Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

[April '17]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3190
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Ilario »

"Natürlich gibt es solche Wesen, die Nacht ist dunkel und voller Schrecken, doch nur ziemlich selten steckt wirklich ein solches hinter den entsprechenden Geschichten."

Den Ausbruch von Heiterkeit der hübschen Maid ignorierte Ilario geflissentlich, während sein Begleiter schmunzelte. Mercurio ließ seinen Blick über die Schönheit wandern, nicht nur hübsch sondern auch mit Humor gesegnet. Ilario ergriff erneut das Wort:


"Keine Bande also und ihr seid diesem Ding bereits begegnet? Setzt euch doch, esst und trinkt etwas und berichtet uns davon. Es soll euer Schaden nicht sein."


Einladend deutete Ilario auf Speis und Trank und meinte es durchaus ehrlich, gute Informationen würde er mit gutem Geld vergelten.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Sousanna »

Die Schönheit registrierte den Blick des einen, fing seinen Blick kurz auf und wandte sich schließlich dem beredsameren der Beiden zu. Auch sie schmunzelte. Einer von ihnen war gewiss ein Sohn der Nacht - zumindest vermutete sie es stark.
"Es ist mir eine Freude, euch bei der Suche nach dem Kern dieser Geschichten behilflich zu sein.", erklärte sie mit einem ruhigen Lächeln. Kurz warf sie dem Schankknecht einen Blick zu und machte ein Zeichen, dass dieser Tisch ihre besondere Fürsorge verdient hatte, dann nahm sie elegant am Tisch der beiden Herrschaften Platz.

"Es ist sehr freundlich von euch, mir etwas anzubieten, aber ich erzähle euch lieber erst von meinen Erlebnissen.", begann sie ruhig. leise, aber eindringlich. Auf jene Art, mit der gute Geschichten erzählt wurden. "Es ist einige Zeit her, aber ich habe es nicht so schnell vergessen können. Auch wenn ich es gerne gewollt hätte..."
Kurz zögerte sie, schien zu überlegen, ob eine Erinnerung es wirklich wert war und Kraft zu sammeln, für ihre Geschichte. Doch dann hob sich ihr Blick und ein entschlossener Ausdruck war in die dunklen Augen getreten. Dann sah sie den Gelehrten fest an und erklärte: "Ich war noch nicht lange hier in Genua und alles war mir fremd. Um mich besser zurecht zu finden, war ich unterwegs. Unternahm viele Spaziergänge. Eines Abends habe ich eine Frau getroffen, die recht verwirrt schien. Sie erzählte von einem Werwolf und einer Hexe - und dass ich mich in Acht nehmen solle. Dass es gefährlich sei, in der Dunkelheit herumzustreifen. Gerade für jemanden wie mich. Ich stamme aus Byzanz und ich habe sie ausgelacht, weil ich diese Stadt für das eingeschlafenste, harmloseste Nest hielt." Bedauernd schüttelte Sousanna den Kopf.
"Ich war dumm und übermütig. Um den Beweis zu liefern, dass sie nur ein verwirrtes, hysterisches Weibsstück war, bin ich in den nächsten Nächten hinaus vor die Stadt gegangen - ich fand es ebenso absurd wie ihr, dass ein Werwolf inmitten einer Stadt jagen sollte. Also dachte ich, dass es wahrscheinlicher wäre, ihm dort draußen zu begegnen."
Ein bitteres Lächeln zierte die vollen Lippen. "Lange ist gar nichts passiert - überhaupt nichts. Es war still und ich dachte, ich wäre sicher. Nur die Geschichte einer Närrin. Dann habe ich das Brüllen gehört. Es war das Schrecklichste, was ich je gehört habe. Es hat die Stille zerrissen, wie die Rufe von tausend wilden Tieren. Und dann waren da die Schläge von riesigen Tatzen auf dem Boden."
Ihre Stimme war aufgeregter geworden, zeigte noch immer Spuren einer lange vergangenen Angst. Obwohl sie hier in Sicherheit war, wogte die Brust nun leicht und die Augen hatten sich geweitet, wie die der Beute, die wusste, dass der Jäger ihr gleich einen Pfeil ins Herz schlagen würde.
"Ich wollte mich verstecken. Hatte gehofft, dass es mich nicht finden würde, wenn ich mich nicht bewegte, doch es hat die Witterung aufgenommen. Ich habe es schnüffeln gehört. Es ist immer näher gekommen. Da hat mich die Angst endgültig gepackt und ich bin weggelaufen. Wie es geschehen ist, weiß ich nicht, aber ich bin fast am Ende meiner Kräfte auf eine Lichtung gekommen - und da war es, als könnte es nicht weiter. Als hätte irgendetwas an dieser Lichtung einen heiligen Bann um sich, der verhinderte, dass es mich bekommen konnte. Es hat weiter gebrüllt, ist umher geschlichen, scheint nach einer Möglichkeit gesucht zu haben, seine Beute doch noch zu erhaschen... Und dann war es ebenso plötzlich verschwunden, wie es gekommen war."

Während der ganzen Erzählung hatte sie den Blickkontakt mit beiden Männern gehalten. Nun schweifte ihr Blick über die versammelte Menge und mit einem betrübten Seufzen schüttelte sie den Kopf.
"Ich weiß wie unglaubwürdig und seltsam es klingt. Ihr haltet mich gewiss für eine Lügnerin oder ebenso hysterisch wie diese Frau, die mich gewarnt hat.", meinte sie dann und wandte sich den beiden Fremden zu.
Ein wenig Trotz lag in ihrer Miene und die Schultern hatten sich gestärkt als sie endgültig endete: "Doch das ist es, was ich erlebt habe. So und nicht anders hat es sich nun einmal zugetragen, auch wenn sie verrückt klingen mag."

------------
Zum Geschichte erzählen: Charisma (3) + Ausflüchte (3) = @Sousanna(Veronika) 6d10 >=6 f1= (7 8 9 4 5 9, 4 successes) = 4
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3190
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Ilario »

Der ältere, blassere der beiden hörte genau zu, während sein Wächter die Umgebung im Auge behielt. Hinter den graublauen Fenstern seiner dunklen Seele arbeitete Ilarios Geist unermüdlich und separierte blitzschnell jene Fakten denen er tiefere Bedeutung beimaß von jenen die er für Ausschmückung oder Übertreibung hielt. Schweigend und ohne de erzählende Byzantinerin zu unterbrechen hörte der Magister genau zu. Anschließend nickte Ilario der Erzählerin anerkennend zu, ehe er das Wort ergriff.

"Faszinierend, sowohl eure Geschichte, die Art und Weise wie ihr sie vorgetragen habt, als auch die Tatsache, dass etwas Wahres an dem Wolf von Ravecca und Broglio dran zu sein scheint. Doch gesehen habt ihr nichts oder? Ihr habt Geräusche vernommen: Tatzen auf dem Boden, tierische Laute. Wieviel davon jedoch war durch eure Angst bedingt oder wurde daddurch verstärkt? Ein angsterfüllter Geist ist leicht zu täuschen, in die Irre zu führen. Durch sich selbst wie auch durch andere. Vielleicht war es auch nur ein großes Tier das ihr gehört habt oder jemand hat euch bewusst durch Laute getäuscht. Warum schließlich sollte euch der Werwolf entkommen lassen?"


Ilarios Tonfall nach zu schließen zweifelte er nicht an dem Wahrheitsgehalt der Geschichte oder der Aufrichtgkeit der hübschen Erzählerin, sondern allenfalls an ihrer Wahrnehmung der damaligen Situation. Überhaupt kristallisierte sich immer mehr heraus, dass Ilario der eigentliche Gesprächspartner und sein Begleiter eben nur das war. Sein Begleiter.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Sousanna »

Recht hilflos zuckte die Byzantinerin die Schultern. "Ich muss an einen Ort gekommen sein, den es nicht betreten konnte.", erwiderte sie schlicht. Offensichtlich bedauernd schüttelte sie das schöne Haupt und blickte den Älteren der beiden Männer dann ernst an. "Oder etwas getan haben, dass ihn aufhält. Denkt ihr nicht, dass es so etwas gibt? Dass es Wesen gibt, die sich durch inbrünstiges Gebet oder auch durch bestimmte geweihte Orte abschrecken lassen? Wo ich herkomme, erzählt man sich solche Geschichten, ich weiß nicht, ob hier auch ..."

Kurz fuhr sie sich übers seidige Haar, bevor Sousanna ein bitteres Lächeln zeigte, dass sie älter und weniger wie eine plaudernde Schankmaid wirken ließ. "Ich bin kein schreckhaftes, kleines Mädchen. Wäre es ein Tier gewesen, hätte ich es verscheuchen oder mich retten können - und welchen Vorteil hätte jemand durch eine Täuschung gehabt. Es ist ein wenig zu viel Aufwand nötig, um so etwas derartiges vorzugaukeln."
Zumindest einiges an Blut - sie selbst hätte so etwas nur getan, wäre dabei etwas für sie herausgesprungen. Und bei diesem Treffen war nichts herausgekommen - außer dass sie beinahe gebunden worden wäre. Die schönen Lippen, für so viel Sinnlicheres geschaffen, verzogen sich zu einem leicht angewiderten, verärgerten Ausdruck. Sie hatte Glück gehabt - nicht auszudenken, hätten diese seltsamen Gestalten mit ihrem dummen Werwolf oder was auch immer es gewesen war, sie an sich gefesselt.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3190
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Ilario »

"Das könnte natürlich sein. Es ist bekannt, dass es Orte und Zeiten gibt an und zu denen Ungeheuern der Zutritt verwehrt bleibt. Geweihter Boden zum Beispiel oder ein Kreis aus Salz, der Gespenster und Geister abwehrt. Vielleicht hat ihr auch inbrünstig gebetet? Vielleicht sogar ohne es im ersten Augenblick zu merken, instinktiv und aus tiefster Seele? Vielleicht hat Gottes Hand euch geborgen..."

Er hatte schon von solchen Sachen gehört und noch mehr gelesen und vor allem konnte Ilario angesichts der Kräfte über die er selbst gebot kaum ausschließen, dass es noch wesentlich mehr mysteriöse Wesenheiten geben könnte. Sein Blick ruhte auf der jungen Maid, neugierig aber nicht besonders eifrig. Er war sich noch immer nicht sicher was er von dieser Geschichte halten sollte. Hirngespinnst einer ängstlichen jungen Frau? Tatsachenbeschreibung einer echten Begegnung mit einem Wolfsmenschen?
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Sousanna »

Wach und interessiert hatte die Byzantinerin zugehört. Sie selbst wusste ja auch nicht viel darüber, wie so etwas funktionierte - und das wenige Wissen, das sie darüber besaß, war reine Selbsterfahrung.
Allerdings blitzte etwas in ihren dunklen Augen auf, als er die bergende Hand Gottes erwähnte. Es schien seinen Worten stumm, aber deutlich zu widersprechen. Wieso sollte Gott ein Wesen beschützen, das so verdammt war, wie sie?

"Ich sehe das ihr mir nicht glaubt.", seufzte sie schließlich und blickte dem Fremden dann überraschend fest in die Augen, als sinne sie darüber nach, was sie ob eines solchen Unglaubens tun sollte. Schließlich schien ein Entschluss gefasst, denn sie fragte mit einem kleinen, schelmischen Grinsen: "Sagt, sprecht ihr Griechisch?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3190
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Ilario »

"Φυσικά, μιλάω ελληνικά."

In tadelloser Aussprache setzte Ilario nun seine Worte und führte die Unterhaltung in der Sprache Byzanz fort. Eine leichte Einfärbung konnte die Muttersprachlerin wohl heraushören, es war das Griechisch wie es Gelehrte sprachen und nicht jenes der Seeleute oder gar der Gosse Ostroms.

"Keinesfalls, meine kritischen Fragen und Mutmaßungen sollen eure Rechtschaffenheit nicht in Abrede stellen. Ich glaube euch, um so mehr da ihr die erste Person seid die derart ausführlich davon berichtet."
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Sousanna »

Ein leises Lächeln war auf ihre fast vollkommenen Lippen getreten, als die Klänge ihrer Heimat an ihr Ohr drangen. Wohlig schien sie aufzuatmen und kurz war Melancholie und ein Hauch träumerischer Erinnerung in den dunklen Augen zu finden.
Erst dann schien sie sich wieder daran zu erinnern, wo sie war und mit wem sie gerade sprach. Ihr Blick gewann wieder jenes schelmische Taxieren, das zuvor in ihm gelegen war und mit einem leisen Nicken erwiderte sie: "Verzeiht diese rhetorische Frage, doch es erschien mir unhöflich, einfach so zu die Sprache zu wechseln - auch wenn ein Gelehrter, wie ihr ohne Zweifel des Griechischen mächtig ist."
Man hörte ihren Einschlag deutlich. Den, der vom Leben geradezu vibrierenden Straßen der Perle am Bosporus. Das sanfte Wogen der Wellen und die Unbarmherzigkeit des gleißenden Lichts auf goldenen Dächern, lagen in ihren Worten. Sie hatte ohne Zweifel ein wenig Spracherziehung und Bildung genossen, stammte wohl aus gutem Hause, und doch war in ihrer Aussprache auch ein Hauch der dunkleren, raueren Orte jener so viel prächtigeren Schwester Roms.

"Ich kann euch so offener und wohl genauer Antworten geben auf all eure Fragen.", eröffnete sie dann den Grund ihres Sprachwechsels. "Das ist wichtig, wenn man die Wahrheit sucht - gerade, da ich offensichtlich die erste bin, die es wagt davon zu sprechen. Aber darf ich euch vielleicht auch eine Frage stellen?" Kurz hatte ihre Erscheinung etwas wissbegieriges Junges an sich, das Sousannas wahrem Alter Hohn sprach.
Offensichtlich hatte sie warten wollen, bis ihr der Ältere und Klügere erlaubte, die Frage zu äußern, doch die Neugier schien sie einfach zu zwingen, jetzt schon hervorzuplatzen: "Was wollt ihr denn mit diesem Ding tun, wenn ihr es gefunden habt?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3190
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Ilario »

Ein nachdenklicher Zug schlich sich in Ilarios Blick, diese junge Frau... an ihr war tatsächlich mehr als man von einer Tavernenbedienung erwartete. Sie war nicht nur von einnehmender Erscheinung und hatte einen wachen Geist, sondern stammte ihrem Zungenschlag nach auch noch aus Ostrom. Faszinierend, möglicherweise wert sie zu bewahren.

"Was ich mit dem Wesen vorhabe wenn ich es gefunden habe... das hängt daven ab was genau es ist. Wenn es sich wirklich um einen Werwolf handelt müsste man dafür sorgen, dass diese Gefahr gebannt wird. Aber ich habe nicht vor einem solchen Wesen persönlich gegenüberzutreten."

Ilario zuckte mit den Schultern, was genau man mit einem Werwolf anfangen könnte... fangen und untersuchen wäre wohl der Idealfall. Aber wozu sich unnötiger Gefahr aussetzen wenn man die Ewigkeit vor sich hatte. Dann fiel ihm etwas ein:


"Verzeiht, nun habe ich euch ausgefragt und noch nicht einmal nach eurem Namen gefragt. Ich bin Ilario Contarini und wie lautet euer Name?"
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Tavernengeplauder [Sousanna, offen]

Beitrag von Sousanna »

Die Nachdenklichkeit im Blick des Anderen war ihr nicht entgangen und ein leises Grinsen huschte kurz um die Mundwinkel der Byzantinerin. Was er wohl dachte? Immerhin musste er zumindest ein klein wenig irritiert darüber sein, dass sich hier in einer solch räudigen Spelunke jemand wie sie herumtrieb und als Schankmaid verdiente. Auch wenn es sonst wirklich ein Fluch war, heute empfand Sousanna ihre "Tarnung" als äußerst amüsant und praktisch.

Schließlich weiteten sich ihre Augen ein wenig und ein kleines bisschen Furcht war nun doch darin zu sehen. Ihre Wangen hatten auch ganz dezent an Farbe verloren. "Ihr denkt also wirklich, dass es ein solches Biest sein könnte?", wollte sie etwas eingeschüchtert wisen. Vielleicht wurde ihr gerade erst klar, in welcher Gefahr sie dann gewesen war.
Dann schüttelte sich die junge Frau, wie um die unangenehmen Gedanken loszuwerden, und lächelte dann wieder, allerdings etwas scheuer als zuvor, als sie sich mit einer anmutigen Neigung ihres Kopfes vorstellte: "Sousanna nennt man mich hier. Es ist mir eine Freude, euch kennenzulernen."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Gesperrt

Zurück zu „998“