Unter Tieren [Brimir]

[Ajax]

Seine Schritte hatten ihn bis an den Rand der genuesischen Zivilisation getragen. Er hoffte, dass er hier auf Diejenigen treffen würde die er suchte. Er trug sein Schwert jedoch keine Rüstung. Auch heute war er in seinem Gelehrtengewand gekleidet und ein langer Mantel lag auf seinen Schultern. So lief er durch Luccoli. Auf der Suche nach einem Gasthaus, in welchem er mehr Informationen über das Umland bekommen konnte. Eine Anweisung, eine Idee, wo die "heulenden Bestien" zu finden waren über die sich unter den Sterblichen schreckliche Geschichten erzählt wurden.

Kaum mehr Leute waren auf den Straßen zu sehen, doch in der ferne hatte er die tanzenden Lichter einer Gaststätte ausgemacht. Schnellen Schrittes schloss er dorthin auf. Er würde finden, weswegen er hier war, auf die eine oder die andere Art. Unter der Kapuze lächelte der Mann ein grimmiges Lächeln.

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Auf dem Weg durch den Wald in das Dorf von Luccoli war ein Gefühl ziemlich präsent: Er wurde beobachtet. Irgendwer oder irgendwas blickte ihn durch das Dunkel der Nacht an. Hin und wieder stieß ein Vogel durch das Blätterdach und verschwand in der tiefen Dunkelheit des Waldes. Das Gefühl blieb auch, als er die Wildtier-Schutzmauer von Luccoli passiert hatte.

Genaugenommen waren dort im Dorf nur eine Hand voll Milizen unterwegs. Diese... räumten die Straßen von den letzten Menschen oder drängten sie in die Schenke zurück, die Ajax ansteuerte. Einer der Milizionäre blieb dann davor stehen und drehte sich in Richtung des Weges. An seiner Seite lauerte ein Dobermann, der sich brav setzte, aber schließlich auf die Präsenz des Brujahs reagierte. Der Milizionär verschränkte die Arme vor der Brust und schaute dem Gelehrten entgegen.

[Ajax]

Ajax hatte auf seinem Weg zur Schänke interessiert aus den Augenwinkeln das Treiben der Milliz beobachtet. Diese wenigen Augenblicke würden ihm nicht viel Aufschluss über ihr Können verschaffen, aber es reichte um zu unterscheiden ob er es mit halbstarken Dorftrotteln oder mit ausgebildeten Kämpfern zu tun hatte. Seine Miene verzog sich etwas als er den Dobermann sah. Eher ärgerlich als eingeschüchtert, doch Tiere hatten einen instinktives Gespür für seine Art.

Er war sich nicht sicher, doch irgendetwas sagte ihm dass jemand seinen Griff um dieses Dorf gelegt hatte. Er würde zumindest bis auf weiteres erhöhte Wachsamkeit walten lassen. Als er dem gasthaus näher kam verlangsamte er seine Schritte und zog die Kapuze herunter. Ein kurzer Blick streifte den Dobermann bevor er dem Wachmann seine volle Aufmerksamkeit zuteil werden lies. "Buenanotte Signor". Ajax musterte den Mann, welcher Art war seine Bewaffnung und Rüstung ?

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Der Milizionär trug Kette und einen Einhänder mitsamt Schild. Er war damit besser gerüstet als die beiden Anderen, die drinnen waren, denn dort herschte nur Leder als Rüstung vor. Auf dem Weg in Richtung der Schenke konnte Ajax mehrere Männer ausmachen, die in den Schatten der Hütten lauerten und ihn beobachteten.

Der Milizionär schaute zu seinem Hund, der immer deutlicher reagierte und dann fixierte er den Brujah wieder. Irgendetwas in den Augen wirkte auf einmal 'wissend'. "Buenanotte Signor. Ihr seid also der... Gast, den der Wald angekündigt hat. Ich muss euch jedoch sagen, dass mein Herr ungebetenen Besuch... nich sonderlich mag."

Derweil machten sie sich Gestallten in den Schatten dran hervor zu kommen. Scheinbar, weil sie entdeckt worden waren. Nordmänner. Fünf an der Zahl von dennen einer Ajax anstarte, als wäre der Brujah seine Beute. Gerüstet waren die vier Anderen in Kette, nur dieser eine trug nur eine Tunika. Axt und Schild hing an den Gürteln der Krieger.

[Ajax]

Es war also wie er sich gedacht hatte. Nun so würde er wenigstens keine unnütze Zeit mit einer langwierigen Suche verbringen müssen. Die Männer waren außergewöhnlich gut gerüstet für eine Dorf-Miliz. Ajax konnte nicht umhin die Arbeit zu würdigen die hier getan worden war. Als der Wächter ihn ansprach zeigte sich ein schmales Lächeln auf seinen Lippen.

"Nun es war nicht meine Absicht euren Herrn zu verärgern. Ich bin nicht hier um Unruhe zu stiften. Ich würde jedoch gerne mit eurem Herrn sprechen falls dies möglich ist. Ajax von Konstatinopel, Gelehrter, Händler und Kriegerphilosoph."

Als er die Nordmänner in den Schatten der Wälder ausgemacht hatte schenkte Ajax ihnen erst einmal keine weitere Aufmerksamkeit. Erst als er dem Wachmann seine Antwort gegeben hatte und jene Männer aus den Schatten herausgetreten waren blickte er in ihre Richtung. Sein besonderes Augenmerk lag auf jenem Mann in Tunika. Er erwiderte den Blick. Die hellgrünen Augen blinzelten nicht während einige Momente verstrichen. Anschließend wendete er sich wieder dem Wachmann zu.

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Es war zunächst der Milizionär, der Antworten geben wollte, doch dann fuhr ihm der Tunikaträger ins Wort und sorgte sogleich für ein Schweigen der Miliz.

"Dann sprich Ajax aus Konstantinopel... "

Der Mann, der das Wort erhoben hatte klang, wie ein Wolf, der das Sprechen gelernt hatte. Jede Zeile war mit Knurren unterlegt und nun als er genauer ins Visier genommen wurde, fielen die Tattoovierungen auf, die das Gesicht zierten und aussahen, wie die Federn eines Pfau. Genaugenommen sahen sie fast so realitisch aus, als seien es Federn, nur dass sie eben aus Haut bestanden und nicht echt waren.

"... und ich hoffe für dich, dass du einen guten Grund für mich hast, dass ich... Brimir Böggvisson, Tierfreund, Krieger und Beschützer dieser Wälder dich willkommen heißen soll... und dich nicht wie einen räudigen Hund an die Grenze der Wälder jage. Wenn du dafür lieber einen ruhigeren Ort aufsuchen willst... ... "

Dabei deutete er mit einer Hand auf das Tor, durch das Ajax in das Dorf gekommen war. Dort war die Stille sicher einzuhalten.

[Ajax]

Ajax wandte sich dem Krieger zu. Wer ihn genauer beobachtete, momentan die meisten der Anwesenden mochten den nun mittlerweile leicht hervortretenden, mahlenden Kiefer erkennen. Er hörte dem Krieger aufmerksam zu. Seine Muskeln spannten sich unter dem Mantel leicht an, während er ihm gegenüberstand.

"Ich bin aus suche euch Brimir Böggvisson aus geschäftlichen Gründen auf. Diese Geschäfte betreffen eine Aufgabe welche mir die ehrenwerte Acacia della Velanera zukommen ließ. Ich bin nicht hier um eure Ruhe oder die des Waldes zu stören und finde auch keinen Gefallen daran grundlos Blut zu vergießen. Ich bitte euch also mich erst anzuhören und dann zu entscheiden." In seiner Stimme lag keine Furcht.

Ajax schätzte für einen kurzen Moment die Situation ein, um falls es tatsächlich zu einem Kampf kommen sollte, die bestmöglichste Position gefunden zu haben. Seine Augen waren jedoch ruhig auf den Gangrel gerichtet. Diesen schätzte er wohl momentan als die größte Gefahr ein.

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Der Kopf des Jägers legte sich zur Seite, dann zur Anderen. Natürlich war der Kainit die größere Bedrohung von den Anwesenden, doch wenn es seine Ghule waren, würde er sich sicher gut ausgebildet haben. Dann verzog er leicht das Gesicht.

"Du hast meine Ruhe... und die des Waldes bereits gestört, ob due es wolltest oder nicht. Meine Augen haben dich in der Dunkelheit gesehen. Meine Ohren haben deine Schritte auf dem Laubboden vernommen... meine Tiere haben dein Wesen erkannt, als du noch keine 100 Meter tief zwischen den Bäumen warst. Niemand unserer Art kommt unbemerkt hierher."

Drei, inklusive Brimir standen vor ihm. Zwei etwas seitlich davon versetzt und halb in seinem Rücken wartete der Milizionär. Sollte es zum Kampf kommen, so stand Ajax in einer denkbar schlechten Position und zudem kannte Brimir sein Gebiet sicherlich besser. Wer wusste schon, was die Nacht noch so ausspucken würde.

"Mein Blut respektiert das Revier der Anderen... und doch kommen immer wieder, besonders gerne die Hohen, her und trampeln das Meinige mit Füßen. Ich bin es leid... ... und das alleine wäre schon Grund für Blutvergießen. Aber... ... wenn Acacia dich schickt... höre ich mir deine Worte an. Sprich... und hör auf meine Zeit zu verschwenden."

Dabei deutete Brimir Ajax an ruhig näher zu kommen, damit sie offener sprechen konnten.

[Ajax]

Die Augen des Pupillen des Brujah weiteten sich, er schien nicht damit gerechnet zu haben seinen Gastgeber mit seinem Erscheinen in Luccoli dermaßen zu verärgern, aber was wusste er schon von den Gangrel. Es mochte nicht seine Domäne sein, jedoch verhielt sich sein Gegenüber so als wäre dies der Fall. Ein Fakt der die ganze Sache deutlich veränderte. Er unterließ es jedoch aufgrund seiner Lage und des Temperaments des Nordmannes ihn darauf hinzuweisen. Genauso lies er davon ab instinktiv nach seinem Schwerknauf zu greifen. Als sein Gegenüber geendet hatte und ihm bedeute näher zu kommen tat er dies. Nicht überhastet aber auch nicht langsam. Schließlich lagen kaum mehr zwei Meter zwischen den beiden.

"Ich bin Ajax aus Konstantinopel, Neugeborener aus dem Blute Brujahs. Es tut mir aufrichtig Leid euer Revier nicht respektiert habe. Ich werde mich kurz halten um das Eurige nicht noch weiter mit Füßen zu treten. Die ehrenwerte Acacia della Velanera, Hüterin der Elysien und Mondsenatorin von Plateolonga beauftragte mich mit der Wiedererrichtung der alten Wachstation auf dem Monte Bisagno, dies wollte ich euch und eurem Clan mitteilen. Ich werde Kämpfer rüsten und ausbilden müssen und ich wollte sicherstellen, dass dies nicht als ein Angriff auf das Territorium Luccolis gesehen wird. Im Zuge dessen habe ich ein Auge auf Borgio di Bisagno geworfen. Bisher konnte ich noch nichts davon erfahren, dass der Ort einem der Unserigen zugehörig wäre, außerdem liegt er für den Erbau der Wachstation günstig. Hierbei wollte ich mit den Gangrel, führ die ihr wie ich annehme sprecht, Rücksprache halten um von Vorneherein Unstimmigkeiten auszuschließen."

Er ließ eine Pause entstehen um dem Krieger die Möglichkeit zu geben sich zu dem bereits Gesagten zu äußern. Seine Worte waren nicht freundlich vorgetragen, doch schilderten sie dem Gangrel genau was der Brujah gedachte zu tun.

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Brimir wartete bis der Brujah näher kam und klug genug war nicht zu nahe zu kommen. Als er sich dieses Mal vollständig vorstellte nickte Brimir so knapp, wie es eben nötig war, als wisse er trotzt aller Genervtheit durchaus, wie wichtig diese Details waren.

"Mein Name ist Brimir Böggvisson, Neugeborener vom Clan des Tieres, Ältester meines Blutes, Liktor der Domäne, Geißel der Feinde Genuas, erster Wächter des Elysiums Kind von Böggvir 'Bärenklaue' Olafson, Ancilla, Blutvogt von Locarno, Kind von Espen 'Sturmrufer' Kjellsson aus Seeland, Ahn, Kind von Wetzel 'Klingenwind', Kind von Manasco, Kind von 'Panaka', Ahnherrin, Kind von Ennoia, erste ihres Blutes und Enkelin Kains."

Die Vorstellung klang nicht, wie auswendig gelernt, sondern so, als würde er gar zu jedem Titel und jedem Ahnen in der Reihe eine Geschichte erzählen können und diese voller stolz vor sich hertragen. Dann lauschte Brimir dem Vortrag des Gelehrten, nickte bei dem Auftrag, den Acacia vergeben hatte und verzog das Gesicht bei der Nennung von Borgio di Bisagno. Doch schließlich seufzte er und sprach einige nordische Worten mit seinen Mannen, die darauf hin die Hand auf die Brust schlugen und in die Schatten verschwanden. Auch der Milizionär klopfte an die Tür. Die Miliz kam heraus und die drei gingen, so auffällig, wie sie eben auch erschienen sind. Die Gefahr eines Angriffes schien damit ersteinmal gebannt.

"Komm mit... ... "

Brimir steuerte eine längere Hütte an und schob die Türe auf.

"Du bist heute Nacht Gast in meinem Heim... ... Setz dich"

Da fehlte ein 'gewöhn dich nicht dran', so wie die Stimme gerade klang, aber Brimir sprach es nicht aus. Die Hütte war eingerichtet, wie ein nordisches Langhaus. Mehrere Bänke und Tische standen um ein sacht lodernes Feuer in der Mitte des Raumes. Davor eine Art Thron - der typische Platz eines Jarls -, auf den sich Brimir auch gleich setzte.

"Gar nicht so dumm herzukommen und zu fragen. Beim nächsten Mal... schick vorher einen Boten... zum Hauptmann der Miliz hier. Er ist eingeweiht... und loyal. Nunja... jetzt bist du hier, Ajax... also reden wir. Du willst also den Wachposten auf dem Monte Bisagno aufbauen. Das ist gut... und wichtig. Von Seiten meines Clans spricht Nichts dagegen. Ganz im Gegenteil... ich werde dich unterstützen... hier in Luccoli findest du die besten Schmiede in Genua. Du brauchst nur das Material besorgen... ich kümmere mich darum, dass aus dem Eisen Klingen werden. Dafür... tust du mir ebenfalls einen Gefallen. Der Monte Bisagno gehört zum Gebiet des Mondsenators von Luccoli. Diesen Posten strebe ich an... und du wirst meinen Anspruch darauf unterstützen, dafür unterstütze ich deinen auf den Wachposten. Eine Hand wäscht die Andere. So sagte man doch?"

Brimir ließ das Angebot ersteinmal sacken und lehnte sich dann vor.

"Jedoch... was Borgio di Bisagno angeht, so muss ich Einspruch erheben. Mein Mündel arbeitet seit einigen Jahren daran dort Einfluss zu erreichen und hat bereits wichtige Positionen gebunden. Er tut dies in meinem Auftrag... zum Wohle der Gangrel. Solltest du dort ebenfall beginnen etwas aufzubauen wärst du der vierte Kainit in diesem Dorf... das würden die Menschen nicht vertragen... zu wenig Lebende für zu viele Tote. Nimm Abstand von deinem Plan dort einzuziehen... hole die Menschen zu dir auf den Hügel."