[1001] Freunden gibt man ein Küsschen [Fabrizio]

[Juli '17]
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Sousanna
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Re: [1001] Freunden gibt man ein Küsschen [Fabrizio]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna seufzte leise und fuhr sich für sich allein durchs Haar, was der Geste eine tiefere Anmut verlieh, als wenn sie es zur Schau getan hatte.
"Ja mein Verlobter." Es klang nicht sonderlich begeistert, so als behage es der Wanderin nicht im Geringsten darüber zu sprechen. "Vor einiger Zeit hat Ramon der Brujah bei meinem Erzeuger um meine Hand angehalten - gegen einen immens hohen Brautpreis, den er noch zu zahlen verlobt. Seit dieser Nacht bin ich wohl verlobt..."

Schließlich lachte auch sie erstickt. Auch wenn es bedeutend bitterer Klang, als wenn sie sonst lachte. "Es geht nicht um mein Blut. Das hat er bereits bekommen. Viel mehr geht es darum, dass ich von euch trank und es ihm stets verweigert habe, eine Bindung zu ihm einzugehen.", erklärte sie schließlich und zuckte die Schultern, um interessiert in die Dunkelheit zu blinzeln. "Also, hat er vielleicht Recht, euch zu beneiden, dass ihr es geschafft habt, eine Sünderin zu verführen, die ihm gegenüber standhaft blieb."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
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Fabrizio
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Re: [1001] Freunden gibt man ein Küsschen [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

"Ramon... der Ketzer. Adelchis hat von ihm erzählt..."
Der Lasombra flüsterte beinahe, aber trotzdem war es gut hörbar, er schien nocheinmal näher zu kommen.

"Er ist nicht nur dumm, sondern auch gefährlich dumm. - Was versprichst du dir von dieser Geschichte mit ihm?"

Jetzt war er ihr so nah, dass sie das Aroma von brackigem Meerwasser riechen konnte. Konnte nun seine Konturen wirklich sehen. Fühlte wie seine schwarzen Augen sie neugierig studierten.
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Sousanna
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Re: [1001] Freunden gibt man ein Küsschen [Fabrizio]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna seufzte. Die Nähe schien ihr Herz noch einmal schneller schlagen zu lassen, doch sie sich konnte nicht entscheiden, ob es nun aus Furcht oder Freude schlug.
Einen Augenblick lang schwieg sie. Schließlich verzog sich ihr Mund zu einem so bitteren Grinsen als hätte sie eine widerwärtige Medizin schlucken müssen.
"Ja, diese Idiotie hat ihn bekannt gemacht.", war ihr Urteil. Als könne sie das Ganze immer noch nicht fassen, schüttelte sie das Haupt und nun vermischte sich der Geruch von brackigem Meerwasser mit den lockenden Düften Byzanz'.

"Ich bekomme die Hälfte das Brautpreises, was bei einem Boot für drei bis vier Mann gefüllt bis zum Rand mit Münzen nicht wenig ist. Und nun ja" Nun zögerte sie. Fuhr sich durchs Haar, schien mit sich zu kämpfen, ob sie das erzählen konnte oder wollte, bis es schließlich aus ihr herausplatzte, was sie selbst zu überraschen schien. "Er ist wie ein Welpe ohne Erziehung dafür mit viel zu unnatürlich starken Kräften. Ich hingegen bin in offenen, körperlichen Auseinandersetzungen recht hilflos, wenn ich keine Verbündeten habe. Und was läge da näher als sich einen Wachhund zuzulegen? Er war empfänglich und ist willig, mir zu gehören. Nur bin ich im Augenblick noch im Begriff ihn zu zähmen. Ihm Manieren beizubringen - und dass ihn meine Angelegenheiten, wie das mit euch, nichts zu scheren haben. Dann werde ich ihn gesellschaftsfähig machen und ihm die Erziehung zuteil werden lassen, die sein Dummkopf von Erzeuger ihm verwehrt hat. Und eines Tages wird er euch im Staub um Vergebung bitten und seine Dienste anbieten, weil ich ihn mit einem Lächeln dazu gebracht habe."
Ein ungewöhnlich hinterhältiger, fast schon gemeiner Ausdruck funkelte in den dunklen Augen, während sie von diesen Plänen sprach. Es lag wieder jene dunkle Leidenschaft darin, die er bei ihrem ersten Treffen gespürt haben musste, als sie vom schön Schrecklichen sprach. Und sie war nun hier, die Schöne voller Schrecklichkeit.
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Fabrizio
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Re: [1001] Freunden gibt man ein Küsschen [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Ein langer Moment von ruhiger Stille folgte nach ihrer Beichte in die Dunkelheit.

Dann zeigte sich so etwas wie düstere Freude auf den immernoch nur zu erahnenden Zügen des Schattens, ein tiefes schabendes Kichern gesellte sich etwas verstörend hinzu.

"Ich wusste doch, dass ich die Richtige erwählt habe. - Ein halbes Boot voll Münzen. Das wird ein guter Start sein, um dem hier wieder Leben einzuhauchen."
Er machte eine umfassende Armbewegung durch den großen leeren absolut dunklen Saal.

"Das alles hier... das gehört jetzt dir."
Und seine Stimme klang dabei süßlich verführerisch. Wie ein Versprechen, dass sie aus dieser leeren Finsternis die sie erblickte, alle ihre Träume würde formen können - wenn sie nur die Stärke und den puren Willen dazu hatte.
Keine Wehmut. Schöpfung im tiefschwarzen Nichts.
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Sousanna
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Re: [1001] Freunden gibt man ein Küsschen [Fabrizio]

Beitrag von Sousanna »

Den Bruchteil eines Augenblicks lang hatte sie etwas unruhig gewirkt als der Pirat vor ihr schwieg. Kurz hatten sich die Hände in den guten Stoff ihrer Kleider gerungen und aufgekratzt hatten die dunklen Augen in der Dunkelheit nach einer Regung seiner Gestalt gesucht.
Dann hatte ihr sanftes und doch unaussprechlich listenreiches Lächeln sein Kichern quitiert, als erfülle es sie mit Freude, dass jenes Possenspiel ihrem Geschäftspartner Amüsement bereitete.

"Ja", gab Sousanna dann zurück und blickte sich demonstrativ um. "Ich werde es mit dem pochenden und drängenden Leben erfüllen, dass sich in Byzanz Gassen fndet." Entschlossenheit lag in ihrer ganzen Erscheinung. Sie hatte nur auf diesen Moment gewartet, in dem jemand ihr Potential erkannte und es zu fördern wusste. Ihr Schutzherr würde diese Entscheidung keinen Moment bereuen.
Das erste Mal seit ihrem Geschäftsabschluss durchströmte sie nun endlich die Euphorie auf ihrem Weg der Hehlerei etwas weiter gekommen zu sein. Tiefes, glühendes Strahlen ging von ihr aus und schien den dunklen Raum beinahe mit ihrer Freude zu erhellen.
"Ich danke euch einmal mehr für diese Chance.", fügte sie schließlich hinzu und versuchte einmal mehr in der Dunkelheit seinen Blick zu erwidern.
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Fabrizio
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Re: [1001] Freunden gibt man ein Küsschen [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Statt die Freude zu erwiedern hallte strenge Kühle aus den Schatten zurück, die Stimme klang hart und erhob den Anspruch keinen Widerstand zu dulden.

"Achte darauf, dass so etwas wie in der Taverne nie wieder vor kommt. Du wirst keine weitere Chance als diese erhalten."
Und es klang nach Versprechen und Drohung in einem. Das schöne Schreckliche.
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Sousanna
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Re: [1001] Freunden gibt man ein Küsschen [Fabrizio]

Beitrag von Sousanna »

Sie nickte ernst. Die Entschlossenheit ihres Blicks blieb und es war kaum Furcht darin zu erkennen. Sie wusste, dass das, was ihr blühen würde, sollte sie so ein Fiasko noch einmal verursachen, in jeder Hinsicht unangenehm sein würde - und dass Fabrizio sehr unangenehm werden konnte.
"Ich werde nichts derartiges mehr zulassen.", gab Sousanna ruhig und sich doch völlig der Bedeutung ihrer Worte bewusst zurück.
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Fabrizio
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Re: [1001] Freunden gibt man ein Küsschen [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

"Gut." erklang nur eine geradezu prüfende Bestätigung

Der Schatten machte sich daraufhin einfach daran an ihr vorbeizuspazieren zu eben jener Lücke im Fenster hinter ihr, durch das sie sich vor wenigen Minuten erst hineingequetscht hatte.
Wollte er jetzt einfach gehen?
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Sousanna
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Re: [1001] Freunden gibt man ein Küsschen [Fabrizio]

Beitrag von Sousanna »

"Bitte erlaubt mir noch eine Frage", hielt sie ihn schließlich auf und Neugier schwang in Souaannas Stimme mit, als sie sich zu ihm zuwandte. Zumindest zu jener Stelle, an der sie ihn vermutete. "Was ist mit den Mädchen geschehen, die euch begleitet haben?" Leicht prüfend legte sich ihr Kopf schief als sie versuchte, in den Schatten zu erspähen.
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Fabrizio
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Re: [1001] Freunden gibt man ein Küsschen [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Tatsächlich schien Fabrizio daraufhin stehen zu bleiben. Sie konnte die Konturen des Schattens jetzt einigermaßen erkennen im schwachen Gegenlicht, das aus der Spalte von draußen hineinfiel. Er stand genau zwischen ihr und dem Ausweg.

"Sie leben, und es geht ihnen gut. - Weshalb? Haben sie einen besonderen Wert für dich?"
Das klang ein wenig... lauernd, auf eine Schwäche.
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