[1002] Über Wachen und Schafe [Ajax]

[August + September '17]
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Sousanna
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[1002] Über Wachen und Schafe [Ajax]

Beitrag von Sousanna »

In einer stürmischen Nacht im Herbst, in der noch nicht einmal ein kaltherziger Händler seine Hunde vor die Tür jagen würde, hatte sich eine kleine, schmale Gestalt sich nun doch aufgemacht, trotz reißendem Wind und immer wieder auf ihm reitenden Regentropfen, die ob der Kälte wie kleine Bestien in Hände und Gesichter bissen, zu jener Wachstation zu wandern, in der man Ajax von Byzanz angeblich finden konnte.
Es gab Dinge zu besprechen und endlich wieder das edle Griechisch zu vernehmen, wie es in ihrer Heimatstadt gesprochen wurde.
Als sie dort ankam, war ihren ihre Wangen trotz des schweren Mantels, in den sie sich gehüllt hatte und der einen Großteil, des schönen Gesichts verhüllte, brennend rot und ein leichtes Zittern schüttelte die zarten Glieder.

Dennoch würde sie, sobald man sie ansprach, was in der Gegend um eine Wachstation wohl unweigerlich geschehen würde, mit einem zarten Lächeln aufblicken und mit schmalen Fingern die Kapuze ihres Mantels zurückschieben, um sich zu erkennen zu geben.
Nun würden sanfte Augen voller Unschuld dem oder den Sprechern entgegenblicken, während die vollen Lippen ein wenig vor Kälte bibberten und der Wind an braunen Haaren riss, wodurch fremder Wohlgeruch durch die Luft trieb und sich beinahe augenblicklich wieder verflüchtigte. Nun wirklich keinerlei Gefahr, viel eher der Anblick einer jungen Frau, die sich in finstrer Nacht verlaufen hatte.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
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Ajax
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Re: [1002] Über Wachen und Schafe [Ajax]

Beitrag von Ajax »

Ein bisher ungewohntes Bild bot sich der Ravnos als sie die Anhöhe zur Wachstation erklomm. Die Wachstation war fertiggestellt, eine hölzerne Pallisade mit kleineren Steineinlassungen dominierte das Bild. Es waren zwei Türme entstanden von welchen man einen guten Blick über die Gegend hatte. Die Pallisaden waren bemannt und es herrschte hektisches Treiben. Ein Tor deutete auf einen Eingang zur Wachstation hin. Auch Dieses war von zwei Männern bewacht. Gestählte Gestalten, schon länger am Kämpfen als mancher Krieger am Leben war. Narben die Geschichten vom Krieg erzählten.

So lief die Wanderin, den Hang hinauf. Und zog ihre Kapuze nach hinten als sie auf die Wachen zulief. Welche sie, nicht misstrauisch aber genau, musterten. Dann richtete einer der beiden das Wort an sie. "Heyda Kleine, was treibt dich so spät in der Nacht hier oben auf den Monte Bisagno ?" der eine warf dem anderen einen Blick zu, und beide schmunzelten. Man mochte meinen sie hätten beide ein ganz genaues Bild warum eine junge, derart attraktive Frau, den Weg auf zur Wachstation auf sich nahm. Dann jedoch richtete er den Blick wieder auf Sousanna und wartete auf ihre Antwort.
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Sousanna
Ravnos
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Re: [1002] Über Wachen und Schafe [Ajax]

Beitrag von Sousanna »

Das war tatsächlich neu. Es blieb zu hoffen, dass Ajax selbst heute Nacht fröhlicher gestimmt war, als diese Türme - oder dass gerade die Türme ihn fröhlich machten. Immerhin konnten sie noch nicht lange dort stehen.
Auch sie hatte unter ihrer Kapuze die beiden Krieger genau gemustert. Zwar hatte sie nicht vor, heute Nacht irgendjemanden zu verärgern, doch man wusste nie, was geschehen würde - gerade bei den Dienern eines Brujahs. Auch wenn dieses Exemplar bei weitem beherrschter gewirkt hatte als ihr Verlobter.

Die Kleine lächelte fast schon schüchtern zu den beiden Wachen hinüber und schien den direkten Augenkontakt zu vermeiden. Auch wenn sie dabei keinen der beiden aus den Augen ließ. Sie war zwar schlicht, doch ausnehmend gut gekleidet in dem dunklen Mantel und einem grünen Kleid, das darunter zu sehen war - und hier im halben Licht kam ihre Schönheit noch besser zum Tragen.
"Bitte verzeiht mir die Störung.", erwiderte sie und in ihrer Stimme schwang das Beben eines Menschen mit, der fror, diesen Umstand aber aus Höflichkeit oder Stolz zu verbergen suchte. Dennoch sprach sie offen und schien sich nicht zu scheuen, die Stimme an Fremde zu richten. "Ich habe mich aufgemacht, um meinen Landsmann, den Herrn dieser Türme, zu besuchen. Es gibt einiges mit ihm zu besprechen - und so bin ich persönlich gekommen. Ist es heute Nacht noch ein Treffen mit ihm zu arrangieren?"
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Ajax
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Re: [1002] Über Wachen und Schafe [Ajax]

Beitrag von Ajax »

Der Eine schaute den Anderen noch einmal an, dieser schien kurz zu nicken und eine beschwichtigende Kopfbewegung in Sousannas Richtung zu tun, während der zweite mit den Schultern zuckte. Dann wandten sich beide wieder der Wanderin zu. "Gut... werte Dame, wen darf ich denn anmelden ? Er ist hier, ich werde eure Anfrage an ihn weiterleiten lassen." Es schien so als ob keiner der beiden daran dachte sie einfach so passieren zu lassen, auch wenn es so aussah , als ob sie hier draußen fror. Zu viel hatten die Männer wohl schon gesehen, als das sie einfach Jemand fremden, mochte er auch noch so unscheinbar wirken, einlassen würden.
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Sousanna
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Re: [1002] Über Wachen und Schafe [Ajax]

Beitrag von Sousanna »

Nun unscheinbar wirkte sie gewiss nicht. Wenn auch absolut ungefährlich. Doch auch wenn Sousanna wirkte wie eine höhere Dame wirken konnte, schien es sie nur wenig zu künmern, dass man sie hier warten ließ.
Ein leichtes Nicken zeigte sich stattdessen, ehe sie überraschend würdevoll für jemanden erklärte, dessen Lippen sich langsam etwas bläulich zu färben schienen: "Die Verlobte seines Bruders, Sousanna von Byzanz. Er traf mich bereits und ich gehe davon aus, dass er sich an mich erinnert." In ihren Worten lag ein Stolz als erkläre sie gerade, sie sei die Gemahlin des Herrschers der Goldenen. Es war klar, dass sie nicht nur ein einfaches Weib war, das sich zufällig verlaufen hatte.
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Ajax
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Re: [1002] Über Wachen und Schafe [Ajax]

Beitrag von Ajax »

Eine der Wachen nickte und machte sich auf den Weg ins Innere der Wachstation. Ein kurzer Pfiff un das Tor wurde geöffnet. Es dauerte nicht lange, da wurde es ein weiteres mal geöffnet und der Mann kam wieder heraus, dieses mal jedoch bliebt das Tor offen, und er deutete mit einer einladenden Handbewegung hinein.

"Kommt herein, Ajax erwartet euch." Als sie hineinschritt, erkannte sie mehrere kleine Behausungen, die wohl kürzlich fertiggestellt worden waren und nun von sicherlich fünfzig Männern von ähnlichem Auftreten wie die beiden Wachen denen sie schon begegnet war bewohnt wurde. Es herrschte ein reges Treiben, auch wenn bereits die Nachstunde eingesetzte hatte. Alles fand gerade seinen Platz und es machte den Anschein, als ob die Männer ebenso erst vor kurzem hier ihr Lager aufgeschlagen hatten. Dennoch wirkte nichts unorganisiert. Die Palissade war bemannt und von größeren Trinkgelagen wurde abgesehen.

Sie wurde in Richtung einer kleinen Wachstube gebracht. Der Mann klopfte kurz an die Tür und wartete auf die Antwort von drinnen. Kurz konnte man ein "Herein" vernehmen und als die Tür aufging sah man Ajax in einer Kompositrüstung und mit einem Schwert gegürtet über einer Zeichnung, stirnrunzelnd, an einem Tisch stehen. Er blickte auf und sah Sousanna. Seine Züge erhellten.

"Seid gegrüßt werte Sousanna. Es freut mich euch zu sehen. Wie ist es euch seit unserem letzten Treffen ergangen ? Ich habe gehört ihr und Ramon seid einen Bund für die Ewigkeit eingegangen. Was kann ich für euch tun ?" sprach er in fließenden griechisch, auch er schien sich zu freuen, hatte er doch schon lange niemanden mehr außer Leon gehabt, mit dem er seine Heimatsprache austauschen konnte.
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Sousanna
Ravnos
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Re: [1002] Über Wachen und Schafe [Ajax]

Beitrag von Sousanna »

Mit einem dankenden Nicken trat Sousanna ein und blickte sich mit erhobener Augenbraue um. Es war wirklich beeindruckend, was Ajax in der Zeit seit seiner Ankunft hier aufgebaut hatte. Auch wenn es nach ihrem Geschmack zu wenig Trinkgelage und zu wenig Huren gab. Nun gut, vielleicht konnte man ja darüber sprechen. Bei diesen Dingen konnte sie durchaus ihrem Schwager zur Seite stehen. Auch wenn sie bezweifelte, dass er Sinn und Verstand für so etwas hatte.

Auch Sousannas Gesicht erhellte sich und wurde offener, sonniger, als sie ihn sah. Dennoch war sichtbar, dass sie offensichtlich tatsächlich immer noch durchgefroren war. Sie zitterte noch und auf dem ungewöhnlich blassbläulichen Gesicht breiteten sich nun, da sie in wärmeren Gefilden stand, ziegelrote Flecken aus. Eine perfekte Kopie einer menschlichen Reaktion. Dennoch lächelte sie freundlich. "Ich grüße euch ebenfalls, werter Ajax. Es ist mir eine Freude euch zu sehen.", erwiderte sie in ihrem geschliffen ungeschliffenen Griechisch. "Gut ist es mir ergangen. Und euch? Ich sehe, ihr habt viel erreicht in den letzten Jahren. Die Disziplin eurer Männer beindruckt mich - auch wenn man natürlich das Verhalten gegenüber frierenden Damen bemängeln konnte."
Sie grinste schelmisch, als fände sie das eher lustig als empörend. "Aber so funktioniert Sicherheit nun einmal. Ja, Ramon hielt bei meinem Erzeuger um meine Hand an. Er hat mir erzählt, dass er euch und dem verehrten Anchilla Mattia davon berichtete. Unter anderem deswegen bin ich zu euch gekommen. Habt ihr Zeit für ein Gespräch?"
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Ajax
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Re: [1002] Über Wachen und Schafe [Ajax]

Beitrag von Ajax »

Die Zeichnung die auf dem Tisch lag schien eine Karte zu sein oder bildete zumindest ein Terrain ab, Ajax schaute noch einmal kurz darauf bevor er sie einrollte und sein Blick nun auf Sousanna lag. Man mochte den Eindruck bekommen als wäre er noch ernster geworden in der letzten Zeit, doch dann waren die Furchen aus seinem Gesicht wieder verflogen.

"Ja er hat uns davon berichtet. Es ...freut mich für mich für euch." er stockte, sinnierte kurz entschied sich dann aber wohl doch nicht weiter nachzufragen. "Natürlich habe ich Zeit für ein Gespräch. Mit was kann ich euch denn weiterhelfen werte Sousanna ?" beobachtete man ihn länger schien es als ob er ein wenig abwesend wirkte. Nicht unhöflich aber dennoch.
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Sousanna
Ravnos
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Re: [1002] Über Wachen und Schafe [Ajax]

Beitrag von Sousanna »

Auch Sousannas Blick wanderte dorthin, doch sie schien zu akzeptieren, dass diese Karte wohl nichts war, was sie etwas anging. So versuchte sie gar nicht erst einen sonderlich guten Blick darauf zu erhaschen oder ihn danach zu fragen und sie streifte das Bild lediglich mit dem Trägen Interesse von etwas, das man eben zufällig sah. Mit nicht mehr Begeisterung für das Gesehene als für einen Apfel auf dem Markt. Sollte der Brujah seine Geheimnisse für sich behalten, wenn er es wollte.

Über sein Stocken lächelte die Schönheit etwas. Es wirkte nachsichtig und verständnisvoll, als kenne sie die Bedenken, die er gerade noch höflich nicht geäußert hatte. Schließlich seufzte sie betrübt und steckte sich die vom Wind gelösten Strähnen mit geschickten Fingern wieder in ihren fülligen Zopf.
"Nunja", begann sie leise und in ihrer Stimme schwang zum einen Betrübnis, ja vielleicht sogar Trauer mit, und zum anderen eine gewisse lebenssprühende Neugierde mit. "Ich bin gekommen, um euch nach eurer Meinung über eben das zu fragen. Der verehrte Mattia scheint meiner Person gegenüber gewisse ... Zweifel zu haben - und ich weiß, dass Ramon viel von seinen Clansbrüdern hält. So frage ich mich ehrlich, was ihr von dieser Verbindung haltet." Aufmerksam und ernst ruhten die großen Augen auf ihrem Landsmann. Sie wollte die Wahrheit hören und nichts als die Wahrheit. "Der andere Grund, der mich heute Nacht zu euch trieb, ist der Krieg. Ich halte euch für einen klugen und fähigen Mann, der bedeutend mehr von Politik versteht als ich. Ich würde euch gerne fragen, was ihr von der Angelegenheit haltet. Auch in Bezug auf unsere Heimat."
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Ajax
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Re: [1002] Über Wachen und Schafe [Ajax]

Beitrag von Ajax »

Der Krieger runzelte ein bischen die Stirn. Er überlegte einen kurzen Moment und gab ihr dann seine Antwort. Sein Tonfall war weder anklagend noch missbilligend, eher neutral. Ihre Frage auf den Krieg quittierte er mit einem interessierten Blick.

"Nun die Situation die ich sehe werte Sousanna ist die folgende. Jeder Kainit hat gegenüber eurem Clan gewisse...Zweifel. Dies soll nicht heißen, dass ich euch für eine verräterische Diebin halte. Jedoch existieren die Vorurteile nicht umsonst und der ehrenwerte Mattia hat euch bisher noch nicht kennengelernt. Von dem her kann er sich nur nach den Erfahrungen richten die er bisher mit eurem Blute hatte. Und ich bin ehrlich zu euch, das sind meistens nicht die besten. Ich denke also man sollte seine Worte diesbezüglich erstmal nicht zu ernst nehmen. Kommt Zeit kommt Rat und Zeit haben wir genug. Auch wenn ich verstehen kann das der Krieg es so scheinen lassen mag, als ob wir immer zu wenig davon hätten.

Zu eurer Verbindung kann ich ehrlich gesagt wenig sagen. Ich halte wenig von solchen Menschlichen Daseinserinnerungen, aber wenn Ihr und Ramon gefallen daran findet...soll es mir Recht sein. Ich misstraue euch nicht, aber ich würde euch auch nicht als Verbündete oder Freundin bezeichnen. Ramon ist manchmal etwas stürmisch, eine Frau an seiner seite die diese Züge nicht teilt ist sicher nicht schädlich für ihn." er schmunzelte leicht. Irgendwie schien ihn der Gedanke eines schäumenden Ramons zu belustigen.

"Was meint ihr mit "der Angelegenheit" ? Ich denke nicht, das sich Konstantinopel in irgend einer Art und Weise in den Konflikt von Genua einmischen wird. Der Rest von Europa erscheint eher unwichtig wenn man die Tatsache miteinbezieht dass man in der Perle aller Städte lebt und die Trinität über allem wacht. Wollt ihr also wissen was ich vom Krieg im Allgemeinen halte oder von den einzelnen Gruppierungen die ihn heraufbeschwören, oder wollt ihr eine Einschätzung der Truppenstärken und wer die ganze Sache möglicherweise gewinnen wird. Oder steht es euch eher nach den Politischen Parteien die im Hintergrund dieses Stellvertreterkriegs agieren ?" er schmunzelte ein weiteres mal, während er Sie anblickte.
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