[1003] Wie ein Spiegel IV [Toma]

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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La Vedova
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Re: [1003] Wie ein Spiegel IV [Toma]

Beitrag von La Vedova »

„Martha, ein Ghul von Euch?“, hakte sie nach „Ich würde sie zu gerne kennenlernen. Darf ich fragen, welches Ziel Ihr bei ihr verfolgt?

Auf seinen Kommentar zum Thema Pergament hin lächelte sie, packte das aufstöhnende Mädchen fester am Arm und begann zu erzählen.

„Ja, in meiner Zeit im Kloster lernte ich im Scriptorium mit Pergament umzugehen, Farben und Tinte herzustellen und auch das Anfertigen des Pergaments lag im Aufgabenbereich des Klosters. Die Schafe und Ziegen wurden uns von den Bauern der Umgebung im Herbst als Kirchensteuer oder unter dem Jahr als Bezahlung für unsere Hilfe gebracht…manchmal auch als Mitgift für eine junge Schwester, wobei wir nur selten Damen von niederem Geblüt aufnahmen...“

So berichtete sie von dem Leben im Frauenkloster Sainte-Croix in Poitiers, von der wunderschönen Kirche der heiligen Radegundis, Sainte-Marie-Hors-les-Murs und dem malerischen Land Neu-um das Kloster herum. Sie berichtete aber auch von der harten Arbeit, den strengen Tagesabläufen, von den wiederholten Plünderungen des Dorfes, davon, wie vor dreihundert Jahren die Mauren an der Straße der Märtyrer zurückgeschlagen worden waren und von den häufigen Hinrichtungen auf dem Gerichtsplatz nicht weit des Klosters. Sie berichtete von dem nächtlichen Arbeiten bei Kerzenschein und den mühsamen Kopierarbeiten und Malarbeiten zu Ehren Gottes an den Codices und von der Kälte in den Knochen, wenn sie bei jeden Wetter Garten und Obstplantagen pflegen mussten. Sie berichtete von den drakonischen Strafen der älteren Schwestern und dem schlaftrunkenen Wandern durch die Hallen zum Nachtgebet und dem dröhnenden Läuten der Glocken, die zum Gebet riefen. Sie erzählte von den häufigen Tagen, an denen es nichts zu Essen gab und gefastet wurde und von den beruhigenden Lesungen aus den Stundenbüchern…und sie berichtete von dem mühseligen Einweichen, Enthaaren und Aufspannen der dünnen Häute an Gestellen. Davon, wie die Hände aufgeweicht und wund geworden waren und es oft genug geschehen war, dass das Endprodukt nicht dem Anspruch des Klosters entsprach…
„Ich kann Euch gerne einmal zeigen, wie wir es hier im Kloster machen“, meinte sie dann abschließend „Aber es ist zeitintensiv und oftmals nicht vin Erfolg gekrönt…“
Sie betrachtete Tomas Arbeit und wunderte sich ein wenig, dass das Mädchen schlimmer aussah als beim letzten Mal, wo ja deutlich mehr unternommen worden war… Als wäre sie ordentlich verprügelt worden, wie eine überreife Pflaume sah sie aus. Doch die Kappadozianierin erahnte den kleinen Fortschritt, tätschelte das Mädchen lobend und wollte Toma gerade gratulieren, als sie den unzufriedenen Ausdruck auf seinem Gesicht sah. War etwas schief gegangen, das sie nicht sah? Sie musterte das Werk mit gerunzelter Stirn.
„Toma, ich bin mir sicher, dass wir ein gutes Ergebnis haben werden, wenn die Schwellung vergeht? Was ist los, Ihr wirkt…unzufrieden?“, fragte sie vorsichtig.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1003] Wie ein Spiegel IV [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Während seiner Arbeit hatte er nur teilweise ihren Erzählungen zugehört, zu sehr war er auf das konzertriert was er da tat: Ein neues Gesicht erschaffen. Ein neues Mädchen erschaffen.
Wie das Leben einer jungen Frau im Kloster war interessierte ihn auch so gar nicht. Aus reiner Höflichkeit hätte er ihr womöglich in einem gegenübersitzenden gespräch zugehört und geantwortet. So jedoch ignorierte er sie einfach völlig und es kümmerte ihn nicht.

Als sie schlussendlich nachfragte ob er unzufrieden war, knirschte er mit den Zähnen.
„Ein gutes Ergebnis ja...kein perfektes...Es sind die details....die Feinheiten. Kleine Falten, kleine Unebenheiten,...Die Sachen, die einem anderen auffallen, auch wenn er selbst nicht sagen kann was...woran es liegt....Ich weiss nicht, wir werden sehen müssen, wie es nach der Schwellung aussieht. Aber...es ist nicht zufriedenstellend...nein...“ lamentierte der Künstler und stieg von der Bahre.
Es war eine Schande. Es hätte besser sein können. So viel besser. Er starrte in das Gesicht des Mädchens und wusste, dass es ein Fehlschlag war, dass es nicht so werden würde wie er es erhofft hatte.
Er knurrte und presste die Hände zu Fäusten zusammen.
„Verzeiht. Ich werde nun jedoch gehen.“ sagte er. Er konnte sich das Elend nicht länger anschauen, seine eigene Schmach...


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Perception+BodyCraft gg. 8 um Festzustellen wie viele Erfolge jemand bräuchte um die Täuschung zu durchschauen/Falschheit festzustellen:
+WK
RPBotBOT-heute um 22:40 Uhr
@Toma (Sam) rolled 24. (7 + 4 + 1 + 2 + 4 + 5 + 1 = 24) = 0 Erfolge = Fehlschlag.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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La Vedova
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Re: [1003] Wie ein Spiegel IV [Toma]

Beitrag von La Vedova »

Erstaunt beobachtete Seinfreda Tomas unterdrückte Wut, seine Enttäuschung. Sie selbst erhob sich langsam von ihrem Hocker, wusste jedoch nicht, wie sie auf sein Verhalten reagieren sollte.
Vermutlich gab es in diesem Moment nichts, das sie tun konnte, um ihn besser zu stimmen. Sie knirschte ebenfalls unzufrieden mit dem Kiefer. Nein, so hatte sie sich seinen Besuch nicht vorgestellt. Sie hatte noch einige Dinge mit ihm besprechen wollen doch in seiner momentanen Verfassung war das wohl keine gute Idee.

„Natürlich“, sagte sie deshalb bloß. „Ich werde Euch noch zur Tür geleiten, wenn Ihr gestattet“, sie ließ das verquollene Mädchen auf der Bare angebunden und führte Toma stumm durch den Gang zur Hintertür. Dort angelangt blieb sie stehen und legte den Kopf leicht schief. Etwas Fragendes lag in ihrem Blick. Sie schwieg einen Augenblick, überlegend, ob es angebracht war, noch eine Frage zu stellen. Ihre Neugier und ihr Forschergeist überwogen.
„Ich werde Euch nicht weiter aufhalten. Doch sagt mir bitte, ob Ihr glaubt, dass ein weiterer Eingriff sinnvoll wäre oder ob wir ein anderes Objekt bemühen sollten, um die Forschung fortzusetzen?“
Sie hoffte ja darauf, dass sie kein weiteres Mädchen besorgen musste, es gab nicht allzu viele geeignete Personen…sie waren schwer aufzutreiben.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1003] Wie ein Spiegel IV [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Den ganzen Weg zurück zur Tür ging eine spürbare Anspannung von dem Tzimisce aus. Er war unzufrieden, unglücklich und das merkte man.
Nicht nur war es ein erneuter Fehlschlag...Fehlschläge passierten, doch war es wieder eine zur Schaustellung einer Schwäche...vor einem anderen Kainiten.
Einem Auftraggeber, der Erwartungen in ihn gesetzt hatte, die er nicht in der Lage war zu erfüllen.
Ein Knurren drang aus seiner Kehle und hallte durch den Gang.
Die schlimmste Wut war immer die gegen sich selbst. Das Tier würde sich nicht selbst zerfetzen, und es brachte auch nichts. Der Grund würde nicht so einfach vershchwinden. Nur wenn er besser würde, weniger Fehler...
Doch es war gereizt und die spitzen Krallen des Tzimisce bohrten sich durch die Haut in seine eigenen Hände.

Als sie draußen waren und sie ihn noch mit einer Frage aufhielt, schüttelte er den Kopf. "Nein. Behaltet sie erst einmal. Lasst sie heilen. Lasst uns später darüber reden."

Damit entschwand er dann auch einfach. Legte sich die hölzerne Maske wieder vors Gesicht und ging in die Dunkelheit.
Nach dem Krieg meldet sich Seinfreda wieder bei Toma und möchte das Projekt weiterführen, dass sie beide vor Jahren begonnen hatten. Erfreut sagt der Drache zu und findet sich erneut in dem Kloster ein, um das Mädchen, dass die Kainitin mitgebracht hatte weiter zu bearbeiten.
Doch die Arbeiten sind nicht von Erfolg gekrönt. In seinem verletzten Stolz und im Angesicht der Schmach verlässt der Tzimisce den Ort abrupt.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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