Schattenjagd (Il Canzoniere, Brimir)

[Mai '17]
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Acacia
Lasombra
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Schattenjagd (Il Canzoniere, Brimir)

Beitrag von Acacia »

Die düsteren Schatten der Nacht hatten sich erhoben und das kleine Dorf in sich eingehüllt. Selbst der Mond verbarg sich scheu hinter Wolkenfetzen und vermied es sein Licht auf die Szenerie zu werden. Längst hatten sich die Bewohner des kleinen Örtchens in ihre Häuser und Betten zurückgezogen und schliefen den Schlaf der Gerechten. Am Rande – dort wo die Nacht von keinem Funken Licht durchdrungen waren – erhoben sich düstere Gestalten. Kaum auszumachen gegen den dunklen Hintergrund war ihr Blick auf die trutzigen Mauern der Kirche gerichtet, die schützend über den Hütten der Fischer aufragte. Wind kam auf und zerrte an dem schweren Stoff des Umhangs, der sich mir dem dichten Fell des mächtigen Wolfes an ihrer Seite mischte. Ohne bewusst darüber nachzudenken, erhob sich eine schwarz behandschuhte Hand aus den Falten und strich dem gigantischen Tier über den Kopf. „Warte auf uns.“, wispernd, zu leise für menschliche Ohren, erhob sich die dunkle Stimme aus den mitternachtsschwarzen Tiefen der Kapuze, ehe der Kopf sich drehte und sie lauter sprach, wenn auch immer noch leise. „Umstellt die Kirche und behaltet das Dorf im Auge. Rosa bleib bei der Tür und öffne sie, wenn die Wölfe kommen.“ Nicken war zu sehen und das leise Reiben von Metall auf Leder, als die Männer sich auf den Weg machten und heimlich wie Schatten in der Dunkelheit verschwanden, damit niemand sie zu Gesicht bekam.

So wirkte die schmale, hochgewachsene Gestalt wie eine einsame, seltsame Wanderin, die da des nächtens an das Tor der Kirche klopfte. Bedrohlich erhob sich die Gestalt ihres Leibwächters direkt hinter ihrer Schulter und mochte so beinah von dem prächtigen Raben ablenken, der gelassen auf ihrer Schulter saß, so als würde er das jede Nacht tun. Sobald die drei dumpfen Laute verhallt waren, senkte sie den Arm und erneut breitete sich die nächtliche Stille um sie herum wie ein Leichentuch aus.
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht. Wir sind wie Eisblumen viel zu schön für den Tag.
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsere Macht.
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Brimir
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Re: Schattenjagd (Il Canzoniere, Brimir)

Beitrag von Brimir »

Die Tiere waren bereit. Wölfe umkreisten die Kirche und starrten in die Dunkelheit. Ein weiterer Rabe flog über das Gebäude hinweg und war nur ab und an in dem sachten Mondeschein zu erkenne, bevor die Wolke sich wieder davor schob. Und zwischen den Tieren standen Krieger, im Kreis um die Kirche für jede Himmelrichtung einer. Doch von dem Anführer fehlte jede Spur.
"Eines Jeden Rücken ist ungeschützt, es sei denn, er hat einen Bruder."
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Il Canzoniere
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Re: Schattenjagd (Il Canzoniere, Brimir)

Beitrag von Il Canzoniere »

San Nicolo lag ruhig und schlafend da. Kein Licht brannte hier. Niemand ging so verschwenderisch mit den Kerzen um wie in manchen städtischen Kirchen. Auch das Dorf selbst schlief um eine Uhrzeit wie diese tief und fest. Fischer standen in aller früh auf und arbeitetn hart wie kaum ein zweiter. Aber auch diese hartgesottenen Kerle mussten irgendwann einmal schlafen.

Das dumpfe Pochen an das Portal verriet, dank des innen hörbaren Echos, das ihre Akustik keine schlechte sein konnte. Antwort gab es jedoch keine. Zu solchen Uhrzeiten schlief sicher auch der Priester der kleinen Gemeinde tief und fest. Von dem waffen- und zähnestarrenden Aufgebot draußen ahnte er sicher nichts.

Wie die meisten Kirchen hier draußen schien diese nicht abgeschlossen zu sein. Wenn es keinen Ort mehr gäbe an den die Schlaflosen und Gepeinigten des Nachts fliehen konnten um Ruhe und Frieden zu finden, wäre die Kirche nur ein halb so trostspendender Ort gewesen. Innen offenbarte sich eine unscheinbare Szenerie: ein Altar auf der anderen Seite des Raumes, davor ein gutes Stück freie Fläche wo die Gläubigen stehen, knien oder betend Platz finden konnten. Rechts und links der Tür fanden sich jeweils zwei Bänke, vermutlich für Alte Leute oder für Besucher abseits der Gottesdienste. Das ganze Schiff war jedoch leer.
Wenn überhaupt jemand hier wäre dann sicher der Priester, der vermutlich irgendwo weiter hinten eine kleine Kammer hatte in der er lebte und schlief.

Sie hatten die entsprechende Tür bereits ausgemacht, waren nur noch wenige Schritte vom Altar entfernt, als ihnen ein dünner jedoch wohlbekannter Duft in die Nase stieg. Blut. Trockenes Blut. Sicher schon eine Weile her das es vergossen worden war. Der Geruch war jedoch für jeden ihrer Art unverkennbar.
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Acacia
Lasombra
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Re: Schattenjagd (Il Canzoniere, Brimir)

Beitrag von Acacia »

Nachdem das Echo verklungen war und die Stille der Nacht sich wieder ausbreitete wie die Ruhe auf einem See, in welchen zuvor ein Stein gefallen war, wartete sie die Dauer von zehn Herzschlägen ab. Erst als sich nichts weiter tat, schob sie selbstständig das Tor auf und betrat das steinerne Gebäude. Sie blinzelte und die Schatten hoben sich vor ihren Augen wie zärtliche Geliebte, wichen vor ihrem Blick und ließen sie erblicken, was auch immer sie erblicken wollte.
Leise waren ihre Schritte, als sie langsam das Kirchenschiff entlang schritt. Selbst der große Mann in ihrem Rücken bewegte sich leise und vorsichtig, die Hand an der Waffe und den Blick aus den hellen Augen umherschweifen lassend.

Plötzlich jedoch regte sich der große Rabe auf ihrer Schulter und tapste von einem Fuß auf den anderen, ehe er den Kopf senkte und sacht an ihrem Ohr zupfte. Ihre Hand hob sich und sie streichelte sacht durch das prächtige Gefieder. „Ja, ich rieche es auch.“, murmelte sie leise und drehte den Kopf ein wenig hin und her bis der Duft ein wenig deutlicher wurde und sie diesem folgte, während ihr Körper sich anspannte und ihre Sinne sich auf jedes Rascheln und jeden Hauch in der Luft konzentrierten.
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Il Canzoniere
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Re: Schattenjagd (Il Canzoniere, Brimir)

Beitrag von Il Canzoniere »

Stille, nur unterbrochen von ihren leisen Worten, dominierte den Raum. Und... noch etwas war da in der Luft. Ein leises Wispern. Wie als ob jemand hinter einer geschlossenen Tür ein Gespräch führen würde.

Kurz darauf schwang im hinteren Teil der Kirche eine kleine Tür auf die zweifelsohne zur Schlafkamme des Priesters führte. Ein einzelner Mann in der Robe der Mutter Kirche trat heraus, eine Kerze in der Hand und mit müdem Gesichtsausdruck. Langsam durchquerte er den Raum und blieb schließlich vor den nächtlichen Besuchern stehen.

"Gott zum Gruße. Euer Besuch ist spät. Aber selbstverständlich steht euch die Tür des Herrn offen."
Er sah in der Tat sehr verschlafen aus, so als ob er bis vor kurzem noch im Reich der Träume verharrt hatte. Seine kurzen, dunklen Haare und sein junges Gesicht machten ihn recht hübsch, auch wenn ihn die Schlafenheit nicht unbedingt von seiner besten Seite darstellen mochte. Dennoch versuchte er ein Lächeln zustande zu bringen um die Ungläubigkeit was das für eine gesellschaft war die Mitten in der Nacht in das Haus platzte das ihm anvertraut worden war.

Ein fragender Blick ließ jedoch erkennen das er gespannt war zu erfahren was ihm diese Ehre verschaffen würde...
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Acacia
Lasombra
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Re: Schattenjagd (Il Canzoniere, Brimir)

Beitrag von Acacia »

Die Stille wisperte sie herum in feinen Fäden, sponn sie ein und ward doch zerrissen. Aufmerksam drehte sich ihr Kopf in Richtung der leisen Stimmen und doch waren die steinernen Wände zu dick, als dass sie etwas verstehen konnte. Dennoch lag ihr Blick beinah sofort auf dem verschlafen aussehenden Priester als dieser durch die schmale Nebentür das Kirchschiff betrat. Unruhig bewegte sich der große Vogel auf ihrer Schulter und gerade als sie auf den Gruß antworten wollte, erhob er sich und flog geradewegs auf den Priester zu, der sich zeternd duckte, was ihr einfiele solch aggressives Viechzeug mit an einen heiligen Ort zu bringen.

Acacia indes ignorierte den Mann vollkommen. „Bewach ihn und sorg dafür, dass er still ist.“ Sie brauchte das Nicken nicht zu sehen um zu wissen, dass ihr treuer Begleiter tun würde was sie verlange. Das Wispern von Stahl auf gut geöltem Leder war zu hören und der Mann Gottes erbleichte. Die bildschöne Untote jedoch erfuhr nichts davon sondern eilte ihrem Vogel hinterher. Selbst die prostierenden Worte in ihrem Rücken ignorierte sie. Stattdessen stieß sie die Tür in die privaten Gemächer der Kirche auf und folgte weiterhin dem Vogel, der mehr wahrzunehmen schien als sie.
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Il Canzoniere
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Re: Schattenjagd (Il Canzoniere, Brimir)

Beitrag von Il Canzoniere »

Die aufgestossene Tür offenbarte... eine winzige Kammer. In ihr fand sich ein einfaches Strohbett und eine Kleidertruhe, deren Deckel aufgeklappt war. Offenbar hatte der Priester seine Robe nicht auch zum schlafen getragen und sie soeben erst übergeworfen. Es gab eine weitere Tür, wohl nach draußen, zum ABort oder ähnliches, diese war jedoch mit einem Riegel von innen verschlossen. Wenn sie benutzt worden wäre, dann sicher als der Priester noch im Raum war um sie noch zu schließen. Sonst war der kleine Raum leer und karg. Die unverzierten Wände waren kühl und bei Tag nur von einem winzigen Fenster erleuchtet, vor dem sich aktuell jedoch ein geschlossener Innenladen befand.

Durchquerte man den Raum, schob den Riegel nach oben und trat hinaus würde die kühle Nachtluft zur Begrüßung leicht wehen. Man stand ein wenig abseits am Dorf, unweit einiger Hütten. Zu sehen war weit und breit niemand, sah man von einigen der eigenen Leute ab die man hier hatte vorher Stellung beziehen. Diese wirkten wachsam und nickten ihrer Herrin grüßend zu als sie die Nase in die kühle Nachtluft hinausstreckte. Niemand sah so aus als ob er etwas auffälliges bemerkt hatte.
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Acacia
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Re: Schattenjagd (Il Canzoniere, Brimir)

Beitrag von Acacia »

Falten bildeten sich auf der glatten Stirn der Lasombra, als sie für einen Moment die Tür öffnete und das verneinende Kopfschütteln ihrer Wächter sah, ehe sie die Tür wieder hinter sich zuzog und sie verriegelte. Ihr Blick wanderte durch den kleinen, kahlen Raum, tasteten über die Wände und blieben schließlich an der Truhe und dem Strohlager hängen. Kurz durchsuchte sie erst die Kiste und dann das Lager, ob sie etwas verbargen, was sich zu finden lohnte. Ihre Bewegungen dabei ruhig und gleichmäßig, so als wäre es nicht das erste Mal, dass sie so etwas tat. Lediglich ihre Schultern spannten sich an, als der schwere Vogel sich erneut auf ihre Schulter setzte.

Jedoch schien nichts ihre Aufmerksamkeit fesseln zu können und so erhob sich die Magistra wieder und trat zurück in das Kirchenschiff. Der Blick aus den nachtschwarzen Augen richtete sich sofort auf den Priester und ihre Züge waren eine kühle Maske, die verbarg was darunter lauerte. Ohne zu zögern trat sie zu dem blassen Priester, der sich immer noch mit dem blanken Stahl konfrontiert sah und hob ihre Hand um sein Kinn zu sich drehen und ihm direkt in die Augen zu sehen. „Sag mir, Priester, mit wem hast du gerade gesprochen und wo ist er hin?“ Im Gegensatz zu der kalten Maske ihres Gesichts, klang ihre Stimme leise und sanft durch die nächtliche Luft, wisperte und wob, träufelte das süße Gift ihres Blutes in die Gedanken des Menschen, umschlang sie und zwang ihn ihr zu Willen zu sein.

Beherrschung 2: 6 Erfolge
SidekickBOT - heute um 15:06 Uhr
@Acacia (Reike): 7d10 >=6 f1 +1WK = (10 10 2 9 6 7 2, 5 successes) = 5
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Il Canzoniere
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Re: Schattenjagd (Il Canzoniere, Brimir)

Beitrag von Il Canzoniere »

Der Priester bekam rasch einen glasigen Blick. Der direkten Konfrontation mit der dunkle Herrin schien er nicht gewachsen zu sein, welcher Sterbliche war das auch schon?

Aus trüben Augen blickte er sie an und mit verschlafener Stimme antwortete er: "Mit Signore Niccolo." purzelten die bleiernen Wörter aus seinem Mund heraus wie zerkautes das er vergessen hatte herunter zu schlucken.

Die zweite Frage, wo er hin sei, schien er nicht zu verstehen. Ein wenig zeitversetzt als sei er begriffsstutzig runzelte sich seine Stirn. "Wohin... ich verstehe nicht. Ihr wart doch eben hinten? Ist er gegangen?" das der hintere Raum leer war schien ihm nicht in den Sinn zu kommen. Als sei es irgendwie abwegig....
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Acacia
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Re: Schattenjagd (Il Canzoniere, Brimir)

Beitrag von Acacia »

Sie spürte wie ihre Wille mit unglaublicher Macht durch die scheinbar papierdünnen Wände des Willens des Menschen brach und er schlagartig zu ihrem Sklaven wurde. Sie hatte nicht erwartet, dass er so schnell nachgeben würde und setzte so beinah zu viel Gewalt ein. Allerdings hatten sie im Moment auch keine Zeit um besonders feinfühlig vorzugehen. Nicht, wenn sie Niccolo in die Finger bekommen wollten. So zuckte sie sacht mit der Schulter und der Rabe erhob sich erneut um davon zu fliegen, scheinbar von einem eigenen Willen besessen.

„Sag mir, Priester, wie sieht dieser Niccolo aus?“, verlangte sie leise, aber dennoch gebieterisch zu wissen. Ihre Ausstrahlung untermaltes jedes Wort und machte es zu einem Befehl von einem beinah göttlichen … oder höllischem Wesen. „Wie lange lebt er schon hier? Und kennst du eine Frau namens Tacita oder hast diesen Namen schon mal gehört?“
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