[1003] Fructus Belli [Brimir/Titus]

[Titus]

Es wurde merklich kälter, auch wenn es noch weit davon entfernt war zu frieren. Doch die ersten Anzeichen des nahenden Winters konnten die Menschen von Genua und der Region deutlich spüren. Der Bote, den Titus aus Respekt vor seinem alten Liktorkollegen zunächst nach Luccoli gesandt hatte kam mit der Nennung einer Nacht zurück, die nun angebrochen war. Da es früher Nacht wurde hatte sich Titus früh auf den Weg gemacht, allein. Der Wald um Luccoli war finster und der Mond hatte sich hinter dichten Wolken versteckt. Einzig eine kleine geschlossene Laterne trug Titus bei sich, in der eine kleine Öllampe brannte und ihm zumindest ein wenig Licht spendete. Titus trug seine Rüstung und sein Schwert, ansonsten dunkle grobe Wolle und eine Kapuze. Die dunkle Gestalt wäre mit der Dunkelheit des Waldes verschmolzen, doch war das Licht, was er bei sich trug wie ein Leuchtfeuer in dieser Finsternis.

So näherte sich der Kappadozianer dem Dorf Luccoli.

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Wie jedes Mal in den Wäldern, wenn ein Kainit gefunden wurde, begleitete ihn das Gefühl andauernd beobachtet zu werden. Rascheln in den Sträuchern war sein Wegbegleiter, bis Titus schließlich unbehelligt an den Zaun, der das Dorf umgab angelangte. Er wurde erwartet, vom Hauptmann der Miliz persönlich, der ihm in Anwesenheit des Wächters an der Straße freundlich zunickte. Erst, als sie auf dem Weg zu Brimir waren und unter sich, wurde da eine entsprechende Verbeugung draus. Das Haus, zu dem Titus geführt wurde, wirkte von Außen durchaus passend zu einem italienischen Dorf. Erst drinnen änderte sich der Eindruck, nachdem der Hauptmann ihm die Türe geöffnet hatte und dann von außen wieder schloss.

Die Inneneinrichtung war dem nordischen Langhaus nachempfunden. In der Mitte fand sich eine Feuerstelle, die sachte vor sich hin brannte. Nebenan standen zwei Tische - 2 Nordmänner und zwei Frauen saßen an ihnen, verstummten, als Titus eintraten und erhoben sich zur Verbeugung - und an deren Kopfende ragte ein hölzerner Stuhl, der mit Pelzen verziert. Auf diesem ruhte Brimir, die Augen auf das Feuer gerichtet. Er trug eine Tunika, keine Rüstung. Seine Axt stand angelehnt an dem Stuhl.

Schließlich - es dauerte einen Moment - hob der Nordmann den Blick und fixierte den Glaubenskrieger. Dann breitete er die Arme aus und machte eine einladende Geste mit den bandagierten Händen. "Titus... ich heiße dich als Hast in meinem Heim willkommen."

[Titus]

Titus blickte Brimir direkt in die Augen, so wie er es immer tat, wenn er mit dem Gangrel sprach. Er nickte ihm zu.

"Brimir, danke, dass Du mich willkommen heißt. Ich weiß, dass die Schlacht gerade erst vorbei ist und wir haben alle unsere Wunden zu lecken. Doch wollte ich mich mit Dir treffen, schon alleine um Gaius Verlust für uns Liktoren zu besprechen. Außerdem auch um Informationen auszutauschen über die Geschehnisse während des Krieges, so Du dazu bereit bist."

Titus machte eine kurez Pause, indem er sein Schwert abschnallte und samt Scheide vom Rücken nahm.

"Außerdem möchte ich gerne mit Dir darüber sprechen, wie wir die Stabilität in Genua wieder herstellen."

Der sonst so gläubige Titus war scheinbar in dem was er sagte pragmatisch und sachlich und ließ offenbar bewusst Anspielungen an den Glauben beiseite.

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Einer der Nordmänner trat respektvoll auf Titus zu und hob seine Hände, um ihm das Schwert abzunehmen, falls er es komplett ablegen wollte. Falls nicht würde er sich auch wieder zurück ziehen.

"Wir sind Beide lange genug Krieger, um zu wissen, dass das Ende einer Schlacht der Beginn einer neuen sein kann und man nie die Zeit hat, alle Wunden zu versorgen, ehe es weiter geht. Das gilt für unsere Welt in den Schatten, noch mehr als zu unserer Zeit als Sterbliche."

Neugierig legte Brimir den Kopf zur Seite und schaute Titus aus den bernsteinfarbenen Augen an.

"Ich habe noch keinen Bericht der Kämpfe von der Front erhalten. Sirius ist nicht zurück gekehrt und ich gehe davon aus, dass er in Mailands Hand oder vernichtet ist. Was... genau meinst du mit 'Gaius Verlust für die Liktoren'?

Bei den anderen beiden Punkten nickte Brimir schlicht. Sie schienen ihm durchaus recht zu sein.

"Stabilität ist wichtig. Ich bin gespannt, welche Pläne du hast und wie sie sich mit meinen decken. Aber fangen wir mit Gaius an. Was ist passiert?"

[Titus]

Titus reichte dem Nordmann sein Schwert mit einem bedeutungsschwangeren Blick auf diesen. Das Großschwert hatte einiges an Gewicht und es bedurfte eine sehr großen Körperkraft dieses zu schwingen. Dann wandte er sich wieder Brimir zu.

"Gaius ist seit der Schlacht mit den Mailändern verschwunden. Ob er gefangen genommen wurde oder vernichtet kann ich nur mutmaßen. Aurore, Benedetto, Angelique und ich trafen in der Nacht der Rückeroberung Genuas im Heerlager der Mailänder ein. Ein alter und mächtiger Kainit, saß dort auf einem von drei Thronen und einige Kainskinder leisteten ihm auf Knien ihre Gefolgschaft, darunter auch Ramon von den Brujah. Ich nehme an, dass Gaius zusammen mit den besten seiner Martinsritter besiegt wurde. Entweder wurde er vernichtet, oder er war nicht bereit den Eid zu leisten. Aurore stürzte sich auf den mailänder Kainiten und warf ihn mit Ihrer Macht in den Staub, zusammen mit allen anderen Anwesenden. Doch dann kam die Finsternis, der Hölle selbst entsprungen und vertrieb alles Licht von diesem Ort. Als sich die Finsternis wieder verzog, kniete Aurore vor dem Mailänder und schwur dem Herrn von Mailand Toitila ihre Treue."

Titus machte ein kurze Pause.

"Auch die überlebenden Streiter des Martinsorden, die die Schlacht überlebt hatten wussten nicht, was aus Gaius geworden ist und deswegen bin ich hier."

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Brimir lauschte der Geschichte reglos. Einzig, als darum ging, dass Aurore vor Mailand kniete, verzog er leicht die Stirn. Es war nicht so, dass er wirklich teilnahmslos war; Es war das Alter, dass sich bemerkbar machte und ihn ein wenig von Emotionen distanzierte.

"Das... klingt gar nicht mal so gut. Ich freue mich, dass Aurore wieder da ist und ihren Thron zurück hat... mit dieser Absicht bin ich in den Krieg gezogen. Es ist gut, dass dieser Teil erreicht ist, auch, wenn ich mir nicht sicher bin, ob der Preis nun in Mailands Hand zu sein nicht zu hoch ist. Genua sollte... frei sein. Dass Ramon die... Seiten wechselt... war abzusehen. Kein Schwur und kein Bündnis... scheint ihm irgendwas etwas zu bedeuten und, wenn es ihm hilft sind alte Worte verronnen. Wer waren die Anderen, die dort knieten? Kanntest du sie? War mein Mündel Sirius dort? Ajax?"

Brimir seufzte genervt - oder besorgt. So ganz wurde es nicht klar. Gaius konnte einem ziemlich die Nerven kosten. Dennoch war er sein Waffenbruder.

"Ich werde mein Netzwerk bemühen heraus zu finden, was aus ihm geworden ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass er den Eid nicht leisten wollte, da er an Genua gebunden ist. Mal sehen, welche Spuren ich entdecke. So oder so, müssen wir davon ausgehen, dass wir derzeit nur noch zu zweit sind. Einen Zustand, den ich gerne auf Dauer lösen würde. Die Domäne braucht uns... ob die Kainiten das so sehen wollen oder nicht. Wir sind doch der harte Arm der Prinzessin, wo sie nicht selbst sein kann. Gaius reist eine Lücke, die wir nur schwerlich schließen können."

[Titus]

Titus nickte zustimmend auf Brimirs Worte.

"Ich kenne Ajax nicht. Dein Mündel habe ich nicht gesehen an diesem Ort. Die Salubri Amalia habe ich wenig später kennen gelernt, auch sie kniete vor dem fremden Herrscher. Ja Gaius Verschwinden reißt eine große Lücke auf und ich glaube, dass wir nun zusammenhalten müssen, um Genua wieder stabilisieren. Hast Du etwas von der Geißel gehört? Von Melissa? Die Melissiden sind in Broglio wahnsinnig geworden und übereinander hergefallen. Hast Du etwas von Maximianus gehört? Ist er geflohen oder vernichtet? Was ist aus dem Verräter Fabrizio geworden?"

Titus seufzte.

"Es scheint ein gewisses Vakuum entstanden zu sein. Hast Du Informationen, die ein wenig Licht in die aktuelle Situation bringen kann?"

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Brimir seufzte leise, als Titus sagte, dass Sirius nicht dort war. Dann nickte er und eine Beschreibung von Ajax folgte. Was er über Amalias Knien dachte, behielt der Nordmann für sich selbst.

"Weder vond er Geißel, noch von Melissa... ich weiß nur, dass Broglio ziemlich gebrannt hat... und, dass die Assamiten auf den Straßen und auf der Jagd waren. Ich denke sie waren hinter Cynolycus und dem Kult her... aber mein Bruder kann auf sich aufpassen. Was Maximinianus betrifft... ich hoffe, dass er nicht mehr in Genua weilt... der ganze Krieg scheint seine Schuld gewesen zu sein... sein Streben die Etrusker in Genua zu etablieren hat alle Angreifer dazu gezwungen zu handeln. Aber ich habe ihn seit vor den eigentlichen Kriegshandlungen nicht mehr gesehen. Und Fabrizio... ... nun... meine Jagd auf ihn ist nicht vorbei... und sein Druckmittel, dass der Krieg ausbricht... ist auch hinfällig. Ich denke Aurore wird sich über seinen gepflockten Körper ziemlich freuen."

Brimir wirkte unzufrieden damit, dass er eben nicht alle Informationen besaß, die er gerne hätte.

"Wir werden wohl auf den Hoftag warten müssen, bis wir alles zusammen haben. Acacia, Ilario und Sousanna jedenfalls leben. Seresa und Amalia hab ich auch schon gesehen. Jedenfalls hat Mailand uns verarscht... was grundsätzlich zu erwarten war und doch immer noch besser in dieser Form, die jetzt vorliegt, besser ist, als nun vor den Etruskern zu knien. Sizilien hat sich zurück gezogen und wird auch nicht wieder kommen, solang wir zu Mailand gehören."

[Titus]

Titus lauschte den Ausführungen Brimirs. Dann nickte er...mehr zu sich selbst, als hätte er ein paar Fragen durch Brimirs Informationen beantworten können.

"Nun nach dem Mann, den Du beschrieben hast, war Ajax ebenfalls im Lager der Mailänder. Benedetto und Angelique haben den Krieg überstanden. Auch das Kind von Godeoc Il Ghiotto habe ich außerhalb der Stadtmauern angetroffen bevor Benedetto, Angelique und ich zusammen mit Aurore zum Lager der Mailänder aufgebrochen sind."

Titus wirkte nachdenklich.

"Ich verstehe nicht allzuviel von Politik, doch wenn wir hoffen wollen, dass Genua eine gewisse Unabhängigkeit behalten soll, müssen wir unter uns treuen Vasallen ihrer Majestät zusammen stehen. Ich glaube, dass es wichtig und notwendig ist, wenn die Struktur der Domäne wieder gefestigt wird und freie Ämter durch verlässliche und fähige Vasallen ihrer Majestät besetzt werden"

Mit diesen Worten sah er dem Gangrel mit einem ernsten Blick in die Augen.

"Ich bin schon so lange hier, dass ich nicht gewillt bin die Geschicke der Domäne Neuankömmlingen zu überlassen. Also wenn Du oder auch Acacia Bestrebungen habt, so könnt Ihr Euch meiner Unterstützung sicher sein. Ich war und bin mit Acacia nicht immer einer Meinung, doch wird sie als Seneschall der Domäne wieder ein gewisses Maß an Stabilität zurück geben, das Maximianus zerstört hat."

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Benedetto, Angelique... Il ghiotto. Zumindest die ersten Beiden waren sehr gute Informationen. beim dritten schien sich Brimir noch nicht so sicher. Dann erntete Titus ein zustimmendes Nicken.

"Ich gehe sogar so weit, dass ich der Meinung bin, dass wir verhindern sollten, dass jemand, der nicht Vasall von Aurore ist, ein Amt in ihrem Namen kriegt... sei es im Senat oder sonst wo. Das gilt besonders für diejenigen, die der Meinung sind, dass ein Vasallentum in einer anderen Domäne - während sie in Genua leben - eine gute Idee ist."

Ein abfälliges Schnaufen ist zu hören, was jedoch durch ein Lächeln unterbrochen wurde, als hätte Titus einen Witz gemacht, den nur Brimir in diesem Moment verstand.

"Ich kann dir eines mit gänzlicher Sicherheit sagen: Acacia hat kein Interesse daran Seneschall zu werden. Aber wir werden gemeinsam verhindern, dass Neuankömmlinge zu mächtig werden, um Genua gefährlich werden zu können. So etwas, wie Maximinianus darf uns nicht noch einmal passieren. Ich bin mir sicher, dass es... Umstrukturierungen geben wird... aber auf welche Aurore sich letztendlich einlässt... ist ihre Entscheidung. Sie alleine hat das Recht dazu Genua zu formen, wie es ihr gefällt... "

"Wie genau wird es mit den Martinsrittern weiter gehen, nun da Gaius fort ist?"