Anserinae Sancti Martini [Gaius, Fabrizio]

[März '17]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Fabrizio
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Anserinae Sancti Martini [Gaius, Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Die Gänse ästen friedlich auf den feuchten Wiesen an der Flanke des Hügels, ganz wie es ihre Sitte war.
Kaum ließen sie sich stören durch die letzten eiligen Wanderer auf dem Weg richtung Genua, wie sie es gewohnt waren.
Aber dann, ganz und gar ungewohnt, wurden sie plötzlich unruhig unter dem Vollmond der gänzlich hereingebrochenen Nacht. Sie entfachten schließlich ein wildes Gezeter!

Dann erst kamen die fremden Gestalten ins Sichtfeld, die sich auf der Straße von Genua her näherten und dann den Pfad richtung der befestigten Hügelkuppe hin einschlugen.
Eine Gruppe von fünf Männern, die sich doch sehr unterschied von jenen Prozessionen die sonst jene Tore dort oben passierten.

Das Gezeter der Gänse hallte abscheulich in der Nacht, bis die Vögel endgültig auseinanderstoben und wild kreischend in die Dunkelheit abhoben - nur fort...

Die Hügel waren dann verlassen und totenstill als Fabrizio mit seinen maskierten Leibwächtern den Pfad hinauf schritt und sich unaufhörlich der Pforte näherte.

In Entfernung eines Steinwurfes hielt der Lasombra mit einer stummen Handbewegung sein Gefolge an. Er schwieg und taxierte aufmerksam die Umfriedung, während die martialischen Maskenmänner wohl eher die Umgebung im Blick behielten. Nur der Vollmond schien auf sie vom wolkenlosen Himmelszelt.
Auf Fackeln hatten die Männer verzichtet, vielleicht wegen der relativ guten Sicht des Vollmondsegens. Oder auch aus gänzlich anderen Beweggründen, denn die seltsamen Gestalten sahen in der Tat nicht sehr vertrauenserweckend aus!
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Gaius Marcellus
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Re: Anserinae Sancti Martini [Gaius, Fabrizio]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Je näher die Fremden kamen, vor allem als das Gezänk der Gänse den Hügel beschallte, desto mehr Leben gelang in die ruhende Festung. Auf den Türmen bewegten sich die Fackeln, auf dem Tor wurde eine Blendlaterne ausgerichtet, bald waren dort drei Köpfe zu sehen und als das fremde Volk in Hörweite war schallte ein "Wer geht da?" ihnen entgegen.

Bis Fabrizio einige Schritte nach vorne getreten war, war ein vierter Mann auf das Tor gestiegen und gab seinen Männern nach kurzer Zeit ein Zeichen zum halten. Der Mann war für Fabrizio gut als Gaius der Liktor zu erkennen. Er stand da, in Montur, auf dem Tor und blickte zum Piraten herab... abwartend.
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
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Fabrizio
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Re: Anserinae Sancti Martini [Gaius, Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Abwartend hatte Fabrizio sich den ganzen Aufstand ruhig und genau angesehen. Erst als die Männer zu ihm herunter gerufen hatten, trat er ein paar Schritte vor. Dann sah er Gaius und schien irgendetwas zu überlegen.

Auf einmal räusperte er sich geräuschvoll in die angespannte Stille und rief dann seinerseits nach oben mit dem Brustton der selbstbewussten Überzeugung:

"Geld oder Leben!"

Aber da brach auch schon ein seltsames Lachen aus ihm heraus und karikierte den Ernst der Lage endgültig.

"Guten Abend Il Palladino, erkennt ihr mich noch alter Freund?"
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Gaius Marcellus
Salubri
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Re: Anserinae Sancti Martini [Gaius, Fabrizio]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius schüttelte humorlos den Kopf. "Hat unsereins doch weder noch." Gab er dem Lasombra zurück, beendete die Zurückhaltung dann und lachte mit ihm. Auch die Männer auf dem Tor schmunzelten fast grausam im Schein der Fackeln.
Wenig später rückten die Torwachen von der Mauer ab und das Portal wurde geöffnet. Mit seinen Wachen im Rücken trat Il Paladino aus der Festung.

"Herr Botschafter. Welch Überraschung. Lange ist es her, ich dachte ihr habet der Stadt den Rücken gekehrt, so wenig war von euch zu hören. Herzlich willkommen in beim Ordo Sancti Martini." Schmunzelte er den liebsten seiner Gegner jetzt in näherer Hörweite an.
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Fabrizio
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Re: Anserinae Sancti Martini [Gaius, Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Auch Fabrizio schmunzelte bei dieser Begrüßung.

"Ich versuche mich in Zurückhaltung, nicht das ich jedem gleich mit der Tür ins Haus falle. Ihr wisst ja, Diplomatie und so etwas. - Aber kaum schaut man einmal nicht hin, und ihr baut direkt... dieses..." er machte eine umfassende Begriffslose Geste, die wohl die gesamte Befestigung auf dem Hügel umfassen sollte.

"Diesen... Ordo? - Ich war so neugierig, was ist das hier alles? Und was... soll es? Habt ihr etwa der Stadt... den Rücken gekehrt?"
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Gaius Marcellus
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Re: Anserinae Sancti Martini [Gaius, Fabrizio]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius schüttelte lachend den Kopf. "Ganz und gar nicht. Aber in der Stadt lassen sich so schlecht Festungen bauen. Außerdem sind die Domänen der Kappadozianer und eures Clans nicht weit, jemand muss doch die Augen offen halten."

"Nun nein. Scherz beiseite. Es gibt mittlerweile sehr viele Kainskinder in der Stadt, die Gefahr von Seuchen und Qualitätsverlust bei der Herde ihrer Majestät ist groß, dagegen vorzugehen ist meine Leidenschaft. Doch die Struktur der Stadt macht agieren über verschiedene Sestieregrenzen schwer, wenn man einem Sestiere allein zugeordnet ist." Als sei dies gänzlich logisch und einleuchtend hob er die Schultern. "Schön, nicht wahr?" lächelte er den Lasombra zum Schluss noch einmal an. "Ihr werdet die Schönheit von Holz sicherlich gut nachvollziehen können... und seine Wirkung auf unsereins."
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Fabrizio
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Re: Anserinae Sancti Martini [Gaius, Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio lenkte seinen Blick auffällig höher die schnell aufsteigenden Hänge empor, wo sich gegen den Himmel die Umrisse der Trutzburg des Grafen abzeichneten, dann hinab zur Küste, wo bei Burgus der wachende Leuchtturm gut zu sehen war.
Nein, der Lasombra schien den Scherz nicht zu verstehen.

"Ja, sehr schön. Da bleibt mir beinahe das Herz stehen vor Rührung."
Erklärte er stattdessen trocken.

"Ihr solltet Sie übrigens nicht Majestät nennen, das kann Sie nicht ausstehen. Nur ein gutgemeinter Ratschlag von mir."
Fügte er einfach wie beiläufig ein, als wolle er das Thema wechseln, was er dann doch nicht tat.

"Und vor Seuchen versteckt man sich also hinter Palisaden? Wäre das der Rat des Medicus Genuas? - Ich habe schon gesehen wie mit euren Heilern die Krieger laufen. Werdet ihr etwa die kranken Glieder Genuas abschlagen und ausbrennen wollen?"
Doch der Spott war nur Oberfläche. Nachdenklich musterte der Botschafter stattdessen den hässlichen Ritter in seiner protzigen Montur.
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Gaius Marcellus
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Re: Anserinae Sancti Martini [Gaius, Fabrizio]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius hob fragen die Braue "Ihr habt einen weiteren Sinn der Festung außerhalb der Stadt erkannt, sehr wohl. In der Festung ist ein Siechhaus, dieses ist gut isoliert und vermag Erkrankte einzelnd zu halten - wo keiner Ansteckungsgefahr ausgesetzt ist, der nicht durch Ausbildung dazu geübt ist." Langsam war auch er wieder Ernst geworden "Vor Seuchen kann man sich nicht hinter Mauern verstecken, man kann sie aber womöglich darin ersticken... Leider gab es jetzt auch bereits Übergriffe auf die Heiler, sie müssen sich in gefährliche Gebiete wagen, tragen für manche wertvolles Handwerkszeug. Bisher mussten sie aber nicht auf ernste Gewalt zurückgreifen, wenn euch dies beruhigt. Manchmal hilft ein Schild und ein Speer aber auch, einen für die Herde gefährlichen Seuchenüberträger zur Kooperation und Isolation zu überreden... wenn sie danach geheilt sind und zu ihrer Familie zurück kehren, sind sie zumeist dennoch sehr dankbar." Gaius hoffte, er müsse dies nicht mehr all zu oft erklären. Wie misstrauisch all diese Kainskinder doch waren.

"Doch genug von mir, wie ist es euch ergangen? Ihr wart fast unsichtbar einige Jahre!
Und habt dank für euren Ratschlag. Ist euch bekannt, weswegen sie diesen Titel nicht mag und welchen verwendet ihr stattdessen?"
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Fabrizio
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Re: Anserinae Sancti Martini [Gaius, Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Zu der Festung sagte Fabrizio dann tatsächlich nichts mehr, ihm war nun bereits so einiges klar geworden, er nickte sogar ernsthaft anerkennend. Doch kein Maulheld, der Salubri wusste offenbar was er da tat, hätte Fabrizio ihm garnicht zugetraut so ein perfides Machtstreben.
Eine andere Sache war ihm aber hingegen zu spannend um nicht nachzubohren...

"Aber nicht doch, ich finde das alles höchst interessant. Ich habe mich zum Beispiel schon eine Weile gefragt, wegen euren Kriegern, ob das nicht irgendwann zu Spannungen führen könnte. Manch einer könnte auf die Idee kommen, dass da Bewaffnete von Außerhalb der Genueser Stadtwache so einige Kompetenzen streitig machen, meint ihr nicht? So wie andersherum die städtischen Friedhofswachen auf dem Land des Grafen zum Beispiel, habt ihr bestimmt von gehört."
Dann schien der Lasombra trotz seiner Neugierde so etwas wie gute Erziehung zu erinnern, und beantwortete die direkte Frage seines Gegenübers dann doch noch.

"Ach so, der Titel, ja richtig: Höchst verehrte Prinzessin, dürfte völlig ausreichen. Als Majestät würde sie sich auf eine Stufe mit ihrem eigenen Ahnherren stellen. - Und was mich betrifft... ich wurde nicht vernichtet, wir haben immernoch Frieden. Ich denke es läuft besser, als so manch einer angenommen hätte."
Er lächelte verschmitzt, aber überraschend ehrlich.

"Nun ja, aber meine neuen Aufgaben spannen mich durchaus ziemlich ein, wie ihr euch denken könnt. Fast unsichtbar... leicht verwechselt man das agieren aus den Schatten mit Untätigkeit. Das wäre ein fataler Fehler."
Von der Betonung her zumindest keine Drohung, aber vielleicht so etwas wie eine weitere stille Herausforderung. Fabrizio schien irgendwie einen gewissen Gefallen an ihrer speziellen Beziehung gefunden zu haben.

"Und wie ist es mit euch als Liktor, habt ihr auch eher aus den Schatten heraus agiert? Dabei hatte ich doch so gehofft irgendwann einmal wieder von euch zu hören, wie es wohl um die Ermittlungen stünde. Ich wurde jedenfalls bisher nie von irgendjemanden zu irgendwelchen Fortschritten informiert, geschweige denn zu einer einzigen Befragungen hinzugezogen."
Die Enttäuschung in der Mimik dabei, war eindeutig nur ein schlecht aufgesetztes Schauspiel.
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Gaius Marcellus
Salubri
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Re: Anserinae Sancti Martini [Gaius, Fabrizio]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius lächelte und schwieg eine Weile. Dann nickte er und wirkte beruhigend. "Weder Graf noch Bischof noch Stadt fühlen sich vom Ordo bedroht. Unsere Interessen überschneiden sich an keiner Stelle. Unsere Position ist auch so abhängig, gegen alle Parteien, dass keiner Angst haben müsste, die andere Partei könne sich unserer gänzlich bemächtigen... aber im Kern geht es doch generell darum, welcher von unsereins hinter welcher Institution steht, nicht wahr? Dort geht es doch nur darum nützlicher als gefährlich zu sein... oder nicht?" Gaius hob die Schultern, womöglich war er doch nicht so gewieft wie sein liebster Feind es dachte... oder ein König darin wie ein tumber Kriegsmann zu wirken, der außer seine Pflicht wenig im Kopfe trug.

"Ich bin was euch angeht doch wahrlich froh, dass die Politik in die Aufgabenbereiche der Ädile fällt. So muss ich mir um eure Abwesenheit keine Sorgen machen, kann sie im Gegenteil fast..." den Rest erstickte Gaius in einem schelmischen Lächeln - fast charmant sogar. Manchmal war es schwer den bitteren Beigeschmack überhaupt noch zu hören.

"Als Liktor war ich auch tätig, sehr wohl..." Kurz schwieg er, dachte an die Zeiten, in denen er in passiver Rolle tätig sein musste... "In der Tat habe ich Fortschritte für euch aber keine Aktivitäten, zu denen ich euch guten Gewissens mitnehmen konnte... aber." Gaius setzte eine schöne Gesprächspause ein. "Ich habe einen eurer Fälle gelöst." präsentierte er dann stolz und lächelnd. "Wir sollten einen Spaziergang machen, fast würde ich euch ja in den Wald laden, aber ihr würdet wieder nur das Schlimmste von mir denken..." Schmunzelte der Liktor kopfschüttelnd. "Also muss es die Tafelrunde auch tun... oder die Kapelle?"
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