als er ihn trat, behutsam, dass es keinen Schaden nahm und schaute sich dann um. Hatte die verdammte Unachtsamkeit seines Ghul ungewollte Aufmerksamkeit erregt?
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Ilario
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Re: Eine Last zu tragen [Ilario]

Beitrag von Ilario »

Das hatte sie definitiv. Vor allem die ungewollte Demonstration einer Stärke die nicht so recht zur Statur des Maskenträgers passen mochte.

Mit beruhigender Geste hielt der Robenträger seinen Leibwächter von unbedachten Reaktionen ab.
Ilario blickte dem Maskierten nun ebenso neugierig wie erwartungsvoll entgegen. Blass und ohne Atem wie einem geneigten Beobachter wohl auffiele.


"Beeindruckend."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Eine Last zu tragen [Ilario]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma schaute die beiden Männer an, die sich ihnen genähert hatten. Er war wahrlich nicht erfreut, dass sie ihn auch noch ansprachen.
Er ließ ein schnaubendes "tss" hören, als Antwort auf diese kurze Bemerkung, dann musterte er die beiden näher, die Sinne gesteigert und während er von dem Wächter Herzschlag und Atem vernehmen konnte, blieb der andere auffällig ruhig.
Kainit...soso, diesen hatten er noch nie gesehen.

"Wer seid ihr, Fremder? Neu in der Stadt?" fragte Toma skeptisch, immer noch die eine Seite des Objektes in den Händen haltend, während sich sein Ghul wieder auf die Beine gestellt hatte und nun unsicher zwischen den Neuankömmlingen und seinem Herren hin und her sah.

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Ilario
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Re: Eine Last zu tragen [Ilario]

Beitrag von Ilario »

Dank seiner geschärften Sinne durfte Toma nun sicher sein, dass sein Gegenüber weder atmete noch einen Pulsschlag besaß. Der bewaffnete Mensch roch nach Leder und etwas Rauch, dem Kainiten haftete der Geruch alter Bücher und Schriften an, dazu passend ein Hauch von Tinte. Der schwere Stoff seiner Roben raschelte leise, während bei seinem Wächter Leder knirschte und über das Kettenhemd schabte als er seinen Stand änderte.

Im Gegensatz zu Toma vermutete Ilario zwar, dass es sich bei dem Maskenträger um keinen normalen Menschen handelte, sicher konnte er sich aber nicht sein. Daher blieb er in seiner Antwort vage.


"Es stimmt, wir sind erst seit kurzer Zeit in der Stadt. Mein Name ist Ilario Contarini..." Offensichtlich ließ er hier den Raum für die entsprechenden Förmlichkeiten offen, blickte den Maskierten abwartend an. Die Stille wollte er wohl so kurz nach seiner Ankunft weder gefährden, noch falls Toma kein Kainit wäre ihn einfach ermorden müssen. Das wäre in beiden Fällen kein guter Start."Aber falls euch dies beruhigt, ich war bereits in San Donato..."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Eine Last zu tragen [Ilario]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Den Geruch der beiden Fremden konnte er kaum wahrnehmen, trotz oder gerade wegen der gesteigerten Sinne, war der Geruch des Holzes direkt vor seiner Nase und der viel stärkerer Gestank der Stadt im Allgemeinen, überlagernder.

"Toma Ianos..." antwortete der Drache zögerlich, mit einem Nicken und blickte sich um. Es waren keine Menschen unterwegs die nahe genug waren sie zu belauschen, aber die Situation war mehr als unangebracht.
"Das ist gerade kein günstiger Ort oder Moment zu reden." bemerkte er und gab seinem Ghul einen Wink das Paket wieder zu greifen.

"Wenn ihr Interesse an einem Gespräch habt, Signore Contarini, könnt ihr aber gern mit mir kommen. Es ist nicht weit."
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Ilario
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Re: Eine Last zu tragen [Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Da habt ihr recht. Man weiss nie... Aber eure Einladung zu einem Gespräch nehme ich gern an Signore."

Er deutete dem anderen Kainiten, dass er ihm folgen würde. Sowohl seinen eigenen als auch den Diener Tomas schenkte Ilario nur wenig Aufmerksamkeit, sie waren im Moment einfach nicht wichtig genug. Der Name des Kainiten war keine italienischer, ein leicht griechischer Beiklang aber definitiv eine fremde Region deren Sprache Ilario nicht beherrschte. Interessant.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Eine Last zu tragen [Ilario]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Der Weg war in der Tat nicht mehr weit, schon nach wenigen Biegungen wurden die Holzhäuschen von alten steinernen Häusern abgelöst. Die die Angriffe und Brände vor so vielen Jahren überstanden hatten.
Vor allem eines darunter viel wohl am meisten auf: Das Medicorum, an dem sie vorbei kamen, war vor dem Umbau schon nicht gerade unauffällig gewesen, doch hatte es sich nun noch mehr vergrößert.

Die Straße weiter runter blieb Toma und sein Ghul sodann aber vor einem kleineren Häuschen stehen und der Diener eilte zur Tür, um diese zu öffnen. Hübsche Holzladen verschlossen die Fenster an der Vorderseite und eine massive verzierte Holztür den Eingang.
"Da sind wir." erklärte der Drache. "Ihr seid gern eingeladen für die Nacht hier zu verweilen."
Dann brachte er das Objekt nach drinnen, wo im Hauptraum des Hauses derzeit nur Agatha anwesend war, die am Feuer gesessen und genäht hatte, aber sogleich aufgesprungen war, als ihr Herr eintrat.
Sie verneigte sich tief, vor allem noch einmal als sie die Gäste sah.
"Willkommen zu Hause, Herr....und guten Abend, verehrte Herren."

Der Wohnraum hatte eine angenehme Größe, selbst wenn mehrere Personen anwesend waren. Auf der gegenüberliegenden Wand war eine Herdstelle, in der ein warmes helles Feuer brannte. Drei weitere Türen gingen von dem Raum ab und linker Hand stand ein großer Tisch mit Sitzbänken, an dem sich sowohl die Familie traf, als auch Gäste empfangen wurden.
Das Holz war sichtlich älter und schon stellenweise abgenutzt, was deutlich auffiel, wenn man sich den Rest des Hauses betrachtete.
Große Wandbilder aus dunklem Holz zierten alle Wände. Reihum, wechselten sich Platten in die Szenerien geschnitzt wurden, mit Platten ab die teilweise ausgehöhlt wurden, sodass die Grundmauer dahinter dadurch sichtbar war und einen interessanten Kontrast lieferte.
Anrichten und Schränken befanden sich darunter, auf denen Figuren und Statuetten standen.
Grösstenteils zeigten die Bilder Landschaften. Täler mit Flüsse, dichte Wälder, Berge...ob das die Heimat des Hausherren war? Oder der Fantasie entsprungen?

Die Möbel zierten geschwungene oder kantige Muster, Manchmal nahezu wirr, manchmal einfach geometrisch.
Das war nicht einfach ein zuhause, das war eine Ausstellung. Eine Präsentation seiner Künste.
Und der Rest des Hauses stand dem in nichts nach.

Nachdem Toma die Platte an der Wand abgestellt hatte, schickte der den anderen Ghul wieder weg, der nach einem seltsamen Blick auf die Fremden, das Haus verließ.
Dann begann er Mantel, Handschuhe und Maske abzulegen, die Agatha sogleich in Empfang nahm und auch die der Gäste verstauen würde, wenn sie denn wollten.

Weisses langes Haar, dass zu einem Zopf gebunden war, kam unter der Kapuze hervor und ein groteskes breites Maul, dass sich bis zu den Ohren zog, zierte das blasse Gesicht das sich Ilario zwand. Gezackte Ohren ragten unter dem Haar hervor und unnatürlich große schwarze Augen mit weißen Ringen blickten ihn unheimlich an. Kleine spitze knöcherne Auswüchse zierten Stirn und Wangenknochen.

Toma machte eine leichte Verbeugung. "Toma Ianos Navodeanu. Neugeboren im Blute der Drachen. Kind von Navod Sorinescu, Ancilla der Drachen." stellte er sich nun richtig vor und lächelte tierisch.
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Re: Eine Last zu tragen [Ilario]

Beitrag von Ilario »

Als sie das Domus Medicorum passierten wirkte Ilario recht interessiert. Was es wohl mit dem großen Gebäude auf sich hatte? Bei Gelegenheit würde er den Maskierten fragen, oder eben es sich selbst ansehen.

Im Heim des anderen Kainiten angekommen ließ Ilario seinen Blick über die Bilder und Möbel schweifen. Hier wohnte ohne Frage ein Wesen von großem handwerklichen Geschick. Der Lasombra sog die sich im bietenden EIndrücke förmlich auf, enthüllten sie doch einen kleinen Teilaspekt der Persönlichkeit der Bewohnerin oder des Bewohners. Mercurio blieb die ganze Zeit ein stiller, aufmerksamer und unaufdringlicher Schatten seines Herrn.

Als sein Gastgeber sich seiner Kapuze, der Handschuhe und vor allem der Maske entledigte, trat ein interessierter Ausdruck auf Ilarios Gesicht. Geschichten über die Drachen des Ostens waren eine Sache, einem leibhaftig gegenüberzustehen eine andere. Wie überaus faszinierend.

Ilario verneigte sich ebenso vor dem Tzminsce, auch nonverbal signalisierend, dass sie in etwa gleichrangig waren. Dann stellte er sich ebenso in aller Form vor.


"Ilario Contarini, Neugeborener im Clan der Schatten, Kind des hochverehrten Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten."
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