[1003] Goldene Lügen (Fabrizio)

[Oktober '17, November '17, Dezember '17]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Livia
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[1003] Goldene Lügen (Fabrizio)

Beitrag von Livia »

Genuas Hafen war eine ihrer faszinierndsten Teile - er war Dreckig, an vielen Stellen zerstört, Hort des Ungeziefers und ohne jegliche Schönheit in der Nacht... nicht einmal die Schiffe konnten wirklich beeindrucken. Aber dennoch war hier Leben, wie sonst nirgendwo. Ein Hafen war wie eine Hure, egal, wie oft er geschändet wurde... das leben ging weiter, humpelnd und ächzend, aber weiterhin rücksichtslos, selbstsüchtig und schmutzig.

Fasziniert und abgestoßen von jenem Schlammpfuhl tummelte sich Livia in den Schatten, um unverhofft Zeugin eines so großen Schattens zu werden... von einem uralten riesigen Schiff in altmodischer aber schöner Bauweise stieg eine Gruppe Männer... mit Masken. Schwarze lederne Masken, Wächter, eine goldene Maske, der Anführer! Eine wahre goldene Maske? Bei allen Göttern... war das nicht allein fast schon ein Stillebruch?!

Livia beobachtete den Fremden gespannt, wie er den Hafen entlang marschierte, als gehöre ihm der Laden... nun, womöglich war es auch so...
Zwar wäre es sicherlich sehr spannend, den Fremden einfach zu verfolgen und zu sehen, wohin er mit seinen Mannen auf dem Weg war - ein Geschäft? Eine Hinrichtung? Einfach die Kneipe? Gleichwohl.

Die junge Setitin nahm an einem Pier auf dem Weg platz, einige vertaute Boote, ein anderes Pier und das Wasser direkt hinter sich. Keine gerade romantische Umgebung - aber sie hatten ihren Charme. Dann begann sie ein Lied aufzuspielen, ein Lied von den Überfahrten, den Seeleuten. Sie zupfte jede Saite ihrer Laute rasch und kunstvoll, setzte erst später mit leisem Gesang ein. So früh, dass Fabrizio sich in den Radius der Musik hineinbewegte, sie ihn nicht einholte.

Livia indess verschmolz zunehmend in ihr Saitenspiel, es floss ihr geradezu von der Hand, hätte sie sich einen belebteren Ort gesucht, so hätte die junge Frau nun sicherlich eine ganze Schar an begeisterten Anhängern. So jedoch hielten zumindest die wenigen Nachtschwärmer und Arbeiter der Umgebung an und lauschten dem stillen aber lebhaften Gesang von Freiheit, Stärke und Hoffnung... einem Traum, weitab für Genua. Unendlich weit.


"Wir sind frei
Frei wie der Wind
Wir sind frei
Wir sind wer wir sind
Wir sind stolz ohne Scheu
Unzertrennlich und treu
Ja wir sind frei
Wie der Wind

Ohne Grenzen ohne Mauern ans Ende dieser Welt
Komm mit auf große Fahrt
Kein Sturm zerstört die Bande die uns zusammen hält
Komm mit auf große Fahrt
Wirst du heut' mit uns gehen dann wirst du es verstehen
Denn Freiheit ist. und Freiheit ist dein Lohn."

Vortrag: 5 Erfolge
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Fabrizio
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Re: [1003] Goldene Lügen (Fabrizio)

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio stockte und blieb abrupt stehen als er der seltsamen Szene gewahr wurde.
Hübsches Kind - gefährlicher Wind
Jetzt hatte ihn dieser Blödsinn auch noch angesteckt! Unwillkürlich schüttelte er seinen untoten Leib und trat näher. Die Leibwächter rechts und links von ihm aber etwas nach hinten versetzt um ihm auch den Rücken frei zu halten.

Das Lied war vorrüber und erst jetzt kam wieder Bewegung in die Gestalt des Lasombra.
Er klatschte betont langsam aber deutlich genau fünf mal in die Hände und senkte sie dann wieder mit ebenso bedachter langsamer Bewegung.
Mal sehen was dran war an dieser Sirene.
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Livia
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Re: [1003] Goldene Lügen (Fabrizio)

Beitrag von Livia »

Es dauerte lange, bis die Fremde ihr Stück beendete. Sie schien Fabrizio davor gar nicht bemerkt zu haben... trotz goldener Maske, Leibwache und seines sonstigen Auftretens.

Als sie dann schlussendlich wirklich beendet hatte und sich selbst aus ihrem Bann entließ - der Lasombra schien davon ja weniger eingenommen - bemerkte sie ihn nur langsam. Dann lächelte sie zuerst kurz, wie verlegen aber doch auch etwas abwesend. Ehe sie sich des seltsamen Zeremoniells gewahr wurde.

Mit einem leichten Lächeln auf den vollen Lippen erhob sich die Fremde, verneigte sich und hob ihre Haube an, um die perfekt goldenen Haare im Mondlicht scheinen zu lassen.
"Habt Dank, einsamer Zuschauer."
Grüßte sie ihn mit italienischer und doch ungewöhnlicher Zunge.

"Zwar galt das Stück mir und meiner Seel. Doch scheint es auch euch gerufen zu haben." Fragte sie mehr, als dass sie feststellte. "Keine Freiheit, aber Applaus als Lohn." Sicher würde sie bald einen Hut herumreichen... andererseits, die Kappe eignete sich schlecht, so verharrte die schöne Fremde schlicht an ihrem angestammten Ort.
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Fabrizio
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Re: [1003] Goldene Lügen (Fabrizio)

Beitrag von Fabrizio »

Der Goldmaskierte blickte sich knapp um. Ja, sie standen inzwischen wirklich alleine. Die anderen Nachtschwärmer und Arbeiter des Hafens, welche die bezaubernden Klänge zwischenzeitlich angelockt hatten - waren ziemlich schnell wieder verschwunden... Und das lag eindeutig an den Maskenmännern und nicht an Livia.

"Freiheit... ihr seid das hübscheste und zugleich talentierteste Strandgut, was die nächtliche Flut hier seit langem angeschwemmt hat. Keine Freiheit. Unter welcher Haube seid ihr gefangen Sirena Aurelia?" flirtete der Goldmaskierte mit süßlich finsterer Stimme, befremdlich verzerrt und verräterisch routiniert
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Livia
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Re: [1003] Goldene Lügen (Fabrizio)

Beitrag von Livia »

Die Sirene lachte kurz, auch ihrem Blick waren die Wege der Menschen nicht verborgen geblieben, doch sie blieb stehen. Diesmal schien sie entweder ein echtes Raubtier, oder einen bloßen Aufschneider vor sich zu haben, beides keine Kaliber, vor denen man wimmern wollte.
"Keine Flut, glanzvoller Fremder. Die Goldstraße der Mutter aller Städte führte meine Wege. Das Meer bleibt Sehnsucht und Ausblick." Das Lächeln wuchs kurz an.

"Unter und hinter meiner Haube liegt wohl Gold, werter Fremder - und nichts." Sie faltete sie in ihren kleinen geschickten Händen kurz zusammen. "Die Ketten die daran hängen, mögen wohl unendlich und unsichtbar sein. Gehen sie doch vom Geschlechte aus. Dass so manchen Schritt verbietet und so manchen Weg versperrt - und alle Welt meint, das gehöre sich so." Keine Bitterkeit klang aus dem leisen Spott gegen beide Welten. "Und ihr, der ihr euch ganz in Gold kleidet? Seid ihr so schön, dass die Welt euch nur gülden erleben darf - oder welche Mächte zwingen euch, goldener Janus?" Sie verneigte sich noch einmal kurz in der Art der Spielleute.
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Fabrizio
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Re: [1003] Goldene Lügen (Fabrizio)

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio überlegte kurz, war das jetzt ein Gedicht? Nunja, es hatte sich nicht gereimt...
Schlußendlich verstand er nicht wirklich was das Weibsbild da faselte. Zu kryptisch für einen befremdeten Okkultisten.

Aber irgendetwas faszinierte ihn.

"So möchtet ihr es herausfinden? Dann nehmt meinen Arm. Gold zu Gold."
Tatsächlich bot er ihr mit einer mischung aus Eleganz und Gönnertum den Arm an.
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Livia
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Re: [1003] Goldene Lügen (Fabrizio)

Beitrag von Livia »

Livia schmunzelte kurz, legte ihre Haube wieder auf. "Gold zu Gold. Masken und Hauben können sich lüften und neue Blicke frei machen." Sanft und bemessenen Schrittes schritt sie auf Fabrizio zu und auch wenn jeder Schritt eine gewisse Grazie hatte, war Ästhetik wohl nicht ihr oberstes Bedarf und Ziel.
Langsam bot sie dem Fremden den Arm an. Atmete etwas intensiver - wie aufgeregt. Und betrachtete ihn aus der Nähe...

"Wie nennt man euch? Glanzvoller Fremder? Und wohin führen uns unsere Schritte?"
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Fabrizio
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Re: [1003] Goldene Lügen (Fabrizio)

Beitrag von Fabrizio »

Sein Arm wirkte kräftig und die Bewegungen vertraut und routiniert als sei der Mann Frauen in solcher Situation gewöhnt. Aber irgendetwas störte, es fehlten diese leichten Zuckungen und Zwischenbewegungen die einfach zum Belebten dazugehörten. Seltsam kalt wirkte das alles und es könnte beinahe die Vermutung aufkommen der Mann sei geradezu zu ruhig denn weder Puls noch Atem waren spürbar wahrzunehmen. Aber das alles konnte täuschen, die Sachen waren weit und er trug diese verdammt seltsame mettallene Maske...

"Eine weise Frau erklärte mir einmal, dass es in unserer Existenz eigentlich nur zwei Zustände gebe, die sich allerdings stetig überschneiden und vertauschen. Der Dualismus in euren Worten hat mich daran erinnert."
Er schien dabei zu... lächeln? schwer zu sagen wegen der Maske.

"Ich frage mich also: Seid ihr hier um mich zu jagen, oder seid ihr hier um meine Beute zu sein? Eure Antwort... wird unsere Schritte lenken."
Die Leibwächter rechts und links von ihnen wirkten unruhig und deutlich angespannt. Hatte der eine etwa sogar die Hand nervös am Schwertknauf?
Der Mann selber blieb ruhig und irgendwie... eiskalt.
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Livia
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Re: [1003] Goldene Lügen (Fabrizio)

Beitrag von Livia »

Die schöne Frau ertrug die seltsame Art des Räubers neben ihr ungerührt - noch.

"Glanzvoller Fremder. Ist das nicht die spannende Frage, auf die sich ein ganzer Abend beziehen kann? Auch wenn nicht stets alle Jäger sind, viele sich nur für solche halten und... ihr meinem Beuteschema noch nicht ausreichend entsprecht." Schmunzelte sie lächelnd. "Gesichtslosigkeit ist eine Eigenschaft, die nicht einmal Gold aufwiegen kann." Sanft wanderte ihre Linke zu seiner Maske - sie wollte sie nicht greifen, nein, sie strich sanft darüber. "Wieso tragt ihr sie?
Ist sie eine Rüstung... ein Standeszeichen... eine Verhüllung... seid ihr ein Schurke oder wollt ihr, dass jeder euch erkennt? Oder spiegelt das Gold eure Schönheit und euren Wert wieder?" Sie wirkte wirklich interessiert, und das wohl ausschließlich, durch die Maske... es war verwunderlich, was so eine Maske alles in Menschen auslösen konnte. Hier war sie scheinbar hochgradig effektiv.

"Aber um eure Frage zu beantworten, glanzvoller Fremder... ich bin weder hier um euch zu jagen, noch will ich eure Beute werden... Aber noch kenne ich euch ja auch nicht."
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Fabrizio
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Re: [1003] Goldene Lügen (Fabrizio)

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio hielt an. Scheinbar hatte er das mit den Schritten wörtlich gemeint. Kurz schien er grübelnd zu überlegen bevor er sich dann scheinbar entschloß ihre Fragen zu beantworten.

"Man nennt mich Triarch Fabrizio Aurelio Sizilianus, mein Schiff ist die Magdalena."
Das ließ er kurz wirken als müsste ihr das eigentlich schon etwas sagen.

"Die Maske. - Sie ist eine Rüstung, als Teil meines Helmes." metallisch pochte er mit den Fingerknöcheln dagegen.
"Ein Standeszeichen, wegen meinem Namen. Eine Verhüllung, weil ich ein Schurke bin."
Es kratzte heiser unter der Maske, vielleicht ein Lachen.

"Und ein guter Notgroschen wegen ihrem Wert. Den man mir nicht so einfach aus der Tasche zieht. - Was werdet ihr mir aus der Tasche ziehen? Wenn ich also interesse an euch gefunden habe. Euer Leib und euer Köpfchen sagen mir zu für heute Nacht."
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