Ein Besuch beim Chronisten [Benedetto, Titus]

[August + September '17]
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Il Canzoniere
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Re: Ein Besuch beim Chronisten [Benedetto, Titus]

Beitrag von Il Canzoniere »

Nachdenklich musterte er die Gefühlsregungen die das Gesicht Ilarios durchflossen, dann ließ er sich selbst zu einem Lächeln hinreißen. Es wirkte jedoch nicht sonderlich gut ausgeführt, als ob ihn aktuell ganz andere Dinge beschäftigen würden als optische Beschwichtigungsmaßnahmen.

"Nun, ich stamme aus Mailand. Mein Erzeuger und mein Großerzeuger leben dort auch heute noch. Ich bin dort also bekannt, wie auch ich einige der Leute dort kenne. Es dürfte euch also nicht überraschen wenn ich von dieser Sache weiß. Und wenn es euch überrascht, solltet ihr vielleicht einmal darüber nachdenken woher ich davon wissen könnte." er nickte leicht, als ob der Schluss auf den Ilario gekommen sein mochte durchaus ein guter Ansatz war.

"Um genau zu sein bin ich seit einem halben Jahrhundert der direkte diplomatische Kanal zwischen der Prinzessin und Mailand. Und das ganz ohne sperrige Titel wie die der Ädile. Ich frage mich daher weshalb ich von eurer Erstgeborenen und euch bei dieser Sache übergangen werde. Ich würde es ja verstehen wenn es um eine geheime Clansangelegenheit gehen würde, aber das scheint nicht der Fall zu sein... wenn Aurore euch darum gebeten haben sollte bin ich zwar nicht begeistert, würde es allerdings verstehen. Was ich mich aber in jedem Fall frage ist warum keine Rücksprache gehalten wurde. Mailand ist eine alte, sehr komplexe Domäne. Es gibt ein halbes Dutzend Ahnen und noch mehr Ancilla und Neugeborene mit Ambitionen die sich alle gegenseitig argwöhnisch beobachten. Wenn also in einer solchen, brisanten Situation wie aktuell plötzlich ein neuer Kanal genutzt wird, was meint ihr wie dort die Reaktionen ausfallen? Die einzige Möglichkeit die mir noch einfallen würde ist das ihr auf Maximinianus geheiß dort hingereist seid. Um euer Verwandtschaftsverhältnis auszunutzen und mich zu sabotieren. Ich kann euch hier nur warnen. Der Ventrue ist eine Schlange. Er windet sich aus jeder Gefahr heraus, lässt eine seiner Häute zurück und wispert weiter seine Lügen. Ihr wärt nicht der erste seiner Alliierten die er bedenkenlos hintergeht. Er macht vor niemandem halt. Wenn ihr also euren Nutzen für ihn verloren habt solltet ihr euch stets gut umsehen. Zeugen lässt er ungern zurück." dabei schüttelte er leicht den Kopf. Ein wenig zu heftig gar, so dass sein Fett am Hals etwas mitschwang. Offenbar war er tatsächlich überhaupt nicht begeistert über diese Angelegenheit.

"Falls ihr mir also etwas mitteilen wollt, das ich weitergeben kann oder ihr eine Erklärung abgeben wollt was dieser Abstecher sein sollte, dann bin ich ganz Ohr." wieder lag der musternde Blick der Schweinsäuglein auf seinem Gast. Offenbar waren sie mittlerweile zu einem Thema gekommen das ihn deutlich mehr interessierte. Er klang dabei nicht unfreundlich, aber eine gewisse Schärfe hatten seine Worte doch gewonnen. Ob es hier um eine persönliche Sache ging oder um etwas völlig anderes war allerdings kaum ersichtlich.
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Ilario
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Re: Ein Besuch beim Chronisten [Benedetto, Titus]

Beitrag von Ilario »

"Nun, warum genau ihr übergangen wurdet entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht war es tatsächlich des Seneschalls gespalteten Zunge die giftige Worte in das Ohr unserer höchstverehrten Lehnsherrin flüsterten... Ich kann euch versichern, dass ich keinesfalls für Maximinianus arbeite, ganz im Gegenteil.
In jedem Fall war meine Anwesenheit bei jenem Gespräch mit dem hochverehrten Himerius eher Produkt einer günstigen Gelegenheit. Es bot sich für mich an meine Älteste zu begleiten, da Venedig gewisse Angebote an Mailand zu machen hatte."


So erklärte sich Ilario zunächst, er hatte da durchaus Verständnis für den Kappadozianer, derart übergangen zu werden musste ihn kränken und misstrauisch stimmen.

"Dies war schon etwas entfernt Clansinternes, unser eigentlicher Auftrag war jedoch das Auslooten von Bündnismöglichkeiten von Genua und Mailand. Mailand braucht Nachschub, es darf nicht an die barbarischen Ventrue des Nordens fallen. Wenn sich Routen fänden, wäre Venedig bereit Mailand zu unterstützen. Soweit mein Interesse an Verhandlungen mit Mailand. Wenn ihr mir einen Einblick in die von euch genannte komplexe Domänenstruktur Mailands geben könntet... würden sich möglicherweise Möglichkeiten ergeben, für euch und mich. Genua, Mailand und Venedig."

Eine ernstgemeinte Offerte, liefen hier jedoch mehrere Stränge zusammen, zwei Gegenspieler des Maximinianus, zwei in deren Interesse Mailand und Genua lagen, zwei Kainiten des Geistes und der Diplomatie.
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Il Canzoniere
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Re: Ein Besuch beim Chronisten [Benedetto, Titus]

Beitrag von Il Canzoniere »

Er winkte verächtlich ab.

"Ihr macht euch zu Maximinianus Lakaien. Wenn auch vielleicht nicht voll absichtlich. Der Ventrue zögert die Verhandlungen schon seit einer halben Ewigkeit immer wieder hinaus. Und natürlich schiebt er mir diese Stagnation in die Schuhe. Wenn ihr nun zeitlich deutlich raschere Ergebnisse vor ihre Majestät bringt, stehe ich natürlich nicht sonderlich gut vor Ihr da. Offenbar seid ihr dem Seneschall lieber als ich." er runzelte die Stirn, als ob er geistig die Formulierungen die sein Besucher genutzt hatte, noch einmal vor seinem geistigen Auge durchging.

"Das sagt mehr über euch aus als über ihn. Ich weiß nicht ob ihr das schmeichelhaft findet. Und ich weiß nicht ob euer Ego es zulassen würde das man diese Angelegenheit gemeinsam zu Ende bringt. Das man es so darstellt das ich diese Angelegenheit geregelt hätte. Zumindest wenn ihre Majestät in Kenntnis gesetzt wird." er zwinkerte Ilario verschwörerisch zu.

"Andernfalls fürchte ich das der Seneschall sich diesen Erfolg an die Brust heften wird. Wie jeden Verdienst den er jemandem abluchsen kann." ein wenig missmutig dreinblickend sah er sich mit einem knappen Seitenblick im Raum um. Nur um dann zurück zu dem dunkel gekleideten Gelehrten vor ihm zu blicken.

"Ihr....und auch Acacia werden es jedoch nicht sein die in diesem Punkte die Lorbeeren ernten. Das kann ich euch aus bitterer Erfahrung prophezeien."
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Ilario
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Re: Ein Besuch beim Chronisten [Benedetto, Titus]

Beitrag von Ilario »

"Wie meine wohlwerte Erstgeborene dazu steht kann ich derzeit nicht sagen, aber mein Ego ließe durchaus zu, dass wir das Ganze gemeinsam zu einem guten und raschen Ende bringen. Von mir aus heimst ihr den Ruhm ein wenn wir erfolgreich sind, ich würde euch dahingehend voll unterstützen. Wie auch in allem was wir dem Einfluss des Ventrue entgegensetzen können. Alles was ich dafür gern hätte wäre eure Unterstützung im Mondsenat wenn ich dort beizeiten einmal ein Anliegen habe."

Ilario zuckte mit den Schultern, durchaus bereit auf Anerkennung und Ruhm in dieser Sache zu verzichten. Auf das Ergebnis kam es an. Dann blickte er dem aufgedunsenen Kappadozianer fest entgegen und fügte noch etwas hinzu:

"Mag sein, dass Maximinianus sich unserer bedienen wollte, dich glaube ich, dass wir die Sache wenn schon nicht beschleunigten, zumindest nicht in seinem Sinne handelten. Für ihn lief es nicht nach Plan, denn seid wir wieder zurück sind und ihre höchstverehrte Majestät über gewisse Sachverhalte unterrichteten, sieht der Seneschall in uns eine ernstzunehmende Gefahr. Sein Ansehen bei unser aller Herrin dürfte gelitten haben."
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Il Canzoniere
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Re: Ein Besuch beim Chronisten [Benedetto, Titus]

Beitrag von Il Canzoniere »

Der fleischige, bleiche Mann nickte. lächelte einen Moment sogar ungut, und leckte sich mit der Zunge über die bläulichen Lippen:
"Ihr wollt mir damit sagen das, sollte diese Angelegenheit nicht zu meiner Zufriedenheit ausfallen, eure Erstgeborene schuld ist? In Ordnung. Ist angekommen."

Er gluckste: "Abgemacht. Diese Sache und eure Unterstützung gegen Maximinianus für meine Unterstützung im Mondsenat. Wobei sich natürlich verstehen sollte das ich wirklich unglücklich wäre dort etwas voranbringen zu müssen was sich gegen mich selbst richten würde." ein knappes Hüsteln folgte. Oder sollte folgen. Aber der Kappadozianer schien etwas Schleim angesammelt zu haben, wie interessant das bei einem Untoten auch sein mochte.

"Ansonsten rate ich euch diese Schlange nicht zu unterschätzen. Es gibt wenig was er tut das nicht zwei oder drei Absichten verfolgt. Auch wenn ihr dem Hauptanliegen, wie ihr mir ja so sehr versichert, ausgewichen sein mögt, haben viele der anderen Pfeile ihr Ziel getroffen." einen Moment hielt er sich zurück, schien zu überlegen ob diese Andeutung reichen würde, dann fügte er hinzu: "Mailand ist ein komplexes Pflaster. Ihr kennt sicher den Ausspruch: viele Köche verderben den Brei, den das einfache Volk gelegentlich verwendet. Eure Intervention hat weitere Köche hinzugefügt. Und aktuell wird sich über die Menge des Salzes, des Wassers, der Rüben im Brei gestritten, wenn ihr mir dieses Gleichnis verzeihen wollt. Stellt euch vor ihr müsstet alle Senatoren des Mondsenats zu einem einstimmigen Ergebnis bringen - etwas das meines Wissens noch nie vorgekommen ist - und nun gebt ihnen allen die Chance sich einhundert weitere Jahre zu befehden. Und versucht sie jetzt noch einmal zu einem einstimmigen Ergebnis zu bekommen. Es ist... frustrierend...möchte ich sagen. Ihr glaubt vielleicht ihr hättet diese Sache beschleunigt. Ich sage euch jedoch: das Gegenteil ist der Fall. Ihr habt Leute dazugeholt die er selbst nie hätte dazuholen können. Ihr wurdet benutzt. Und der Seneschall lacht sich ins Fäustchen. Das verspreche ich euch." eine, ein wenig mitleidige Miene im Gesicht, blickte er seinen Gast missmutig an. Offenbar konnte er dem Manne nachfühlen. Schien selbst schon Erfahrungen damit gemacht zu haben.
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Ilario
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Re: Ein Besuch beim Chronisten [Benedetto, Titus]

Beitrag von Ilario »

"Wenn diese Angelegenheit nicht zu eurer Zufriedenheit verläuft, so liegt das vermutlich an verschiedensten Faktoren. Mein Ego wird dabei allerdings wie versprochen keiner sein." So leicht ließe Ilario den Kappadozianer nicht Acacia allein die Schuld in die Schuhe schieben. Er nahm aber auch nicht an, dass Benedetto wirklich so dachte. Vielleicht ein Versuch einen Keil zwischen die Lasombra zu treiben?

"Natürlich wird sich mein Ersuchen nicht gegen euch richten verehrter Chronist. Vielmehr hoffe ich auf gute Zusammenarbeit, auch über gemeinsame Aktionen gegen den Seneschall hinaus.
Und nein, ich unterschätze Maximinianus nicht und nun noch weniger. Es ist auch frustrierend, dass er immer einen Schritt voraus scheint. Oder ist. Die Ereignisse überschlagen sich und da ich andauernd reagieren muss, komme ich kaum dazu selbst zu agieren, die Initiative zu ergreifen. Nicht weiter verwunderlich, denn ich bin noch keine Dekade in Genua und Neugeborener, wie könnte ich allein gegen den fest verwurzelten Seneschall und Ankilla bestehen? Bedauerlich, aber ich hoffe dies kann sich ändern. Vor allem wenn wir zusammenarbeiten würden.
Vielleicht könntet ihr mir einen Überblick geben über diese verschiedenen Köche die womöglich den Brei verderben? Möglicherweise könnte ich durch meine Kontakte nach Venedig jene Kräfte bestärken die unserer Sache dienlich sind. Wenn ihr mir euren Rat zuteil werden lassen würdet dahingehend."


Die verschiedenen Interessengruppen in Mailand interessierten Ilario, würden sie doch Aufschluss geben was da auf Genua von Norden zurollte. Dementsprechend wissbegierig hing sein Blick an den aufgedunsenen Lippen des dicklichen Kainiten vom Clan des Todes.
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Re: Ein Besuch beim Chronisten [Benedetto, Titus]

Beitrag von Il Canzoniere »

Benedetto betrachtete das getane Werk einen Moment, dann winkte er ab: "So ging es mir auch eine ganze Weile. Er ist gut darin seine Feinde wie auch seine Freunde beschäftigt zu halten. Und während diese all seinem Blendwerk nachlaufen geht er in Ruhe seinen Geschäften nach. Der Trick ist einfach nicht mehr mitzuspielen. Auch wenn sich das aus meiner Position sicherlich leichter sagt als aus eurer.

Dennoch kann ich euch, jetzt wo wir im Geschäft sind, ein wenig etwas über ihn verraten: Maximinianus ist nicht euer Problem. Giacomo di Camaiore ist es. Sein Erzeuger. Sitzt in Florenz. Maximinianus ist kaum mehr als seine Handpuppe. Und das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe mich in meinen Studien und meiner langen Fehde mit dem Ventrue in viele Wissensgebiete eingelesen. Ich habe auch Quellen zu den Schwächen und den Blutskräften der Ventrue aufgetan. Eine davon ist unter dem schnöden Namen "Beherrschung" bekannt. Sie unterwirft den Geist und macht aus den Opfern leere Hüllen die nichts anderes mehr tun als dem Befehl ihres Herren zu folgen. Ein Nebeneffekt ist der Verlust von Emotionalität und eigenem Willen. Zuviel Beherrschung macht aus einem Menschen ein Wrack. Betrachtet man nun den Seneschall, seine fehlende Mimik, seine kühle und präzise Ausdrucksform, sein Vorliebe für unumwunden direkte Kommunikation, seine überaus steife Art und meine Rückfrage bei einigen Leuten die ihn von früher kennen - die mir versicherten das er schon immer so gewesen sei - lässt meine These umso wahrscheinlicher erscheinen: sein Erzeuger hat während er noch ein Mensch oder ein Kind war sehr direkte Erziehungsmethoden angewandt, wenn ihr versteht was ich meine. Und das hat Schäden hinterlassen.

Warum ich euch das erzähle? Weil dies die Sache ist bei der ich eure Hilfe gebrauchen kann. Maximinianus ist ein furchtbar präzises und gefährliches Werkzeug. Seine eigene Persönlichkeit ist jedoch unkreativ und beschädigt. Ich gehe nicht davon aus das seine Wohlinformiertheit, seine Art in jeden seiner Züge einen oder gleich mehrere doppelte Böden einzubauen und seine Fähigkeit wie eine Katze immer auf den Füßen zu landen seine eigene ist. Sondern die desjenigen der ihn führt wie eine Handpuppe. Das zu ermitteln hat mich Jahrzehnte gekostet. Ich bitte daher um absolute Verschwiegenheit.

Ich konnte außerdem herausfinden das seine Befehle höchstwahrscheinlich mit einer mehr oder minder regelmäßigen, geschützten Fieschi-Handelskolonne aus der Toskana herkommen. Vermutlich aus Florenz, vielleicht aber auch aus Arezzo. Ich möchte das ihr ermittelt welche das sein könnte, eventuell kann hier auch eure Erstgeborene helfen. Sie hat lange Geschäfte mit ihm gemacht. Zu lange. Ich traue ihr in dieser Angelegenheit nicht abschließend. Es wäre also gut wenn dies unter uns bliebe. Habt ihr den Konvoi ermittelt, müsst ihr herausfinden wo diese Befehle versteckt sind. Mehr nicht. Um alles weitere kümmere ich mich. "
offenbar war er damit die Geheimnisse seiner Feinde auszuplaudern ein wenig nachlässiger als mit anderen seiner Wissensschätze, aber immerhin hatten sie diesen Deal bereits abgeschlossen. Und spätestens als Ilario ihm offenbart hatte das er gegen den Ventrue vorgehen wolle hatte sich seine Laune erheblich verbessert.

"Was den Überblick über die Domäne Mailand angeht: den kann ich euch geben, ja. Aber nicht umsonst. Wissen hat immer seinen Preis. Ich mache euch jedoch ein Angebot: ich möchte mit dieser venezianischen Familie, den.... Giovanni in Kontakt treten. Wenn ihr diesen herstellen könnt, gebe ich euch einen guten Überblick über diejenigen die in Mailand die Strippen ziehen." er legte den Kopf ein wenig schief ob das ein weiteres Geschäft wäre mit dem Ilario etwas anfangen könne und wartete ab.
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Ilario
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Re: Ein Besuch beim Chronisten [Benedetto, Titus]

Beitrag von Ilario »

Ilario hörte dem Chronisten genau zu, sein messerscharfer Geist verarbeitete die gewonnenen Informationen, sortierte und bewertete sie. Ihm war wohl bewusst, was die Kunst der Beherrschung anzurichten vermochte. Sein Erzeuger hatte stets davon gesprochen sie besser selten und gezielt, gleich einem Skalpell zu gebrauchen und dass übermäßiger Gebrauch, Missgeschicke oder auch gezieltes brachiales Nutzen dieser Kunst den menschlichen Geist irreparabel beeinträchtigen konnten. Menschen waren oft leicht zu ersetzen, dass jedoch ein solcher Mensch ins Geblüt Kains geholt wurde schien dem vergeistigten Magister völlig unverständlich. Dementsprechend zeichnete sich Verblüffung im Verein mit einer Spur Unglauben auf seinen hageren Zügen ab.

"Wenn Maximinianus tatsächlich derartig... beeinträchtig ist, könnten wir dies vielleicht nutzen indem etwaige gegen ihn gerichtete Aktionen eher ungewöhnlichen Mustern folgen. Ein Geist dem es an Kreativität mangelt kann möglicherweise solchen Zügen nicht schnell genug folgen. Außerhalb der gewohnten, erwartbaren Bahnen zu denken und zu handeln könnte ein nicht zu unterschätzender Vorteil sein."

Jetzt hatte der Lasombra wohl Blut gerochen und würde wie ein Hai nicht ablassen. Nachdenklich legte sich die bleiche Stirn in Falten, wenn es tatsächlich stimmte war das vielleciht die Schwachstelle den schier übermächtigen Ventrue zu Fall zu bringen.

"Wenn seine Planungen, seine Brillianz in manchen Dingen eigentlich auf Befehle oder mehr oder minder direkte Einflussnahme seines Erzeugers zurückgeht, dann wäre das kappen dieser Verbindung, der Kommunikationswege, ein schwerer Schlag für Maximinianus. Den wir unbedingt ausführen sollten. Dabei folge ich gern eurer größeren Erfahrung im Umgang mit dem Seneschall.
Momentan weiß ich zwar noch nicht wie genau, aber ich werde alle Hebel in Bewegung setzen um herauszufinden welcher Handelskonvoi die Befehle nach Genua bringt und wo diese verborgen werden."


Dieses von Benedetto vorgeschlagene Geschäft, es war noch zu unklar. Ilario verzog leicht das Gesicht, als der untote Nekromant von den menschlichen Totenbeschwörern sprach. " Kontakte habe ich keine zu dieser Familie und es wird den venezianischen Kainiten dringend geraten sich fernzuhalten von ihnen. Schon zu viele anden den endgültigen Tod im Umgang mit diesen Sterblichen... Was ich tun könnte, wäre einen Brief von euch an die Giovanni zu übermitteln. Persönlich werde ich mit ihnen aber nicht in Kontakt treten." Gespannt blickte der venezianische Lasombra gen Benedetto, würde ihm das reichen?
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Re: Ein Besuch beim Chronisten [Benedetto, Titus]

Beitrag von Il Canzoniere »

Der feiste Kappadozianer schmunzelte als er die Erkenntnis im Gesicht seines Gastes aufblühen sah. Bestätigend nickte er, als der Lasombra zu schlussfolgern begann. Ausgerechnet Kreativität als Waffe gegen den Ventrue zu finden mochte nicht unbedingt der naheliegendste Punkt zu sein - offenbar hatte auch Benedetto eine Weile gebraucht um all diese Dinge zu erarbeiten.

"Ihr zieht die richtigen Schlüsse, möchte ich euch sagen. Jedoch würde ein kappen der Verbindung lediglich dazu führen das sie einen neuen Weg finden miteinander Kontakt aufzunehmen. Außerdem würde damit offenbar das wir davon wüssten wer tatsächlich das sagen hätte. Viel netter wäre es meiner Meinung nach zu wissen welche Schritte sie unternehmen, welche Leute sie beherrschen und wo sie ihre Finger überall drin haben. Das würde nur durch eine Überwachung dieses Kanals möglich sein. Man zupft an verschiedenen Stellen an ihrem Netz und liest ihre Reaktion. So bekämen wir Namen und Gesichter zu ihren Lakaien. Und dann, wenn wir eine stattliche Liste hätten, schlagen wir los, tauschen die Gegenschlagsanweisung ein einziges Mal aus um sie damit noch viel tiefer auf unser Messer zwingen. Und geben ihnen dann den Rest." legte er seine eigenen Überlegungen zu diesem Fall dar.

Dann, mit einer Geste die soviel wie offensichtlich bedeutete, fuhr er fort: "Um eine Überwachung zu etablieren müssen wir im ersten Schritt jedoch wissen wo die Nachrichten stecken. Im zweiten Schritt müssen wir sie dann unbemerkt lesen und im dritten eine Austauschmöglichkeit im richtigen Moment vorbereiten." Es schien als hätte der Kappadozianer lange über diesen Plan gebrütet und sei zu dem Schluss gekommen das er ihn nicht alleine ausführen konnte. Und hier die Feinde seines Feindes mit ins Boot zu holen schien eine logische Schlussfolgerung zu sein der er sich angeschlossen hatte.

Als Ilario über ihr venezianisches Geschäft sprach runzelte er dann jedoch wieder die Stirn. Nur allzu deutlich konnte man in seinem Gesicht die Höhen und Tiefen ihres Dialogs ablesen. "Hm.. einen Brief... ja. Das muss reichen. Ich würde gerne einen schriftlichen Dialog mit diesen eröffnen. Sobald ich euch und eure Mittelsmänner aus der Verteilerkette entfernen kann, würde ich euch die Informationen die ihr über Mailand erfragt zugänglich machen." offenbar schien er keine heimlichen Mitleser zu schätzen. Dennoch konnte man ihm ansehen das er wirklich gerne, mit diesen Nekromanten sprechen wollte.
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Ilario
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Re: Ein Besuch beim Chronisten [Benedetto, Titus]

Beitrag von Ilario »

Zu der venezianischen Angelegenheit nickte der Lasombra nur zustimmend und sagte schlicht: "Abgemacht, ich bemühe mich den schriftlichen Kontakt so schnell und vorsichtig wie möglich einzuleiten."

Wenn genug Zeit zur Verfügung stünde... ja die vorgeschlagene Vorgehensweise des Kappadozianers machte nicht nur Sinn und war gerissen, sondern entsprach auch Ilarios Wesen. Die Vorstellung zauberte gar ein kaltes, hintersinniges Lächeln in sein so ernstes Gesicht.

"Ausgezeichnet. Und natürlich stimme ich euch zu, mit dem simplen Unterbrechen der Kommunikation wäre wenig gewonnen. Die von euch aufgezeigt Vorgehensweise ist wesentlich raffinierter, wir werden es also Schritt für Schritt in die Wege leiten, Informationen sammeln. Das Herausfinden wo die Botschaften stecken dürfte noch der einfachste Teil werden, das geheime Lesen wesentlich schwieriger. Vorsicht ist bei jedem Schritt geboten, daher..."

Er blickte in die Richtung des Liktoren und Kriegers. Der Lasombra hoffte wirklich, dass seine Einschätzung und auch die seiner Verbündeten richtig waren. Andererseits war Benedetto unbestreitbar gerissen und Titus diesem loyal. "Daher..."
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