Wie ein Spiegel [Toma]

[Mai '17]
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La Vedova
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Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von La Vedova »

Eines Nachts im Frühjahr klopfte es an der Tür. Der Wind pfiff laut um die Häuser in Domus, von der Taverne wenige Häuser weiter erschallten Trinksprüche und Gesänge, zwei Betrunkene schwankten die Straße hinunter.

Kurz zögerte die Gestalt, die sich im Schatten der Tür verborgen gehalten hatte angesichts dieser leichten Opfer. Ihr Blick folgte den unsicheren Schritten der Männer, dann sagte sie sich jedoch, dass Betrunkene meist eine schlechte Leber hatten und sie noch dazu nicht selbst von dem Alkohol beeinflusst werden wollte. Nicht in dieser Nacht. Es war mehr Selbstbetrug als tatsächliche Wahrheit, aber es sorgte dafür, dass sie wartend bei der Tür stehen blieb. Sie räusperte sich und klopfte erneut.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Man erwartete die rothaarige Nordfrau an diesem Abend. Freundlich wurde sie von Agatha begrüßt, die sie herein bat und sich tief vor ihr verneigte.

Der Wohnraum in den sie kam hatte eine angenehme Größe, selbst wenn mehrere Personen anwesend waren. Auf der gegenüberliegenden Wand war eine Herdstelle, in der ein warmes helles Feuer brannte. Drei weitere Türen gingen von dem Raum ab und linker Hand stand ein großer Tisch mit Stühlen, an dem sich sowohl die Familie traf, als auch Gäste empfangen wurden.
Ebenso wie der Rest des Hauses erstrahlte der Tisch in neuem Glanz. Ein dunkles, gut geöltes Holz. Eine massive Tischplatte, die an den Kanten mit kleinen Schnitzereien versehen war. Die Beine waren kunstvoll gedreht und mit kleinen Details verziert.
Große Wandbilder aus dunklem Holz zierten alle Wände. Reihum, wechselten sich Platten in die Szenerien geschnitzt wurden, mit Platten ab die teilweise ausgehöhlt wurden, sodass die Grundmauer dahinter dadurch sichtbar war und einen interessanten Kontrast lieferte.
Anrichten und Schränken befanden sich darunter, auf denen Figuren und Statuetten standen.
Größtenteils zeigten die Bilder Landschaften. Täler mit Flüsse, dichte Wälder, Berge...ob das die Heimat des Hausherren war? Oder der Fantasie entsprungen?
Die Möbel zierten geschwungene oder kantige Muster, Manchmal nahezu wirr, manchmal einfach geometrisch.
Das war nicht einfach ein zuhause, das war eine Ausstellung. Eine Präsentation der Künste des Tzimisce. Zumindest der sterblichen.


Sogleich trat der Hausherr auch an sie heran.
Toma trug eine schwarze einfache Tunika aus Wolle, die ihm knapp zu den Knien ging. Darunter waren nackte blasse Beine sichtbar, die jedoch so gar nicht aussahen, wie normale Männerbeine. Es wirkte als wäre der Knochen selbst aus dem Fleisch gewachsen und hätte sich wie ein Gewächs um seine Beine geschlungen. Mit kleinen spitzen Auswüchsen übersäht und mit Krallen an den Füße schien er mehr tierisch oder dämonisch als menschlich.
Dagegen wirkten seine Arme absurd normal, nur dass sie sehnig und relativ muskulös waren und ebenfalls mit kleinen Stacheln versehen. Aber auch an den Fingern prangten längere spitze Nägel.
Das Gesicht war nahezu dasselbe, dass er seit seiner Ankunft in Genua trug, nur die einst schwarz-roten Augen waren plötzlich schwarz-weiss.
Ebenso fiel ihm reines weisses Haar über die Schultern, das vor einigen Jahren noch schwarz gewesen war.

Höflich neigte er leicht den Kopf und lächelte der Kainitin zu.
"Willkommen werte Seinfreda vom Blute Kappadozius. Es freut mich, dass wir nun endlich auch einander kennen lernen.
Seid für diese Nacht ein Gast in meinem Haus und für euer Wohl soll gesorgt sein."


Agatha würde sich indes anschicken der Witwe den Mantel abzunehmen, wenn sie das wünsche.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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La Vedova
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda begrüßte die Frau an der Tür freundlich und folgte ihr ins Innere. Bewundernd ließ sie ihren Blick über die reichen Möbelstücke schweifen. Sie hatte noch nie so etwas gesehen, sie schienen beinahe natürlich so gewachsen zu sein und gleichzeitig war das nicht möglich. Gebannt streckte sie ihre Hand aus, ließ ihre Finger über das Holz gleiten, streichelte es als sei es Haut.

Als Toma zu ihr trat, warf sie ihm bloß einen kurzen Blick zu, dann folgte sie wieder wie gebannt den Formen der Kunstwerke vor ihr.
"Ich danke Euch für den freundlichen Empfang...", sprach sie dann leise, ließ die Finger weiter über die Rundungen und Kanten gleiten. Als Agatha ihr den Mantel abnahm, ließ sie das geschehen und schenkte dem kaum Beachtung.

"Euer Heim ist wundervoll", meinte sie dann "Diese Formen...sie scheinen Träumen entsprungen. Eure Visionen sind sehr kraftvoll, Toma", nun sah sie doch zu ihm und sank dann in einen höflichen Knicks.
Dann wanderte ihr Blick über seinen Körper, mit genau dem selben Interesse und der Faszination wie zuvor die Kunstwerke im Raum. "Ihr seid auf spannende Art und Weise sehr Besonders. Es ist mir ebenfalls eine Freude."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Der Drache reckte sich förmlich mehr in die Höhe ob der Lobpreisung der Kappadozianerin. Mit stolzgeschwellter Brust und den Armen hinter dem Rücken gelegt, stand er in seinem Haus und ließ die rothaarige Kainitin seine Werke inspizieren. Als sie einfach so Hand anlegte zuckte er kurz. Er war immer etwas besorgt, wenn andere seine Kunstwerke anfassten, zu oft war etwas kaputt gegangen. Aber er wollte seinem Gast nicht dazwischen fahren. Schmeichelte es ihn ja auch, dass sie seine Kunst so ansprechend fand, dass sie sie berühren wollte.
Stattdessen besah er sich die Kappadozianerin interessiert, so wie sie seine Arbeiten betrachtete.

"Habt Dank für eure lobenden Worte." sagte er und verneigte sich leicht. " Ist es doch größte Freude eines Künstlers, wenn seine Weke anklang finden, nicht wahr? Gaius erzählte mir dass ihr mehr mit dem Pinsel umgehen könnt?"
Seine weiß-schwarzen Augen huschten über ihr Antzlitz und die rote Mähne.
"Auch ihr seid nicht gerade gewöhnlich. Eine erstaunliche kräftige Haarfarbe? Hattet ihr diese schon immer?"

"Aber bitte, setzt euch doch erst, wenn ihr das wollt. Wünscht ihr etwas Blut?" bot er ihr gastfreundlich an und deutete auf den Tisch samt Stühle.
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La Vedova
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von La Vedova »

Die WItwe nickte als der die Malerei erwähnte "Ja, ich beschäftige mich gerne mit den Illustratrionen...die Kombination aus Bild und Wort fasziniert mich...und die Herstellung der dazu benötigten Materialien. Zur Zeit beschäftige ich mich aber vor allem mit Freskomalerei..."

Sie fuhr sich durch das Haar "Ja, das war schon immer so, ich habe es wohl von meinem Vater geerbt. Euch gefällt die Farbe? Als Kind hat man mich deshalb oft gehänselt oder gemieden. Und mancheiner nannte mich gar eine Hexe..." sie schüttelte den Kopf.

Sie kam seiner Aufforderung, sich auf eines der wunderbaren Möbel zu setzen gerne nach, machte jedoch bei der Erwähnung des Getränkes eine ablehnende Geste "Ich danke Euch, aber ich habe heute nacht schon getrunken und möchte Euch keinesfalls zur Last fallen. Sagt, habt Ihr all diese wunderbaren Dinge selbst erschaffen? Und...Euch?"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Bedauerlich wie kurzsichtig die Menschen sind, wie sie sich vor allem fürchten was nicht so ist wie sie." antwortete Toma auf ihre Erzählung mit hörbarem Missmut in der Stimme. "Es begrenzt sie. Und vor allem uns. Wir könnten viel besser leben...unleben, wenn wir uns nicht verstecken müssten."
"Doch ach wer kann es ihnen schon verdenken, dass sie uns fürchten, sind wir doch ihre Jäger."

Er winkte ab. "Verzeiht. Dies soll nicht Thema dieses Abends sein. Ja, alles was ihr in diesem Haus seht, ist von mir geschaffen oder verändert." Dabei wurden seine Augen immer größer, das Lächeln immer breiter. Reißzähne glänzten im Schein des Herdfeuer.
"Auch ich bin eine Schöpfung meiner selbst. Ich bin nach außen, was ich auch nach innen bin." Darauf war er stolz.

"Widmet ihr euch schon lange der Malerei?" gab er sodann eine Frage zurück
"Ich selbst kann mit Farbe nur begrenzt umgehen. Mir liegt mehr...festeres Material, dass man formen kann."
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La Vedova
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von La Vedova »

Die Nordfrau lehnte sich ein wenig zurück und ließ die Umgebung auf sich wirken. "Das mit der Malerei ist für mich eine Möglichkeit, meine Interessen zu verbinden und ich entdeckte sie erst recht spät, nämlich als ich nach dem Tod meines Gatten in ein Frauenstift eintrat. Dort fand ich schnell Gefallen an der Herstellung von Pigmenten, nachdem man mich mit der Pflege des Gartens beauftragt hatte. Es ist für mich ein erhebender Gedanke, die Pflanzen von Beginn an aufwachsen zu lassen mit dem Gedanken daran, sie später ihrem Zwecke zuführen zu können. Natürlich arbeite ich auch gerne mit etwas außergewöhnlicheren Materialien, probiere gerne neue Mixturen aus. Mit HIlfe der Farben dann das götliche Wort auf Pergament zu verbildlichen ist die erhebende Tätigkeit, die sich den Gedanken anschließt. Aus zermahlenen Mineralien und Pflanzen, aus Eiern und zerriebenen Knochen- Gegensätze, die sich ergänzen und den Lauf des Lebens symbolisch in sich vereinen.", sie schloss genüsslich die Augen "Und dann das Geschenk, innere Visionen sichtbar machen zu können, Worte abzubilden und mit ihnen in den Menschen, welche sie betrachten etwas zu bewegen, Neugier zu wecken und ihnen die Augen zu öffnen für die Martyrien und Wunder der Welt..."

Sie blickte zu Toma hinüber. Ob er ihre Begeisterung und Faszination nachvollziehen konnte? Sie hoffte es sehr.

"Ihr seht also, dass es hier um mehr geht als das bloße Pinseln. Mir geht es genau wie Euch um verschiedenste Materialien und den Prozess des Erschaffens..."

Sie verschränkte ihre langgliedrigen, gräulich bleichen Finger ineinander, die heute einmal tatsächlich sauber und nicht wie sonst voller Tinte und Farbe waren. Ihre Körperhaltung war bei weitem nicht entspannt, dennoch schien sie sich recht wohl zu fühlen.
EIn Blitzen schlich sich in ihren Augen, als sie die nächste Frage stellte:
"Toma, ich hoffe ich gehe hier nicht zu weit, aber ich wüsste zu gerne, wie ihr vor Eurer...Metamorphose ausgesehen habt?"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma schaute erfreut bei ihrer Erzählung.
„Ihr fühlt eure Materialien. Eure Zutaten sie sind euch wichtig. Ihr wählt sie nach ihrem speziellen Nutzen und Sinn aus. Wollt etwas bewirken. Das kann ich verstehen. Wichtig ist es etwas mit Sinn zu schaffen, etwas Neues zu erzeugen, eine Wirkung zu erzielen. Aus vielem eins schaffen, aus einem viel.“ Während er sprach vollführten seine Hände ausladende Gesten.
„Mir gefällt eure Sicht. Wäre es möglich einige eurer Werke einmal zu sehen?“


„Wie ich aussah?“ fragte er verwirrt zurück auf ihre nachfolgende Frage.
„Nun...menschlich natürlich. Unauffällig, ungenügend, unpassend für mein Blut.“
„Warum fragt ihr?“
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La Vedova
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von La Vedova »

Sie lächelte ihm zu "Metamorphosen faszinieren mich nunmal. Und ich verstehe nicht ganz, was Ihr damit meint, was unpassend für Euer Blut sei?"

Dann legte sie den Kopf etwas schief und sah ihn nachdenklich an "Aus vielem eines schaffen und aus einem viel? " Offenbar hatten die Worte etwasin ihr ausgelöst, einen Denkprozess, denn ihre Augen wanderten unruhig durch den Raum. Es schien kurz, als wolle sie etwas sagen, ohne es jedoch zu tun.
Dann riss sie sich aus den Gedanken.
"Nun, in der Martinsfeste arbeite ich zur Zeit an einem Fresko. Sonst könnt Ihr mich gerne im Domus besuchen kommen, dort kann ich Euch einige meier Illustrationen zeigen. EIn großes meiner Werke habe ich sonst der Prinzessin geschenkt, es ist vermutlich nicht mehr einsehnbar."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Unpassend...mehr für mich, meine Sicht zu unserem Clan und Blut. Andere meines Blutes sehen das womöglich anders."
"Aber ihr interessiert euch für Metamorphosen? Welchen wurdet ihr denn bisher ansichtig?" Dabei lächelte er, spitze Zähne zeigend.

"Die Martinsfeste, ich hörte von diesem neuen Ort, diesen Bau den ihr dort draußen hochgezogen habt. Erstaunlich wie viel ihr gemeinsam in den letzten jahren geschaffen habt." Hing da eine Spur Bedauern mit? Eifersucht, dass er selbst nicht so viel geschafft hatte?

"Euer Gefährte sagte mir, dass ihr auch Kenntnisse der Medizin besitzt?" wechselte er scheinbar das Thema.
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