[1001] Schuld [Fabrizio]

[Juli '17]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1001] Schuld [Fabrizio]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Würdet ihr es denn rückgängig machen wollen?" fragte Toma zurück. "Wenn der einzige Nachteil ist, dass sie nicht mehr menschlich aussehen, ist das kein Nachteil."
"Und dieses Ritual kann nur von Mitgliedern eures Clans vollzogen werden?" Er lachte plötzlich dünn.
"Ah man nennt euch ja nicht umsonst Schatten." schien er seine eigene Frage wohl selbst zu beantworten.

Dann wanderte auch sein Blick ebenfalls zu dem Menschen. "Ihr wart großzügig mit euren Informationen...also gut.“
Er überlegte. Das war er eigentlich tun wollte, würde zu lange dauern, war zu aufwendig, aber es würde den Nutzen des Menschen nicht arg schmälern, wenn er etwas anderes tat.

Toma hob den Arm des Mannes an, der vor ihm gelegen hatte und den er schon die ganze Zeit berührt hatte und presste seine andere Hand am Ellenbogen in das Fleisch. Bei jedem anderen Kainiten wäre nun nichts weiter passiert, außer dass der Mensch einen Abdruck auf der Haut gehabt hätte, doch Fabrizio konnte sehen, wie die dürren Finger des Drachen in den Arm des Mannes sanken. Dass sie Fleisch und Haut zusammendrückten ohne sie zu zerreißen.
Der Mann warf hektischer seinen Kopf hin und her. Der Schmerz stand ihm ins Gesicht geschrieben, doch kein Schrei drang aus seiner Kehle, keine Regung ging sonst durch seinen Körper. Er war dem Vampir hilflos ausgeliefert.

Einige Mal veränderte Toma seinen Griff, strich und drückte gezielt und geschickt an dem Unterarm herum, bis das Fleisch so weit verschoben war, dass eine ringförmige Delle um den Arm des Menschen entstanden war. So tief, dass man ohne weiteres, den Knochen durch die dünne Haut erahnen konnte, das komplexe Gelenk dass Ober- und Unterarm verband.
Bei seinem nächsten Schritt legte er den Arm abgespreizt auf den Tisch, schlug seine Krallen in die dünne Haut, die noch übrig war, packte den Knochen und hielt mit der anderen Hand an der oberen Seite dagegen. Bis er begleitet von einem ekelerregenden Reißen, Knacken und Knirschen, den Unterarmknochen von dem des Oberarmes riss.

Die Haut riss, der Knochen löste sich, doch mit einer schnellen streichenden Bewegung verschloss sich das Fleisch über dem Loch ohne dass Blut vergossen worden wäre und auch der Arm, den der Tzimisce nun in der Hand hielt, war am Stumpf ohne Wunde. Ein sauberer Schnitt. Auch wenn man vom Schneiden hier nicht sprechen konnte.
Begutachtend hielt er den Arm in den Händen, wie ein Künstler, ein Handwerker den rohen unfertigen Lehm oder das Stück Holz.
Eine Schande, dass es immer dazu verdammt war zu sterben. Zu verrotten. Wie viel mehr könnte er daraus schaffen, wenn Fleisch überdauern könnte. Immerhin der Knochen blieb ihm.

Zum ersten Mal seit er begonnen hatte schaute er nun Fabrizio wieder an. Ein breites unheimliches Grinsen zeigte alle spitzen Reißzähne.
"Körper formen sich nach meinem Willen."

Dann schlug er plötzlich seine Zähne in das langsam sterbende, aber noch warme Fleisch und sog das restliche Blut, das sich noch darin befunden hatte, daraus. Es war nicht viel. Nicht mal so dass es ihn nähren konnte, doch es wäre Verschwendung gewesen, es verrotten zu lassen.

Dann fuhr er fort an dem Arm herum zu zupfen, währenddessen Fabrizio genug Zeit hatte, etwas zu sagen oder zu fragen zu diesem Schauspiel.
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Fabrizio
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Re: [1001] Schuld [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Noch bevor es los ging antwortete Fabrizio gerade direkt auf die Frage.
"Nein, ihr habt recht. Ein Nachteil ist es nicht wirklich. - Mit der Maske funktioniert es ganz gut. Ich war so frei diese Idee von euch zu übernehmen."

Zu dem anderen nickte er nur, der Drache lag natürlich richtig.

Und dann war es an Fabrizio zu erstaunen - als die dürren Finger des Formers in die Haut sanken zwinkerte der Lasombra unwillkürlich als wolle er sich vergewissern, dass er das wirklich gerade richtig sehe.

Nach einiger Zeit hatte er sich offenbar an diese neue Realität gewöhnt und folgte der speziellen Handwerkskunst mehr als fasziniert.
Er ging sogar einige male fachmännisch um die Szene herum, um dem ganzen besser folgen zu können.

"Und so habt ihr das also auch mit den Beinen gemacht..." murmelte er vor sich hin

Als Toma dann grinsend erklärte, dass der Körper sich seinem Willen formte - nickte Fabrizio sehr respektvoll anerkennend.

"Wie weit könnt ihr dabei gehen? Könntet ihr mit genügend Zeit mit diesem Körper ähnliche Veränderungen vollbringen wie mit eurem eigenen?"
Auch dies war wieder sehr nüchtern gesprochen, der Mensch und die Grausamkeit war ihm augenscheinlich völlig egal.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1001] Schuld [Fabrizio]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma nickte, als Fabrizio die Beine des Menschen ansprach. Ja diese hatte er bereits die Nacht vorher entfernt. Der Arm wäre nun eigentlich nicht seiner nächster Schritt gewesen, doch es war für die Demonstration am schnellsten und eindrucksvollsten gewesen. Zudem würde es das Gewicht reduzieren, was auch wichtig war.

Auf die letzte Frage des Lasombra, lächelte er jedoch nur wissend und schaute kurz auf von dem was er mit dem Arm tat.
"Was denkt ihr?"
fragte er gespielt herausfordernd. "Kann ich?"
Auch wenn er sich doch zu oft dazu hinreien ließ seine Arbeit und Fähigkeiten Unwürdigen zu zeigen, so hielt er doch dennoch an der Aufassung fest, dass man sich zumindest die meisten Erkenntnisse selbst erarbeiten musste.
Fabrizio hatte die indizien vor sich. Er würde sich die Frage selbst beantworten können.

Nach und nach wellte sich das Fleisch an dem Arm, den Toma in den Händen hielt. Stülpte sich auf wie Stoff und als er am abgetrennten Ende das Fleisch öffnete, rutschte der Unterarmknochen der eigentlich aus zwei schmalen Knochen bestand, ein Stück heraus.
Wie einen Handschuh zog der Drache nicht nur die Haut, sondern das gesamte Fleisch von dem Knochen.

"Und...ist dass das was ihr erwartet habt? Was denkt ihr nun? Grauenhaft? Unmenschlich? Gottlos?" fragte Toma mit deutlichem Missfallen in der Stimme bei den letzten Worten.
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Fabrizio
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Re: [1001] Schuld [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio nahm die intellektuelle Herausforderung an...

"Das Fleisch der Menschen stirbt und verwest..." Dabei zeigte er beiläufig aber präzise auf die abgezogene blutleere Fleischmasse.
"Euer Fleisch hingegen nicht. Ich denke an euch selbst habt ihr noch weitaus größere und... kreativere Möglichkeiten der Veränderung, als bei dem schwachen lebenden Ausgangsmaterial."

Fasziniert hatte er weiter zugesehen. Am liebsten hätte er jetzt die Bewegungen direkt noch einmal nachvollzogen, um sie sich ja genau einzuprägen.

"Nein... es ist... beeindruckender. - Unmenschlich? Ja. Menschen sind zu so etwas nicht in der Lage. Grauenhaft? Nein, ich finde es eher... ausgesprochen schön. Hm."
Davon war er wohl selber überrascht.

"Und Gottlos? Nunja, mit Gott hat das wohl eher weniger zu tun, also ja. Ich verstehe jetzt was ihr vorhin meintet. Ihr seid die Schöpfung. Ihr seid der Beweis dafür, dass sich die Schöpfung verändern lässt."
Dabei spielte ein verschlagenes Lächeln über seine starren Züge.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1001] Schuld [Fabrizio]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hörte sich die Meinung des Lasombra an und schaute dann aber irgendwie...seltsam. Wandte jedoch den Blick nach unten, dass es Fabrizio gar nicht richtig sehen konnte.
Als der Lasombra jedoch "schön" sagte, schaute er wieder auf und Fabrizio ganz entzückt an. Meinte er das ernst? Diese Stadt hatte doch einige interessante Kainskinder zu bieten.
"Oh...aber Schöpfung hat immer mit Gott zu tun. Gott schuf auch uns so wie wir sind. Gab mir und den meinen diese Kraft." In den Augen des Tzimisce, war es ihm gottgegeben und demnach gottgefällig die Schöpfung zu verändern. Warum sollte er sonst existieren?

Dann wiegte er etwas den Kopf hin und her, aber mit einem freudigen Ausdruck im Gesicht, ob dieses erfreulichen interessanten Gespräches.
"Eure Schlussfolgerung.... Nicht ganz richtig...nicht ganz falsch. Ihr habt mit euer Aussage, dass das Fleisch verwest, nicht unrecht. Doch dies gilt nur für Teile, die vom lebenden Organismus abgetrennt werden. Er..." Toma zeigte auf den leidenden Menschen auf seinem Tisch. "...lebt. Und wird es hoffentlich noch eine Weile."
Auch wenn er dem Lasombra nicht zu viel erzählen sollte. Es machte ihm seltsamerweise Spaß sich mit ihm auszutauschen oder gerade ihn mehr anzustupsen.
"Und bedenkt...unsere Körper gleichen in gewissen Teilen auch dem toten Zustand eines Menschen."
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Fabrizio
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Re: [1001] Schuld [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio hörte interessiert zu und musterte dann den geschundenen Torso-Menschen vor ihnen.
"Er könnte also gänzlich anders aussehen und gestaltet werden, wenn ihr das nur möchtet."
Tatsächlich schien er von der Idee ganz angetan.

Dann blickte er wieder forschend zu Toma.
"Wie weit könnt ihr dabei gehen? habt ihr die Grenzen eurer Fähigkeit ausgetestet? In was könntet ihr diesen hier verwandeln ohne dass er ganz kaputt geht?"
Und das schienen nur die ausgesprochenen Fragen eines ganzes Gedanken-Kosmos zu sein, der gerade im Enstehen begriffen war!

"Gott schuf uns, gab uns unsere Fähigkeiten, also sind wir Teil der Schöpfung, also von Gottes Plan. Soweit stimme ich euch natürlich zu. Aber seht ihr es auch so, dass ihr mit eurer Fähigkeit Gott dient? seinem Willen dient? - Was ist euer Ziel? Woran zum Beispiel arbeitet ihr gerade?"
Der Lasombra wirkte jetzt ganz aufgekratzt. Toma schien den Forscher in ihm geweckt zu haben.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1001] Schuld [Fabrizio]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Er könnte, doch das ist...komplex. Keine Frage, die ich einfach beantworten kann. Alles hat seine Grenzen. Vor allem der menschliche Körper." antwortete Toma und hob dann aber die Hand, eine Geste um zu sagen, dass Fabrizio an sich halten sollte, dass es genug war.
"Doch mehr müsst ihr jetzt nicht wissen. Ihr habt schon genug gesehen." Vielleicht, wenn sich der Lasombra doch als relativ vertrauenswürdig herausstellen sollte, könnte man an etwas gemeinsam arbeiten. Immerhin schien der Botschafter ehr interessiert. Doch es war auch seltsam. Vielleicht spielte er ihm nur etwas vor.

Toma richtete den Blick wieder auf den entfleischten Arm vor sich und begann das Fleisch zusammenzupressen zu einem Klumpen.
"Ich weiss nicht was Gottes Wille ist. Er spricht ja nicht zu mir. Doch ich habe einen Willen, und wenn mir dieser von Gott gegeben ist, so wird wohl, alles was ich mir erdenke gottgewollt sein, oder?" Das 'oder' war mehr rethorischer Natur. Er wollte nicht unbedingt Fabrizios Meinung wissen. Er wollte nur seine Sichtweise darlegen.
Mit einem plötzlich grimmig aussehnden Ausdruck dachte er an das Forschertreffen mit Ajax zurück. "Obschon es anderer unserer Art gibt, die wohl meinen wir wären von Gott verlassen und verflucht."
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Fabrizio
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Re: [1001] Schuld [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio nickte stumm und hielt sich offenbar streng zurück weitere Fragen zu stellen oder Mutmaßungen auszusprechen.

Noch einmal musterte er stattdessen fasziniert das seltsame Handwerk, als Toma das Fleisch zu einer Kugel formte als wäre es Lehm...

"Von Gott verlassen und Verflucht... nun, davon verstehe ich nicht viel, dafür habe ich ja meinen Priester." ein leichtes Grinsen ließ vielleicht vermuten, dass er damit tatsächlich auf Adelchis anspielte

"Und in der Tat habt ihr recht. Ich habe genug gesehen und bin zufrieden damit. ich danke euch für diese ausgesprochen bereichernde Möglichkeit."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1001] Schuld [Fabrizio]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als nun der Moment der Forschung und Erkenntnis vorbei war, überkam den Drachen einungutes Gefühl. Diese Nacht hatte eigentlich damit begonnen, dass er wütend auf den Lasombra gewesen war. Ihn zur Rede hatte stellen wollen. Mit mehrern Möglichkeiten, wie dieses Gespräch hätte ausgehen können, hatte er gerechnet, doch an diesen Ausgang hatte er nicht gedacht und er war sich nun unsicher, ob das so gut gewesen war.

Der Wissensdrang des Lasombra hatte den Drachen fasziniert und er hatte sich dadurch etwas zu leicht ebenso dazu anstacheln lassen.
Immerhin hatte er nun auch einiges über die Kräfte der Lasombra erfahren. Das war schon mehr als er erwartet hatte, aber ebenso hatte Fabrizio einiges über ihn erfahren und das behagte dem Drachen nicht so sehr.

"Eine spannende Nacht...in der Tat. Nun, dann solltet ihr jetzt aber gehen..." erwiderte Toma relativ kurz angebunden. "Wenn ihr die Sonne nicht sehen wollt."
Die Nacht war nach all dem deutlich weit fortgeschritten.
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Fabrizio
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Re: [1001] Schuld [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Kurz musterte Fabrizio den Drachen noch einmal nach dieser seltsam abrupten Verabschiedung. Aber es hatte bereits genug seltsame Wendungen gegeben in dieser Nacht, als dass ihn dies nun noch besonders verwirren könnte.

"Werter Toma, eine angenehme und sichere Tagesruh. Auf Wiedersehen..."
Damit nickte er dem anderen Monster noch einmal höflich aber irgendwie auch vorsichtig zu und wandte sich zum Gehen, penibel darauf achtend, dass er Toma nicht zu arglos den Rücken zuwandte. Noch während er die Tür öffnete befahl er auch bereits wieder seinen Wachen. "Aufbruch."
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