La Famiglia [Fabrizio, Ilario]

[Juli '17]
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Ilario
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La Famiglia [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Ein junger Mann erschien eines Nachts am Haus des Botschafters in Broglio. Sein Herr, Ilario Contarini, wünsche ein Treffen mit dem verehrten Herrn Botschafter. Wichtig sei, dass es diskreter Natur sein müsse. Falls man ihm in dieser Nacht keine Antwort geben könne, würde er in den folgenden Nächten gern wiederkommen.

Ilario selbst wartete derweil von untypischer Ungeduld getrieben in seiner Zuflucht. Genua wurde immer ungemütlicher in diesen Nächten. Irre Priester, wissbegierige Kappadozianer, verschlagene Ventrue, noch verschlagenere Lasombra... Ein einziger Hexenkessel. Mal sehen ob sein Clansbruder, Fabrizio Aurelis Sizlianus wie er sich in diesen Nächten nannte, seinen Teil dazu beitragen oder das Chaos etwas mindern könnte.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Fabrizio
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Re: La Famiglia [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Fabrizio »

Der junge Mann wurde nach Hause geschickt und erst am nächsten Abend wieder empfangen. Ein Diener des Hauses teilte ihm dann mit, dass der Herr Botschafter erst frühestens in einer Woche wieder in Genua zurück erwartet werde.
In einer Woche dann empfing man ihn erneut, diesmal allerdings konnte man ihm direkt konkretes antworten:
Der Botschafter würde Herrn Contarini in der folgenden Nacht am Strand südlich von Genua erwarten, sie könnten dann diskret sprechen, unter vier Augen. Dafür garantiere der Botschafter.

In jener Nacht lag die Bucht von Genua ruhig im matten Licht des Mondscheins. Vereinzelter ruhiger Wellengang ließ das kleine unauffällige Ruderboot ein wenig hin und her schaukeln. Vielleicht ein nächtlicher Fischer, der auf Tintenfisch fang aus war, oder ein Schmuggler der auf den richtigen Moment wartete.
Eine einzelne Gestalt war in dem Boot auszumachen und starrte bewegungslos an den nicht allzu fernen Strand. Hin und wieder leichte gedämpfte Ruderschläge um die Position zu korrigieren.

Nach Süden konnte man in der Ferne die Siedlung Quinto al Mare erahnen. Im Norden die Ausläufer der genuesischen Statdmauern mit dem aufragenden Bischofskastell, darunter die am engen steilen Strandabschnitt dort errichteten neuen Werftanlagen.
Da draußen in der Bucht die Masten einiger größerer Schiffe vorm Horizont im schwachen nachschein der schon lange untergegangenen Sonne. Dort draußen ankerte auch die Magdalena, die große stolze Freibeuterin.

Fabrizio Aurelio Sizilianus wartete. Er war vermummt mit hohem Kragen und Seemansschal, und doch trug er weder Helm noch Maske heute Nacht. Allein und unbewaffnet. Tiefschwarze Augenhöhlen die geduldig in die Nacht starrten...
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Ilario
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Re: La Famiglia [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Den kiesigen Strand wanderte eine einsame Gestalt entlang, hochgewachsen und hager. Seine dunkle Robe klebte teilweise an Ilarios Körper, dort wo die Gischt sie durchnässt hatte, doch den Kainiten vom Blut der Schatten störte dies nicht. Vielleicht nahm er diese Unannehmlichkeit noch nicht einmal wahr, Unterkühlung war eine Sorge die er schon vor langer Zeit hinter sich gelassen hatte.
Seine Spuren im kiesigen Sand wurden verwischt und hinfort gespült, ein Sinnbild für sicher geglaubte Bündnisse, Loyalitäten und Optionen. Von den Gezeiten getilgt, entstanden stetig neue. Und doch gab es Dinge die bestand hatten wie die unstete See...

Solche Gedanken gingen dem Magister durch den Kopf als er aufs Meer blickte und schließlich innehielt als er das einsame Ruderboot erblickte. Er schlug seine Kapuze zurück und hob in Richtung des Bootes grüßend die Hand. Wartend verharrte Ilario, während die Wellen seine Füße umspülten.
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Fabrizio
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Re: La Famiglia [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Fabrizio »

Ganz langsam aber zielstrebig kam Bewegung in die Gestalt, bedächtig und routiniert schlugen die Ruder ins Wasser und führten das Boot wohl gelenkt an den Strand, bis es knirschend auf den Kies lief...

"Willkommen, Bruder."
Die Stimme war jene des Capitano aus Venedig mit dem er sich damals in San Donato das erste mal unterhalten hatte.
Die Augen waren etwas anderes, als wären sie ein Blick in den Abgrund selbst. Es war klar, weshalb er unter Menschen immer diese Maske trug.

"Sei so gut und stoße uns vom Strand ab, dann spring rein... aber pass auf, dass du nicht ins Wasser fällst." Ein höhnischer Kommentar des Seemanns, aber der klang so hohl als wäre es ein Teil seiner Maske.

Wie beiläufig murmelte er vor sich hin, während er die Ruder geschickt nutzte um wieder mit den zurückweichenden Wellen ins tiefere Wasser zu gelangen...
"Wir fahren etwas raus. Lässt sich gut nachdenken und reden. Nur der Mond und die Wellen um uns, Bruder..."
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Ilario
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Re: La Famiglia [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Bruder."Ilario nickte seinem Clansbruder grüßend zu. Dann schob er das Boot mit einigen beherzten Schritten wieder fort vom Ufer und sprang sicher, wenn auch nicht besonders geschickt, am Bord. Der Blick seiner Meergrauen Augen suchte kurz den Fabrizio Begados. Schwarz wie der Abgrund. Faszinierend. Zumindest schien der Magister nicht besonders besorgt darüber, ähnliches hatte er schon einmal gesehen.

"Der Mond und die Wellen... Gut, sie sind mir genehme Zeugen, schließen sie andere Lauscher doch weitestgehend aus. Die Domäne ist unruhig wie die See mein Bruder, es liegen stürmische Zeiten vor uns." Seine Augen suchten die Weite der See, auch wenn er kein Seemann war konnte Ilario sich ihrem Sog doch nicht entziehen. Er war Lasombra.
Langsam sammelte sich das Salzwasser zu seinen Füßen, troff aus Ilarios Kleidern und bildete dort eine kleine Pfütze... in der sich der Nachthimmel spiegelte, nicht der Mann der dort saß.


"Wie ist es euch seit unserem letzten Treffen ergangen Bruder?"
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Fabrizio
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Re: La Famiglia [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Fabrizio »

Der Mond, die Wellen... und die Schatten...

Fabrizio ruderte kräftig und gleichmäßig, eine gewisse beruhigende monotonie entwickelte sich.
Er schwieg dabei und musterte den anderen Lasombra nur aus seinen tiefschwarzen unergründlichen Augen, in denen man sich verlieren konnte wie im Abyss selbst. Augen die einen an dieses fröstelnde Gefühl erinnerten, das Gefühl wenn man zu spüren glaubte, dass die Dunkelheit in die man blickte... begann zurückzustarren...

Plötzlich hörte der Seefahrer in der Bewegung auf und wuchtete die Ruder hinein. Sie waren jetzt an einem Punkt weiter draußen, an dem sich die anlandenden und abfließenden Wellen immer wieder gegeneinander brachen und so das kleine Boot mehr oder weniger am selben Ort hin und her schaukelten.

"Hab ein paar Unfälle hinter mir. - Sonst gehts mir gut."
Das schiefe Grinsen wirkte ebenso finster wie die tiefliegenden schwarzen Augenhöhlen.

Der Mond spiegelte sich in der brackigen Pfütze zwischen ihnen, die Männer nicht. Doch das war es nicht, da war es seltsames, dass Ilario schon die ganze Zeit innerlich gestört hatte... da müsste doch eigentlich ein Schatten sein, wenn das Licht des Mondes Fabrizio jetzt so traf. Kein Anzeichen für ein Spiel der Schatten. Er war einfach nur weg, so als wäre Fabrizio überhaupt nicht da, nicht existent in dieser Welt.

"Du sprichst von stürmischen Zeiten und hast um Diskretion gebeten, triffst dich mit mir allein. - Warum? - Du hast mich sehr neugierig gemacht."
Da war nichts in diesen Augen. Die Stimme ein seltsam Leben heuchelnder Kontrast dazu.
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Ilario
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Re: La Famiglia [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Ihm wurde recht schnell gewahr, dass irgendetwas an seinem Clansbruder nicht stimmte. Nicht die Augen, die waren in bestimmten Kreisen gar nicht so ungewöhnlich, nein es war der fehlende Schatten! Ilario war nicht nicht sicher ob dies ein Makel war oder eine ziemlich faszinierende Entwicklung. Vielleicht beides? Einen taktischen Vorteil verschaffte es dem Piraten sicherlich, konnte sein eigener Schatten ihm doch nicht mehr gefährlich werden.

"Wie ist das geschehen? Wie habt ihr das gemacht? Oder meint ihr das mit einem Unfall?" Ilario deutet unumwunden auf den fehlenden Schatten. Zuerst müsste er diese sehr viel wichtigere Sache ergründen... Ehe er sich so profanen Dingen wie dem dräuenden Krieg zuwenden konnte.

Geduldig wartete er ab ob und welche Erklärung ihm Fabrizio liefern würde. Dies war wirklich spannend. Danach wandte Ilario sich dann dem eigentlichen Grund seines Hierseins zu, sich vorsichtig herantastend:
"Ich bin hier weil ich glaube, dass wir beide uns helfen können diese stürmischen Zeiten zu überstehen. Mehr noch als wir uns es beim Treffen der Unseren zusicherten. Eine sehr frei interpretierbare Abmachung die wir da getroffen haben... meint ihr nicht?"
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Fabrizio
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Re: La Famiglia [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Fabrizio »

Ein feines verschmitztes Lächeln zeichnete sich auf den Zügen des düsteren Capitano.
Er blickte beiläufig dorthin wo Ilario gerade hingedeutet hatte, und er tat dabei so, als wäre dort garnichts interessantes.

"Ein Unfall, genau... Ich habe gelernt, dass nicht nur das Meer seinen Tribut einfordert."
Beiläufig gesprochen und doch von tieferer Bedeutung wie es schien.

Einen längeren schweigenden Moment schaukelten sie nur inmitten der schwarzen See hin und her. Wind war aufgekommen und machte das Meer zusehends unruhiger.

"Ihr habt recht, nicht weit her mit der Abmachung. Dabei sitzen wir doch im selben Boot..." er musste selbst kurz grinsen über dieses allzu offensichtliche Bild, welches er doch so trocken gesprochen hatte
"Also, was schlagt ihr vor, Ilario Contarini, Bruder aus Venezia?"
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Ilario
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Re: La Famiglia [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Ein Augenblick des Schweigend folgte im Sachten Auf und Ab der Wellen. Der Pirat nahm es vermutlich nicht einmal wahr, Ilario jedoch schon. Er war eben kein Seemann.

"Richtig, alles hat seinen Preis. Es freut mich jedoch, dass ihr überlebt habt."

Vermutlich auch die folgenden Worte. Ilario blickte sich noch einmal um, dich hier waren sie wohl wirklich unter sich. An Bord des kleinen Bootes wäre kaum Platz für Lauscher, seien sie noch so unsichtbar.
"Wie gesagt, das Abkommen der Lasombra Genuas lässt sehr viel Raum. Was gut oder schlecht ist, je nachdem. Mir läge daran mit euch vielleicht einen separaten Pakt zu schließen. Ungeachtet dessen, dass wir sehr unterschiedliche Interessengruppen vertreten und uns bei Eintreten offener Feindseligkeiten womöglich auf gegnerischen Seiten wiederfinden, habe ich einen Vorschlag: Egal wer diesen Krieg gewinnen mag, einer von uns steht hoffentlich auf der Gewinnerseite. Dieser könnte dann dafür Sorge tragen, dass der andere die Niederlage überlebt. Es geht also explizit um die Zeit nach dem Konflikt zwischen Genua und Sizilien. Kein Grund, dass einer von uns den Kopf verliert... meint ihr nicht auch?"
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Fabrizio
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Re: La Famiglia [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Fabrizio »

Die zwei ausdruckslosen Abgründe, die einst Augen waren, musterten ihn lange bevor der Capitano antwort gab.

"Ihr fürchtet euch davor, dass Sizilien doch gewinnen könnte. Aber ihr könnt nicht einfach nach Nizza gehen und abwarten, eure Leute erlauben euch das nicht. Damit ist eure Lage ebenso prekär wie meine, nicht wahr? - Ein Pakt... Ihr wollt den Pakt nur mit mir persönlich schließen, Sizilien soll davon nichts erfahren. Das verringert eure Überlebenschance. Wer weiß, ob es nach dem Sturm überhaupt noch etwas zu retten geben kann? Aber es hält euch zumindest sauber von all zu unbehaglichem Verrat, der an euch kleben bleiben könnte wie schwarzer Teer."
Noch einmal taxieren ihn die Augen durchdringend.

"Ich kann euch aus den Trümmern auflesen und hoffen, dass mir dies zuerst und unbemerkt gelingt. Denn Sizilien weiß, dass alle die zurückgeblieben sind ihre erklärten Feinde sind. Es kann also kein Erbarmen mehr geben, nachdem das Schlachten erst begonnen hat. - Andererseits könnte ich euch als einen heimlichen Unterstützer darstellen, den es zu verschonen gilt, dafür reicht mein Einfluss. Allerdings müsste Sizilien dies jetzt bereits erfahren, und nicht erst wenn es zu spät ist."
Kurz verzog sich der Mund des Lasombra.

"Weiterhin frage ich mich, wie ihr dafür sorgen könntet, dass ich im Falle eines Sieges Genuas nicht meinen Kopf verliere? Nicht nur die Liktoren sind begierig darauf mich bluten zu sehen."
Ein finstres seltsam wissendes Lächeln.
Gesperrt

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