Die Macht des Senats [Angelique, Fabrizio]

[Mai '17]
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Fabrizio
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Re: Die Macht des Senats [Angelique, Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Der Lasombras nickte, und es hatte tatsächlich etwas ehrwürdiges, wahrhaftiges.

Aber der Moment dauerte nicht lange, dann war da wieder der spöttische zynische Pirat.

"Die Widersacher sind zu Zahlreich, ich wüsste nicht von wem genau ich dir etwas geben sollte."
Ein leises Lachen, dann doch der instinktive Blick über die Schulter, den er nicht ganz unterdrücken konnte, die Nackenhärchen waren tod, doch fühlte es sich an als ob sie sich aufstellten.

Dann räusperte Fabrizio sich trocken aber hörbar, bevor er geradezu feierlich sprach:
"Orakel. Bitte offenbare mir die Dämonen, die mich hetzen. Die Weisheit deiner Prophezeihungen soll respektiert und gerühmt werden!"
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Angelique
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Re: Die Macht des Senats [Angelique, Fabrizio]

Beitrag von Angelique »

Angelique nickte ernst und holte die kleine Klinge Alerios hervor. Tief ritzte sie sich in die Lebenslinie und die Herzlinie ihrer linken Hand.
Dann schob sie die blubesudelte Spitze des Messers unter das linke Augenlid. Danach unter das rechte.
Es war für Fabrizio nicht zu erkennen, ob sie sich auch die Augäpfel dabei verletzte, damit das Blut ihrer Hand sich mit dem des Augenlichtes vermengte.

Das Mädchen blinzelte mehrmals und ein roter Film war schließlich zu erkennen, als sie die Augen weit aufriss.
Ihre Pupillen waren nicht zu sehen. Hatte sie sie verdreht oder waren die Augen durch Hexenwerk komplett rot geworden?
Wer mochte das schon sagen?

Mit blicklosem Blick schaute die kleine Vampirin über die Schulter des Fabrizio. Folgte den paranoiden Blicken, die er immer und immer wieder nervös nach hinten warf.

Sie begann leicht zu schwanken, so als stände sie an Deck eines Schiffes, wie dem erfahrenen Seemann sofort auffiel.

"Eine Planke, auf der eine Münze rollt", sagte sie mit hypnotisiert wirkender Stimme. "Eine Janusmünze mit Gesicht auf beiden Seiten."
Verblüffung und Neugier klangen aus den verhuschten Worten.

Dann runzelte sie die Stirn. "Zu schnell rollt die Münze! Ich kann die Gesichter nicht erkennen! Halt! Jetzt hält der Wellengang die Münze mitten im Rollen langsam an. Sie rollt in die andere Richtung zurück, als ob Wellental und Wellenberg sie hin und herjagen."

Erschrocken zuckte Angelique zusammen und schwankte, ruderte um Balance ringend mit den Armen in der Luft.
"Ein Rammstoß? Die Münze fliegt hoch, überschlägt sich nun in Richtung der rauschenden Gischt. Jetzt erkenne ich die Gesichter auf der Münze!", rief sie erfreut. "Ein Mann. Fangzähne und ein wildes Äußeres. Wolfsaugen. Die Münze überschlägt sich. Eine Gestalt ohne Gesicht. Flip. Ein Mann mit drei Augen. Flip. Ein bleicher Junge mit traurigem Gesicht. Flip. Ein hagerer Mann in einer Kutte. Flip. Eine junge Frau von berauschender Grazie. Flip. Eine Frau mit verblichenen Konturen und auffälligen Locken. Flip. ... eine glatte, goldene Fläche schimmert die letzten zwei, drei Umdrehungen, bevor die Münze in die Wellen eintaucht.
Aber da ist ja jetzt mein Gesicht, dass sich darin spiegelt. Einmal. Zweimal. Dreimal....
"

Plötzlich schrie Angelique entsetzt auf. Sie kommt keuchend zu sich und ihr Blick wirkt wieder normal, wenn auch sehr verängstigt.

"Eine schwarze, ganz und gar unmenschliche Hand", flüstert sie voll Terror, " durchbrach am Ende die Wellendecke und riss die Münze seitwärts aus meiner Sicht. So als hätte die Münze nie existiert..."
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Fabrizio
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Re: Die Macht des Senats [Angelique, Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Aufmerksam, fasziniert, aber auch ein bischen ehrfürchtig starrte Fabrizio das blutäugige Orakel an und lauschte gebannt...

Das Thema war ihm so nah, dass er tatsächlich glaubte die Münze vor seinem inneren Auge rollen zu sehen zwischen Planke und Gischt!

Die Gedanken überschlugen sich, ziellos, sich widersprechend, dann nur noch rätselnd.
Das Dreiauge und der Junge, da waren sie wieder...
Die verzerrte Fratze von Alerio starrte ihn an und dann erinnerte er sich an das widerliche Gefühl was er hatte als ihn Gaius drittes Auge durchdrang... dieser Bastard!
So viele Feinde, so viele Dämonen...

Fabrizio setzte sich etwas haltlos auf einen windschiefen Grabstein.

"Danke." wisperte er leise
"Ich hoffe du hast durch dein Gesicht nichts geweckt, dessen Aufmerksamkeit du nicht hättest wecken sollen. Es täte mir leid, wenn du in mein dunkles Schicksal mit hineingezogen würdest, du, die du doch nur Gottes Kind sein möchtest..."
Zeigte er da etwa wirklich Mitleid für sie?
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Angelique
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Re: Die Macht des Senats [Angelique, Fabrizio]

Beitrag von Angelique »

"Ich bin Teil deines dunklen Schicksals, seit wir uns zuerst begegnet sind vor so vielen Jahren. Spätestens aber seit Alerios Tod und deinem Freispruch durch das Eingreifen der Fremden. Venezianer, doppelt gebunden an Sizilien als Kolonist der Byzantiner, die auch Teile des Südens beherrschen. Doppelt gebunden an die Schatten Siziliens und verhasst in deiner Wahlheimat.

Armer Fabrizio. Hast du schon einmal daran gedacht, bei Toma dein Äußeres zu verändern und unter neuem Namen weiterzuleben? Jemanden wie mich könntest du zwar nicht damit täuschen, aber die meisten anderen sehr wohl. Du wärst wieder frei."

Sie verspottete ihn nicht mit diesen Worten, sondern schien wahrhaftig um das Wohlergehen ihres Lieblingsfeindes besorgt zu sein.

"Glaubst du der Dreiäugige der Vision ist Gaius oder dieser andere Salubri? Der Junge, war das etwa Alerio? Sein ruheloser Geist vielleicht?"
Eine perverse Hoffnung schimmerte in dem Gesicht der Kleinen. So als sei ihr ein grauenvoller Wiedergänger von Alerio so lieb wie der lebendige.
"Wer sind die Frauen? Das eine Konterfei war schön wie Acacia, das andere erschien geheimnisvoll."

Sie schien selbst sehr angestrengt über die Vision nachzusinnen. "Und vor allem, wem gehörte die schwarze Klauenhand..."
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Fabrizio
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Re: Die Macht des Senats [Angelique, Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Der Lasombra lachte kurz bitter auf.

"Eine Prophezeihung für uns beide also. Und ein Rätsel für uns beide."

Mit den Fingern begann er dann zu zählen.
"Mann mit Wolfsaugen, der Gesichtslose, das Dreiauge, trauriger Junge, hagerer Kuttenträger, die berauschende Grazie und die verblichene mit Locken. - Sieben Dämonen für mich."

Wieder lachte er, diesmla tatsächlich irgendwie amüsiert, wenn auch offenkundig zynisch.

"Sei froh, du hast nur ne Schwarze Hand."

Nun, alles in allem schien Fabrizio damit eher pragmatisch umgehen zu wollen. Seine Mutmaßungen und Ängste schluckte er herunter in den verkümmerten toten Magen.

Dann wechselte er einfach das Thema, was ihm deutlich an Selbstsicherheit zurückgab.

"Toma könnte mein Äußeres verändern? Wie macht er denn sowas? Ich hoffe ich sehe dann nicht aus wie er? - Und diese Salubri, die haben also alle drei Augen? Bist du dir da sicher?"
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Angelique
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Re: Die Macht des Senats [Angelique, Fabrizio]

Beitrag von Angelique »

Angelique schauderte und es ging ihr durch Mark und Bein. "Eine schwarze Hand - Man nièr. Die mag gefährlicher sein als sieben Dämonen zusammen."

Bezüglich der Bemerkung über Salubri meinte sie, ebenfalls etwas gefasster: "Darüber habe ich nie nachgedacht, aber nennen die vorwitzigen Nesiferitu die Heiler nicht Zyklopen hinter ihrem Rücken und die Hohen Klans spöttisch Einhörner? Da dachte ich, sie hätten alle drei Augen. Zumindest sprechen meine Visionen immer von Dreiäugigen in ihrem Zusammenhang."

Auf Toma zu sprechen kommend, sagte sie: "Ich bin fest überzeugt, dass er das, was er an sich vollbringt, auch an anderen vollbringen kann." Das schien für sie mehr als nur ein Gefühl zu sein.
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Fabrizio
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Re: Die Macht des Senats [Angelique, Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio schien abzuwägen. Mutmaßungen? Wissen? Verzog kurz nachdenklich die Mundwinkel.

"Einhörner... ja, is was dran." Zu Toma sagte er nichts weiter, wie ein Dämon wollte er nun wirklich nicht aussehen.

Dann kam ihm eine seltsame Idee, die er nicht zurückhalten wollte.

"Wenn das wirklich... also wenn das wirklich Alerios ruheloser Geist sein sollte, der mich... heimsucht."
Er zögerte kurz.

"Soll ich ihm etwas von dir... mitteilen? Wenn er mir vielleicht im Traum erscheint oder so etwas."
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Angelique
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Re: Die Macht des Senats [Angelique, Fabrizio]

Beitrag von Angelique »

Sie seufzte. "Das ist nicht nötig. Dass er dir erscheint und nicht mir, zeigt ja nur, dass er mehr Gefühle für dich übrig hat als für mich. Ich habe ihn geliebt, weiß aber, dass es umgekehrt nicht so war. Ich bin kein solches Kind und keine solche Närrin, dass ich das nach Jahren, in denen ich um ihn geworben hatte, nicht gemerkt habe.
Meine Liebe war nicht stark genug und sein Erbe schützen, konnte ich auch nicht. Dass seine Seele immer Teil von mir sein wird, da ich sein Blut trank, muß mir genügen, so wie der Kebse die Morgengabe.
Langweile seinen Geist nicht mit Liebesschwüren, die ihn schon im Leben gelangweilt hatten."

Trotzdem, obwohl sie sich offensichtlich versuchte zusammenzureißen, zeigte ihr Gesichtchen frischen Gram und blutige Tränen schimmerten in ihren Augen.

Dann, wie gewohnt bei ihr, riss sie eine manische Episode aus der Melancholie. "Sei vorsichtig", mahnte sie den so vertrauten Feind mit enigmatisch glänzenden Augen , "dass das Ganze nicht ein magischer Angriff ist, ein Blendwerk, das dir Alerios Heimsuchung vorgaukelt. Es erscheint mir seltsam, dass er nur dir sich offenbart, anstatt auch mir, um mich zu trösten, zu quälen oder zumindest gegen dich aufzuhetzen, Rache zu nehmen. Auf jeden Fall werde ich auch hier ein Orakel versuchen und dich darüber informieren, damit wir beide ruhiger schlafen können."
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Fabrizio
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Re: Die Macht des Senats [Angelique, Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Mit der Emotionalität konnte Fabrizio nicht viel anfangen und musterte das traurige Kind wie einen angebrochenen Krug von dem er abwägen musste ob er darin noch etwas füllen könnte.

"Ja, vieles ist möglich, auch das muss ich in Betracht ziehen. Vielleicht sogar viel mehr als alles andere. - Und doch hast du den traurigen blassen Jungen gerade ebenfalls gesehen in deinem Orakel, das steht fest."
Die Stimme des Lasombra war jetzt wieder recht kalt und gefasst, wurde dann aber neugierig, fast schon forschend interessiert.

"Wie machst du das mit so einem Orakel? Versetzt du dich immer in diese Trance und dann erscheinen dir die Stimmen und Gesichter? Oder gibt es auch andere Wege zur Weisheit der Prophezeihung?"
Ein düsteres okkultes Interesse schwang da mit in seiner Stimme, so als sprach er von Dingen die er nicht das erste mal gesehen habe, als wären da tiefere Schichten von Wissen in ihm, tieferes Verständnis von der anderen Seite der Welt...
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Angelique
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Re: Die Macht des Senats [Angelique, Fabrizio]

Beitrag von Angelique »

"Ich sammle Methoden der Weissagung wie andere Münzen. Ich habe ein ganzes Repertoire an antiken und heutigen erprobten Augurereien."

Sie platzte fast vor Stolz auf das, was sie wirklich konnte.
Sie grinste und all ihre Seelenqual schien wieder vergessen. Verschwörerisch raunte sie: "Am wirksamsten sind natürlich die Vorhersagen mit Blut und Paraphernalien. Hast du ebenfalls Erfahrung mit dem Okkulten? Außerhalb deiner dämonischen Schattententakel und -pfützen, meine ich."
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