Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

[April '17]
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3195
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Ilario »

Alla Murra

Seine Nachforschungen waren ergebnislos verlaufen, jedoch hatte ein leicht benebelter Bettler mit einem fiebrigen Glanz in den Augen unverständliche Worte gefaselt und Ilario meinte etwas von Taverne verstanden zu haben. So war er dann in Richtung der Nächstgelegenen, dem "Alla Murra", aufgebrochen. Vielleicht könnte er dort etwas über diesen mysteriösen Werwolf der in Broglio und Ravecca sein Unwesen trieb in Erfahrung bringen. Sein Diener Mercurio begleitete ihn, jedoch ohne Schwert und Rüstung, lediglich festes Leder und einen Dolch tragend.
Frustriert, aber noch nicht gänzlich ohne Hoffnung noch etwas Nützliches zuerfahren betrat Ilario das Alla Murra und sah sich um...
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Sousanna »

In dem lärmigen Gewusel gab es vieles zu entdecken, doch gewiss keinen Werwolf. Die Stimmung war bereits sehr gelöst, so dass die roten Nasen und glasigen Augen durchaus eher Regel als Ausnahme waren. Hier verbachte niederes Volk seine Abende, das kaum mehr Ansprüche hegte als billigen Wein, der zumindest halbwegs trinkbar war. Alles was das Auge hier streifen mochte, war schäbig und gewiss nicht wegen seiner Schönheit oder Erlesenheit in diesem kleinen, überhitzten Raum. Vermutlich war alles allein aufgrund der spärlichen Beleuchtung keine vollständige Beleidigung des Auges.
Wenn Ilario in die Taverne trat war es durchaus wahrscheinlich, dass er von Betrunkenen beim Verlassen dieses Ortes angerempelt wurde. Man schien hier nicht sonderlich viel von höflichem Abstand oder Umgangsformen zu halten. Auch hoben sich Blicke. Neugierige, fast schon unangenehme Blicke, vielleicht mehr gierig auf den möglichen Reichtum der beiden Neuankömmlinge als auf deren Neuheit. Nur ein paar und alle verteilt. Hier fanden sich jene, die für ein wenig Geld alles tun würden.

Eins der Augenpaare, die sich auf das Eintreffen zweier Fremder hoben, war allerdings ein wenig anders. Ein schönes Paar, großer, brauner Augen. Unschuldig und unbefangen wie die eines Rehs. Sie trafen kurz den suchenden Blick Ilarios, bevor sie sich mit einem leichten Lächeln - es mochte vielleicht schüchtern genannt werden - wieder auf die Krüge senkten, die ihre Besitzerin gerade an einen Tisch trug.

Man konnte nicht umhin, ihr einen zweiten Blick zu schenken. Jene Frau konnte ausnehmend schön genannt werden. Auf ihre Weise königlich und doch nahbar. Weniger eine Rose als vielmehr eine Margerite, eine Königin der Felder. Sie war ein klein wenig besser gekleidet als die meisten hier - vermutlich gab sie ihren Lohn wohl statt für Wein eher für ein anständiges Aussehen aus. Das lange, dunkelbraune Haar war zusammengeflochten, um nicht zu stören, doch besaß diese Zweckmäßigkeit immer noch Charme. In jedem Fall betonte diese Frisur noch ein wenig mehr und auf sehr vorteilhafte Weise, dass sie offensichtlich aus griechischen Landen stammte.
Auch wenn ihre Wangen von der Arbeit in der Taverne gerötet waren und ihre Brust ob der Hitze ein wenig wogte, hatte sie doch die Zeit, sich mit den Trinkenden zu scherzen und mit ihnen ein kurzes Gespräch zu führen, was ihr wohl durch Freundlichkeit und Zuneigung in den Blicken gedankt wurde - und auch dadurch, dass sie nicht ganz so sehr wie das Freiwild schien, dass eine so schöne Frau wie sie an einem solchen Ort hätte werden können.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3195
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Ilario »

Die unumgängliche Nähe zu den gewöhnlichen Trinkern, Tavernenmädchen und anderem Gesindel machte Ilario nichts aus. Sein Pragmatismus war recht ausgeprägt und wenn man sich nach Gerüchten umhören mochte, war es eben nötig sich in entsprechende Gesellschaft zu begeben.

Angerempelt würden die beiden Männer aber wohl eher nicht, dafür sorgte Mercurio schon, der seinen Herrn mit seiner kräftigen Statur, grimmigen Blick und falls nötig harter Hand schirmte.
Ilario hingegen sah sich um, während er eine mögliche Sitzgelegenheit suchte. Dabei fiel ihm die überaus schöne, rehäugige Maid auf, die allein schon durch das Gebahren der sie umgebenden Gäste aus der Menge herausstach.
Seine Schritte führten den Lasombra daher in ihre Richtung, Mercurio in seinem Kielwasser. Jedoch steuerten sie nicht direkt auf sie zu, sondern suchten sich einen Tisch ganz in der Nähe. Bald würde die hübsche, augenscheinliche Bedienung sicher auch zu Ilario und Mercurio kommen und sie wäre sicher eine der besten Anlaufstellen für Gerüchte.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Sousanna »

Es war schwer die beiden Neuankömmlinge zu ignorieren. Sie passten so offensichtlich nicht in die Taverne, wie es eine Prinzessin getan hätte. Zumal die Blässe des einen, recht unangenehme Dinge verheißen konnte. Sousanna beschlich das Gefühl, dass diese Ankunft also entweder sehr gut oder sehr schlecht war. In jedem Fall aber würde sie herausfinden, wer die beiden waren. Vielleicht handelte es sich auch einfach nur um einen Goldsack, der nur darauf wartete angestochen zu werden.
So kam sie, nachdem die Bande ihre Getränke bekommen hatte, mit ihrem tänzelnden Gang und einem immer noch schüchternen Lächeln zu den beiden herüber.

Vor dem Tisch knickste sie höflich und überraschend formvollendet. Der ein oder andere Gast blickte erstaunt. Offenbar traute man der Griechin hier keine gehobeneren Umgangsformen zu, doch sie schenkte den beiden einen kurzen freundlichen Blick und ignorierte die Welt um sich herum.
"Meine Herren, es ist schön euch hier an diesem bescheidenen Ort begrüßen zu dürfen", verkündete sie mit angenehmer Stimme und einem kleinen Lächeln, während der Akzent ihre Worte geradezu zu liebkosen schien. "Sagt, darf ich euch etwas zur Stärkung anbieten? Wein? Bier? Etwas zu essen?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3195
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Ilario »

Beide Männer beobachteten die hübsche Griechin als sie sich ihrem Tisch näherte. Es war der hagere, blasse Mann der ihre Frage nach einer Bestellung beantwortete:

"Guten Abend gute Frau. Für mich nichts zu Essen, ich faste derzeit, aber mein Begleiter hätte sicher Freude an einem leichten Mahl. Dazu gern einen Krug Wein und ein paar Becher."
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna quittierte es mit einem leichten Nicken und einem höflichen Lächeln.
"Natürlich gerne", gab sie ganz eine dienstbeflissene Schankmaid, die sie heute war.

Dann wandte sie sich ab und ging all das Gewünschte besorgen. Kurz wechselte sie dabei ein paar leise Worte mit dem Mann, der wohl für die Verköstigung zuständig war. Dabei schien sie irgendetwas zu erklären, was ihn dazu brachte, den Kopf zu schütteln, aber dann die Schultern zu zucken. Zunächst brachte sie den Wein und die Becher, dann eine Art Suppe. Nichts von großartiger Qualität, aber günstig und zumindest trink- und essbar.

Nachdem die Byzantinerin alles aufgetragen hatte, schien sie kurz mit sich zu ringen, schließlich fragte sie allerdings doch mit schiefgelegtem Kopf und unübersehbarer Neugier im unschuldigen Blick: "Verzeiht mir meine Frage. Sie ist schrecklich unhöflich und ihr müsst mir wirklich nicht antworten, aber hohe Herren wie ihr könntet doch in bedeutend würdigeren Herbergen verweilen. Gibt es einen Grund, weshalb es euch ins Alla Murra verschlagen hat? Können wir hier irgendetwas für euch tun?"
Nichts Böses schien in ihren Worten zu legen, nur ein wenig übermütige Neugier und sanfte Sorge um ihre Gäste.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3195
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Ilario »

"Ist das so offensichtlich? Wir sind, da habt ihr recht, nicht für Speis und Trank gekommen. Mein Begleiter und ich sind bereits in Mascharana merkwürdigen Gerüchten gefolgt und sind Geistererscheinungen auf den Grund gegangen. Hier hingegen spricht man von einem Werwolf der die nächtlichen Straßen Broglios und Raveccas unsicher machen soll ...
Und wo könnte man solche Gerüchte besser hören und überprüfen als in einer örtlichen Taverne wie dem Alla Mura?"


Offensichtlich noch dazu bei der Bedienung die irgendwie in besonderer Beziehung zu Örtlichkeit und Gästen zu stehen schien. Schankmaiden und Wirte waren oft die am besten informierten Leute vor Ort soweit Ilario dies beurteilen konnte.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Sousanna »

Ein charmant entschuldigendes Lächeln sprang über das Gesicht der Byzantinerin, während sie die Schultern zuckte und zumindest mit einem Anflug von Bescheidenheit, garniert mit einer gewissen Gelassenheit erwiderte: "Ich kenne meine Gäste hier und ich habe auch schon in feineren Gesellschaften Wein und Speisen serviert. Ihr passt allein schon von der Art. wie ihr sprecht, eher in diese feineren Gesellschaften. Umso willkommener seid ihr uns hier."
Tatsächlich schien auch die junge Frau allein durch ihre Erscheinung eher an einen Hof als in eine Spelunke wie diese hier zu gehören - und vielleicht wünschte sie sich auch dorthin zurück, zumindest wenn man der kurz aufgeflackerten Sehnsucht in ihrem Blick Glauben schenken mochte.

Über die Gerüchte dann, sann sie allerdings eine Weile nach und währenddessen wurde ihre sonnige Ausstrahlung wie von einem Schatten eingetrübt.
"Wirklich merkwürdige Gerüchte verfolgt ihr da.", war das Erste, was sie nach einem kurzen Zögern, bedeutend nachdenklicher erwiderte. Dann fuhr sie sich durchs Haar und seufzte schwer: "Man hört hier vieles. Vor allem, wenn die Gäste redseliger werden und versuchen, eine schöne Maid zu beeindrucken. Den meisten Erzählungen schenke ich keinen Glauben, aber dieser ... Werwolf - über ihn gibt es mehr Geschichten und wenn ihr mir sagt, was ihr bereits wisst, kann ich euch sagen, ob die Geschichten, die ich darüber gehört habe, auch auf jenes Wesen zutreffen, das ihr sucht. Ich will euch nicht mit den Prahlereien von Trunkenbolden langweilen."
Außerdem würden ihre Aussagen einen Preis haben, aber der würde sich erst festlegen, wenn sie wusste, auf was genau die beiden Männer aus waren und ob sie bisher wirklich davon ausgingen, dass sie nur ein Mensch war.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3195
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Ilario »

Die beiden schienen Sousanna wirklich für eine, wenn auch außergewöhnliche, sterbliche Frau zu halten. Ilario überlegte einen Moment ehe er sprach. Angesichts seiner kaum verhohlenen Neugier wirkten seine folgenden Worte nicht besonders glaubwürdig.

"Nun ich hörte die Gerüchte um diesen Werwolf, der die zwielichtigen Bewohner der Siestri jagd, aber auch harmlosen Familien nachstellt. Als Gelehrter und Mann des Glaubens sehe ich es als meine Aufgabe solchen Aberglauben zu widerlegen. Werwolf, pah. Vermutlich nutzt eine Bande von Verbrechern dieses Fabeltier um seine Taten zu vertuschen. Wahrheit ans Licht zu bringen, darin sehe ich meine Aufgabe."

Ausflüchte und Manipulation:
@Ilario (Martin) rolled 30. (6 + 4 + 5 + 1 + 4 + 1 + 9 = 30)
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Sousanna »

Die schöne Frau in der Blüte ihrer Jugend brach in herzhaftes, wohlklingendes Gelächter aus. Banden... Also wirklich. Als ob einer dieser Schwachköpfe eine solch spannende Täuschung unternehmen würde. Als ob einer dieser Schlappschwänze eine solch geniale Dreistigkeit wagen würde. Vielleicht sollte sie es mal einem der Anführer vorschlagen. Nur zum Spaß und um das blöde Gesicht zu sehen.
Immer noch über diesen Gedanken kichernd und sehr rot ob der Ungehörigkeit ihres Ausbruchs, presste sie sich die schlanke Hand auf den Mund und rang offenbar um Contenace.

Als sie sich wieder etwas gefangen hatte, meinte sie scheinbar ungläubig und offensichtlich ein wenig beschämt: "Verzeiht mir, aber es klang für einen Moment so, als würdet ihr bezweifeln, dass es derartige Bestien überhaupt gibt." Mit großen, entschuldigenden Augen sah sie die beiden Herrschaften an. "Ich muss euch wohl falsch verstanden haben."
Dann neigte sie sich ein wenig vor und sprach leiser, eindringlicher und vor allem mit großem Ernst: "Aber ich selbst hatte eine Begegnung mit diesem.... Ding, das ihr da sucht. Und ich kann euch versichern, dass es keine Bande dieser Stadt war. Denn die erkenne ich inzwischen." In ihrer Stimme lag ein leises, aber durchaus erkennbares Angebot. Wenn man die Schönheit für ihre Worte belohnen würde, würde sie alles erzählen, was sie wusste. Und sie wusste so einiges über diese Seltsamkeit zu berichten. Vor allem aber, dass die beiden keine Bande suchten.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Gesperrt

Zurück zu „998“