Haus der Heilung [Seinfreda]

[Ilario]

Ilario nickte, Dokumentation war wichtig. Fast immer. Hatte er womöglich in der rothaarigen Witwe einen weiteren, im weitesten Sinne verwandten Geist gefunden?

"Ganz generell könnte man sagen, dass es mir liegt Dinge in Erfahrung zu bringen. Ihnen sozusagen auf den Grund zu gehen. Aber ich denke ihr wollt auf etwas anderes hinaus. Mein Steckenpferd sozusagen? Mich interessieren obskure Geheimlehren, Mysterien, Dinge die hinter dem Schleier des Offensichtlichen verborgen der Entdeckung harren. Wobei die Astronomie oft Teil hat daran. Den Sternen wird oft große Bedeutung zugemessen... und manchmal haben sie diese auch."

Diffus und voller Andeutungen doch war es wohl auch dies was eben jenes Forschungsgebiet ausmachte.

[La Vedova]

"Wie spannend, Astronomie also.Nun, Sternenkunde ist seit jeher für allerlei Dinge nützlich. Meine Vorväter nutzten sie zur Seefahrt, seid Ihr etwa auch ein Seefahrer, eure Herkunft könnte darauf schließen lassen? Aber auch zur Weissagung sind die nächtlichen Himmel natürlich hervorragend geeignet. Mein lieber Ilario, ich glaube, hier haben wir ein gemeinsames Interesse gefunden.", sie schien tatsächlich sehr erfreut zu sein. "Geheimlehren, Dinge hinter dem Schleier...Ja, ich sehe nun, in welche Richtung Eure Forschungen wohl führen und ich würde mich mehr als freuen, mich auf dieser Ebene mit Euch auszutauschen. Wie schade, dass die Clans in dieser Stadt ihren Kindern schainbar so wenig Entscheidungsfreiheiten lassen was die Wahl der Fraktionen betrifft..."

Sie zuckte mit den Schultern "Aber das soll uns nicht abhalten. Was haltet Ihr davon, Euer Steckenpferd in den kommenden Monden einmal zu einem Ort zu reiten, von dem aus man die Sterne ein wenig besser betrachten kann? Ich würde zu gerne etwas mehr darüber erfahren. Im Gegenzug wäre ich selbstverständlich ebenfalls bereit, euch einen EInblick in meine Künste zu gestatten, auch wenn ich mir nicht Sicher bin, ob Euch davon etwas interessiert..."

Ihre Augen lagen lange auf den Gesichtszpgen des Gastes während sie sprach.

[Ilario]

"Auch wenn ich in sterblichen Tagen in einer Stadt lebte die wie kaum eine andere mit der See verbunden ist, bin ich doch kein Seefahrer."
Sprach der Lasombra recht verhalten, doch mit einem leichten Schmunzeln. Wie sehr er sich doch von seinem seeräuberischen Clansbruder unterschied.

"Wie meint ihr das? Inwiefern schränkt das Blut in Genua die Wahl einer Fraktion ein? Also über das gewöhnliche Maß hinaus meine ich."

Seinesgleichen fand oft genug die schärfsten Konkurrenten innerhalb des eigenen Clans und um die konkrete Beschaffenheit der Könige beziehungsweise der anderen Bünde wusste Ilario noch nicht.

"Einander etwas teilhaben lassen... Einblicke gewähren, hm... Nun gut, ein gewisser Austausch unter wissensdurstigen Geistern lässt womöglich die Erkenntnis wachsen."

Zwar müssten manche Dinge verborgen bleiben, doch ginge es der Kappadozianerin wohl ähnlich. Dennoch, ohne etwas preiszugeben war kein Austausch möglich.

[La Vedova]

"Das freut mich" Tatsächlich hatte sich ihre Mimik etwas gelichtet, sofern man es in diesem dunklen Raum sagen konnte.
"Das mit den Fraktionen, nun, ihr seid wohl nocht nicht lange genug in Genua um davon mitbekommen zu haben...und auch ich bin nicht in die Machenschaften der Könige und Heiligen involviert....bisher. Ich meine bloß, dass uns hier nicht nur unsere Clans binden, sondern auch andere Interessensgemeinschaften. Aber das kann Euch Eure Primogena vermutlich besser erklären als ich...und ich wundere mich, dass sie das noch nicht getan hat."

"Also, Ihr sagtet, Astrologie. Wenn es nicht Seefahrt ist, die Euch interessiert, was ist es dann?

[Ilario]

"Zumindest von diesen Königen habe ich schon gehört. Ein Klüngel der als Grundlage seiner Zusammenarbeit seinen Weg sieht. Ob dies bei den Heiligen auch so ist? Dem Namen nach könnte man es ja vermuten."

Der Lasombra zuckte mit den Schultern, beizeiten würde er all diese Dinge in Erfahrung bringen können. Weitaus ernster ging er dann auf Seinfredas nächste Frage ein.

"Neben der Tatsache dass die Astrologie auch oft zur Untermauerung von herrschaftlichen Ansprüchen genutzt wurde und somit das Für und Wider auch politische Dimensionen annehmen kann, sind es vor allem Sternenkonstellationen und deren Einfluss auf Ritualhandlungen und jenseitige Sphären."

[La Vedova]

Seinfreda zuckte mit den Schultern "Wie gesagt, habe ich mit all diesen Dingen nicht viel zu tun. Ich nehme an, dass auch die Heiligen gewisse gemeinsame Grundlagen haben, nach denen sie handeln...Aber es ist schon eine Weile still um sie geworden. Ich mache mir allerdings ein wenig Sorgen wegen dieser Umzüge, die laut und nach dem jünsten Gericht rufend durch unsere Straßen ziehen..."

Seinen Ausführungen zu der Sternenkunde nickte sie zustimmend zu "Ja, die Gestirne haben einen mächtigen EInfluss auf allen hier auf der Erde...genau wie jene, die sie deuten.", sie blinzelte ihm zu "Mit Eurer Arbeit kommt ihr sicherlich manchmal mit christlichen Priestern und Predigern in Konflikt? Fragen nach Verherbestimmung und Willensfreiheit, über eine verehrung der Gestirne oder eine on Gott unabhängige Macht derselben?"
Etwas Gedankenverloren hatte sie nach einer losen Haarsträhne gegriffen, die sie nun zwischen ihren langen Fingern zwirbelte.
"Horoskope und Vorhersagen bezüglich gewisser Ereignisse oder geeigneter Zeitpunkte..."
Sie sah ihn nachdenklich an "Dann habt Ihr Euch doch sicherlich eine fundierte Meinung über die Zeitenwende gebildet?"

[Ilario]

"Nun, ich war einst selbst Teil des Klerus und weiß dementsprechend mit diesen Leuten umzugehen. Innerhalb so mancher Kirchen oder Klostermauern finden sich höchst gelehrte, auch offene und wissbegierige Geister. Engstirnige Fanatiker jedoch sind mir zuwider."

Dieser Ferrucio schien der allgemeinen Meinung nach dem Urbild eines solchen Fanatikers, der die Welt am liebsten brennen sehen wollte, in Genua am ehernsten zu entsprechen. Zum Glück schaufelten sich diese Gestalten oft ihr eigenes Grab.

"Eine Zeitenwende, eure Wortwahl zeugt von Klugheit, Veränderungen und große Umwälzungen stehen bevor. Ein Jahrtausend geht zu Ende und ein neues beginnt. Selbst wenn dem Zeitpunkt aus sich selbst heraus keine eigene Bedeutsamkeit innewohnen würde, sie würde ihm gegeben durch all jene die Sie ihm beimessen. Auch ich glaube dass der Welt, unserer wie der der Sterblichen, ein gewaltiger Wandel bevorsteht. Dass Gehenna bevorsteht glaube ich allerdings nicht, denn die Vorboten und Zeichen sind noch nicht eingetreten. Zumindest nicht sichtbar. Und sollte es dich so sein, warum in Panik verfallen? Wir werden gerichtet werden anhand aller unserer Taten, panische, heuchlerische Frömmigkeit und gute Taten nur angesichts des bevorstehenden Endes werden niemanden retten."

Ilario würde weitermachen wie bisher, er glaubte, dass Gott die Kainiten nicht ohne Grund auf der Welt duldete und sie eine ganz bestimmte Aufgabe hatten. Vielleicht waren sie alle verdammt, vielleicht aber auch nur jene die kläglich dabei scheiterten.

[La Vedova]

„Ein Teil des Klerus?“, fragte Seinfreda interessiert nach „Darf ich fragen, welches Amt ihr bekleidet habt? Ich selbst trat noch zu Lebzeiten einem Konvent bei, wisst ihr. Und auch mein Sohn…er ist Priester“, erwähnte sie wie nebensächlich aber nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme.


Seine Erklärungen zru Zeitenwende verfolgte sie aufmerksam nickend. „Ja, die Vorboten des der Nacht ohne Morgen, noch sind sie nicht alle eingetroffen, das ist wahr…“ Sie blickte ihn mit großen Augen an „Doch Seuchen und Tod verbreiten sich, sie verheeren die Lande und fahle Pferde werden grausame Tribute fordern…Deshalb erforschen wir dies hier, nicht bloß wegen des offiziellen Auftrages, sondern weil es uns eine heilige Pflicht, ein inherenter Wunsch, unsere Bestimmung ist.“, sie schüttelte den Kopf „Doch die Zeichen nehmen zu und auch wenn die Abendzüge bloß das Volk aufhetzen, so liegt der Prediger nicht falsch…Die Sünde breitet sich aus und mit ihr die Seuche…“

[Ilario]

"Mein Amt war das eines Prälatus inferior in der Diözese zu Venedig. Euer Sohn hat einen guten Weg gewählt, oder er wurde gut gewählt, in jedem Falle ist ein kirchliches Amt nicht nur mit gewissem Einfluss und Ansehen verbunden, sondern bietet in dieser Zeit auch eine der wenigen Gelegenheiten Wissen und Bildung zu erlangen."

Ilario nahm sich einige Augenblicke um über Seuchen, Tod und Prophezeiungen nachzudenken ehe er antwortete.

"Medizinische Forschung ist nicht mein Metier, aber ich würde meinen Seuchen und Tod kommen regelmäß wie die Gezeiten, sie kommen und gehen. Und wenn sie wieder gehen haben sie viel menschliches Leben mitgenommen. Allerdings halte ich eure Bestrebungen für eine seh gute Sache, wenn die Herde dezimiert wird, dann leiden auch wir.
Habt ihr denn schon einmal darüber nachgedacht, dass Krankheiten auch gezielt zu einem solchen Zweck genutzt werden könnten? Genua steht bald schon im Krieg mit Sizilien, möglicherweise versucht man die Domäne schon im Vorfeld zu schwächen..."

Der Lasombra hielt dies wirklich für eine sehr reale Gefahr, ein Mittel des Krieges bei dem die Moral zwar zurückstehen würde, aber angesichts der potentiellen Effektivität würde wohl kaum ein Ahn mehr als einen Augenblick zögern.

[La Vedova]

Seinfreda sah Ilario besorgt an, der soeben eine ihrer größten Ängste laut ausgesprochen hatte. Sie senkte ihre Stimme. "Natürlich sind mir solche Gedanken schon gekommen, dass diese Krankheiten bewusst gesäht werden könnten, um unsere Stadt zu schwächen. Allerdings hoffe ich sehr, dass dies nicht der Falls ist. Es ist schwer, wasserdichte Vorkehrungen dagegen zu treffen...meistens bemerkt man die Seuchen ja erst, wenn es schon zu spät ist und diese sich schon ausbreitet. Und es gibt so viele verschiedene Wege, auf denen dies geschehen kann...Durch Essen, Schmutz, Körperkontakt..." sie schüttelte den Kopf "Unsere Arbeit ist von äußerster Wichtigkeit. Nicht auszudenken was eine wohlgesetzte Seuche in unserem Militär anrichten könnte. Kainiten sind zwar zum Glück bisher verschont geblieben so weit ich das beurteilen kann, jedoch...", sie sah Ilario ernst an "Sollten wir alle anfangen, unsere Herden gut im Auge zu behalten, um kein krankes Blut zu uns zu nehmen..."

Sie seufzte schwer "Bloß ist das vielen nur schwer zu erklären..und die Kontrolle darüber ist auch schwierig..noch dazu wenn die Gier zu groß wird.." sie verzog das Gesicht.

"So oft erscheint mir unsere Welt als Sinnbild eines von Seuchen Erfassten, der sich im heißen Fieber hin und her wirft...So ruht auch unsere Welt nicht, sie hat nie geruht, immer von Hass und Missgunst getrieben und von Hader durchdrungen pumpt sie Rachsucht durch ihre kranken Adern und lässt das alte Sünderblut toben..."