[1003] Clessidra [Fabrizio, Ilario]

[Oktober '17, November '17, Dezember '17]
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Ilario
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[1003] Clessidra [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Es war eine neblige Herbstnacht, als ein junger Mann, oder war es ein Mädchen, durch die Schatten Pleatealongas pirschte. Ob nun graziler Knabe oder Mädchen auf dem Wege zur Frau, der Hafen war ein gefährliches Pflaster. Schauerleute wie auch Matrosen auf Landgang waren dafür bekannt übergriffig werden zu können. Einem ehemaligen Straßen- und Waisenkind war diese Gefahr jedoch bekannt und auch Wege wie man solchen Begegnungen auswich. Für den Notfall trug Alerio auch noch einen schlichten aber scharfen Dolch mit sich.
Auf Schleichwegen gelangte der Bote schließlich an das Hafenbecken, so weit es ging näherte er sich der ''Magdalena', dem stolzen Schiff des Lasombrakapitäns. Sobald er einen Punkt erreicht hatte von dem ein sicherer Wurf möglich schien, holte Alerio einen Stein aus den Tiefen seines Umhangs hervor, den ein weich gegerbtes Leder umhüllte. Er holte aus und warf den Sten im hohen Bogen auf das Deck der 'Magdalena', wo es dumpf auf den Planken aufschlug.

Wie es ihm sein Herr aufgetragen hatte wartete der Überbringer auf ein Zeichen, dass man das Auftreffen der Botschaft bemerkt hatte.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Fabrizio
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Re: [1003] Clessidra [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Fabrizio »

Die Magdalena war wohl mehr in einer Nacht und Nebel aktion in den Hafen eingelaufen wie ein Schmuggler und überhaupt nur noch äußerst selten dort anzutreffen. Auch war sie offenkundig bereits wieder zum Auslaufen bereit. Wohl nicht grundlos, denn Teile der Flotte waren Gerüchten zufolge seit längerem auf der Jagd nach diesem Schiff!

Nur einen Moment nachdem der Stein geräuschvoll auf den Planken aufschlug - surrten mehrere Bolzen irgendwo über Alerio durch die Nacht. Einer durchbohrte krachend eine Bretterwand, ein anderer zersplitterte an Stein.
Ja, offenbar hatte man das Auftreffen der Botschaft bemerkt...
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Ilario
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Re: [1003] Clessidra [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Eilig zog Alerio den Kopf ein und huschte davon. Die Besatzung und vermutlich auch der Adressat der Botschaft waren augenscheinlich ziemlich nervös, so schnell wie hier die Bolzen flogen.

Wenn jemand die Botschaft aus Leder und Stein auflas und die Verschnürung löste, fand sich ein etwa kinderfausgroßer Stein und weiches Leder auf dem geschrieben stand: "Clessidra"

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In der folgenden Nacht in der als Ort des vereinbarten Geheimtreffens benannten Grotte: Das Geräusch der Wellen die am Gestein der Küste brachen, das Rauschen des Meeres erfüllte die Grotte. Zu laut für ein Gespräch wäre es jedoch nicht. Allem Anschein nach waren zunächst weder Kainiten noch Sterbliche anzutreffen. Dem kundigen Auge eines Lasombra würde aber vermutlich eine Unregelmäßigkeit in den Schatten auffallen. Eine kleine, fast substanzlose Wesenheit aus purer Dunkelheit, die sich gar nicht die Mühe machte sich zu verstecken. Es wartete, wartete auf den Mann ohne Schatten...



Vorheriger Mut- & Beschwörungswurf: Rötschreck nach 4 Runden abgewehrt, 3 Erfolge beim Beschwören
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Fabrizio
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Re: [1003] Clessidra [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Fabrizio »

Das Böse hatte sich in langen Seetang gewickelt. Seit Stunden schon trieb es knapp unter der Wasseroberfläche und starrte unbewegt durch den nassen Schleier hinein in eine unzugängliche Grotte.

Plötzlich erschien inmitten dieses feuchten unwirtlichen Ortes ein kleines Etwas, das strahlte wie der hellste Sonnenschein.
Das Böse lächelte. Und im Gleichklang mit der Brandung ließ es sich in die Grotte schwemmen, es versteckte sich nicht mehr. Beinahe liebevoll, sehnsüchtig ließ es seine kalten Finger durch das Wesen gleiten.
"Du bist also Clessidra... meine brave süße Clessidra..."

Das Böse hatte keinen Schatten.
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Ilario
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Re: [1003] Clessidra [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Ein solches Merkmal, die Abwesenheit des eigenen Schattens, war etwas das so einzigartig war, dass auch ein so fremdartiges Wesen es begriff. Das angeschwemmte Böse wurde als derjenige welche identifiziert. Leider war es au hat eben jenes Fehlen des Schattens was es der Wesenheit unmöglich machte mental mit Fabrizio zu kommunizieren... Und so suchte es und suchte... und flitzte schließlich aus der Grotte.
Etwa eine Viertelstunde später hörte Fabrizio das Ruder die ins Wasser tauchten und das Knarren der Riemen. In ganz normaler Lautstärke, keine der dem Piraten bekannten Schmuggler Tricks fanden Anwendung.
Ein kleines flaches Ruderboot schob sich in die Grotte und an das Ufer. Ilario sprang von Bord und nickte dem erschöpfen Ruderer, Alerio, zu.
Dieser blieb beim Boot, während Ilario sich um sah und knapp über der Lautstärke der Meeresgeräusche sprach:


"Abgesehen von meinem Ruderer bin ich allein. Es ist Zeit zu Reden und wir können nicht vorsichtig genug sein."
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Fabrizio
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Re: [1003] Clessidra [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Fabrizio »

Ein paar Momente beobachtete Fabrizio fasziniert, wie Clessidra um ihn herum-was auch immer es eigentlich tat, dann lächelte er.
"Ah, du suchst meinen Schatten, ja? Der ist auf der anderen Seite, keine Sorge..."

Auf einmal drehte und wendete sich der schwache Schatten eines der größeren Felsen, der vom Mond geworfen wurde. Der Schatten wanderte plötzlich ohne ersichtlichen Grund, da die Lichtquelle doch die gleiche blieb, bis er sogar seinen Schlagpunkt zu wechseln schien. Es wirkte nun als wäre Fabrizio der Ursprung dieses Schattens. Noch einmal zerrte und formte der Schatten sich, rückte sich zurecht - und täuschend echt war der Schatten welcher sich ganz natürlich an den Lasombra heftete. *

Fabrizio lächelte erneut und nickte Clessidra auffordernd zu, es wirkte beinahe als würde er mit einem Hundewelpen herumtollen, so zugewand hätte man den Lasombra nie erlebt.
"Vielleicht reicht dieser ja? Komm, versuch es..."

Tatsächlich huschte das Schattenwesen heran und verschmolz mit dem Schatten. Kaum verstörender als bereits die bloße Existenz des Wesens überhaupt, welches schrecklicher Weise eindeutig hier und real war doch dann auch wieder nicht im selben Augenblick.
Fabrizio fühlte den seltsamen unerwarteten Widerstand und verzog kurz nachdenklich die Stirn, doch dann vernahm er die verzerrten gurgelnden Laute mitten in seinem verkorksten schwarzen Verstand: Warrrtttet... meiin Meiissster wieerrrd komen...

"Fein hast du das gemacht... Clessidra... ich werde auf Ihn warten, keine Sorge."
Mit deutlicher Sehnsucht blickte er dem Schattenvieh hinterher und verharrte in genau dieser Position, wie der Felsen es täte dessen Schatten er gestohlen hatte.

Bis er eine stille Ewigkeit später das Ruderboot hörte und sich erhob. Er streckte die leeren Hände aus zu einem Willkommen, welches ebenso das wenig aussagekräftige Fehlen von Waffen anzeigte.

Als Ilario schließlich von Bord sprang und ihn ansprach, blickte Fabrizio knapp nickend zu dem Boot.
"Wenn die Wellen stärker werden, wird euer Boot Leck schlagen."
Das klang mehr wie eine uralte Erinnerung, dann erst wandte Fabrizio sich wieder ganz im hier und jetzt dem anderen zu.

"Es ist Zeit zu reden. - Willkommen Bruder. So viel Zeit der Höflichkeit muss sein, sind wir nicht zivilisierte Monster?"
Eine geradezu groteske Aussage von einer triefenden Wasserleiche in einer unwirtlichen Grotte, nackt und nur von einigen schmutzigen Seetangsträngen behängt die seine grässlich verunstaltete Scham kaum bedeckten. Tiefschwarze Augenhöhlen starrten Ilario an direkt aus der Leere und die Schatten in dieser Höhle waren falsch und achtlos verzerrt.

---

* Schattenspiele 1
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Re: [1003] Clessidra [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Das sind wir, zivilisierte Monster. Bitte entschuldigt, dieser Nächte steht es um den Kampf mit jenem inneren Monster nicht zum Besten, allerdings sollten meine Umgangsformen nicht darunter leiden. Ich danke euch für den Hinweis."

Einen Kommentar zur Gewandung einem Treffen zivilisierter Monster enthielt sich Ilario. Er war Pragmatiker genug um Fabrizios Vorsichtsmaßnahme als das zu würdigen was sie war. Respektvoll nickte er seinem Clansbruder zu.

"Der Seegang ist derzeit schon schwer genug. Wir sollten also am besten dafür sorgen, dass die See etwas ruhiger wird. Auch eure See scheint recht rau zu sein und eher schwerer zu werden werter Fabrizio."

Deshalb war er ja auch hier.
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Re: [1003] Clessidra [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio nickte ebenfalls mit gebührendem Respekt. Und auch er war wie anzunehmen derweil ein Pragmatiker. Sie standen und blieben stehen, keine Gelegenheit sich zu setzen, es sich bequem zu machen.
Zwei Lasombra standen in der dunklen vom Meeresrauschen umbrausten Höhle. Die dort seltsam verzerrte und echoartig verstärkte Geräuschwelt des Meeres wurde in seiner Eigenartigkeit nur noch durch den beunruhigend lebendigen Schattenwurf übertroffen. Ein surreales Bild in welchem Fabrizio nun wieder das Wort ergriff.

"Clessidra war die Botschaft. Ein Notfall... - schnellstmöglich, wichtig und unabdingbar." so zählte er auf und schwieg dann ohne eine konkrete Frage gestellt zu haben
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Ilario
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Re: [1003] Clessidra [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Der Schattenwurf Fabrizios Rang Ilario ein erschöpftes Lächeln ab. Für ihn waren diese Dinge eher interessant denn beunruhigend.
Auch wenn nur wenige Menschen oder auch Kainiten dies so sehen würden. Dann wurde der Schattenmystiker schlagartig todernst. Clessidra...


"Clessidra. Der Sand verinnt mein Bruder... Und sind wir denn nicht unseres Bruders Hüter?" Ilarios Blick wanderte in die tiefsten Schatten der Grotte. Er seufzte leise.
"Ich gab euch mein Wort und ich halte es für gewöhnlich. Auch wenn es höchst einträglich gewesen wäre beispielsweise den verehrten Brimir hier meiner statt auf euch warten zu lassen.
Nein, ich hielt mein Wort und bat meine höchstverehrte Herrin um Milde für euch. Nur Gott allein weiss ob sie sie gewähren wird...
Doch davon ab werter Botschafter: Euer Schild bröckelt, rinnt dahin wie Sand in Allahs Hand wie die Sarazenen sagen. Euer Schutz, der die Ancillae Brimir und Acacia,
aber auch andere davon abhielt euch zu jagen. Damit ist es bald vorbei, fragt nicht nach dem woher, aber ich weiss es. Bald schon... Seid gewarnt und vorbereitet."


Recht kryptisch, doch Ilario musste wohl einen guten Grund haben sich so gewunden auszudrücken.

"Vielleicht können wir unsere Erkenntnisse aus dem Krieg ergänzen und uns so auf das was daraus folgen mag vorbereiten. Was meint ihr?"
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Re: [1003] Clessidra [Fabrizio, Ilario]

Beitrag von Fabrizio »

"Wisst ihr, was passiert wenn das letzte Sandkorn durch die Sanduhr gefallen ist? - Man dreht sie um."
Fabrizios Worte kamen nach einem langen Moment der Stille, doch waren dennoch so trocken wie der Wind.

"Die Neugeborene Acacia und das Tier Brimir jagen mich bereits seit langem, es wird langsam langweilig. Ich freue mich darauf, dass sie sich jetzt vielleicht mal ein wenig mehr Mühe geben. - Also leider eine Warnung, die für mich völlig nutzlos ist, wenn ihr sie nicht weiter ausführen werdet."
Er stoppte sich kurz selbst und stockte.

"Aber halt, ich schweife ab. Viel eher sollte ich nun meine Nützlichkeit beweisen, damit ihr nicht auf die Idee kommt mich doch noch gewinnbringend an einen meiner Feinde zu verschachern."
Lächelte er da gerade tatsächlich?

"Was also kann ich euch geben, um euch damit Nützlicher zu sein als meine Feinde? Ihr seid hier um mir das zu sagen nicht wahr? Sobald wir das geklärt haben, können wir gerne über den Krieg und die Zukunft sprechen."
Gesperrt

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