Von Vorurteil und Stolz [Brimir]

[Juni '17]
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Sousanna
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Beitrag von Sousanna »

Dem demütigenden Fluch des Blutes nachgebend streifte die junge schöne Kaintin durch Raveccas Straßen. Wenn sie früh genug nach Einbruch der Dunkelheit zu suchen begann, fand sie mit Glück früh Opfer - oder zumindest etwas anderes Nützliches.

Immerhin gab es manchmal kleinere Geschäfte, die man hier in dunklen Gassen finden, oder Straßendiebe, die man ansprechen konnte. Diese Chance auf ein Geschäft war das Einzige, das sie heute Nacht überhaupt dazu hatte bewegen können, sich auf die Jagd zu machen. So ließ sie ihren Blick aufmerksam über die Straßen wandern, während sie ziellos, nur die Gestalt einer in einen Umhang gehüllten Frau, durch Ravecca streifte.

Ihrem Clan alle Ehre machend entging ihr hier, im Nachtleben Genuas kaum etwas. Sie sog die Eindrücke geradezu in sich auf. Sammelte bekannte Gesichter, fand neue Gestalten und entdeckte all die wundervollen zwielichtigen Sünden, die sich hier in Ravecca abspielten. Es ließ sie aufatmen und sich besser fühlen. Noch war zwar keine geeignet berauschte Beute in Sicht, doch heute waren genug Vergnügungssüchtige auf den Straßen und in den Spelunken, dass sie nicht hungrig nach Hause kommen musste.
Ein leises Lächeln war auf ihren Lippen entstanden. Vielleicht sollte sie sich auch einfach in einer der Kneipen auf die Lauer legen und abwarten, was sich alles vom Alkohol und ihrer Schönheit anlocken lassen würde. Oder aber sie ließ sich weiter hier treiben, um die gleiche Mischung abzuwarten.

In einer anmutigen Geste streifte sie im Gehen ihre Kapuze ab, während ihre Bewegungen unwillkürlich ein klein wenig tänzelnder und ihr Lächeln eine Spur lockender wurden. Man würde ja sehen, was heute Abend erfolgreicher und vor allem spaßiger werden würde.

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Wahrnehmung und Aufmerksamkeit zum Umsehen, nach allem Interessanten: @Sousanna (Veronika): 5d10 >=6 f1 = (9 8 7 7 8, 5 successes) = 5
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Brimir
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Re: Von Vorurteil und Stolz [Brimir]

Beitrag von Brimir »

Für die Eine war es ein demütigender Fluch - für den Anderen wichtigster Bestandteil seiner Existenz. Die Eine mochte nach Opfern suchen, die ihren Durst nach Blut stillte - der Andere suchte Beute, um der ewigen Jagd zu huldigen. Die Eine wartete auf Ziele, die ihr zufällig über den Weg liefen - der Andere machte sich die Zufälle selbst und nutzte jede Gelegenheit.

Und als würde es das Schicksal in dieser Nacht alles Andere als Gut mit ihnen meinen kreuzten sich ihre Wege erneut. Während Sou durch die Gassen schlenderte und sich umblickte konnte sie in den Schatten erkennen, wie jemand im Dunkeln durch ein Fenster das dazu gehörige Haus verließ. Kurz landete er auf allen Vieren, ehe er sich der Mann wieder aufrichtete und sich von Sou weg durch die Nebengasse drückte, um den Ort zu verlassen.
"Eines Jeden Rücken ist ungeschützt, es sei denn, er hat einen Bruder."
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Sousanna
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Re: Von Vorurteil und Stolz [Brimir]

Beitrag von Sousanna »

Es war für Sousanna im Augenblick schwer so etwas zu übersehen. Noch viel schwerer schien es ihr allerdings, dem Drang zu wiederstehen, herauszufinden, was dort wohl vor sich gegangen war. Immerhin war das Ganze vielleicht ihr Geschäft oder zumindest höchst spannend.

Sie hatte es noch nie mit Selbstgeißelung gehabt und sich ihrer Neugier zu widersetzen, schien ihr in dieser Nacht fast als solche. So flogte eine neugierige zierliche Gestalt, der des Mannes und bemühte sich halbwegs darum ungesehen zu bleiben. Es war ein schlichtes Spiel für sie - und als solches, lag ebenfalls die Möglichkeit darin entdeckt zu werden. Immerhin wäre es viel interessanter den Bösewicht zu überführen und vielleicht zu engagieren.


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Brimir
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Re: Von Vorurteil und Stolz [Brimir]

Beitrag von Brimir »

Obwohl die Schritte des Mannes schwer waren, drangen die feinen Tritte der zierlichen Frau doch gut an sein Ohr. Kurz blieb Brimir stehen, lauschte und zog dann die Kapuze der Gugel über den Kopf, um rascher durch die Straße zu gehen. Dann in einer Nische drückte er sich in die Dunkelheit, hielt den Rücken noch immer Sou zugewendet. Er war gespannt wer ihm da folgte und was dieser jemand wollte.

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Sousanna
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Re: Von Vorurteil und Stolz [Brimir]

Beitrag von Sousanna »

Nun gut, dann war ihre "Jagd" wohl vorbei. Wie schade. Allerdings begann dadurch ja erst der Spaß. Leicht gespannt vor sich hingrinsend blieb also auch Sousanna stehen und blickte mit schiefgelegtem Kopf auf die Stelle, wo er sich gerade aufhalten musste.

"Ist es nicht ein bisschen früh, um sich aus Fenstern zu stürzen, werter Herr?", fragte die Ravnos in leichtfertigem Plauderton, mit dem sie sich genauso gut auf einer Feier hätte unterhalten können.
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Brimir
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Re: Von Vorurteil und Stolz [Brimir]

Beitrag von Brimir »

Brimir zögerte einen Moment, nachdem er angesprochen wurde, doch er drehte sich nicht um. Potenzielle Beute direkt zu verschrecken war nicht in seiner Absicht. Und mit den Zeichnungen auf dem Gesicht war der Widererkennungswert doch recht hoch.

"Und ein bisschen früh für eine Dame fremden Männern durch die Straßen zu folgen ist es nicht?" Knurren untermalte die Worte, doch wirklich bedrohlich wirkte der Mann nicht. Noch wusste er ja auch nicht wer hinter ihm stand. So kam der Ton - abgesehen vom Knurren - ihrem in etwa gleich.
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Sousanna
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Re: Von Vorurteil und Stolz [Brimir]

Beitrag von Sousanna »

"Oh, ich dachte ihr wärt gewiss kein solcher Schuft, der einer jungen Dame etwas antut, nur weil sie sich hier verlaufen hat.", war die honigsüße, vor Unschuld geradezu federweiche Erwiderung. "Wollt ihr euch nicht umwenden, dass ich euch nicht fürchten muss?"
Einer ihrer Mundwinkel zuckte leicht. Hier stand die unbescholtene Jungfer also vor dem großen wilden Wolf. Wie lange würde es dauern, bis der Wolf verstand, dass sie hier die Jägerin war, die nur noch ein wenig spielte, bevor sie feststellte, wofür er gut war?

Hätte Sousanna in diesem Moment auch nur eine leise Ahnung gehabt, wen sie da für ihren neugefundenen Spielgefährten hielt, sie hätte auf der Stelle kehrt gemacht und die Fähigkeiten ihres Blutes genutzt, um vor dem Nordmann zu entfliehen und in den Gassen und Winkeln Schutz zu suchen.
Doch so präsentierte sich die Beute aus reinem Übermut, aus Freude am Rausch der Nacht eben jenem Sohn der Nacht, mit dem sie ein Aufeinandertreffen bisher tunlichst vermieden hatte.
Woher hätte sie auch ahnen können, dass er tatsächlich in der Stadt, in ihrem geliebten Ravecca jagte? Hätte man die Ravnos eine Einschätzung abgeben lassen, wo sie sich vorstellte, dass ein Blutsauger, wie er, sein Lebenselexier zu sich nahm, sie hätte gewiss auf den Wald getippt und auf Kinder, die dorthin verschleppt worden waren...
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Brimir
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Re: Von Vorurteil und Stolz [Brimir]

Beitrag von Brimir »

Brimir zog die Kapuze tiefer ins Gesicht, sodass er eben jenes verbarg, ehe er sich umdrehte. Und so kam es, dass der Nordmann sich auf weitere Beute freute. Der Abend versprach noch gut zu werden.

"Und was sollte mich davon abhalten? Immerhin hast du gesehen, wie ich aus einem Fenster gestiegen bin... und falls du mein Gesicht erkennst... wärst du sicher eine Gefahr für mich... niemand, der aus einem Fenster steigt... hat gerne Zuschauer."
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Sousanna
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Re: Von Vorurteil und Stolz [Brimir]

Beitrag von Sousanna »

Ein leises Schmunzeln ließ die Unschuld im hübschen Gesicht zu amüsiertem Schalk werden, während sich die schlanken Arme vor der Brust verkreuzten.
"Weil es eine Verschwendung wäre, eben jener jungen Dame etwas zu tun.", behauptete Sousanna schlicht. "Und ich bezweifle, dass ihr dort etwas getan haben könntet, dass mich im Ansatz schockieren würde. Man lebt hier nicht, ohne nicht schon alles gesehen zu haben. Aber was würdet ihr sagen, wenn ich euch sagen würde, dass ich Bedarf hätte an jemandem, der aus Fenstern steigt? Ihr hättet daran gewiss keinen Schaden."
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Brimir
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Re: Von Vorurteil und Stolz [Brimir]

Beitrag von Brimir »

Brimir grinste, ein Lächeln, dass man unter der Kapuze durchaus sehen oder erahnen konnte. Als würde diese Frau wissen, was sie da sagte. Kurz überlegte Brimir sie schon jetzt zur Beute zu machen, aber dann würde er sie noch im Hafen verschwinden lassen müssen. Also galt es subtiler vor zu gehen. Eine Hand wanderte hinter den Rücken zu der Axt, deren Schräfe der Nordmann mit dem Dauemen prüfte.

"Soso... schon Alles gesehen... ... wenn du dich da nich irrst, Mädchen."

Doch dann hielt Brimir auch schon inne. Er legte den Kopf schief. Anscheinend von dem Angebot ihrerseits gespannt.

"Ich höre..."
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