Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

[Sousanna]

Über seine Theorie hin, war ihre Miene von Interesse hin zu Amüsement gewandert. Nun gut, er hatte auf seine Weise fast Recht gehabt, aber einige entscheidende Details waren doch einfach falsch. So lächelte sie ihn sanft und vielleicht ein wenig bedauernd an, bevor sie leicht das schöne Haupt schüttelte.
"Der erste Teil stimmt tatsächlich und in einem Aspekt hattest du Recht.", urteilte sie dann. "Allerdings hast du dann die falschen Schlüsse daraus gezogen und Dinge vergessen, die ich dir schon gesagt hatte." Wieder zeigte sie ihr leichtes Seufzen, bevor sie ihm wieder schalkhaft angrinste. "Aber solltest du einmal eine neue Theorie haben, bleibt mein Angebot bestehen, dass ich dir die ganze Geschichte erzähle, solltest du sie streifen."

Seine Aufzählung quitierte Sousanna dann mit einem Nicken. "Ja, Fabrizio wäre tatsächlich nicht der strategisch klügste Fürsprecher, Ramon wird noch Jahrhunderte brauchen bis er als Vasall akzeptiert wird und Vergonzo mag nicht ansehnlich sein, aber er ist einer der bestinformiertesten Söhne Kains, die ich kenne. Unterschätzen solltest du ihn also nicht... Aber lass mich nachdenken..."
Eine Weile hüllte sie sich in Schweigen, spielte ein wenig mit einer dunklen Strähne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte. Dann fragte sie ruhig: "Was hast du denn angestellt, dass Gaius nicht mehr in Frage kommt? Für gewöhnlich ist er gutmütig, wie ein Lamm."

[Luca]

"Das Vergonzo sicher mehr zu bieten hat, als sein Aussehen vermuten lässt, liegt auf der Hand, die Frage wäre ... ist er auch ein Vasall der Prinzessin? Nichts liegt mir jedenfalls ferner, als ihn nur aufgrund seines Aussehens zu unterschätzen. Tue ich bei dir schließlich auch nicht." Wieder ein verschmitzter Ausdruck im Gesicht des Ravnos. "Ich habe nie gesagt, dass ich etwas angestellt hätte. Es ist vielmehr so, dass ..." Luca ließ ein Seufzen vernehmen "... ich dabei kein gutes Gefühl hätte. Er ist ein aufrechter Ritter, ein Liktor der Prinzessin. Lass es mich so formulieren - unsere Wertevorstellungen gehen ein wenig auseinander, fürchte ich. Ich sehe keinen Grund, warum einer wie er Fürsprache für mich halten soll. Oder warum ich darum bitten sollte und dafür irgendwelche obskuren Moralvorstellungen erfüllen müsste, weil er dann ein Druckmittel hätte." Der Ravnos schüttelte langsam den Kopf und sah Sousanna dabei zweifelnd an. "Wenn es andere Möglichkeiten gibt, ziehe ich die vor. Übrigens, hattest du zu der Zeit, als du hier auftauchtest, ebenfalls Fürsprecher? Wen?"

Als sie über sich über seine Ausführungen zu Caterina äußerte, begann der Ravnos wider Erwarten erneut zu grinsen. "Wir haben gespielt, und ich habe verloren. So ist das Leben. Fällt mir ein, was ich vergessen habe, komme ich darauf zurück ..." Eine kurze Zeit sah der Ravnos noch grüberlisch auf die Tischplatte und dachte über die neuen Hinweise nach, schüttelte dann aber verneinend den Kopf.

Allerdings war dem Mann noch ein anderer Gedanke gekommen. "Angelique hat, als ich mich mit ihr unterhielt, Werbung für ihre Söldnertruppe gemacht. Hast du damit schon Erfahrungen gemacht, sind die empfehlenswert?"

[Sousanna]

"Er ist kein Vasall", bestätigte seine Schwester im Blute amüsiert und lehnte sich mit einem Grinsen über seinen Kommentar zu ihrem Aussehen zurück. "Er würde sich ebenso wie ich nie binden. Auch nicht als Vasall an die verehrteste Prinzessin." Allein beim Gedanken daran, sich an ein Kind der Nacht zu binden, schüttelte sie sich ein wenig. "Ich habe ihn nur erwähnt, weil er für unsere Art der Geschäfte sehr nützlich sein kann..." Leicht winkte sie ab, als hätte sie kurz einen Gedanken gehabt, ihn aber wieder verworfen.
Schließlich schmunzelte Sousanna den Hehler dann wissend an. Er hatte es nie gesagt, aber impliziert. Sie würde dieses Geheimnis schon noch lüften. "Ich verstehe deine Bedenken schon. Allerdings ist er zwar ein Liktor und wahrscheinlich der Einzige von diesem Pack, der dahinter eine Ehre sieht, aber einer charmant vorgebrachten Bitte kann er dennoch nicht widerstehen. Aber gut, du willst jemanden, den du ernst nehmen kannst." Die Augen der Byzantinerin blitzten spöttisch als sähe sie darin einen Witz, den kaum jemand erkennen konnte.
"Es gibt zwei Drachen, beide sind soweit ich weiß, Vasallen, mit denen kann man so weit ich weiß, gut handeln. Mit ihr bin ich gut ausgekommen, habe sie aber lange nicht mehr gesehen." Was mit dem anderen war, schien Sousanna nicht erwähnen zu wollen. "Einen Gangrel, der ein ziemlicher Gockel ist und mit ein bisschen Geschleime sicher ein zahmer Welpe werden würde, wärst du kein Ravnos. Er hält sich für Weise, indem er uns hasst. Der fällt weg. Vielleicht kann ich dir bei einem der anderen Schattenhexer helfen. Für mehr muss ich erst ein wenig nachdenken. Es sollte ja taktisch gut gewählt sein, nicht wahr?"
Kurz grinste sie leicht in sich hinein, dann schüttelte sie den Kopf. "Nein, lieber Bruder, das scheint ein Brauch zu sein, der erst nach meiner Ankunft eingeführt wurde.", erklärte sie dann und biss sich ein wenig auf die Lippe, vielleicht um ein weiteres Grinsen zu unterdrücken, kicherte dann aber doch: "Ich hoffe es wurde nicht wegen mir eingeführt."

"Aber ja, erzähl mir, wenn dir dazu noch etwas einfällt. Wie gesagt, ich spiele gern.", bot sie noch einmal an.
"Hmmm, Angeliques Söldner? Sind gute, anständige Männer. Brauchbare Söldner, finde ich.", war ihr Urteil über die Krieger des Vampirmädchens, bevor sie scherzend hinzufügte: "Würde ich noch leben, würde ich ihnen mein Leben anvertrauen."

[Luca]

"Ein sehr vernünftiger Gedanke, sich nicht zu binden.", bestätigte Luca mit einem Kopfnicken. "Insbesondere nicht an Prinzessinen. Die können schließlich wechseln ... und dann hat man ein Problem." Er betrachtete sie ernst, als sie Gaius wieder erwähnte. "Nein. Es hat nichts mit Ernstnehmen zu tun. Ein Abhängigkeitsverhältnis oder einen Handel will ich aber nur mit jemandem eingehen, dessen Denken und Handeln mir nicht völlig fern und damit außerhalb meines Verständnisses von rationalem Verhalten liegt. Wie du schon sagst, taktisch gut gewählt soll es sein."

Als Sousanna auf den Gangrel zu sprechen kam, fasste sich ihr Blutsbruder an die Stirn. "Ja, die sind wahrlich eine Schande für die Kinder der Nacht. Mehr Tier als Mensch, in jeglicher Hinsicht. Haben in ihrer Schwäche ihrem Tier die Kontrolle überlassen und dafür wohl jeglichen Verstand eingebüßt. Wieso sollte man sich sonst für eine solch barbarische Lebensweise entscheiden?" Dem Ravnos stand die Abscheu ins Gesicht geschrieben, und er unternahm keinen Versuch, diese zu verbergen. Dann besann er sich, und kehrte wieder zum eigentlichen Thema zurück.

"Zwei Drachen? Wie heißen sie? Über die Tzimisce ist mir ehrlich gesagt wenig bekannt, nur Hörensagen und abenteuerliche Geschichten. Wurden mir als grausame Monster beschrieben. Aber wenn du gut mit ihnen auskommst, scheint das ja nicht ganz der Wahrheit zu entsprechen?" Kurz hielt Luca inne, als würde ihm erst jetzt auffallen, dass Sousanna sich anders ausgedrückt hatte. "Mit ihr? Also nicht mit beiden?"

Er hörte die Erneuerung ihres Angebots, schien aber für den Moment nicht darauf eingehen zu wollen. Ihren Scherz quittierte er mit einem Zucken seines Mundwinkels, allerdings war unmöglich einzuschätzen, ob es von Herzen kam. "Sehr gut. Früher oder später wird der Moment kommen, an dem man schlagkräftige Argumente brauchen kann. In unserem Geschäft kann ein wenig ... Überzeugungshilfe nie schaden." Er grinste schief. "Oder ist sie sich zu schade für solche Angelegenheiten? Immerhin schien sie ein recht inniges Verhältnis zu Gaius zu haben."

[Luca]

Als wäre es ihm grade wieder eingefallen, fügte er noch hastig, aber grinsend hinzu: "Diese Fürsprecher-Geschichte habe ich dir also zu verdanken? Was hast du angestellt?"

[Sousanna]

Ernst nickte die Byzantinerin. Es war immer problematisch, sich einfach so zum Sklaven von jemandem zu machen.
"Ich versteh schon, was du meinst. Das Italienische scheint meinen Kopf schon ganz vernebelt zu haben.", erklärte sie dann mit einem gefährlichen Lächeln. Elender Wortklauber! Sie war bestimmt nicht so schlimm wie dieser Mistkäfer von einem Ravnos. "Aber es ist gut, seinen Fürsprecher klug zu wählen. Sie können auf einen zurückfallen und Ärger machen."

Ein zustimmendes Brummen folgte seiner Ausführung über Gangrel. "Vor allem wagen sie es uns als Feiglinge und Verbecher zu bezeichnen, während sie doch die verstandslosesten Schlächter sein, die sich je auf Gottes schöner Erde finden werden.", stimmte Sousanna heftig und mit kalt funkelnden Augen zu. "Sogar Tiziano da drüben hat mehr Verstand als einer von denen. Und der ist noch nicht mal ein Drittel so alt wie die und bemüht sich immer wieder, sich das Hirn rauszusaufen."
Aufgebracht schüttelte sie sich, wie um den Gedanken an diese widerwärtigen Kinder Kains loszuwerden. Sie hatten es nicht verdient, dass sie sich so sehr echauffierte.

"Sind sie wahrscheinlich auch", wandte sie sich dann schulterzuckend wieder ihrem eigentlichen Gespräch zu, bevor sie voller Schalk grinste. "Und wer sagt, dass ich nicht auch ein grausames Monster bin?" Kurz machte sie in einer spöttischen Geste mit wildem Blick und zu Krallen gekrümmten Fingern irgendein großes, böses Tier nach, was einfach nur unendlich komisch aussah und vermutlich genau so gedacht war.
Schmunzelnd lehnte sie sich etwas vor. "Nein, im Ernst. Er ist tatsächlich eins. Hat mich aufgeschnitten, nachdem er so dumm war, von mir zu trinken. Deswegen sind meine Sympathien ihm gegenüber recht ... gering. Sie habe ich als gute Händlerin kennengelernt. Ist Mondsenatorin und hat mich aus den ungewaschen Pranken dieses Gangrels befreit."

"Ach", meinte die Ravnos und musste bei der Erinnerung an Angelique unfreiwillig grinsen. "Sie ist verrückt wie eine alte gruselige Frau. Hat viel mit Gott am Hut und trotzdem viel für Sünde übrig. Ich glaube, sie schwärmt für ihn, aber zu schade ist sie sich für nichts, wenn man sie nett bittet." Schief grinste sie ihren Bruder an.

Seine letzte Bemerkung ließ sie dann wieder hell lachen. "Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, was der Grund für diese Änderung ist. Vielleicht ist es wegen dem Krieg.", vermutete sie leise grinsend. "Aber ich habe mich hier stets wie eine unbescholtene Bürgerin benonmmen und es wäre mir nie im Traum eingefallen, Ärger zu machen."

[Luca]

Luca gab sich halb empört, halb amüsiert, während sie sich über die Gangrel in Rage redete und nickete mehrmals zustimmend. "Besser hätte ich es nicht formulieren können. Igonieren und aus dem Weg gehe ist wohl das beste, was man tun kann." Ein dreckiges Grinsen trat in sein Gesicht. "Aber vielleicht nimmt sich ja einer von denen im kommenden Krieg zu viel vor und kehrt nicht zurück. Die können sich den Kampf bestimmt nicht entgehen lassen."

Als Sousanna ein böses Tier imitierte und dabei eher putzig als gefährlich aussehen ließ, hoben sich die Mundwinkel des Ravnos und er ließ sogar ein Husten vernehmen, das mit einiger Fantasie als verdruckstes Lachen interpretiert werden konnte. Sehr schnell wurden seine Augen aber wieder ernst. "Böse Zungen würden behaupten, wir alle wäre grauenvolle Monster, die in ihrem Leben so viel Sünde begehen, dass sie noch für die Hölle zu schlecht sind." Bei diesen Worten war sein Blick unergründlich. "Wieso hat dich der Drache denn aufgeschnitten, nachdem er von dir trank? Wieso hat er überhaupt von dir getrunken?" Luca vermutete ein Versehen, aber man konnte sich nie sicher sein - vor allem nicht, wenn man den haarsträubenden Geschichten über diesen Clan Glauben schenkte. "Jedenfalls klingt die Händlerin für meine Zwecke brauchbarer, so wie du sie beschreibst. Wie ist ihr Name?"

"Zu Schade für nichts, sowas höre ich gerne," entgegnete der Ravnos wohlwollend. "Das klingt, als spräche tatsächlich nichts dageben, mit Angelique gute Geschäfte machen zu können." Unbestritten könnten Unternehmungen mit ihr so manch Tür und Tor, das sonst verschlossen bliebe, öffnen - zudem wirkte sie gewitzt und konnte sicherlich auch einges bei der Planung einer Operation beitragen.

Ihr helles Lachen quittierte er mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Natürlich nicht," sagte er schmunzelnd. "Und ich bin mir auch sicher, dass ich nichts Gegenteiliges lesen würde, wenn ich ins Elysium ginge und mir dort die Urteile anschauen würde."

[Sousanna]

"Das wäre tatsächlich sehr schade.", schmunzelte sie und bemühte sich um einen betroffen, trauernden Blick. Dann aber brach die Maskerade und Sousanna wandte sich den wichtigeren Themen zu.
"Man könnte auch sagen, dass wir unseren Segen mit einem Fluch bezahlen und uns nur klarer über unser Wesen sind.", philosophierte sie nachdenklich und hätte sich einen Kelch Wein gewünscht, um ihren Finger leicht hineinzutauchen, ehe sie seufzte und erklärte: "Naja, er hat mich für einen sehr wohlschmecken Menschen gehalten und wollte mich dann nur nach einer Untersuchung wieder gehen lassen... widerwärtiger Mistkerl. Na gut, jetzt ist es vorbei und er hat sich an mich gebunden. Wer weiß, wofür das irgendwann nutzt."
"Sie heißt Melissa und ist Mondsenatorin von Broglio", gab sie ihm diese Information ruhig weiter. Allerdings schien ihr noch etwas einzufallen und so fügte die Hehlerin leichtfertig hinzu: "Ich habe sie allerdings länger nicht gesehen. Ich weiß nicht, was sie im Moment so treibt."

Leise schmunzelte sie vor sich hin. "Naja, da du die Sache mit Caterina und Gaius weißt, kennst du ja das Urteil, dass man mir gegenüber gesprochen hast.", erwiderte Sousanna und zuckte die schmalen Schultern. Ein wenig Trotz und ehrlicher Groll lag allerdings bei ihren nächsten Worten in den dunklen Augen. "Aber ich wollte nur dafür sorgen, dass der Gangrel und der heilige Mann meine Aussage nicht verfälschen."

[Luca]

"Melissa. Den Namen werde ich im Kopf behalten. Mich vielleicht einmal nach ihr umsehen." Luca sah seine Clansschwester mit einem Blick an, der schwer zu deuten war. "Vielen Dank. Wenn ich kann, werde ich mich einmal für deinen Vertrauensvorschuss revanchieren. Und das meine ich auch so." In der Mine des Ravnos lag größte Ernsthaftigkeit.

"Hat sich gebunden? Interessant. Leichtsinnig."Das war tatsächlich etwas, was einies Tages noch bedeutend werden konnte. Es sagte aber auch einiges über den Drachen aus, der in seiner Jagt scheinbar nicht sehr aufmerksam gewesen sein konnte.

Der Ravnos warf ihr einen hintergründigen Blick zu. "Natürlich kenne ich das Urteil. Das ein dreckiger Gangrel Lügen erzählt, um uns in Misskredit zu bringen, fällt mir leicht zu glauben, allerdings - das Gaius deine Aussagen verfälschen wollte, überrascht mich. Wird er doch wohl nicht mit Absicht gemacht haben?" Luca zog einen Augenbraue empor.

[Sousanna]

Sousanna nickte ernst. Sie würde dieses Wort ernst nehmen. Für sie war es ein stummer Pakt - und in dem Moment, da er diesen Pakt brach, würde er den ganzen Zorn einer byzantinischen Furie erfahren. "Ich werde mich daran erinnern.", versprach sie schließlich und ihr Tonfall verriet, dass sie es eines Tages tun würde, egal wie lange sie ihn dafür suchen musste.

Leise nickte seine Clansschwester und ein hintergründiges Lächeln ließ ihr Gesicht noch schöner aufleuchten, während ihr schlanker Zeigefinger sanft die Maserung des Tisches nachfuhr.
"Es hat mich auch überrascht", verkündete sie schließlich. "Aber wer weiß, wofür es sich noch nützlich erweisen wird."

Unwillig winkte sie ab. "Nein, nicht Gaius. Er war ja genauso in die Sache verwickelt, wie ich, und durfte mich nicht befragen. Es waren der Hund und der heilige Mann - und der ist mir ebenfalls nicht gewogen. Nicht seit er mich auch mit einem Menschen verwechselt hat.", erklärte sie leise, fast schon verschwörerisch.