Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

[Mai '17]
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Luca
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Luca »

"Bei 'Heiliger Mann' hatte ich Gaius im Kopf," erwiederte Luca etwas verwundert, da er bisher keinen anderen Gottesmann unter den Kindern der Nacht getroffen hatte. Richtig, der wurde ja ebenfalls in derselben Sache verurteilt ... daran hatte Luca keinen Gedanken verschwendet. Er sah nachdenklich drein und sprach langsam. "Einen anderen kenne ich nicht. Dich scheinen des öfteren Kainiten für eine Sterbliche zu halten - kein Wunder." Er betrachtete mit einem etwas neidischen Blick ihre rosige Haut. Wie praktisch das doch hin und wieder wäre!

Als habe er eine Eingebung gehabt, fiel der nachdenkliche Ausdruck von dem Ravnos ab und er grinste. "Nun gut, wo wir ohnehin wieder bei dem Thema sind und ich nun etwas Zeit zum Nachdenken bekommen habe - möchte ich dir eine zweite Version der Geschichte vorstellen, was in jener Nacht geschehen sein mag, die zu Caterinas, Gaius und offenbar auch deiner Verurteilung geführt hat."

"Du sagtest, der erste Teil meiner Vermutung sei zutreffend gewesen. Somit scheint sie tatsächlich versucht zu haben, jemanden zu verführen, und es ist schief gegangen. Scheinbar habe ich mich in der näheren Umständen geirrt." Lächelnd legte der Ravnos die Fingerkuppen aufeinander und sah sie an. "Im Grunde habe ich eben schon selbst gesagt, was fehlte. Es wurde eben auch Gaius verurteilt, weil er beteiligt war, und ihn habe ich in meiner Theorie nicht berücksichtigt."

"Damit war wahrscheinlich richtig, was ich sagte: Der Mann, den sie verführen wollte, war ein bedeutender. Nur leider kein Sterblicher, wie sie vielleicht annahm, sondern ein Kind der Nacht. Caterina hat versucht, Gaius zu verführen!" Er sagte dies mit triumphierendem Tonfall und sah Sousanna gespannt an. "Das hat aber nicht geklappt, aus welchen Gründen auch immer, und muss Umständen verursacht haben, bei denen Sterbliche etwas bemerkt haben."
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Sousanna
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Sousanna »

Leicht amüsiert schüttelte die Byzantinerin den Kopf und verteilte dadurch den angenehmen Duft der sanften braunen Locken ein wenig in der Luft um die beiden herum. "Dann sei froh, dass du den nicht getroffen hast. Gegen den Kappadozianer ist Gaius ein elender Sünder ohne jedes Maß.", erklärte sie leise und vor sich hinschmunzelnd.
"Ja, das geschieht allerdings öfter. Solltest du also mal Bedarf an einer hübschen Ghulin haben, sag Bescheid, es ließe sich sicher damit einiges an profitablen Schabernack anstellen.", fügte sie leise hinzu und aus ihrem Tonfall war nicht klar herauszuhören, wie viel von diesem Vorschlag sie genau ernst meinte. Ein Körnchen Wahrheit und ein kleiner hingestreckter Finger waren aber wohl gewiss hinter dem geheimnisvollen Grinsen versteckt.

Mit einer anmutigen Geste der schmalen Hand hatte sie ihn aufgefordert seine Theorie vorzubringen.
Dann hatte sie aufmerksam gelauscht. Die schlanken Finger waren wie zum Gebet zusammengelegt und ihre Spitzen berührten die vollen Lippen, während die dunklen Augen aufmerksam auf ihrem Clansbruder lagen. Was genau Sousanna dachte, war während seiner Geschichte nicht zu ergründen.
Nachdem er geendet hatte, schwieg sie auch noch einige lange Augenblicke und betrachtete ihn ernst, ehe ihr Elfengrinsen zurückkehrte.
"Manchmal brauchen Schüler eben Zeit, um die richtige Lösung zu finden.", schmunzelte sie schließlich mit der Miene eines Lehrers der gerade ein besonderes Lob verteilte. "Ja, mit dieser Theorie bist du schon sehr nahe an den wirklichen Geschehnissen. Also gut, nun kommt mein Teil der Abmachung. Höre und lerne von Fehlern, die du gewiss nie begehen würdest:" Auch bei ihrem letzten Satz war der Sarkasmus, sollte er überhaupt in ihren Worten verborgen sein, nicht eindeutig zu erkennen.

Einen Augenblick lang schwieg sie wieder und neigte sich dann so nach vorne, dass ihre Unterarme flach auf der Tischplatte lagen und das Gewicht ihres Oberkörpers trugen. Als die Hehlerin dann zu sprechen begann, war ihre Stimme zwar fest, aber leise. Dass sie hier Geheimnisse verriet, die nur ausgewählte Ohren erreichen sollten, wurde eindeutig.
"Vor einigen Jahren endete eine Feier im Hause des Liktors damit, dass Caterina und ich beschlossen, es wäre eine vortreffliche Idee, eben diesen einer kleinen Prüfung seiner Standhaftigkeit zu entziehen. Mit vereinten Kräften und Künsten brachten wir ihn dazu, uns zum Zuber zu begleiten und schließlich sogar, sich zu uns ins Wasser zu gesellen. Ein lustiges Spiel - noch lustiger, der Versuch ihm und uns etwas menschliche Freude zu verschaffen, bis etwas an unseren Verführungskünsten offensichtlich über das Ziel hinaus schoss. Er wurde gierig - und seine Bewegungen kalt." Kurz verharrte sie, als sie bemerkte, dass es hier etwas klar zu stellen gab. "Nicht grob oder lieblos, sondern im wahrsten Sinne des Wortes kalt. Als berühre man Eis. Caterina wollte sich zurückziehen, doch er hielt sie zurück. Da gab sie ihm eine Ohrfeige und alles eskalierte. Ich bin geflohen - und die beiden waren kurz in einen Kampf verbissen, ehe sie jeder auf sehr ... der Tradition nicht gerade förderliche Art und Weise ebenso das Weite suchten."
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Luca
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Luca »

Bei ihren Worten hoben sich seine Mundwinkel. "Ja, ich habe sowieso das Gefühlt, wir könnten zu zweit einigen Unfug anstellen. Vielleicht sollten wir die ein oder andere Unternehmung zusammen angehen?" Bei jedem anderen hätte dies eindeutig zweideutig geklungen; bei Luca hingegen verriet ein gieriges Glitzern in den Augen, wie es zu verstehen war. Schließlich wurde er wieder ernst und seine Stimme betont unschuldig. "Aha, ein weiterer Liktor, der stur dem Glauben folgt. Und dieser hat nun deine Aussagen verfälscht?"

Als Luca hörte, dass er in Bezug auf seine Theorie diesmal richtig lag, konnte er sich ein selbstgefälliges Grinsen nicht verkneifen, welches allerdings sehr schnell verschwand, als sie ihn mit einem Schüler verglich. Dennoch nickte er, wie zur Bestätigung, dass er ihre Geschichte sicherlich nicht herumerzählen würde, wie es ohnehin nicht seine Art war. Seine Stimme war denn auch merklich kühler, als er ihr antwortete. "Dieser Fehler wäre mir wirklich nicht passiert." Trotz allem war aus seinen Worten keine Verurteilung für Caterinas und Sousannas Tun herauszuhören gewesen - tatsächlich fand der Ravnos den ganzen Vorfall eher amüsant, auch wenn er es hier nicht zum Ausdruck brachte.

Kurz zögerte er noch, dann siegte die Neugier und er fügte mit merkbarem Interesse in der Stimme hinzu:
"Sein Körper wurde kalt wie Eis? Von so etwas habe ich noch nie gehört. Kannst du dir das erklären?"
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Sousanna
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Sousanna »

Der schalkhaft funkelnde Ausdruck in den unschuldigen Rehaugen verriet, dass sie sehr genau verstand, wie er es meinte. Zwar hing sie auch den körperlichen Freuden an und schien sich oft der menschlichen Art sich zu vergnügen hinzugeben, doch das Gold und die Aussicht darauf, auf bei weitem höherer Ebene Schabernack zu betreiben, schienen sie in Wirklichkeit anzutreiben.
Als er diese scheinbar unschuldige Frage stellte, zogen sich die wohl definierten Brauen der Ravnos allerdings zusammen und ein ungehaltener Ausdruck trat in ihr schönes Gesicht.
"Nein", erwiderte sie und es klang wie das Zischen einer Schlange. Ihre zuvor vergnügt mit diesem und jenem spielende Hand hatte sich mit einem Mal um die Tischkante gekrampft und die Knöchel traten weiß hervor. "Sie haben sie gar nicht erst aufgenommen - und im Nachhinein behauptet, ich hätte aus Trotz der Prinzessin gegenüber geschwiegen."
Der Zorn über diese Ungerechtigkeit war beinahe greifbar und jedem, der noch klar bei Verstand war, wurde bewusst, dass ihre Wut noch einiges würde bewegen können, wenn er nach Jahren der Verurteilung noch immer so heiß brannte.

Sogar Tiziano bemerkte die plötzliche Stimmungsänderung seiner Herrin und wurde beinahe sofort ebenso angespannt wie sie. Misstrauisch musterte er diesen Lumpen, mit dem sie da gerade sprach, und seine linke Faust ballte sich leise. "Was bequatschen die denn da solange?", wandte er zähneknirschend sich an seinen Kumpanen.

Dann jedoch schüttelte sie den Kopf und zwang sich zu einem bitteren Grinsen. "Ich rate es dir wirklich.", murmelte sie ehe ihr ein wenig offeneres Lächeln gelang.
"Ich habe es auch davor noch nie gehört oder erlebt. Aber es war als würde einem die Haut weggerissen, wenn man ihn länger anfasst. Und sein ganzes Wesen schien verändert. Da war nur noch Gier und Selbstsucht - so wie man sich einen der unseren in Blutlust entfesselt vorstellt, aber unsere Vitae schien ihn nicht zu interessieren.", erklärte Sousanna schließlich leise.
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Luca
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Luca »

"Haben sie gar nicht aufgenommen, und dann Falsches behauptet? Warum hätten sie das tun sollen? Um dir zu schaden? Oder sollte etwas verborgen werden?" Luca zog eine Braue hoch.

Abramo indessen nahm sich Sousannas Ghul an, indem er mit seiner tiefen Stimme beruhigend auf ihn einredete.
"Entspann dich. Der Herr weiß, was er tut." Dabei legte er seine Linke beschwichtigend auf die Schulter des Mannes, während seine Rechte sich allerdings unauffällig in Richtung seine Kurzschwertes wanderte.

Luca, dem all dies nicht entgangen war, wandte sich an seine Clansschwester. "Dein Ghul wird unruhig. Ihm ist wohl langweilig?"
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Sousanna
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Sousanna »

"Ich habe um einen Zeugen gebeten, sie haben abgelehnt und wollten mich zu einer sofortigen Aussage zwingen.", zischte sie und es klang tatsächlich nach einem sehr gereizten Raubtier - oder nach einer im Stolz gekränkten Frau. "Ich habe gesagt, ich würde mit Freude aussagen, wenn noch jemand dabei ist und sie nicht gerade in meiner Zuflucht stünden. Daraufhin haben sie mich beleidigt und offensichtlich ihre Version der Geschichte bei der Aussage verkündet, nach der ich der verehrtesten Aurore aus Trotz nicht dienen wollte."

Der Schläger verschränkte die Arme vor der Brust, vermutlich um sich selbst von einer Dummheit abzuhalten. Mit malmenden Kiefer blickte er zu dem anderen Ghul hinüber. Er übersah die Wanderung der Hand zu dem Kurzschwert nicht und offensichtlich schien er sich wirklich um Friedlichkeit zu bemühen.
"Ich hoffe nur, dass er sie nicht ungebührlich behandelt.", brummte er wütend. Dieses Wort war, bevor er Sousanna kennen gelernt hatte, gewiss nicht in seinem Wortschatz gewesen. "Die meisten Kerle vergessen, dass sie keine einfache Straßenschlampe sondern eine wahre Dame ist." Sein Tonfall machte klar, dass Tiziano, sollte Luca das nicht beachten, sich nicht so einfach zurück halten würde.

Auf den Kommentar ihres Bruders hin blickte die Schönheit kurz zu ihrem Diener hinüber, schüttelte leicht den Kopf und schenkte ihm ein beschwichtigendes Lächeln, woraufhin sich auf seinem brutalen Gesicht ein unpassend zärtliches Lächeln spiegelte.
"Nein, das ist die Sorge darüber, ob du mich beleidigt hast, weil ich so aufgebracht wirkte.", erklärte sie schließlich und hatte mit einem Mal wieder den sanften Anschein eines Rehs, das niemandem etwas zu Leide tun könnte und ihrer gesamten Umwelt wohlgesonnen war.
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Luca
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Luca »

Während Sousanna ihre Geschichte erzählt, hörte Luca aufmerksam zu und wog überlegend den Kopf. "Ich kann mir noch immer nicht erklären, warum die Liktoren so etwas tun. Glaubst du, Caterina könnte etwas damit zu tun haben, aus irgendwelchen Gründen gegen dich intregiert haben?"

"Soso, er sieht schon so aus, als ob er sich ziemlich bemühen müsste, sich zurückzuhalten." Ein diablisches Grinsen schoss in Lucas Gesicht, während er den Schläger beobachtete. "Ich fände es spannend herauszufinden, wie lange er seine Disziplin bewahren kann." Wie amüsant wäre es zu sehen, wie der Ghul zwischen dem Befehl, Ruhe zu halten, und seinem Drang, seine Herrin zu schützen, hin und hergerissen zu sehen! "Was hältst du von einem kleinen Experiment?" Um seine eigene Sicherheit oder die seines Ghuls schien der Ravnos sich nicht zu sorgen. Stattdessen stand ihm das Vergnügen ins Gesicht geschrieben.

Indessen hatte auch Abramo seine Hand wieder von seiner Waffe zurückgenommen und ließ die Arme nun locker an seiner Seite hängen, während er brummte: "Keine Sorge. Er wird sie schon so behandeln, wie sie es verdient."
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Sousanna »

Die Schultern der Schönen zuckten gleichgültig. "Ich habe ihren Stolz verletzt und mich politisch ungeschickt verhalten.", erklärte sie schließlich und klang dabei so leichtfertig, als erläutere sie soeben, dass man im Regen nun einmal nass werde. "Ein klassischer Interessenskonflikt zwischen Monstern, die sich für zivilisiert halten. Und ich habe eben den Kürzeren gezogen."
Sein Kommentar Caterina könnte gegen sie intrigiert haben, schien sie wenig zu besorgen. "Mag sein oder auch nicht. Es wäre ein Wunder, würde sie nicht gegen mich Intrigen spinnen. Ob sie es jetzt schon tut oder besser bis zu ihrer Bestrafung getan hat, weiß ich nicht und es kümmert mich wenig." Abschätzig sah sie ihn danach an und als sie fortfuhr, hatte sich eine gelangweilte Kühle in ihre warme Stimme geschlichen. Die einer der schönsten Frauen der Perle des Bosporus, die ihre Abendgesellschaft sehr ermüdend fand. "Ich frage mich aber, was dich so sehr an Caterinas Beziehung zu mir interessiert. Immerhin wissen wir beide, dass Kinder der Nacht früher oder später immer gegen einander intrigieren und dass dieses Ereignis von jeder blutsaugenden Bestie über mich gebracht worden sein kann. Also, wie kommst du genau auf die Toreador?"

Schließlich lachte sie leise und überschlug demonstrativ die Knie, während sie sich zurück lehnte. Entspannt aber doch aufmerksam. "Ein interessanter Vorschlag", urteilte sie, auch wenn ihre Augen nur wenig von Begeisterung sprachen - eher von Desinteresse. "Ich möchte zunächst die Bedingungen deines amüsanten Spielchens wissen und was ich davon habe, dich mit meinem Spielzeug spielen zu lassen." Ihre Lippen spitzten sich, ehe ein träges Grinsen daraus wurde. "Kinder wie Unsterbliche teilen nicht gern. Auch wenn es mir schmeichelt, dass ich in diesem Spiel Gott verkörpere und du der Satan wärst."

Ein scheeler Blick traf Abramo, bevor der Schläger sich wieder dem bedeutend erfreulicheren Anblick seines Rehs widmete. "Nur das Beste", brummte er und beobachtete gebannt wie sie dem anderen Blutsauger ein Spiel vorführte, dass sie einmal die Schöne auf dem Divan genannt hatte.
Er selbst hatte das nicht sonderlich spannend gefunden, als sie es mit ihm gespielt hatte. Viel eher hatte es ihn ungeduldig und wütend gemacht. Jede Andere hätte sich für dieses gelangweilte Getue von oben herab eine heftige Tracht Prügel eingefangen, aber Sousanna? Nein, sie hatte alles Recht ihn und jeden anderen nicht interessant genug zu finden.
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Luca
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

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Der Ravnos ignorierte Sousannas anmaßende Art zunächst und ließ sie nicht merken, wie wütend ihn das machte. Vorerst. "An der Rose selbst interessiert mich nichts sonderlich. Ich versuche nur ... einige Informationen zu verknüpfen, dass ist alles." Er zuckte mit den Schultern und wandte sich dem anderen Thema zu.

"Bedingungen? Es gibt keine Bedingungen, und das ist auch kein Handel. Dein Gewinn ist der Spaß, zusehen zu können, was passieren wird." Er grinste boshaft - und begann gut sichtbar für Sousannas Ghul so zu tun, als würde er Dreck unter seinen Fingernägeln hervorpulen und ihn in Richtung seiner Clansschwester schnipsen.

Abramo verstand zwar nicht, was sein Herr da tat, aber ihm war klar, dass es Tiziano provozieren musste. Schnell war seine lockere Körperhaltung gewichen und er machte sich bereit, im Falle eines Falles das Unleben seines Herren mit allem zu beschützen, was er hatte.
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Sousanna
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Re: Pflücke die Knospe so lange es geht [Luca]

Beitrag von Sousanna »

"Hmmm", machte sie und beobachtete ihren Bruder trotz ihres gelangweilten Spiels. "Kann ich dir dabei helfen? Wieso sich die Mühe machen, in Kleinstarbeit Spinnfäden wieder zusammenzuknüpfen, wenn man jemanden fragen kann, der durchaus einiges darüber wissen könnte. Wie gesagt, ich biete dir an, offen über die Dinge zu sprechen, die dir helfen könnten." Ein leises Funkeln huschte durch ihren Blick. Angebot und Warnung lag darin.

Das boshafte Grinsen erwiderte sie und mit einem Seufzen neigte sie sich nach vorne. Seine Provokation ignorierte sie vorerst. Die Byzantinerin hatte schon oft bedeutend Schlimmeres erlebt - und war bedeutend dreckigeren Kerlen um einiges näher gekommen.
Nun lagen ihre Unterarme wieder auf der Tischplatte und ihr Dekoltee bot wie zufällig wieder einen sehr ansprechenden Einblick. Ihr Blick schien mit seinem zu verschmelzen als fände sich darin etwas, das sie faszinierte. Ein gänzlich anderes Ergebnis als man bei seinem Verhalten erwarten konnte.
"Naja, was mich verständlicherweise interessiert", raunte sie leise und ein leises, hintergründiges Lächeln ließ ihre Lippen noch etwas voller wirken. "Ist die Frage, ob du oder dein kleiner großer Freund" Dieser bekam in diesem Moment einen glühenden Blick zugeworfen. "Vorhast, mein Spielzeug kaputt zu machen, wenn es sich so verhält, wie man es erwarten könnte. Das fände ich sehr bedauerlich und müsste dann Entschädigung und dieses ganze Zeug einfordern... An diesem Aufwand liegt mir wenig, verstehst du."

Etwas um Tizianos schmale Lippen zuckte. Doch noch schritt er nicht ein. Sousanna wirkte entspannt und schien das Ganze eher amüsant als beleidigend zu finden. Immerhin schien sie zumindest noch in einer Art Verhandlung mit ihm zu sein.
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Friedrich Hölderlin
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