[1002] Meeresrauschen [Sousanna]

[August + September '17]
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Toma Ianos Navodeanu
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[1002] Meeresrauschen [Sousanna]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Warum war er eigentlich nicht öfter hier her gekommen?
Vor Jahren als er ankam, da hatte er sich die Umgebung angesehen. Das Meer bestaunt...doch seit dem hatte er es nicht mehr wirklich eines Blickes gewürdigt. Dabei war es wunderschön. Faszinierend, wenn man seine Weite und vermutlich Tiefe bedachte.
Er war nie auf dem Meer gewesen, er wusste eigentlich nichts darüber. Bedauerlich. Er musste das ändern.

Das Rauschen dieser enormen Menge Wassers war so allumfassend, vor allem da seine geschärften Sinne es noch verstärkten. Der Mond spiegelte sich auf der leicht gekräuselten Fläche und konnte nur so wenig von dem ganzen Ausmaße zeigen, sodass es wirkte, als hätte es kein Ende.

Er fragte sich wie es am Tag aussah. Vermutlich nicht so dunkel, doch...wie genau? Er bedauerte es, es nicht am Tage sehen zu können und es brachte nicht einmal etwas seine Ghule zu fragen. Sie konnten es nicht beschreiben. Blau...ja blau sollte es sein. Das war alles...
Für ihn war es schwarz und würde es immer sein.

Er roch den starken Geruch von Salz und feuchtem Sand, feuchtes Holz und Tang, der angeschwemmt wurde.

Toma striff sich die Schuhe von den Füßen und nahm Maske und Handschuhe ab. Es war niemand in unmittelbarer Nähe, es war auch mitten in der Nacht. Kaum ein Sterblicher würde sich zu dieser Zeit so fern der Stadt aufhalten. Außer er hatte unlautere Dinge vor.

Seine Zehen gruben sich in den mittlerweile abgekühlten Sand und er konnte die kleinen Körnchen an seiner nackten Haut fühlen.
Langsam schritt er auf das Wasser zu und spürte die Veränderung des Sandes, als dieser vom Meerwasser durchdrängt immer fester wurde.

Zwei Leibwächter waren ihm zum Strand gefolgt und hatten auch seine Sachen aufgenommen, wo er sie abgelegt hatte, hielten aber dezenten Abstand. Sie wussten dass er sie nicht immer um sich haben wollte. So hielten sie sich soweit weg, dass sie ihn noch im Blick hatten und im Notfall heraneilen konnten. Auch wenn es sehr unwahrscheinlich war, dass ihm dort am Meer etwas geschah.

Toma hatte sich mittlerweile hingekniet und auch die Hände in den feuchten Sand gegraben. Hob etwas davon auf und knetete es zwischen seinen Fingern. Nicht ganz wie Lehm, aber es ließ sich formen. Wasser umspülte seine Beine und durchnässte seine Beinkleider und den Saum seines Umhangs.

Vom Land her konnte man nicht viel erkennen, was er da tat. Nur drei dunkle Silhouetten.
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Sousanna
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Re: [1002] Meeresrauschen [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Das Gefühl, eingesperrt zu sein und von den Mauern erdrückt zu werden hatte Sousanna in den letzten Nächten gequält. Dazu die grausame Langsamkeit ihrer Heilung. Die ständige Erschöpfung. All das hatte dazu geführt, dass sie nun an diesem Abend aus der Martinsfeste entwischt war und nun gemeinsam mit Tiziano, der ihr seit man ihm von dem Angriff berichtet hatte in jeder freien Minute wie ein treuer Hund hinterhertrottete und sie auf jede erdenkliche Weise aufzumuntern versuchte, rund um Genua strolchte.

Hier, als der Wind an ihren Haaren zupfte und sie die Kälte zum ersten Mal als Freundin erkannte, konnte sie wieder atmen. Nun gut, sie hatte das Gefühl wie damals, als sie Atmen würde, aber das reichte ihr schon aus. Sie hatte sich bei ihrem Lieblingsschläger untergehakt und plapperte wieder etwas fröhlicher, darüber dass sie das Meer irgendwie vermisste und dass er sie so gerne einmal wieder in den wilden Weiten eines Meeres plantschen würde, wie damals in Byzanz, als Tiziano sie überrascht unterbrach: "Aber es gibt hier auch Meer - sogar einen Strand. Wir sind hier auch gar nicht weit davon weg."
Ein von ihm lang ersehntes Strahlen trat in ihre Augen und mit einem Küsschen auf die narbige Wange bat sie ihn, ihr diesen Strand doch einmal zu zeigen. Es war keine Frage, dass er ihrer Bitte sofort Folge leistete. Wie hätte er ihr auch etwas verwehren können? Schon gar nicht, wo sie so strahlte und zudem die Chance darauf bestand, ein wenig Zweisamkeit an einem Strand allein mit ihr abzustauben, wo sich im Augenblick die Blutsauger doch um sie zu balgen schienen, wie ausgehungerte Köter um etwas Fleisch.

So näherten sich langsam zwei Gestalten jenem Strand an dem der Drache inzwischen mit dem Sand spielte und sich fragte, wie das Meer wohl bei Tag aussah. Die eine groß und bullig, die schon bei der schlichten Bewegung etwas angriffslustiges an sich hatte, hatte einer kleineren, wohlgeformteren den Arm wie zur Unterstützung angeboten, da sie trotz ihres leichten, tänzelnden Schrittes wohl einige Schwierigkeiten im freien Gelände hatte. Ein Mann und eine Frau. Freier und Hure oder ein Liebespaar wohl. In jedem Fall aber schien ihr Ziel der Strand zu sein.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1002] Meeresrauschen [Sousanna]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als das Pärchen dem Strand immer näher kam, reagierten die Ghule. Sie spannten sich mehr an und schauten sich an.
Beinahe im selben Moment hob auch Toma den Kopf und schaute in deren Richtung. Er hatte die Neuankömmlinge nicht gehört, konnte es nicht mal mit seiner Kraft über das dröhnende Rauschen des Meeres hinweg. Doch irgendwas hatte ihn aufmerksam werden lassen. Das Gefühl das da jemand war.

Einer seiner Diene löste sich von seinem Partner und ging auf Toma zu, während der zweite blieb wo er war und das Pärchen beobachtete.
Toma sprach mit seinem Ghul und schickte ihn dann zurück. Der Drache blieb wo er war. Wusch sich die Hände im Wasser frei vom Sand, stand auf und zog sich die Kapuze wieder über den Kopf, das Gesicht halb abgewandt von den beiden. Sodass er sie nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, aber seine Ghule noch ganz gut sehen konnte.

Nicht einmal so fern der Stadt konnte man in Ruhe vor ihnen sein. Dachte er sich, im Glauben, dass da wohl Menschen kamen. Andererseits würde es dann wohl ein Mahl geben. Vielleicht. Noch hielt er sich zurück und wartete einfach. Sah auf das Meer hinaus und krallte die Zehen immer wieder in den nassen Sand.

Die Ghule hatten derweil ihre Kapuzen und Masken abgenommen und wirkten so nicht mehr ganz so seltsam und unheimlich. Obwohl es wohl fraglich war, was die zwei Männer hier taten.
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Sousanna
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Re: [1002] Meeresrauschen [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Schon als die Gestalten das erste Mal in seinen Blick getreten waren, hatte Tiziano sich angespannt. Die Ravnos wusste, dass er nach einem Messer griff, das er unter seinen Kleidern versteckt hielt. Sie wusste ebenso genau, dass er, sollte sie nicht einschreiten, diesen Strand als sein Revier für heute Abend bis aufs Blut verteidigen würde, wenn die Männer nicht verschwanden.
Und sie störte das nicht im Geringsten. Sie würde es genießen ihn bei seinem Blutrausch zu beobachten und vielleicht selbst etwas Blut abzubekommen. Gesättigt und mit dem wohligen Gefühl einem grausamen Spektakel beigewohnt zu haben, würde diese Nacht noch besser werden.

So tat die schöne Frau als bemerke sie absolut nichts von den beiden, die da auf sie zukamen und ließ sich galant weiter von ihrem Begleiter zum Meer hinab helfen, während sie ihn charmant und fröhlich unterhielt als schlenderten sie durch einen Rosengarten.
Sie gaben ein seltsam ungleiches und doch passendes Paar ab. Die zierliche Schönheit aus der Fremde, die ununterbrochen zu plappern schien, und der große Mann mit den Narben im Gesicht, dessen ganze Haltung verriet, dass er nur darauf wartete, jemandem die Gedärme aus dem Leib zu prügeln.
Wie sie sich gegenseitig gefunden hatten, war schwer vorzustellen, doch da war offensichtlich etwas, das sie verband. Sie schien seine Aggression in keinster Weise zu treffen, auch wenn nicht schwer zu erahnen war, dass er auch nicht davor zurückschrecken würde, ein schönes Wesen wie sie in seinem Hass auf die Welt zu Brei zu schlagen. Und obwohl sie vermutlich jeden haben konnte, wenn sie es wollte, so galt ihre ganze Aufmerksamkeit nur diesem Mann mit dem Charme einer tollwütigen Hundes.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1002] Meeresrauschen [Sousanna]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma wartete, bewegungslos im kalten Wasser stehend, dass immer wieder über seine Füße schwappte, während die beiden Ghule sich etwas von der Seite dem Pärchen annäherten und ebenso wie der Ghul der Ravnos unter ihre Umhänge griffen.

Je weiter die beiden vermeintlichen Menschen zum Meer hin hinab schritten, desto deutlicher konnte der Tzimisce jedoch auch das Geplapper der Frau hören.
Er hatte das Gefühl diese Stimme zu kennen und so wandte er ihnen nun doch weiter das Gesicht zu. Den Kopf etwas gesenkt, um seine Züge nicht zu deutlich zu zeigen.
Trotz der Dunkelheit konnte er sie sehen nun sehen, erkannte sie...Sousanna...

Er wusste nicht recht ob er sich freute oder diese Situation nun verabscheute. Es löste auf jeden Fall ein...seltsames, aufgeregtes Gefühl in ihm aus.
Mit einem Pfiff gab er den Ghulen zu verstehen stehen zu bleiben. Keine Beute heute. Bedauerlich. Obschon ihm der kurze Gedanke gekommen war, es einfach auf einen Kampf anzulegen. Gegen sie und ihren vermutlichen Ghul hätten sie sicher gewonnen. Doch was hatte er schon davon.
Sie vernichten wollte er nicht, sie erneut entführen...wäre eine Möglichkeit, doch hatte er ja schon alles besondere an ihr gesehen.

Langsam schritt er auf die Ravnos zu. Auch für ihre Augen musste nun offensichtlich werden, wer sich dort mit ihnen am Strand aufhielt.



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Sousanna
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Re: [1002] Meeresrauschen [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna sah schlecht aus. Ihre Bewegungen wirkten hölzern, dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren braunen Augen ab und sie war ungewöhnlich bleich. Fast hätte sie wie ein typisches Kind des Kain wirken können. Und in dem Augenblick, da auch sie erkannte, wen sie da gestört hatten, schwand all die Farbe aus dem Gesicht, so dass sie nun endgültig so tot aussah, wie sie wirklich war.
Ihrem Ghul indes entging die Veränderung seiner Herrin nicht. Beschützend schob er sich vor die zierliche Frau. Es war ihm gleich wer oder was dieses Monster war. Es machte seinem Rehlein Angst und hatte damit sein Recht verwirkt, sich ihr zu nähern. Ja, sie hatte ihn damals gewarnt, dass dieser Toma ein gefährlicher Bastard war, aber das war ihm gleich. Lieber steckte er für sie ein, als sie unglücklich oder so besorgt zu sehen.
Seine Anspannung war offensichtlich und sie löste sich erst, da sich ihre zarte Hand beruhigend an seinen Unterarm legte. Ihr Blick ließ ihn etwas ruhiger werden, auch wenn es ihm innerlich weh tat, als er ihr sanftes Zittern spürte und bemerkte, dass sie seinen Arm offenbar noch als Stütze brauchte. Sie war so verletzlich. Nie würde er es sich verzeihen, wenn ihr wegen ihm etwas passierte....

Die Ravnos unterdessen schob sich wieder sacht vor ihren Ghul und lächelte den Handwerker unterdessen ausgesucht höflich an.
"Welch eine Überraschung euch hier an diesem Strand zu treffen, wohlwerter Toma.", begrüßte sie ihn und neigte respektvoll das Haupt. Das ungewöhnlich hochgeschlossene Kleid, das für einen weltgewandten Beobachter leicht zu erkennen aus ihrer Heimat stammte, verdeckte dabei die schmerzhafte Wunde an ihrem Hals - auch wenn ihr die Bewegung offensichtlich leichten Schmerz zufügte. "Ich hoffe ihr hattet angenehme Nächte seit unserem letzten Aufeinandertreffen."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1002] Meeresrauschen [Sousanna]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Sousanna…von allen Kainiten, war es ausgerechnet die Ravnos…sein persönlicher Fluch.

Als sich Sousannas Ghul vor sie schob und ihn schon so herausfordernd anblickte, bedachte er ihn mit einem zornigen Blick und einfach nur Geringschätzung für diesen Menschen. Er glaubte, er könnte sich ihm in den Weg stellen?
Hätte er nur gewagt die Hand gegen ihn zu erheben, er hätte ihm sein hässliches Gesicht von den Knochen gerissen.
Doch da hielt die Ravnos ihren Menschen schon selbst zurück und sprach Toma an.

„Sousanna…“ erwiderte der Drache darauf und nickte ihr kaum merkbar zu, verwendete aber keine höfliche Anrede für sie.
Er erinnerte sich, dass sie als Mondsenatorin betitelt wurde, doch in seinen Augen würde sie das nie sein. Sie war nicht mal ein anständiger Vampir, wie sollte sie Senatorin sein? Niemals würde er sich unter sie stellen. Und als er ihre ausgezehrte Gestalt so sah, verstärkte es nur seine ohnehin schon festgefahrene Meinung, dass sie schwach war.
Nun immerhin sah sie nicht mehr so sehr menschlich aus.

Ihre falsche Höflichkeitsfloskel ignorierte er einfach. Er wusste, dass sie ihm sicher nichts angenehmes wünschen würde.

„Euch scheinen die Nächte mitgenommen zu haben. Wem seid ihr diesmal in die Fänge gelaufen?“ es klang eindeutig abschätzig und etwas amüsiert, wie er das sagte.
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Sousanna
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Re: [1002] Meeresrauschen [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Sousannas Augenbraue wanderte nach oben. Garstiges Drachenmonster! Sie hätte ihn doch für seine Entführung anschwärzen sollen.
Der Druck auf Tizianos Arm verstärkte sich. Er sollte jetzt bloß keinen Fehler machen. Der Teufel in ... nunja Menschengestalt konnte man das wirklich nicht mehr nennen ... sollte nicht auch noch an ihren Leuten vergreifen.

"Es sind schwierige Zeiten.", lächelte sie ruhig und doch sehr kühl. Seine Frage würde sie nicht beantworten. Sie hatte nicht vergessen, dass er der Lakai des verehrten Seneschalls war. "Ich höre allerdings, dass es für euch nicht unerfreuliche Zeiten sind. Hat euch dennoch das Fernweh gepackt, so dass ihr das Meer sehen wolltet?" Wäre ja nicht schlecht, wenn er verschwand. Vielleicht mit einem großen Stein an den Beinen und einen Pflock? Eine nicht uncharmante Idee.
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Re: [1002] Meeresrauschen [Sousanna]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

„Nun, ich würde die letzten Nächte in der Tat nicht unerfreulich nennen, doch frage ich mich was ihr genau damit meint?“ Ihm war nichts schlechtes passiert aber auch nichts besonders gutes. Was hatte sie also gehört?

„Anscheinend waren eure Nächte ja auch nicht gänzlich unerfreulich, wenn man von eurem jetzigen Aussehen einmal absieht... Versucht euch als Senatorin von Ravecca?“ Er verzog offen angewidert das Gesicht.
„Die Hüterin scheint euch sehr wohlgesonnen....“ bemerkte er offensichtlich nicht angetan davon. Für ihn stand nicht außer Frage, dass Sousanna diesen Titel nicht von sich aus verdient hätte.

„Das Meer...ist sehr bemerkenswert. Ich wollte es mir nur einmal ansehen.“
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Re: [1002] Meeresrauschen [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Die Ravnos hob mit einem charmant entschuldigenden Lächeln die schmalen Schultern. Er mochte zu sehr in seiner Grausamkeit verblendet sein, als dass er so etwas als Erfolg verzeichnen konnte. Eigentlich war das ja durchaus bedauerlich - für ihn.
"Ich meinte, dass viele Kinder der Nacht vollauf bezaubert von euren Schöpfungen scheinen.", erklärte sie und verschleierte dabei überraschend dezent, was sie von diesen Kreaturen hielt. Sie schien weder sonderlich begeistert noch angewidert von der Idee zu sein. "Und dass euch der verehrte Seneschall die ehrenvolle Aufgabe überließ, eine Tochter Kains in Genua zu begrüßen. Ich für meinen Teil finde, dass beides große Komplimente sind." Das tat sie tatsächlich. Zwar fand sie beides abstoßend und gönnte es ihm nicht, doch es waren unzweifelhaft Erfolge.

Seine angewiderte Grimasse erwiderte die Ravnos mit einem giftigen Lächeln. "Sie waren ganz und gar erfreulich. Auch wenn euch diese Wahl offensichtlich nicht gerade glücklich stimmt. Doch wie die verehrte Acacia bereits feststellte, scheine ich mich vortrefflich darin zu verstehen, als Jägerin zu tarnen und so Macht zu erlangen ohne dass es zu offensichtlich ist. Auch wenn das jene, die immer noch dieser schrecklich eingestaubten Theorie, wir müssten alle für Furcht und Schrecken sorgen und die Welt mit Pein knechten, nicht verständlich ist.", erwiderte sie und machte eine demonstrative Pause, ehe sie ihn fest ansah. Ihre Stimme war nun fest und vermutlich hatte er sie noch nie so schnörkellos und voller Kälte sprechen gehört. "Ich erwarte nicht, dass ihr die Wahl gut heißt. Doch ich rate euch, mich nicht zu unterschätzen und euch nicht einzureden, dass mein einziger Verdienst sei, mich gut mit der verehrten Hüterin zu verstehen. Ravecca ist mein und der Titel lediglich eine Bestätigung dieser Tatsache."

Dann lächelte sie wieder und auch wenn sich nun wieder schützender Samt, um die Kälte in ihrer Stimme gelegt hatte, blieb der Frost doch hörbar.
"Es ist tatsächlich großartig. Vor allem so unscheinbar, je näher man es betrachtet und je weiter man sich entfernt, desto machtvoller wird es.", sinnierte sie und ließ den Blick nachdenklich über die Wassermassen schweifen. "Man fragt sich, was es wohl wirklich ist."
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