Haus der Heilung [Seinfreda]

[Juli '17]
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Ilario
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Haus der Heilung [Seinfreda]

Beitrag von Ilario »

In den frühen Abendstunden einer lauen Spätsommernacht klopfte es an der Tür des Domus Medicorum. Ilario war zusammen mit seinem Schatten, dem bewaffneten Mercurio, nach Domus zurückgekehrt um sich dieses imposante, im Umbau befindliche Bauwerk einmal von innen anzusehen. Ein Haus der Heilkunst, ein fortschrittlicher Gedanke.

Der Lasombra war in seine dunkle Robe gekleidet und bis auf das kleine Damaszenermesser unbewaffnet, sein Begleiter dagegen trug ledernes Wams und leichte Kette, dazu hatte er Schwert und Dolch gegürtet. Genua war schließlich bevölkert von gewalttätigen Kainiten wie man so hörte. Mal sehen was den Magister im großen Haus der Heilung erwartete...
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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La Vedova
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Re: Haus der Heilung [Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Es dauerte eine Weile, da öffnete sich das kleine Fenster in der Tür. Ein paar müde Augen, das von zwei beachtlichen ausufernden Brauen bekrönt wurde, starrte den Fremden an. Die Stimme des Mannes klang, als hätte er gerade ein ganzes Fass Öl geschluckt.
"Guten Abend die Herren. Wie kann ich zu Diensten sein?", der Blick wanderte zur Bewaffnung der Männer und verharrte einen Moment auf dem Schwert "Das ist ein Haus der Heilung, nicht der Gewalt. Wenn die Herren also Einlass wünschen, sollten sie sich dessen gewahr sein, dass ihre Klingen besser dort bleiben, wo sie sind. Wir sind ja alle zivilisiert, nich wahr?"

Aus einigen Fenstern des Domus schien der schwache Schein von Kerzen, es konnte also nicht zu spät sein, offenbar waren noch einige Bewohner auf. Man hörte sogar einige Gespräche und Lachen aus dem Inneren des Hauses sowie ein schreiendes Kind.
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Ilario
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Re: Haus der Heilung [Seinfreda]

Beitrag von Ilario »

"Guten Abend guter Herr. Natürlich verbleiben die Klingen dort wo sie sind, im Haus der Heilkunst erwarten wir kein Unbill. Vielmehr kommen wir hierher um vielleicht eine Tinktur zu erwerben. Zur Behandlung einer Brandwunde."

Ilario hob zur weiteren Erklärung seine linke Hand, die bandagiert war. Zwar war er von blassem Teint, vor allem im Gegensatz zu seinem Leibwächter, aber er atmete und zeigte auch sonst alle Anzeichen von Lebendigkeit. Wohlwollend blickte der Lasombra den Mann an, Zivilisiertheit war etwas das er stets begrüßte bei den Sterblichen.

(BP eingesetzt zum vortäuschen von Lebendigkeit)
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La Vedova
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Re: Haus der Heilung [Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Das Fenster wsurde geschlossen, die Tür schwang auf.
Der etwas untersetzte Mann hinter der Tür bedeutete ihnen, ihm hinein zu folgen. Er grummelte etwas unverständlicheds in seinen Bart und wies den Begleiter an, die Tür ja richtig hinter sich zu schließen "Mit Schmackes, Junge, das Schloss klemmt noch manchmal."
Er führte die Männer in einen Raum, in dem mehrere Tische standen an denen verteilt Gruppen von Personen saßen. A nächsten zur Tür stillte eine Frau mite dreißig ein Kleinkind, dessen Kopf ganz rot war vom Schreien.
"Karlos!", rief der Alte einem der Männer im hinteren bereich des Raumes zu "Deine Person wird verlangt", offenbar war er stolz auf diese feine Formulierung und schenkte den beiden Neuankämmligen ein schiefes Grinsen, bevor er sich wieder zur Tür begab.
Besagter Karlos erhob sich, er war ein hochgewachsener etwas schlachsiger Mann mit dunklen Augen und nickte ihnen zu. Der Frau mit dem Kleinkind warf er einen genervten Blick zu.
"Also?", wandte er sich an Ilario, wobei sein Blick schon auf dessen bandagierte Hand gewandert war "Was haben wir denn hier?"
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Ilario
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Re: Haus der Heilung [Seinfreda]

Beitrag von Ilario »

Ilario schritt, sein Begleiter hielt sich nahe der Tür im Hintergrund, zu eben jenem Karlos und wickelte langsam und bedächtig, mir schmerzlich verzogenem Gesicht, den Streifen Leinenstoff von seiner linken Hand. Darunter kam eine verbrannte, aber kaum nässende, frische Brandwunde in der Handinnenfläche zum Vorschein. Als hätte Ilario seine Hand über oder in die Flamme einer Kerze gehalten. Seine Vitae ließ die Haut warm, sein Fleisch und Blut lebendig erscheinen. Er wollte hier keinen Bruch der Stille riskieren.

"Ein Unfall, es schmerzt sehr."
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La Vedova
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Re: Haus der Heilung [Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Karlos warf einen flüchtigen Blick auf die Wunde und gab Ilario dann einen Wink, ihm zu folgen. Einem Jungen von vielleicht zwölf Jahren gab er die anweisung, heißes Wasser und saubere Verbände zu holen , dann führte er die Besucher aus dem Aufenthaltsraum hinaus den Gang hinunter in eines der Hinteren Zimmer.
"Wie ist das denn passiert?", erkundigte er sich im Gehen "Es sieht nicht bedrohlich aus, schmerzt es? Ich werde die Wunde säubern, eine Salbe darauf tun und sie ordentlich verbinden. Wenn du die Hand die nächsten Tage schonst und den Verband regeömäßig wechselst, dürfte nichts weiter passieren und die Hand schnell abheilen."
Er öffnete mit einem Schlüssel, den er um den Hals getragen hatte, eine Tür zu einem Raum, in dem ein Tisch mit mehreren Pergamentrollen und einige Regale mit verschiedenen Tiegeln, Flasche und Ampullen standen, die allesamt ordentlich beschriftet waren. Von der Holzdecke hingen verschiedene duftende Kräuter.
Aus einem der angrenzen Räume konnte man jemanden arbeiten hören. Es wurde gehämmert und gesägt, offenbar stand man hier nicht einmal nachts still?

Noch während Karlos mit seiner Nase tief in Truen und hinter einer Regalreihe verschwand, kamen schwere Schritte den ganz hinab. Ein beleibter Mann um die Fünfzig kam den Gang herunter, er trug ein langes Nachthemd und eine Schlafmütze, gefütterte Lederpantoffeln und kratzte sich irritiert an seinem Bart als er die Fremden dort stehen sah. Er blieb stehen, als sei er sich nicht sicher ob er umkehren oder weiter gehen sollte, seufzte dann aber, furzte laut und zuckte denn entschuldigend die Schultern. "Den Donnerbalken haben wir auch nach dem Umbau noch im Hof...und meine Frau will nicht, dass ich den Nachttopf benutze.", er gähnte und machte sich daran, seinen Leib durch den engen Gang an den Fremden vorbei zu schireben. Dabei warf er Karlos einen missmutigen Blick zu "Haben wir nicht eigentlich geschlossen?" Es klang nicht wirklich wie eine Frage. Aus Karlos RIchtung kam nur ein
"Mhm."
Der Dicke blieb stehen, er roch nach Rauch und Bratenfett. "Karlos`?"
"Was?"
"Haben wir nicht eigentlich geschlossen?", diesmal war seine Stimme schärfer geworden.
Karlos kam seufzend hinter seinem Regal hervor, einen Tiegel in der Hand "Battista, der gute Mann hat sich die Hand verbrannt, ich verkaufe ihm schnell diese Salbe, dann ist er verschwunden.", er strich sich eine widerspenstige Sträne aus der Stirn und wirkte etwas müde, aber auch eingeschüchtert.

Der Mann namens Battista kniff seine sowieso schon kleinen Augen zusammen und betrachtete die Besucher kritisch "Ist schon spät, die Herren..."

In diesem Moment kam der Junge von zuvor mit einem scheppernden Kessel in der einen Und einer Rolle Verbandszeug in der anderen den Gang aus der anderen Richtung entlang, blieb jedoch wie angewurzelt stehen, als er die Gestalt des Battista erkannte.
Der Dicke wandte sich zu der Quelle des Schepperns um, sein Atem wurde schwer, sein Kopf langsam rot.
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Ilario
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Re: Haus der Heilung [Seinfreda]

Beitrag von Ilario »

Ilario und sein stiller Begleiter folgten Karlos wie gewünscht, sie hielten inne als der dicke Battista zuerst diesen und dann sie beide ansprach. Mercurios Blick suchte kurz den seines Herrn, der jedoch unmerklich sein Haupt schüttelte und gen Battista mit besänftigend-sachter Geste die unverletzte Hand hob.

"Ja, es ist spät. Doch..."

Da unterbrach ihn das Scheppern und Ilario hielt inne. Sein Blick wanderte zu der Quelle des Geräusches, dem Jungen der Kessel und Verbände trug und wieder zurück zu jenem Battista dessen Zorn dadurch geweckt worden schien.
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Re: Haus der Heilung [Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Während der Dicke zu einer Schimpftirade hinreißen ließ, schlüpfte Karlos aus dem Raum hinaus und warf den beiden Gästen einen entschuldigenden Blick zu.
Als der andere gerade mit seinen Beleidigungen eine Verwandtengeneration vor den Großeltern des Jungen weiter mache wollte, erklang ein leises aber scharfes Räuspern am Ende des Ganges. Unbemerkt hatte sich eine Gestalt durch die Tür geschoben, eine Frau mit schulterlangen roten Haaren, gekleidet in ein einfaches dunkelgrünes Schürzenkleid, die Ärmel des Unterkleides waren bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt, die Hände voller Tinte. Es war als umgab sie eine Aura der Ruhe, denn als sie mit langsamen Schritten den Gang hinunterkam, hielten alle Anwesenden inne. Der Dicke richtete sich auf und schluckte. Der Junge, der grade noch kurz davor gewesen war, den Kessel abzustellen, behielt diesen in der Hand und sah die Frau mit einem Blick von...Erleichterung? an. Und Karlos? Der stand einfach in der Tür, den Tigel in der Hand und trat von einem Bein aufs andere.
"Nun nun, Battista...", sprach die Frau in leisem Ton zu dem DIcken "Darf ich fragen, weshalb du dich erdreistest, mich zu dieser Stunde in meinen Studien zu stören?"
Nun, wo sie ins Licht getreten war, konnte man die Frau besser erkennen. Sie war wohl einmal schön gewesen, doch das Schicksal mochte ihr übel zugesetzt haben. Die AUgen lagen in tiefen Höhlen, die Haut hatte einen ungesunden Ton und ihre Wangen wirkten eingefallen, sie schien hier schon am richtigen Ort zu sein, im Haus der Heilung. Ihr Gang hingegen und ihre ganze Haltung waren von großer Eleganz und ihre Stimme klang ein wenig wie Gesang...ein Akzent einer fremden Sprache.
"Ich...nein, Herrin, ich wollte nicht, ich meine, eure Studien...", stotterte der Dicke namens Battista und verbeugte sich entschuldigend . Karlos ging ein paar Schritte nach vorne und hielt ihr den Tiegel entgegen "Verzeihung.", murmelte er dann "Ein Missverständnis...Wir haben späte Gäste, die ich verarzten wollte, dann kam es zu einem Missverständnis."

Die Rothaarige musterte den Dicken, dann Karlos, dann wanderte ihr Blick über den Jungen hin zu den Gästen. SIe erfasste die Situation kurz, dann gab sie Battista einen Wink, zu verschwinden, dem der Dicke dankbar nachkam. Sie fixierte Karlos mit einem sanften aber recht kühlen Lächeln "Nun, wir wollen jenen, die Hilfe benötigen, diese ja nicht ausschlagen..."
Sie ging auf die beiden Fremden zu und musterte sie kurz mit dem kundigen Blick eines Medicus. "Wer bist du?", fragte sie, als sie die Hand nach Ilario ausstreckte, wohl damit er ihr seine Verletzung zeigte "Ich habe dich hier noch nicht gesehen?"
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Re: Haus der Heilung [Seinfreda]

Beitrag von Ilario »

Studien? Eine Gelehrte vor der selbst die herrischeren Bewohner dieses Hauses kuschten? Eine bleiche Dame die über Männer gebot? Vielleicht, nein sogar wahrscheinlich war sie die geheime Macht hinter den Heiler oder hatte zumindest Anteil daran. Kainitin vermutlich oder eine sehr sehr ungewöhnliche Frau.

Ilario trat näher und reichte ihr die frisch verbrannte, völlig lebendig wirkende Hand. Einzig, wäre auch sie eine Nachkommin Kains würde ihr vielleicht der Unterschied auffallen: Vitae statt Blut.


"Guten Abend werte Dame. Eine Verbrennung wie ihr seht, eine recht schmerzhafte Unachtsamkeit beim Verlöschen einer Kerze, daher suche ich zu so später Stunde noch dieses Haus auf. Ich war noch nie hier, aber wenn man nach kundigen Heilern fragt wird das Domus Medicorum genannt."
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Re: Haus der Heilung [Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Hatte er sich ihr absichtlich nicht vorgestellt? Die Dame des Hauses griff nach seiner Hand und zog sie zu sich heran.
Ihre Haut war kalt, sehr kalt und sie betrachtete die Wunde eine Weile.
"Schmerzhaft sagst du, ja das sieht wahrlich nach einem Missgeschick aus. Nun, das bekommen wir schnell wieder hin. Keine Sorge, bald ist die Hand wieder wie zuvor."
Ohne ihn loszulassen musterte sie Ilirio und seinen Begleiter eingehender, während Karlos sich daran machte, die Wunde zu säubern, mit Salbe einzuschmieren und zu verbinden.

"Du bist am richtigen Ort gelandet.", meinte sie dann "Eine ganze reihe HImmlischer Fürsprecher halten ihre Hände über unser Haus. WIr beten jeden Tag zu ihnen, dass sie unsere Kranken genesen lassen und bisher hat das Domus sehr zur allgemeinen Gesundheit des Viertels beigetragen. Tatsächlich haben wir aber eigentlich tagsüber geöffnet, da hat der werte Herr Bruni schon recht. Aber bei dringenden Notfällen wie dem Eurem machen wir natürlich auch Ausnahmen."

Es war nur schwer zu sagen, ob ihre letzten Worte wirklich ernst gemeint waren, oder ob sie sich über ihn lustig machte.
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