Ein Abend in Domus [Vergonzo]

[April '17]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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La Vedova
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Ein Abend in Domus [Vergonzo]

Beitrag von La Vedova »

Nach den vielen Gesprächen zu den Um- und Neubauten der letzten Jahre hatte Seinfreda Vergonzo nun zu einem Gespräch geladen, in dem es einmal nicht um die Gebäude gehen sollte. Deshalb saß sie an diesem Abend im Schankraum des Domus Medicorum, was sie sonst nur selten tat und beobachtete die Personen um sich herum.
Sie war etwas unruhig, was sie sich jedoch nicht ganz eingestehen wollte und hatte sich deshalb Handarbeitszeug mitgebracht, um ihre Hände zu beschäftigen. Ein unangerührter Krug Bier stand vor ihr.

Schmunzelnd betrachtete sie die zunehmend heiterer werdenden Gäste, konnte sich jedoch nicht überwinden, sich ihnen anzuschließen. Die gute Laune wollte einfach nicht einkehren. In den letzten Tagen hatte sie sich nicht auf ihre Studien konzentrieren können, immer wieder wanderten ihre Gedanken zurück zu diesem einen Vorfall. Zuerst hatte sie sich kaum getraut, die Ordensfeste der Martini zu verlassen, doch inzwischen trieb sie ihre Neugier wieder hinaus, jedoch nie ohne Wachen an ihrer Seite. Einer der Männer, ein junger Mann, der sich sehr gefreut hatte, eine Nacht im Gasthaus statt in der Ordensfeste verbringen zu können, saß nur wenige Schritt von ihr entfernt und würfelte mit anderen Gästen.
Immer wieder schweifte ihr Blick über die Gäste, ob er wohl auftauchen würde?
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Vergonzo Faro
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Re: Ein Abend in Domus [Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Sie musste nicht allzu lange warten. Vergonzo hatte verdunkelt das Domus betreten, vor den Blicken der Menschen verborgen.
Er schritt langsam zu Seinfreda hinüber und schob langsam den Bierkrug auf ihrem Tisch mit dem Finger ein Stück beiseite. Er hatte bemerkt das seine Fähigkeit bei jedem, der so etwas mitbekam nicht mehr wirkte.
So hoffte er sein für sie plötzliches erscheinen, kurz bevor die Verdunklung für sie von ihm abfiel, dadurch vorher angekündigt zu haben.
Er stand seitlich am Tisch und erschien somit nicht direkt vor ihrer Nase, sondern seitlich von ihr, in der Hoffnung ihr Schreck würde nicht zu intensiv ausfallen.
Den Rücken halb den anderen Besuchern zu gewandt, sprach er ruhig und leise, so leise das es beinahe im Tumult der ausgelassenen Gäste unterging.
"Guten Abend Verehrteste, ihr habt gerufen und ich komme. Es hat mich gefreut eure Einladung zu erhalten."
Man sah ihm an, das er stets aufmerksam war, nicht von den Menschen hier erkannt zu werden, ...nicht das vielleicht doch jemand ihn bemerkt hatte und er lächelte freundlich unter der tief ins Gesicht gezogenen schweren Kaputze.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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La Vedova
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Re: Ein Abend in Domus [Vergonzo]

Beitrag von La Vedova »

Tatsächlich zuckte sie kurz zusammen, als er so plötzlich neben ihr auftauchte, dann lachte sie jedoch auf und pustete die Kerze vor sich aus, damit diese das Gesicht ihres Gastes nicht erleuchtete und verriet.
"Vergonzo! WIllkommen. Wie schön, Euch zu sehen.", sie deutete auf die Bank sich gegenüber und lehnte sich neugierig nach vorne. "Wie habt Ihr das gemacht? Das ist ja außerordentlich. Ich war die ganze Zeit aufmerksam und dennoch habe ich Euch nicht kommen gesehen? Ihr seit ein Wahrer Meister des Schleichens, wisst Ihr das?"
Sie war erleichtert, nun nicht mehr alleine zu sein und fühlte sich gleich viel besser.
"Ich habe mir gedacht, dass wir nachh all dem Planen, Um- und Aufbauen vielleicht mal einen Abend gebrauchen könnten, an dem nicht die Gebäude im Vordergrund stehen?"

Die Witwe sah an diesem Abend anders aus und jetzt sah er auch, weshalb. Sie hatte sich die Haare abgeschnitten, nun reichten ihr die roten Locken nur noch bis zur Schulter. Es ließ sie jünger erscheinen, was im krassen Gegensatz dazu stand, dass ihre Augen noch tiefer als sonst in den Höhlen zu liegen schönen und die Haut einen sehr ungesunden Ton hatte. Ihr Gesicht ähnelte mehr denn je dem einer Toten...einer Toten, die an einer furchtbar zehrenden Krankheit gestorben war.
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Vergonzo Faro
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Re: Ein Abend in Domus [Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo lächelte freundlich und nickte dankend als sie die Kerze auspustete.
Dennoch musterte er sie einen kurzen Augenblick interessiert.
"Ich freue mich das ich euch nicht zu sehr erschreckt habe. Ich würde meinem Blute wohl keine Ehre machen, wenn mir die Verborgenheit nicht ein Freund wäre."

Dann nahm er den angebotenen Platz und setzte sich. Nun fiel mal wieder deutlich auf, wie klein er tatsächlich war. Denn nicht viel mehr als sein unförmiger Kopf überragte die Tischplatte.
"Es freut mich außerordentlich das ihr neben meiner Profession auch Interesse an meiner Wenigkeit habt. Ich muss zugeben das dies erneut ein anderes Licht auf euch wirft, ein euch schmeichelnder Schein."
Leicht verschämt schaute er kurz nach unten, suchte dann aber wieder ihre hübschen Augen.

"Ihr habt euch verändert, und auch wenn euch die kürzeren Haare sehr gut stehen, so scheint es mir als sei euch übles widerfahren. Es schmerzt mich etwas euch jetzt so zu sehen." es schien tatsächlich so, als würde sich sorgen. Worin seine Sorge lag, war jedoch noch nicht auszumachen.
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La Vedova
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Re: Ein Abend in Domus [Vergonzo]

Beitrag von La Vedova »

„Um mich zu erschrecken, müsste schon mehr geschehen“, entgegnete sie in einem Versuch, zu scherzen, der ihr jedoch misslang. Sie seufzte und sah zur Seite „Ja, die letzte Zeit war nicht so einfach, ich möchte Euch jedoch mit Details verschonen. Wir haben es überstanden und die Zukunft wird zeigen, wie wir die Dinge gewendet bekommen.“ Sie stützte ihren Kopf in beide Hände und blickte Vergonzo neugierig an.

„Und natürlich habe ich auch Interesse an Eurer Person. Selbstverständlich bin ich Euch für die Hilfe mit den Bauwerken dankbar, dennoch hoffe ich, dass uns mehr als bloß das verbindet. Allerdings ist mir aufgefallen, dass ich kaum etwas über Euch weiß….nicht einmal wo ihr wohnt. Clavicula nehme ich an?“
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Vergonzo Faro
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Re: Ein Abend in Domus [Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo lächelte auf Grund ihres Scherzversuches ehrlich. Die Dame hatte wohl ihren Biss und Kampfeswillen bei weitem noch nicht verloren.
Ihre Reaktion den Buckligen so neugierig anzuschauen, und scheinbar ohne Scheu, brachte den entstellten Kleinwüchsigen schamvoll dazu ihrem Blick auszuweichen.
Rot wurde er jedoch nicht.
"Wenn ich diesbezüglich etwas für euch tun kann, gebt mir Bescheid." bot er ihr mit kurzen aber kraftvoll gemeinten Worten seine Dienste erneut an. Diesmal jedoch nicht die eines Baumeisters.
"Vieleicht braucht ihr etwas Ablenkung und Freude, die euch Erholung von den dunklen Tagen bringen kann." er war kurz davor sein Lächeln ins anzügliche schenken zu lassen, schnallste aber dann mit der Zunge, um diese Reaktion zu unterbrechen und kicherte leise.
"Nun derzeit habe ich ein dunkles Loch ausserhalb der Stadt als Rückzugsort gefunden, solange bis meine Werkstatt eingerichtet ist. Da ich nicht aus einem wohlstehenden Umfeld komme, ist es nicht ganz so leicht ein Stück Land offiziell zugesprochen zu bekommen und zu bezahlen, ohne dabei bei etlichen Personen einen Gefallen schuldig zu bleiben. Es dauert so zwar länger, aber am Ende ist es offiziell, selbst erarbeitet und ich bin niemandem etwas schuldig." er lächelte zufrieden.
Anstatt äusserliche Informationen über den Nosferatu zu erhalten, schien er ihr stattdessen einen kurzen Einblick hinter dem entsetzlichen Antlitz zu gewehren.
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La Vedova
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Re: Ein Abend in Domus [Vergonzo]

Beitrag von La Vedova »

"Ich danke für dieses freundliche Angebot", entgegnete die neugierige Dame leise lächelnd. "Manchmal sind es die Armen, die am meisten zu Geben haben, nicht wahr? Sollte es z einer Situation kommen, in der Ihr mir helfen könnt, so werde ich mich gerne an Euch wenden, und seid Euch gewiss, dass Euer HIlfsangebot auf gegenseitigkeit beruht."
Auf seinen Kommentar bezüglich der ABlenkung und Freude lächelte sie bloß müde.

Als sie seine verlegene Reaktion bemerkte, nahm sie sich etwas zurück. Sie hatte jedoch nicht vor, ihn bloß wegen seines abstoßenden Äußeren anders zu behandeln als jeden anderen Gesprächspartner und Freund und sie hoffte, dass er das verstand und nicht als Beleidigung wahrnahm. Sie beobachtete ihn aus ihren tiefliegenden Augen und überlegte sich, wie er wohl ausgesehen haben mochte, bevor ihn der Fluch seiner Ahnen so unbarmherzig traf.
"Ein Loch...", wiederholte sie dann etwas ungläubig. "Wie kann es sein dass ein meisterhafter Baumeister in einem Loch wohnt? Und noch dazu vor den Mauern der Stadt...Hat Euch Euer Primogen etwa keinerlei HIlfestellung geleistet?", fragte die ungläubig "Natürlich verstehe ich Euren Wunsch, unabhängig und unbescholten zu leben, aber ist das denn wahrlich ein Zustand? Eure Werkstatt, befinden sie sich zur Zeit wenigstens schon in Planung und Bau und kann bald eingeweiht werden?"

Es fiel ihr langsam schwer, ihr Mitleid zu zügeln und ihre leise Verärgerung um die Missachtung dieser begabten Kreatur laut zu machen.
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Vergonzo Faro
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Re: Ein Abend in Domus [Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo nickte verstehend.
"Ich bedanke mich für eure freundlichen Worte und auch für euer Angebot und werde es beherzigen."

Also sie sein Kommentar belächelt hatte , ihn aber dann etwas gedankenverloren Anschaute, strahlten seine hellblauen Augen, klar wie ein Gebirgsbach und sein Lächeln wurde sanfter.
Dann kicherte er glucksend als sie, erregt durch seine Situation, leicht emotionsgeschwängert Reagierte.
"Ihr seid goldig Verehrteste, goldig und talentiert,aber vor allem seid ihr geistreich und habt ein großes Herz. Macht euch nichts aus meiner Situation, denn unsereins kann bei weitem schlimmeres ertragen und hat dies auch schon. Es macht mir nichts aus mit wenig auszukommen zumal ich dennoch alles habe was man braucht. Ein sicheres Plätzchen, eine Aufgabe die mich derzeit mehr als nur ausfüllt und eine handvoll wichtige und angenehme Kontakte. Den Stein habe ich ins Rollen gebracht. Der Rest kommt somit von alleine und Zeit hat für uns ja eine etwas andere Bedeutung."

Dann legte er den Kopf schief und schaute ihr in die Augen:"Ich frage ganz frei heraus.Ihr habt mich soeben seltsam angeschaut,anders als es die meisten tun...habt ihr fragen an mich die euch beschäftigen oder liegt es doch bloss an meiner abgrundschönen Häßlichkeit?"
Er wirkte weder gekränkt noch sonst wie erregt, es lag Freude und Neugier in seinem Blick.
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La Vedova
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Re: Ein Abend in Domus [Vergonzo]

Beitrag von La Vedova »

Die Gastgeberin hörte ihrem Freund aufmerksam zu. Tatsächlich war es schwer, Zeichen der Unzufriedenheit in den Worten dieses duldsamen Wesens zu sehen und so schüttelte sie nur nocheinmal verständnislos den Kopf.
"In eurer Demut und Genügsamkeit erinnert Ihr mich an die Brüder des Benediktiner Ordens....Und wenn diese Tugenden den Weg begründen, dem Ihr folgt, so werde ich mich nicht erdreisten, dies zu kritisieren...Jedoch komme ich nicht umhin zu sehen, dass Ihr Eure Umstände einfach hinnehmt, einen Weg der von anderen geformt wird. Es fällt mir schwer, mir nichts aus Eurer Situation zu machen, wenn Ihr sagt, dass ihr noch schlimmeres ertragen habt. Gerade dann wäre es nur angemessen, nun endlich, wo Euch der Tod eine zweite Chance gab, Eure Lebensumstände Eurem guten Charakter anzupassen..."
Sie seufzte "Aber ich verstehe natürlich Eure Loyalität Eurem Clansoberhaupt gegenüber und dass kein Wort Eure Lippen verlässt, das missverstanden werden könnte. Das ist sehr klug von Euch...aber stellt Ihr dadurch nicht euer Licht unter den Scheffel?"

Sie schlug ertappt ihre Augen nieder, als er sie do direkt ansprach "Ich möchte Euch nicht verletzen,. Die Gedanken, die eben meinen Kopf durchschwirrten waren unangebracht und ich möchte Euch nicht zu nahe treten oder verstimmen."
Sie hielt eine weile inne, versank in den schönen, hellblauen Augen, die bloß bestätigten dass noch mehr in diesem Gefängnis aus Fleisch verborgen war als sie zuerst angenommen hatte. "Eure Häßlichkeit nicht nicht zu leugnen...", sagte sie dann leise "Ich hatte mich bloß gefragt, welche Form Euer Körper wohl vor seinem Tod hatte bevor der Fluch Euch traf...Jedoch möchte ich damit keine negativen Erinnerungen heraufbeschwören oder gar zu schöne, die Euch dann wieder traurig stimmen."
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Vergonzo Faro
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Re: Ein Abend in Domus [Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Er hatte scheinbar tatsächlich eine unbefleckte reine Seele vor sich mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und dem Mut einer Löwin. Und diese Gedanken spiegelte sein Gesicht nun wieder. Die Augen groß, interessiert und gleichsam schamvoll. Zugleich allerdings schien er erfreut und dennoch überrascht und demütig. Ach herrje, da hatte die bleiche Schönheit ihn aber wirklich in ein inneres Chaos geführt und so endete seine Reaktion in einem glucksenden Kichern über sich selber.

"In der Tat habt ihr mich jetzt grade sehr beeindruckt. Es tut mir leid, wenn es euch beunruhigen sollte, das meine derzeitige Situation nicht besser ist als die eines gehobenen Bettlers. Aber seid gewiss das ich weder betteln noch kämpfen muss, um über die Runden zu kommen."
Er lächelte sanft und sog ihre Redlichkeit mit jeder beuligen Pore seiner zombiegrünen Haut auf.

"Es stört mich nicht, das ihr mich über mein Aussehen, oder das zu Lebzeiten fragt. Ich bin es eher gewöhnt das man mich deswegen verabscheut oder ignoriert.Keinen interessiert das was war oder dahinter steckt. Allerdings muss man sich die Antworten auf solche Fragen verdienen, was ihr ohne Zweifel getan habt. Zu Lebzeiten war ich das genaue Gegenteil von dem war was ich heute bin,....äußerlich betrachtet."
Er ließ ihr Zeit neue Gedanken und Fragen zu formulieren und das gehörte zu verarbeiten.
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