Nachtblumen[Sousanna]

[März '17]
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La Vedova
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Nachtblumen[Sousanna]

Beitrag von La Vedova »

Das Alla Mura schien an diesem Abend gut Besucht. Die junge Frau mit der dunklen Haut fühlte sich an frühere Zeiten erinnert, als sie auf das bunte Treiben des Etablissements zuging.

Sie trug ein einfaches Kleid, das sie schon lange nicht mehr getragen hatte und das ihr inzwischen etwas eng geworden war, das an einigen Stelen Flicken aufwies, die sie jedoch durch geschickten Faltenwurf und ihren hübschen, neuen Umhang verbergen konnte. Die Frau war attraktiv, mit ihrem exotischen Äußeren waren ihr die Blicke der Männer sicher, als sie in den Schankraum trat. Sie bemühte sich, nach außen Hin die Fassade von Selbstsicherheit aufrecht zu erhalten und sah sich suchend im Raum um.
Ihr geschultes Auge erblickte sofort die geeigneten Kandidaten. Männer mittleren Alters, angetrunken aber nicht zu dicht, mit etwas besserer Kleidung. Männer, die ein Abenteuer suchten..doch nein, heute waren diese nicht was sie suchte. Eine schöne junge Frau hatte man ihr gesagt, mit gesunder Hautfarbe und großen Augen, eine Griechin.
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Sousanna
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Re: Nachtblumen[Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Die Frau, die sie suchte, war heute bereits anwesend. In einer etwas dunkleren Ecke der Taverne saß sie in der Gesellschaft einiger Männer und schien während eines Glückspiels geradezu in der Aufmerksamkeit zu baden. Man hatte sie sehr treffend beschrieben. große Augen, gerötete Wangen, jung und schön... Fremd und doch noch nah genug, um fassbar zu wirken. Etwas unschuldiges, unbedarftes ging von ihr aus und doch verrieten, die blitzenden Augen, dass da mehr war, als nur die dumme kleine Unschuld vom Lande. Offensichtlich wusste sie um ihre Anziehungskraft und es schien ihr großes Vergnügen zu bereiten, dieses Geschenk ihres Anblicks und ihres Charmes freigiebig zu versprühen.
Fast schien es, als hätte auch sie dem Wein ein wenig zugesprochen, denn sie wirkte sehr gut gelaunt, ließ sich auf die zotigen Scherze ihrer Mitspieler ein und schien absolut keine Notiz von der Neuangekommenen zu nehmen.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
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Friedrich Hölderlin
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La Vedova
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Re: Nachtblumen[Sousanna]

Beitrag von La Vedova »

Die junge Frau beobachtete die andere eine Weile aufmerksam, während sie sich von einem der Gäste in ein kurzweiliges Gespräch verwickeln ließ und sich von ihm auf einen Wein einladen ließ.
Noch eine Fremde, na, vielleicht war das ja etwas, das sie verband.
Nach einiger Zeit begab sie sich dann langsam zum Spieltisch hinüber, lehnte sich auf eine der Stuhllehnen der Männer und beugte sich keck nach vorne.
"Guten Abend die Herrschaften", ihre Stimme hatte einen eigenwilligen kehligen Akzent, der ihr etwas verruchtes verlieh. SIe duftete nach einem süßen Öl. "Na, wem von euch ist Fortuna heute zugetan?", sie blinzelte zu Sousanna hinüber. und schwenkte ihren inzwischen halb leeren Weinbecher "Kann man noch einsteigen?"
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Sousanna
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Re: Nachtblumen[Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Mit einem kurzen verwirrten Blick sah die Byzantinerin auf. Sie schien nicht damit gerechnet zu haben, dass sich heute noch eine weitere Schönheit zeigen würde. Dann aber schenkte sie die Andere ein warmes Lächeln. "Guten Abend, schöne Schwester", begrüßte sie sie spielerisch. Auch sie sprach mit Akzent, griechisch wohl, doch er wirkte weich und schien ihren Worten eine elegante Untermalung zu verleihen.
"Das Glück ist jedem hold, der sich hier bei uns niederlässt. Komm setzt euch und teilt die Freuden dieses Spiels." Während sie eine offensichtlich verirrte Hand, mit einem tadelnd amüsierten Blick von sich schob, deutete sie auf einen Stuhl und Krug Wein, der dort auf dem Tisch stand. "Seid mein Gast hier, dann bin ich nicht ganz so verloren in dieser Truppe exzellenter Spieler." Tatsächlich schien Sousanna wohl schon einiges verloren zu haben, doch seltsamerweise schien sie das nicht im Geringsten zu stören.
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La Vedova
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Re: Nachtblumen[Sousanna]

Beitrag von La Vedova »

Die Dunkelhäutige verzog die Lippen zu einem breiten Lächeln, das ihre weißen Zähne blitzen ließ, und nahm die EInladung gerne an.
"Was spielt ihr denn?", fragte sie und musterte den Tisch. "Ich muss gestehen, dass es schon eine Weile her ist, dass ich zuletzt gespielt habe. Vielleicht muss man mir nochmal die Regeln erklären?", ihre Augen waren dabei von einem Mann zum nächsten gehuscht, sie versuchte die anwesenden Herren einzuschätzen und inszenierte sich gleichzeitig als ein wenig hilfsbedürftig und naiv. Was diese Sousanna konnte, wusste auch sie zu spielen.
"Ich bin Laila", stellte sie sich dann vor und deutete spielerisch an, einenimaginären Hut zu ziehen "Und du?"

Jetzt bei näherer Betrachtung wurde deutlich, dass die Frau wohl maurischer Abstammung sein musste, was auch zu ihre AKzent passte. Sie hatte lange schwarze Locken und gepflegte Hände, die jedoch Schwielen aufwiesen, als würde sie viel anpacken. Das Kleid war von einer Machart, wie sie viele der Dirnen im Hafen trugen, doch trug sie eine am Hals zugeknüpfte Leinenbluse, die das weite Dekoltée verbarg, nicht dass man dessen Üppigkeit nicht dennoch sehen würde. Ihre Bewegungen ware anmutig, jedoch nicht geschliffen und das breite schalkhafte Lächeln verließ ihre Lippen selten.

"Und ich habe leider nicht viel Geld", sagte sie entschuldigend "Aber ich spiele gerne mit anderen Einsätzen, die machen das Leben doch viel spannender?"
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Sousanna
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Re: Nachtblumen[Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Die anwesenden Männer waren offensichtlich nicht gerade betucht, schienen aber doch zumindest genug Geld zu besitzen, um sich halbwegs gute Kleidung, Wein und Spiele mit hübschen Frauen leisten zu können. Keine geschliffene Gesellschaft und man konnte davon ausgehen, dass die anwesende Byzantinerin nur deswegen so entspannt hier zwischen ihnen sitzen konnte, weil sie doch mehr war als nur eine hübsche, durch Wein sehr offenherzige Frau war. Sie lüftete ebenfalls einen imaginären Hut und stellte sich grinsend als Sousanna vor, was einer der Kerle noch mit "die Trockene" ergänzte und sehr frivoles Gelächter hervorrief. Auch hieran schien sie sich nicht sonderlich zu stören. Stattdessen teilte sie den Sprecher auf charmante Art der Neuen zu, um ihr die Regeln zu erklären und sie zu unterstützen.
Unterdessen goss die Ravnos allen Wein nach und kurz wurden die Augen klar, als sie Leila musterte. Offensichtlich schien sie sich doch ein klein wenig mehr für die Maurin zu interessieren. Sie vermutete mehr dahinter als, dass sie nur eine hübsche Mitstreiterin gefunden hatte.

Die Frage mit den Einsätzen ließ die Runde schließlich lohnen und vorfreudige Blicke wurden getauscht. Auch Sousanna lachte nun. Es klang herzlich und übermütig. "Dann hat es also diese Stunde geschlagen.", grinste sie fast schon mädchenhaft in die Runde, bevor sie sich vorbeugte und verschwörerisch fragte: "Welche anderen Einsätze haben wir denn heute zu bieten?"
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La Vedova
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Re: Nachtblumen[Sousanna]

Beitrag von La Vedova »

Laila sah fragend zu Sousanna, als die Männer ihren Spitznamen nannten und blickte auf die Karaffe auf dem Tisch "Welch merkwürdiger Beiname", bemerkte sie schelmisch "Ich kann mir nicht vorstellen, dass an dir auch nur irgendetwas trocken ist."

Laila schien sich in der Gesellschaft sichtlich wohl zu fühlen, nahm einen kräftigen Schluck von dem Wein , versuchte herauszuschmecken, um was für einen es sich dabei handelte und öffnete ihre Bluse, als sei ihr auf einmal warm beworden, sodass die weiche, dunkle Haut ihres Halses besonders gut zur Geltung kam.

Auf Sousannas Frage hin sah sie von einem Spieler zum nächsten. "Nun, wie wäre es, wenn jeder von uns das setzt, was er am besten kann? Davon profitieren wir vermutlich alle", sie zwinkerte Sousanna zu "Und wir können die Einsätze ja mit der Zeit noch ein wenig erhöhen...."
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Sousanna
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Re: Nachtblumen[Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Die Byzantinerin zeigte ein breites, nicht wirklich damenhaftes Grinsen, während um sie herum Gelächter aufbrandete. "Ach meine Liebe, manche Dinge ergründet man erst nach einiger Zeit.", orakelte sie und lehnte sich entspannt zurück. Auf seltsame Weise schaffte sie es, sich mit jeder Bewegung so zu platzieren, dass man ihre Schönheit aufs Neue bewundern konnte - ohne allerdings jene ungreifbare Ausstrahlung einer hohen Dame zu bekommen.
Hier auf ihrem Gebiet, konnte sie sich sicher genug fühlen, um nicht nur ein simples Würfelspiel zu spielen.

Leilas Vorschlag, ließ ein amüsiertes, aber ebenso gespanntes Grinsen einmal um den Tisch gehen. Um solche Dinge spielte man hier offensichtlich sonst nicht. Viel eher um bedeutend profanere, greifbarere Einsätze. Einen kurzen Moment trat ein listiger Ausdruck in den Blick der Ravnos. "Eine interessante Wahl", schmunzelte sie und beugte sich langsam wieder nach vorne und fuhr sich dabei träge durchs Haar als würde sie nachdenken müssen. "Aber wieso nicht? In jedem Fall wird es ein spannendes Spiel."
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Re: Nachtblumen[Sousanna]

Beitrag von La Vedova »

Laila schlug sich gar nicht schlecht beim Würfeln. Offenbar war Furtuna ihr hold, doch sie achtete nicht auf eventuelle Schummeleien ihrer Gegner und versuchte auch selbst keine, sodass sie im Endeffekt als Verliererin da stand.
Sie nahm es mit Humor und klatschte in die Hände. "Na gut, versprochen ist versprochen."
Suchend sah sie sich im vollen Gasthaus nach einem Musiker um und fand in der Mitte des Raumes einen Mann mit einer Fibel, dem sie ein paar Worte zurief und den Weinkrug einladend hob. Der Musiker bahnte sich seinen Weg zu ihnen und nam dankend den Becher an, den die dunkelhäutige Schönheit im verschmitzt lächelnd anbot. Und als er sie fragte, womit er dienen könne, nannte sie ihm eine Melodie, woraufhin sich bloß seine Brauen hoben. Er prostete ihr zu, dann hob er sein Instrument und begann, die von ihr vorgeschlagene Melodie zu spielen.
Layla raffte ihre Röcke und sprang auf den Tisch. Ihre schmutzigen Stiefel stampten einen Takt vor, mit den Händen machte sie eine ausholende Bewegung, bevor sie anfing zu singen.

"Im Jahre fünfundachzig, ja abends nach nem Sturm,
Ging ich mit roten Wangen rum um den Hafenturm.
Da kam die stolze Wach´zu mir,
Na, kleines Madel, komm mal her!
Genua, wie süß, hier ist dein Paradies!"

Sie hob die Stimme zum Chrous und begann, mit getragener ernster Miene weiter vorzutragen

"Der, der die Freude kennt,
gleich zu uns Madels rennt,
Genua du stolze Stadt,
hier, wo´s die besten Dirnen hat!
Und auch die Wache und die Sitte,
nehmen wir gern in unsre Mitte!"

Eine unanständige Handbewegung untermalte die Zweideutigkeit und sie jauchzte auf, zwinkerte Sousanne und den Herren zu, die nun wo sie mit einer Hand ihren Rock schwenkte einige Blicke auf ihre Unterröcke werfen könnten.

"Und wenn die Seeleut im Hafen stehn´
Könn´sie schon die Röcke sehn!
die Fischer werfen Ruten aus,
den nehm´wir mit zu uns nach Haus,
Tralalalala!

"Denn wer die Freude kennt..."

Sie sang noch einmal den Chorus, und sprang zum abschluss lachend vom Tisch, verbeugte sich in alle Richtungen und meinte dann zu Sousanna "Na, Wettschulden sind Ehrenschulden, nich?"
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Sousanna
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Re: Nachtblumen[Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

War die Ravnos zuvor scheinbar gut gelaunt und zu allen Späßen bereit gewesen, blitzte beim Gebaren der Anderen nun Ärger in den braunen, sonst so sanften Augen auf. Der Ärger einer stolzen Frau, in deren Revier sich nun jemand anderer hineindrängte und ihr ihren angestammten Platz zu rauben versuchte. Mit betont gelassener Miene hatte sie sich zurück gelehnt und das Schauspiel abschätzig beobachtet.
Von ihr schien mit einem Mal etwas Eisiges auszugehen, das bisher verborgen geblieben war. Die Arme waren verschränkt und einer der schlanken Finger schlug den Takt mit.
Kurz hatte ihr Blick den eines Mannes an einem anderen Tisch getroffen, der ob dieser Stimmungsänderung besorgt zu ihr herüber geblickt hatte. Eine stumme Frage war in seiner Miene gewesen, die sie mit einem knappen Nicken beantwortet hatte. Ja, sie wünschte diesen Eindringling aus ihrer Nähe zu entfernen.
Kurz war es ein lustiges Spiel gewesen, doch nun war es vorbei. Der Bogen war überspannt und Sousanna wünschte wieder konkurrenzlos zu bleiben.
So schenkte sie Layla nur ein warnendes Lächeln. "Aber natürlich...", war die kühle Antwort während sie sich betont langsam erhob. "Eine sehr ... klassische Vorführung."

Der, der zuvor in einer Gruppe anderer Männer gesessen hatte, offensichtlich in ein intensives Gespräch vertieft erhob sich und sein Blick heftete sich auf die fremdländische Frau. Er würde seiner Herrin alles vom Hals halten, was sie störte - auch dieses Flittchen.
Gemessenen Schrittes trat er zum Tisch heran und sofort spürten auch die anderen Anwesenden am Tisch, dass man sich eine andere Einlösung der Wettschulden gewünscht hatte und dass es nun Zeit war, für eine Person den Tisch zu verlassen. Es war offenkundig, dass dieser Mann, ebenso wie die Byzantinerin in dieser Umgebung etwas zu sagen hatte.
Unbehaglich wandten sich die Blicke zu der Fremden, als Tiziano ein leicht drohendes Lächeln zeigte. "Schön, dass ihr hier für ein wenig Unterhaltung sorgt", meinte er und es schien als fände er diesen Umstand überhaupt nicht schön. Auch wenn die Vorstellung amüsant gewesen war, Dinge, die Sousanna in eine solche Stimmung versetzen, waren schlicht und ergreifend verabscheuungswürdig. Kühl musterte er die dunkle Schönheit und stützte sich schwer und lauernd auf den Tisch. "Allerdings ist es nun Zeit, sich auf den Nachhauseweg zu machen. Die Straßen sind bei Nacht gefährlich." - Und auch Tavernen konnten das sein, wenn man die falschen Personen verärgerte. Das machte der Tonfall des Mannes eindeutig klar.
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