Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

[Mai '17]
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Luca
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Luca »

Luca sah sie schief an. Berechnend. "Ach, mir scheint, diese Dinge interessieren dich gar nicht. Ich will dich nicht langweilen. Sprechen wir nicht weiter über dieses Thema."

"Keine Sorge. Mir liegt nichts an einem Kampf, und schon gar nichts daran, dein Eigentum zu zerstören. Ich will nur sehen, wie lange er braucht, bis er die Beherrschung verliert." In der Stimme des Ravnos klang einige Vorfreude mit. Ihr unerwartetes Verhalten nahm er innerlich erstaunt, aber kommentarlos zur Kenntnis. Allerdings nutzte er ihre Vorlage genüsslich aus - und glotzte ihr förmlich auf das dargebotene Dekoltee. Nicht aus Lust, sondern weil er wusste, dass es ihren Ghul ärgern musste. Doch würde das reichen? Immerhin schien die ihm gegenübersitzende Dame einiges gewohnt zu sein, da waren wohl schwerere Geschütze nötig. "Peppe, bring einmal den Eintopf!" Kurze Zeit später kam aus einem Raum hinter der Theke ein einäugiger, älterer Mann - ganz offensichtlich der Wirt der Kaschemme - und brachte seinem Herren eine Holzschale mit einer dampfenden, braunen Masse darin. Sie roch noch schlimmer, als sie aussah, und schien billig aus nicht mehr ganz frischen Schlachtabfällen hergestellt worden zu sein.
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Sousanna
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Sousanna »

Seine Schwester seufzte, schüttelte schließlich den Kopf und schenkte ihm ein träges Lächeln. "Dinge, die mich interessieren sind recht vielfältig. Aber ich zwinge dich nicht, mir deine Gedanken zu offenbaren.", gab sie zurück und zuckte die Schultern

"Klingt interessant." Sie grinste leicht. Ihre Zunge fuhr wie beiläufig über ihre Lippen, als wären sie plötzlich trocken geworden, betonte ihre Fülle noch mehr. Ein kurzer Blick zu Tiziano zeigte, dass er zwar seine typische Eifersucht an den Tag legte, aber diese mit einem weiteren Krug Wein zu ertränken suchte. "Dafür darf ich dann auch einmal mit deinem kleinen Helferlein spielen? Ein wenig Offenheit von beiden Seiten? Als Zeichen des gegenseitigen Vertrauens..."
Kurz wanderte ihr Blick zu dem Wirt, dann zu dem Eintopf und die Brauen wanderten ein wenig nach oben. "Danke Peppe", schmunzelte sie dem Wirt mit einem charmanten Blick zu. Wenigstens war das Essen in ihrer Taverne besser. - Na, und die Stimmung auch.
Als sich der Wirt wieder zum Gehen wandte, blickte sie Luca ernst an. "Was auch immer du vor hast, ich empfehle dir, dass mein Kleid dabei nicht schmutzig wird.", erklärte sie beiläufig als rate sie ihm, dass er sich im Winter besser warm kleidete.
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Friedrich Hölderlin
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Luca
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Luca »

Als Peppe den Blick empfing, grinste er über beide Ohren. Der alte Mann versuchte sich sogar an einem unbeholfenen Knicks und drehte sich immer wieder um, als er die Gaststube in Richtung Küche verließ. Es war lange her, dass ihn ein Mädchen das letzte mal so angesehen hatte, da hatte er noch beide Augen gehabt.

"Wenns nur das ist - das Kleid ..."sagte der Ravnos mit einem Schulterzucken, während er den Löffel in die Brühe steckte und genüsslich darin herumrührte, dass es gluckste. "Oh, mir macht es gar nichts aus. Hab ruhig deinen Spaß mit ihm, solang du ihn heile lässt ... was hast du denn mit ihm vor?" Aus Lucas Stimme sprach mildes Interesse, aber auch nicht mehr. Indessen wippte Abramo neben Sousannas Ghul unruhig von links nach rechts und behielt seine Augen fast die ganze Zeit auf den potenziellen Gegner gerichtet.

Nachdem er ihre Oberweite abermals angemessen und für alle anderen offensichtlich bewundert hatte, nahm er den Löffel wieder aus der Masse, kippte ihn wie eine Katapult nach hinten, zielte sorgfältig und ... ließ los. Ein brauner Haufen flog gradewegs auf ihr Gesicht zu.
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Sousanna
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Sousanna »

Die Ravnos hatte dem alten Mann sogar ein verschwörerisches Zwinkern gegönnt. Eines, das alles versprach und nichts heißen musste. Der arme Kerl musste doch auch mal ein wenig Aufmerksamkeit bekommen - und es war nie verkehrt, sich mit den Bediensteten eines ... Verbündeten gut zu stellen.
Seufzend beobachtete sie Luca dann bei seiner Rührerei und ihre Augen funkelten schelmisch über seine Zustimmung. "Nur ein kleiner Spaziergang am Hafen. Der Gute sieht aus, als brauche er ein wenig Spaß...", erwiderte sie breit grinsend. "Aber natürlich schick ich ihn dir heile wieder. Es beruht ja alles auf Gegenseitigkeit, nicht?"

Vielleicht zur Überraschung aller, tat die Schönheit nichts, um dem Brei, der auf sie zuflog, zu entkommen. Seelenruhig betrachtete sie das Geschoss. Sie drehte nur im letzten Moment den Kopf ein wenig, so dass es weniger Augen und Mund als viel mehr die Wange traf.
Im selben Augenblick war Tiziano wütend aufgesprungen. Sein Krug war von einem der starken Arme vom Tisch gefegt worden und ein sehr unflätiger Ausdruck lag auf seinen Lippen als er losstürmen wollte. Doch in diesem Moment, noch bevor er etwas tun konnte, hatte sich die schlanke Hand wie zu einem Signal gehoben und er verstand. Der Schläger blieb stehen und sah seine Herrin aufmerksam an.

Sousanna sah kurz ihren Clansbruder an. Es lag keine Verärgerung in ihrem Blick, doch auch kein sanfmütiger Ausdruck mehr. Ihr Blick hatte etwas durchschauendes, waches. Etwas, das Dinge erkannte, die er nicht sah.
Dann lächelte sie Tiziano an. "Mein Lieber", wandte sie sich zuckersüß an ihn und blickte gequält an sich hinab. "Möchtest du mein Held sein und mir vielleicht etwas zum Abwischen geben? Mein lieber Freund hier hat etwas gekleckert."
Fast sofort begann der Schläger seine überraschend vielzähligen Taschen zu durchsuchen, ehe er tatsächlich ein nicht besonders edles, aber doch sauberes Tuch, gewiss eines, das er einmal jemandem abgenommen hatte, hervorzauberte und es ihr mit einem besorgten Blick reichte. "Ich hoffe es reicht, wenn nicht such ich dir etwas besseres." Ein dankbares Lächeln flackerte zu ihm empor. "Für jetzt reicht es.", erklärte sie schließlich sanft. "Es ist gut genug für diesen Ort. Ich werde heute Nacht ohnehin noch baden."
Während die Byzantinerin sich sorgfältig säuberte, bedachte er Luca mit einem schelen Blick voller offenkundigem Misstrauen. Doch er schwieg. Offensichtlich war er nicht so dumm wie es die kampfhundartige Visage vermuten ließ.
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Luca
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Luca »

Seltsam befriedigt sah Luca den Ghul seiner Clansschwester an, nachdem er das ganze Schauspiel äußerst amüsiert verfolgt hatte. Dann rief er Peppe erneut und wartete geduldig, bis der wieder angehumpelt kam. Er deutete auf die volle Schale mit dem Eintopf. "Hier, nimm den Mist wieder mit zurück. Der Geruch ist ja kaum zu ertragen!" Als der Wirt mit dem Brei zurück zum Hinterzimmer ging, drehte er sich noch ein- oder zweimal zum schönen Gast seines Herren um. Prompt stolperte Peppe über einen im Weg stehenden Stuhl, was ihm eine spöttische Bemerkung von Seiten Lucas einbrachte.

Schließlich richtete der Ravnos seine Aufmerksamkeit wieder Sousanna zu. "Sicher, nimm das Narbengesicht ruhig mit und hab deinen Spaß mit ihm. Solang er danach noch vernünftig seinen Dienst für mich verrichtet, überlasse ich ihn dir." Luca hatte sich nicht die Mühe gemacht, leise zu sprechen, sodass Abramo ihn deutlich hatte hören können. Erstmals zeigte der Ghul eine Abkehr der vormals eisern zur Schau gestellten Disziplin und nestelte unbehaglich an dem Knauf seines Kurzschwertes, während er den Blick zu Boden richtete. Diese Regung dauerte allerdings nur Sekunden, dann hatte der Mann wieder seine militärische Haltung zurückerlangt ... als hätte er Angst, sein Herr könnte diesen Anflug von Schwäche bemerken.

Mit nun leiserer und ernster Stimme sprach Luca weiter. "Zumindest freut es mich, dass du deinen Ghul besser unter Kontrolle hast als er sich selbst. Am besten wäre es allerdings gewesen, wenn du dieses jähzornige Wesen gar nicht erst mit hergebracht hättest. Bei einer Schlägerei mag er hilfreich sein, hier jedoch kann er nur Scherereien bringen." Er sah sie eindringlich an, so also wollte er daran erinnern, dass er selbst es bei ihrem ersten Treffen in ihrer Kneipe nicht nötig gehabt hatte, einen Beschützer mitzubringen, geschweige denn, dass seine Diener jemanden ohne Befehl angehen würden.
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Sousanna
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Sousanna »

Wieder hatte die Ravnos sich bei dem Wirt bedankt und ihm einen so charmanten, liebenswerten Blick zugeworfen, als wäre er ein junger, sehr hübscher Mann, mit dem sie tanzen wollte.
Tiziano unterdessen hatte Lucas Blick starr erwidert und sich nun mit verschränkten Armen hinter seiner Herrin aufgebaut. Ein drohender Schutzengel, der nur auf seine Gelegenheit wartete, diesen Knilch von einem Blutsauger beizubringen, wie man sich einer Dame gegenüber verhielt. Oh der griechisch schwätzende Bastard hatte Glück, dass sie ihn offensichtlich für nützlich hielt. Gegen ihn und seine Männer hätte dieser Schwächling gewiss keine Chance. Er hatte keine Ahnung was die beiden besprachen, aber der Kerl klang entschieden zu arrogant."

Die Schönheit unterdessen hatte, nachdem sie sich ausgiebig von der Brühe befreit hatte, ihr Kleid genaustens inspiziert. Auch wenn ihr die Regung des Ghuls des Veneziers nicht entging und sie es mit einem leichten Stirnrunzeln quitierte. Seinen Kommentar allerdings überging sie schlicht.
Stattdessen fügte sie hinzu: "Da sind Spritzer drauf. Ich empfehle dir, dass in dem, was du für mich hast, ein sauberes, schönes Kleid enthalten sein wird. Oder zumindest was, was die Wäscherin entlohnt." Ihr Tonfall war nun auf einmal streng. Fast der einer Mutter, die ihrem Kind riet, es solle nicht zu spät zum Abendessen kommen, da es sonst Schläge setzte.

"Und was meinen Ghul angeht: Du hast uns aufgegabelt und ich hatte keine Ahnung, wo du mich hinführst. Wer weiß, vielleicht in eine dunkle Kaschemme, in der man mir widerwärtiges Zeug ins Gesicht... Genauso wirkst du" Jetzt grinste sie schief aber auf ihre Weise charmant. "Nicht wie der edle Ritter, der mich danach nach Hause geleitet hätte und es ist so lästig sich als Frau alleine mit dem ganzen Abschaum herumzuschlagen, der hier lauert. Sie sind es nicht gewohnt, dass schöne Damen sie zerfleischen können - und ich raube ungern Illusionen."
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Luca
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Luca »

"Nun ja, wenn du einen Wächter mitnehmen willst, seis drum - was mich störte, ist seine Undiszipliniertheit." Da seine Provokationen offenbar keine Früchte getragen hatte, schlug er nun einen anderen Ton an. "Das mit dem Kleid tut mir leid. Werde ich wieder gut machen." Er zuckte mit den Schultern, als ob es keine große Sache wäre. Wenn das Geschäft so lukrativ werden würde wie geplant, sollte das drin sein. "Mit welcher Kleinigkeit kann ich dir einen Gefallen tun, um dich für die heutige Nacht zu entschädigen?"

Abramos Körper indessen entspannte sich ein wenig, obgleich in seinen Zügen keine Überraschung zu lesen war. Schon oft hatte sein Herr seine Geschäftspartner auf die ein oder andere Weise unter Druck gesetzt - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Was sein heutiges Spiel im Speziellen bezweckt hatte, war dem Ghul zwar nicht ganz klar, nur, dass es jetzt vorbei war. Und eine Eskalation der Lage damit unwahrscheinlich.
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Sousanna
Ravnos
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Sousanna »

Ihr Bruder bekam eines der charmantesten und liebenswertesten Lächeln zugeworfen, das seine Clansschwester jemals hatte aufflackern lassen. Es ließ die Sonne fast hier aufflammen. Mit Sicherheit aber hätte es beinahe jedes Herz zum Schmelzen gebracht. "Wenn wir uns demnächst treffen, wirst du einen disziplinierten Militärhauptmann an meiner Seite treffen, auch wenn ich persönlich finde, das man sich an seine Umgebung anpassen sollte - und mein lieber Freund hier" Demonstrativ und sanft legte sich ihre schlanke Hand an Tizianos Oberarm, wo er die ihre fast schützend in der großen, schwieligen Pranke barg. "Passt einfach vortrefflich in dieses Viertel. Oder findest du nicht, dass ich lächerlich aussehen würde, wenn ich hier mit einem Leibwächter auflaufen würde, wie in Byzanz. Einen scheinenden, glänzenden Nordmann vielleicht, der nur so vor eifriger Disziplin strotzt." Bei dem Gedanken grinste sie etwas, doch für den Bruchteil eines Augenblicks war da etwas wie eine Erinnerung in ihren großen dunklen Augen.

Doch als sie sich zu Tiziano wandte und ihn auf Italienisch ansprach, war dieser Schimmer schon wieder verwunden und mochte eine reine Einbildung gewesen sein. Ihre warme Stimme war zwar sanft aber wies eindeutig auf einen Befehl hin: "Wärst du so nett, noch rasch draußen zu warten, bis ich komme? Ich will nicht, dass uns jemand folgt und mein Bruder und ich besprechen nur noch Geschäftliches." Kurz schien der Straßenschläger zu zögern, doch er presste nur kurz die spröden Lippen zusammen, ehe er nickte und es sogar zu einem: "Natürlich Herrin" brachte. Das andere Blutsauger das verlangten, hatte sie ihm beigebracht und er fand das so eine Ansprache hier angebracht war. Damit wandte er sich mit einer Verbeugung von den beiden ab und machte sich auf den Weg, seinem Rehlein diese Bitte zu erfüllen.

"Die Frage ist, was du anbieten kannst.", erklärte Sousanna schließlich wieder ernst und sah Luca dann nachdenklich an. Ihr Blick schien ihn durchdringen zu wollen. Dann lächelte sie wieder. "Ich vermute nicht, dass du einen gleichwertigen Ersatz da hast. Aber es würde mir ausreichen, wenn du mir einen Ersatz beschafft bis du mir zeigen kannst, was du ausgeheckt hast."
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Luca
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Luca »

Nicht einmal der sonst so misstrauische Ravnos könnte sich Sousannas einnehmendem Lächeln gänzlich entziehen. So nickte er bloß - brachte ja auch nichts, sie darauf hinzuweisen, dass auch ein Ganove diszipliniert sein konnte. Man musste nicht unbedingt alle Klischees bedienen - zumal, wenn die Ambitionen über den puren Überlebenskampf der Gasse hinausgingen. Aber als seine Clansschwester ihren Ghul hinausschickte, nahm er diese Geste mit einen knappen Zucken seiner Mundwinkel dankbar zur Kenntnis.

"Nein, du hast Recht. Mit einem Ersatzkleid kann ich im Moment nicht dienen. Wenn du dein Gewand jetzt wechseln willst, kann ich dir bloß etwas in der Art hier anbieten." Während er dies sagte, sah Luca an seiner eigenen Kleidung hinunter - einem gepflegten, sauberen, unscheinbaren Umhang von braunem Stoff. "Und ich kann dir sagen, dass es deiner Erscheinung keineswegs gerecht würde." Der Ton des Ravnos war höflich und zurückhaltend, einen krassen Kontrast zu seinem Gebaren kurz zuvor bildend. "Wenn dich die Spritzer auf deinem Kleid allerdings so stören, kannst du dich im Hinterzimmer gern umziehen. Peppe wird dir den Umhang bringen."

"Was das Geschäftliche angeht ..." seine Stimme war, obwohl sie sich noch auf griechisch unterhielten, deutlich leiser geworden, und zugleich gewichtiger. Nun hatte er sich entschlossen, doch noch mehr preiszugeben von seinen Plänen - wenn sie schon danach fragte ... "Ich habe da etwas ins Auge gefasst. Es geht um feinstes Lavendel aus Südfrankreich. Meinst du, du kannst es zu einem guten Preis in Byzanz verkaufen?"
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Sousanna
Ravnos
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Sousanna »

Leicht anerkennend lächelte Sousanna den Ravnos an. Es war doch wunderbar, wie sich Kinder Kains wandeln konnten, wenn man ihnen ein wenig Zugeständnisse machte und die ersten Reviere abgesteckt waren.
Sanft nickte sie über dieses Angebot und lächelte ein wenig geschmeichelt über sein Kompliment. "Es wäre sehr freundlich von dir, mir das anzubieten. Gerade da ich das hier" Mit einem leicht angeekelten Blick deutete sie auf die Flecken auf ihrem Dekoltee. "Waschen lassen muss. Das Kleid stammt aus Byzanz und ist durchaus kunstfertig hergestellt. Es wäre eine Schande es durch Spritzer dieser Art verloren zu wissen. - Also ja, ich werde deinen Mantel nehmen und ihn dir gereinigt zurückbringen lassen, sobald ich ihn nicht mehr brauche."

Dann hoben sich ihre Augenbrauen und ein leichtes Glühen drang in ihren Blick. Etwas, das man ohne Zweifel die Gier der Ravnos nennen konnte, schien sie zu überkommen, als sie sich leicht vorneigte und nun einer lauernden Raubkatze glich. "Feinstes Lavendel?", wiederholte sie in eben seinem Tonfall. "Die Leute werden sich die Finger danach ablecken. Ich kann es dir dort zu besten Preisen verkaufen. Hast du schon Proben von der Ware?"
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Friedrich Hölderlin
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