[1001] Begegnung im Regen [Angelique]

[Toma Ianos Navodeanu]

Es schüttete wie aus Eimern, was der Luft einen markanten Geruch gab, der jedoch überhaupt nicht frisch und erdig roch, sondern nach Unrat und Stadt.
Die dunkle Gestalt des verhüllten Tzimisce stapfte durch die nassen Straßen Broglios, während Jakob ihm wie ein begoßener Hund hinterher dackelte. Das Glück war ihm in letzter Zeit wirklich nicht hold gewesen, nun musste es auch noch plötzlich anfangen zu regnen. Immerhin waren sie fast da.

[Angelique]

Angelique tanzte auf den Dächern im Regen. Kaum, dass er begonnen hatte, hatte sie ihre Kleidung fortgeworfen, um wie von der Tarantel gestochen Piroutten zu drehen. Sie konnte nichts dagegen tun. Der Drang war viel stärker als sie.
Sterbliche hätten vielleicht Lücken im Regen gesehen, die einer kleinen menschenähnlichen Gestalt gehören mochten.
Sehen konnte sie natürlich niemand. Aber wer war auch bei dieem Wetter unterwegs?

Oh, zwei schon, stellte sie fest. Bekannte Gesichter - oder Masken.

"GOtt zum Gruße, Herr Toma", rief sie vom Dach und triefend naß wurde sie für die nächtlichen Wanderer sichtbar.

[Toma Ianos Navodeanu]

Als so plötzlich das Wort an ihn gerichtet wurde und dann auch noch sein Name, blickte er verwirrt um sich, bevor er den Blick nach oben wandte und das nackte Mädchen sah.

"Angelique." sagte er überrascht und hielt sich die Hand über die Augen, damit ihm der Regen nicht hinein lief.
"Was für ein Zufall. Ich würde gern mit euch reden. Würdet ihr zu mir runter kommen?"

[Angelique]

Angelique nickte heftig, so dass ihr die Tropfen aus den nasssen Locken flogen. "Einen Moment!"

Sie sprang vom Dach und landete mit großem Platsch in einer der großen Pfützen, die sich in der desolaten Straße gebildet hatten. Jahrhunderte der Vernachlässigung und des Raubbaus an den schönen römischen Plastersteinen hatten nur eine Schlammgasse hinterlassen, aus der zu allem Überfluß auch noch der Lehm abgegraben wurde, so dass Schlaglöcher entstanden, die eher den Begriff "Grube" verdient hätten. In der Tat kam es mnchmal vor, dass Wanderer in eben solchen Löchern bei Regen versanken und jämmerlich im Schlamm ersoffen.

Triefend und schmerzverzerrt grinsend erhob sich die kleine Närrin aus dem Morast. Ein verdrehter Arm und ein Übelkeit erregend abgeknicktes Knie drehten sich wie von unsichtbaren Heilerhänden gerichtet wieder in die natürliche Position, während Schwellungen und Blutergüsse wieder verschwanden.

Ihre Narrenschminke war vollkommen verlaufen und zog weiße Bahnen über ihren Leib. Sie wirkte wie eine bemalte Shamanin der Heiden uralter Tage oder wie ein Monster aus ebendiesen Tagen.

"Es gibt keine Zufälle. Alles ist Teil der Vorsehung. Über was wolltet Ihr mit mir sprechen, zum ewig Statischen Wandelnder?"

[Toma Ianos Navodeanu]

Der Tzimisce schaute einfach nur stumm zu, aber schüttelte leicht den Kopf, welch unnötige Verletzung ihres Körpers und Vergeudung von Blut. Derweil starrte Jakob sie aber mit offenem Mund an. Nicht dass nichts ekligeres schon gesehen hätte, aber ein Kind, dass sich das selbst so etwas antat und dann noch tat als wäre nichts gewesen, sah er auch nicht oft.

"Ich denke ihr wisst worüber. Was die letzten Nächte geschehen ist. Ich möchte wissen wie ihr zu...meiner Schwester steht." antwortete er nachdem sie sich wieder aufgerappelt hatte.
"Ihr habt geholfen sie zu finden, doch warum? Aus der Not oder für sie? Ich habe auch euren Aushang gesehen. Eure Anwesenheit hier scheint ja kein Problem zu sein."
Er schaute etwas auf der Straße um, dann wieder Angelique. Immerhin fiel der Regen schwer und nass auf die Vampire und den frierenden Ghul hinab.
"Der Ort ist ungünstig, der Zeitpunkt auch. Kommt doch morgen Nacht zu mir, wenn ihr könnt- Einige Dinge sollten geklärt werden."

[Angelique]

Angelique schmollte und verschränkte die Arme. "Es war meine Wenigkeit, die Melissa aus dem Inferno im Dorf rettete und in die scheinbare Sicherheit ihrer Verbündeten brachte. Ich irrte selten mehr. Die Sicherheit war nicht sicher. Es war meine Pflicht ihre Entführer zu verfolgen und sie erneut zu retten oder zu rächen. Denn ich bin ihre Lehnmännin und im Gegensatz zu ihr selbst nehme ich diesen Schwur ernst."

Sie nickte aber schließlich und sagte: "Gut, ich werde da sein? Wo genau soll ich Euch treffen. Kein Ort scheint mehr sicher."

[Toma Ianos Navodeanu]

Der Drache bedachte das Kind mit einem überraschten Blick, den sie aber nicht sehen konnte.
Es war auf jeden Fall richtig gewesen, mit der Malkavianerin zu sprechen.

"Mein Heim. Ihr kennt es ja. Ich garantiere euch dort Sicherheit, solange ihr meine nicht gefährdet." erwiderte er auf ihre Nachfrage und überlegte einen Moment. Sie hatte ihn neugierig gemacht. "Aber, wir könnten auch doch direkt dorthin gehen, jetzt, wenn ihr Zeit habt?"

Da wandte er sich zu Jakob um und wies den Ghul auf deutsch an, demjenigen, den sie eigentlich heute aufsuchen wollten, doch auszurichten, dass ihm etwas dazwischen gekommen war.

[Angelique]

Angelique legte den Kopf neugierig schief, als die raue und hart klingende Sprache der Theodisci erscholl, die immer mehr das Fränkische als Adelssprache ablöste. Eine Sprache, die wie geschaffen für Befehle zu sein schien.

"Sicher, wenn Ihr einen Gast ohne Vorwarnung beherbergen wollt. Dann will ich gerne mitkommen."

Sie hüpfte zu einem trockenen Versteck und holte ihr Kostümchen. Linkisch und unbeholfen wirkend hüpfte sie während des Gehens hinein, als sie versuchte wieder mit dem langbeinigen Empusa-Wesen aufzuschließen.

[Toma Ianos Navodeanu]

"Vorwarnung?..Ich lade euch doch selbst ein." fragte er irritiert nach, nicht verstehend, was sie meinte.

Er schaute das Kind neugierig an, während sie sich ankleidete.. Warum war sie überhaupt nackt auf dem Dach getanzt? Malkavianer waren in der Tat seltsame Kreaturen. Warum bloß war das so, dass besonders ihr Klan so verrückt wirkte? Lag das in ihrem Blut? Ob man es körperlich nachweisen konnte?..

"Wie würdet ihr euer Blut beschreiben, Angelique? Euren Clan? Aus eurer Sicht?" fragte er während sie nach Domus gingen. "Fühlt ihr euch mit euren Geschwistern verbunden? Oder seid ihr mehr jemand der sich allein durchschlägt? In Genua gibt es ja keine weiteren, abgesehen von Ferruccio."

[Angelique]

Angelique gab während des Gehens bereitwillig Antwort: "Wir haben die Wahrheit gesehen, jeder von uns. Manche haben das nicht gut verkraftet. Die Zukunft zu sehen oder die Vergangenheit, ist nicht jedermanns Sache. Aber alle sind wir mit Malkav verbunden. Sein Blut ist in uns und so kann er Euch miterleben und sich über Eure Spässe amüsieren. Er ist der Engel der Zukunft. Der Verstand ist seine Waffe und dagegen sind Eure Überkräfte wie Gerten gegen Langschwerter.

Drachen beherrschen das sterbliche Fleisch, Basilisken lähmen mit dem Blick der Wahrheit.

Mich selber sehe als allein, aber zugleich mit allen meines Klans verbunden. Basilisken sind wie Drachen Einzelgänger. Wir wissen, wir beobachten, wir lachen. Es wäre langweilig, Eure Gebalge um die Macht zu beenden. Ihr müsst die Wahrheit erkennen, damit auch Ihr befreit werdet. Aber anders als Ferrucio fragte ich und will, dass die Leute aus freien Stücken lernen wollen."

Sie sah ihn mit dem enigmatischen Blick an. Ein Starren, das durchdringend war wie das des Drachenhahns, mit dem sie sich so gern verglich.