Hoch wie die Ehre [Gaius, Ilario]

[Juni '17]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Ilario
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Hoch wie die Ehre [Gaius, Ilario]

Beitrag von Ilario »

An einem lauen Sommerabend klopfte es an der Tür des Domus Medicorum und Simon der Botenjunge, inzwischen fast zehn Jahre alt, übergab ein in Tuch eingeschlagenes, versiegeltes Päckchen an einen der Diener.

"An den Herren Gaius und nur zu dessen Händen, in drei Tagen werde ich wiederkommen wegen der Antwort."

Nach diesen Worten verschwand er wieder im Gewühl der abendlichen Straßen Domus.

Würde das Siegel gebrochen und das Tuch entfernt, erblickte der Betrachter ein fein beschriebenes Wachstäfelchen. Wohlgesetzte, gestochene, aber nicht besonders schöne Buchstaben waren zu erblicken:


"Werter Gaius von Genua, Kind des hochverehrten Matthias von Bath und Liktor Genuas,

meine Glückwünsche zu eurer Ernennung zum Mondsenator des schönen Domus. Auch weitere Dinge sind in Bewegung geraten und es gibt Entwicklungen die es zu besprechen gilt, ehe die Hunde des Krieges losgelassen werden. Insbesondere eure Ansichten als Vasall ihrer höchstverehrten Majestät und vor allem als Ehrenmann bezüglich einiger Kriegsvorbereitungen würden mich interessieren und ich würde mich gern darüber mit euch austauschen.
Gibt es einen Ort der für solche Gespräche geeignet wäre? Wo sichergestellt wäre, dass niemand uns belauschen könnte?

Verbleibend in freudiger Erwartung,

Ilario Contarini von Genua, Neugeborener der Lasombra, Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig"
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Gaius Marcellus
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Re: Hoch wie die Ehre [Gaius, Ilario]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Die Antwort war am dritten Tage bereitet, schön geschwungen und mit einem Hauch Freude im Schriftbild.

"Werter Ilario Contarini von Genua, Neugeborener der Lasombra, Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig,

habt Dank für eure Gratulationen.
Meine Glückwünsche auch zu eurer Vasallisierung.
Es sind bewegte Zeiten voller Unsicherheiten,
in diesem Sinne lade ich euch ein, mich auf der Martinsfeste zu besuchen.
Dort gibt es keine fremden Ohren.

Verbleibend in freudiger Erwartung,

Gaius von Genua, Neugeborener aus dem Hause Saulots, Liktor der Domäne, Mondsenator von Domus, Kind des hochverehrten Matthias von Bath"
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
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Ilario
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Re: Hoch wie die Ehre [Gaius, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Eine weitere Botschaft folgte als Antwort, in der Ilario sich zum nächsten Vollmond in der Feste des Heiligen Martinus ankündigen ließ.
In Begleitung des leichtbewaffneten Mercurio erschien er dann auch zur genannten Stunde vor den Toren der Martinsfeste. Der Wächter blickte sich stetig aufmerksam um und hielt nach Verfolgern oder Spähern Ausschau. Auch solchen nichtmenschlicher Natur. Vorsicht schien integraler Bestandteil jeglicher Unternehmung des Magisters geworden, der Krieg nahte hieß es allenthalben... doch Ilario wusste - er hatte schon längst begonnen.

So blickte der Magister der Feste und damit auch dem Gespräch mit einem der wichtigsten Steiter Genuas entgegen...
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Gaius Marcellus
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Re: Hoch wie die Ehre [Gaius, Ilario]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Verfolger gab es keine, aber ein Empfangskomitee, welches Ilario und Mercurio beinahe die Hölle heiß gemacht hätte... aber zum Glück wartete am Fuße des Hügels ein kleiner Hirtenjunge, der die Schafe und Gänse davontrieb, so dass der Kainit nicht angefeindet wurde, von all jenen Monstren hinter den Zäunen!

Die Tore der Martinsfeste schwangen auf, als man der zwei düsteren Wanderer gewahr wurde. Im Tor stand Gaius, er sah aus und fühlte sich wohl auch wie einer jener wichtigsten Streiter Genuas... breite Statur, schwere Rüstung, einladendes Lächeln auf vernarbtem Gesicht. Auch wenn diese Rolle in jenen Nächten eher ein Fluch, als ein Segen, war.

"Die Nacht zum Gruße, Ilario von Genua.
Kommt heran, kommt herein, seid mir willkommen als meine Gäste." Grüßte er die beiden Wanderer mit einer einladenden Geste, ehe er ihnen den Weg in die Feste frei machte.

Dort erwarteten einige schwer Bewaffneten den Empfang, sie verhielten sich aber sehr zurückhaltend. Gaius blick ruhte kurz auf Mercurio, ehe er jenen einlud, sich in der Küche zu stärken, einer der Ritter würde ihn geleiten - ein gemeinsames Mahl, von Ghul zu Ghul.
Ilario hingegen lud er zum Gespräch im wohl stillsten Raum der Feste ein, der Kapelle. Sie war zwar vom Licht vieler Kerzen erhellt in jener Nacht, aber lag doch so still und fast einsam da...
Dort schritt Gaius bis vor die Empore zum Altar, aber nicht auf den sakralen Teil, bekreuzigte sich und bot seinem Gast einen Platz auf der ersten und einzigen Bank an, ehe er sich selbst neben ihn setzte.

"Kriegsvorbereitungen, schriebt ihr?" Eröffnete er schlussendlich das Gespräch, mit wenigen Worten, zu einem unendlichen Thema.
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
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Ilario
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Re: Hoch wie die Ehre [Gaius, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Während Mercurio den anderen Ghul in die Küche folgte, begleitete Ilario den Salubri in die Kapelle und tat es diesem gleich, bekreuzigte sich und murmelte gar in leisem Latein ein kurzes Gebet. Dann nahm er Platz und nickte zu der Frage des Gastgebers:

"Kriegsvorbereitungen wie zum Beispiel das sich bildende Heerlager am Castelletto. Wie es scheint Verbündete aus dem Frankenland. Aurore ruft zu den Fahnen so scheint es. Möglicherweise hätte ich sogar ein paar Vorschläge wie ihr im Falle einer nächtlichen Schlacht, falls es denn dazu kommen sollte, die Verluste unter euren Männern minimieren könntet.
Bevor wir jedoch weitersprechen... es ist die Sorge um unsere höchsverehrte Herrin die mich hierher treibt. Was auch immer man euch sonst nachsagt, alle sprechen von euch als einem Mann von Ehre, einem wahren Paladin."


Seine grauen Augen suchten jene des Liktors wurden hart, jede Regung suchend.

"Würdet ihr für eure Herrin in den endgültigen Tod gehen? Würdet ihr Aurore bis in euren Tod die Treue halten? Ich frage nicht weil ich eure Ehre in Zweifel ziehe, sondern aus Sorge. Denn es ist mir bekannt, dass es in Genua Verräter gibt. Sollte ich einen solchen aufspüren... nun ich verfüge weder über große Kampfkraft, noch über genügend Männer. Gebt mir euer Wort als Ritter, dass ihr Aurore bis zum bitteren Ende dient, auch über andere Bündnisse hinweg, ich bitte euch. Dann gäbe es für mich eine verlässliche Seele an die ich mich wenden könnte..."

Dabei wirkte Ilario nicht besonders dringlich, noch hatte er keinen Verräter ausgemacht. Eher wollte er im Fall der Fälle Möglichkeiten haben.
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Gaius Marcellus
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Re: Hoch wie die Ehre [Gaius, Ilario]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius nickte langsam... schien zu grübeln, wirkte fragend, während der Lasombra sprach, nickte dann erneut.

"Für die gerechte und gute Herrscherin, die höchstverehrte Aurore werde ich meine Pflicht bis zum bitteren Ende erfüllen, ja. Dies habe ich ihr geschworen, wie jeder Vasall..." Besorgt blickte er Ilario, dessen Weg er weiterhin nicht kannte, an. Solch eine Frage... "Aber ich habe auch vor, diesen Schwur einzuhalten, ja... wie vielleicht nicht jeder Vasall.
Als Jünger der Via Regalis steht mein Bündnis mit dem Herrscher über meinen anderen Bünden.
Solange ihr vollkommen ehrlich seid und mich nicht für ein blindes Schwert haltet, meinem strategischen Ratschuss vertrauen schenkt, mir vertrauen schenkt... gebe ich euch mein Wort darauf auch erneut.
Nicht gerne, denn ein Zweifel, der euch nicht zusteht, steckt in eurer Forderung... aber die Zeiten sind dunkel und die Nächte voller lauernder Schrecken... Darum will ich euch jenen Vorsprung, jenen Zweifel und seine Lösung schenken." Gaius nickte, wartete auf Bestätigung seitens des Lasombra.

"Eure Gundidee gefällt mir jedenfalls... Aber ich werde niemandem Blind folgen, außer der höchst Verehrten selbst."
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Ilario
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Re: Hoch wie die Ehre [Gaius, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Ein blinder Mann findet keinen Senatsposten. Also nein, ich halte euch weder für blind noch naiv. Ganz im Gegenteil, würde ich mich in einem solchen Fall gern auf euren strategischen Sachverstand verlassen können.
Auf jeden Fall danke ich euch für die Bekräftigung eures Schwurs als Vasall, als König und als Rittersmann... wohlwerter Gaius."


Die höhere Anrede, wie auch eine merkbare Erleichterung in Ilarios Stimme, hatte Gaius sich wohl durch sein Bekenntnis zu Aurore verdient.

"Wisset, dass in diesen Nächten nicht einmal mehr auf die Treue eines jeden Königs Verlass sein mag. Würden sie alle zum Nutzen und nach dem Sinn ihrer heiligen Eide handeln und nicht nur nach deren Wortlaut... stünde es besser um Genua.
Daher, neben den genannten Gründen der Kampfkraft, fiel meine Wahl auf euch. Einen Anhänger der Via Miles Christianus."


Einen langen Augenblick schwieg Ilario, dann seufzte er und fuhr fort.


"Eure Männer kämpfen und sterben im Endeffekt für unsere höchstveehrte Prinzessin. Daher gebe ich euch zweifachen Rat: Sollten Sizilianer eure Feste attakieren, werden eure Tiere euch vermutlich nicht durch Geschnatter warnen, sondern still sterben. Achtet also lieber auf ungewöhnliche Stille. Sie kündigt das Töten an.
Mein wichtigerer Rat wird euch vermutlich in einen Zweispalt stoßen, denn eure Männer kämpfen vermutlich in Formation, sind sich gegenseitig Schild und Schutz. Ihr müsst abwägen... gegen sterbliche Feinde die richtige Taktik, würde sie euch hohen Blutzoll abverlangen, wenn auch nur ein Neugeborener Lasombra bei unseren Feinden steht."


Kein Geheimwissen seines Clans, welches er hier verriet und Aurore und den Ancillae sicher auch bekannt, war dieses Wissen dem Salubri vermutlich nicht gegeben. Ilario schien also wirklich daran gelegen, die Verluste auf genuesischer Seite gering zu halten.
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Gaius Marcellus
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Re: Hoch wie die Ehre [Gaius, Ilario]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius nickt erneut, hob kurz die Braue, bei Ilarios neuer Ansprache. Ob er sich hier gerade sehr intensiv einschmeichelte? Bisher war Gaius sich nicht einmal wirklich sicher, ob der Lasombra wirklich Vasall war... Aber auch nicht, ob sein Wort irgendetwas bedeuten würde.

"Wie meint ihr diese Stille? Wird es Still, oder wird es dunkel?
Was ihr meint... bezieht sich auf jene dämonische Wolke von der man allenthalben hört? Die verehrte Hüterin hüllte sich gegen den Bruja in eine dämonische Wolke, frisch aus der Hölle gerufen... selbst ihre eigenen Männer waren traumatisiert und gequält davon."

Das war immerhin schon einmal ein Anfang. Noch sehr vage Informationen, aber Gaius war auch besser informiert als einige Andere...

"Sie beherrschen auch eine dunkle Gabe Geister zu verkehren, nicht wahr? Können Freundschaften und Vertrauen erzwingen... können sie so auch die Loyalität von Blutsdienern bezwingen, Tore öffnen lassen?" Dabei musterte er sein Gegenüber sehr genau.
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Re: Hoch wie die Ehre [Gaius, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Still und finster. So wie ihr es beschreibt, ja. Auch wenn es einfachen Soldaten so erscheinen mag, diese Kräfte haben ihren Ursprung nicht in der Hölle.
Kräfte den Geist betreffend? Nun ich werde euch eure Frage beantworten, wenn ihr mir sagt woher ihr diese Kenntnis habt. Auf die eine oder andere Weise verfügt aber wohl jeder Kainit über Möglichkeiten sich Sterbliche gefügig zu machen."


Die Skepsis des Salubri gegenüber ihm blieb Ilario keineswegs verborgen und so entschloss er sich zu einem Schritt auf den Liktor zu:
"Vielleicht habt ihr Fragen zu meiner Person, vermutlich genauso wie ich euch gegenüber... Vielleicht sollten wir einander diese Fragen stellen, auf dass ein Fundament aus den Antworten entstehen mag. Stellt also eure Fragen so ihr mögt."
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Gaius Marcellus
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Re: Hoch wie die Ehre [Gaius, Ilario]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius zögerte seine Quelle preis zu geben.
"Eine Beobachtung meinerseits und durch Beschreibungen meiner Freunde...
Eine Gabe... über die ich auch verfüge, in gewissem Rahmen zumindest." Fügte er schlussendlich recht offenlegend an - ein größeres Geheimnis.

"Was euch angeht habe ich viele Fragen, sicherlich... auch was eure Bestrebungen angeht.
Welcher Via folgt ihr? Eine Antwort, die ihr das letzte Mal verschobt, werter Ilario.
Als Vasall der Domäne, wem gilt eure Loyalität? Aurore, oder eurem Erzeuger, Venedig?
Wie steht es um das Bündnis mit Venedig?
Wie steht es um das Bündnis mit Mailand?
Was bringt euch auf den Gedanken, dass es Verräter in den Reihen der Vasallen, der Könige gibt, wen habt ihr im Blick und wieso?"

Ungewöhnlich rasch folgte Frage auf Frage... dann verharrte der Liktor, mittlerweile schien er bereits in Ilarios Idee eingestiegen zu sein.
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