Verzweigungen dunkler Wege [Seresa/Ajax]

[Januar '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Ajax
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Re: Verzweigungen dunkler Wege [Seresa/Ajax]

Beitrag von Ajax »

Ajax ließ seine Hand wieder von ihrer Schulter gleiten und gelangte wieder in ihr Sichtfeld. Seine Miene war steinern und er blickte sie an.

"Beantworte die Fragen die ich dir gestellt habe. Was genau ist im Krieg passiert und wie sind die Ereignisse aus deiner Sicht abgelaufen? Mit welchen Kainiten hattest du im Zuge der Eroberung Genuas und der Rückeroberung Kontakt und wie haben diese sich verhalten?" es war als wollte er das sich seine Stimme in ihren Kopf brannte. Mit Bedacht hatte er dir Worte gewählt und Nachdruck lag in ihnen.
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Seresa
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Re: Verzweigungen dunkler Wege [Seresa/Ajax]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte fast panisch ihre Augen geöffnet, als sich seine Hand von ihrer Schulter entfernt hatte. Sie schien nach seiner Hand greifen zu wollen, doch ließ sie schließlich in der Bewegung sinken. Die Brujah stand stattdessen auf und wich von ihrem Bruder im Blute zurück.

„Ihr… ihr sagtet, ich solle nicht knien, Ajax. Vor Euch nicht und auch sonst vor Niemandem außer er hat es sich verdient.“

Die Brujah wich einen Schritt von ihrem Clansbruder zurück.

„Ihr sagtet, es war nicht Eure Absicht, mich in Raserei zu zwingen.“

Seresa wich einen weiteren Schritt von Ajax zurück.

„Ihr… ihr sagtet, Ihr wollt mich nicht dominieren.“

Die Brujah blickte ihn kurz vorwurfsvoll an.

„Warum… warum belügt Ihr mich?!“

Der vorwurfsvolle Blick verschwand und spiegelte stattdessen nun ihre offene Angst vor ihm wieder. Sie schien sich zu zwingen, den Blick auf ihn zu halten und nicht weiter von ihrem Clansbruder zurückzuweichen.

„Was… was bin ich für Euch?!“

Unsicherheit gesellte sich zu der Angst in ihrem Blick.

„Seht Ihr es denn nicht, Ajax?!“

Seresa ging auf ihren Bruder im Blute zu.

„Seht Ihr denn noch immer nicht, dass ich Euch immer nur helfen wollte?!“

Die Brujah hätte vorsichtig ihre offene rechte Hand in seine Richtung ausgestreckt und Ajax Brust berührt, so er es zugelassen hätte. Falls er zurückgewichen wäre, hätte sie die Bewegung sofort gestoppt und die Hand in eben jener Position gehalten, in der sie zu diesem Zeitpunkt war.

„Bitte… Bitte lasst mich doch Euch endlich helfen!“

Ihr Blick ging flehend nach oben.

„Warum übergeht Ihr mich, Ajax?! Warum übergeht Ihr einfach meine Fragen?!“

Seresa blickte ihm weiterhin in die Augen. Überzeugung spiegelte sich plötzlich in ihrem Blick wieder, als sie weitersprach.

„Sie sind doch wichtig! Warum seht Ihr das denn nicht, Ajax?!“

Die Brujah legte ihren Kopf fragend zu Seite.

„Oder ist Euch meine Meinung egal?!“

Der Ausdruck in ihren Augen wurde plötzlich gequält.

„Bin… bin ich Euch denn egal?!“

Ihre Stimme wurde deutlich leiser und deutlich gequälter.

„Bin… bin ich für Euch denn… Nichts?!... Bin… bin ich nur eine blutlose Körperhülle, welche Ihr eines nachts zurücklassen werdet, weil sie ihren Zweck erfüllt hat?!“

Seresa wich einen Schritt zurück und entzog sich ihm.

„Werdet… werdet Ihr mich töten lassen, Ajax?! Weil… weil ich nutzlos für Euch wurde?!... Weil ich zu viel weiß?!

Als Seresa weitersprach wurde ihre Stimme zu kaum mehr als einem gehauchten, stummen Flüstern, während sie verzweifelt aus ihren braunen Augen in seine Grünen blickte. Seresa wich erneut einen Schritt zurück.

„Oder… oder werdet Ihr den letzten Streich gar… gar selbst führen?!“

Angst und Verunsicherung spiegelten sich in ihrem Blick wieder, bevor sie wieder auf ihn zutrat und versucht hätte mit ihren Händen, nach seiner Hand zu greifen.

„Bitte, Ajax.“

Sofern Ajax zugelassen hätte, dass Seresa nach seiner Hand gegriffen hätte, hätte sie die Seinige über ihr Herz gelegt und sie mit ihren eigenen beiden Händen fest dagegen gepresst. Anderenfalls hätte sie das Selbige nur ohne seine Hand getan.

„Bitte ignoriert mich, meine Wünsche und meine… meine Euch vielleicht noch sinnlos erscheinenden Fragen nicht weiter, Ajax... Bitte… Bitte redet doch endlich mit mir, Ajax… Bitte… Bitte hört mir doch endlich einmal zu… Bitte…“

Ihr Blickt war fast verzweifelt auf Ajax gerichtet und ihre Stimme zitterte hörbar.

„Bitte lasst mich Euch doch endlich helfen, Ajax.“
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Ajax
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Re: Verzweigungen dunkler Wege [Seresa/Ajax]

Beitrag von Ajax »

Der Mann schien für einen Moment verwundert, verwundert welche Auswirkungen das Blut hatte, verwundert auch darüber dass er sie verstehen konnte. Er ließ den ersten Ansturm ihrer Worte über sich hereinschwappen und hielt seine Instinkte zurück. Entzog seinen Körper weder ihrer Hand die seine Brust berührte. Er hielt ihrem fragenden Blick stand wie ein Fels in der Brandung...und nickte nur entschuldigend. Seine Augen verstanden ihre Pein und er legte seine Hand auf die ihre und ließ sie schlussendlich von Seresa auf ihren Brustkorb legen. Schlussendlich trat er ihr noch einen Schritt näher und legte seine Arme schützend um sie.

"Entschuldige, ich hatte ja keine Ahnung welche Pein du durchleidest. Ich dachte man habe dich gezwungen die Dinge zu vergessen. Natürlich beantworte ich dir deine Fragen. Du bist wichtig und ich werde dich sicherlich nicht ersetzen oder dir irgendetwas antun. Es ging um den Verrat den der Seneschall möglicherweise an Genua vergangen hat indem er mit den Sarazenen verhandelte. Ich wollte sie im Kastell überraschen doch es gelang mir leider nicht mehr dort einzutreffen bevor es in Flammen aufging. Ich höre dir zu solange du willst. Aber beruhig dich erstmal." erklang seine Stimme fast flüsternd an ihrem Ohr. Es musste eine unglaubliche Willensanstrengung erfordern so zu verharre doch er ließ sich nicht beirren.


@Ajax (Adrian): 4d10 >=6 f1 = (8 10 5 6, 3 successes) = 3*Wurf für Selbstbeherrschtheit in der Situation
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Seresa
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Re: Verzweigungen dunkler Wege [Seresa/Ajax]

Beitrag von Seresa »

Seresa verweilte für einen Moment schweigend in seinen Armen. Dann versuchte sie zu sprechen.

„Verzeiht, ich… es ist alles noch so… so viel auf einmal… Alles ist plötzlich so… anders… Ich… ich bin mir nicht sicher was wahr ist und was nicht… oder was wahr war… Es ist alles noch so… verwirrend.“

Die Brujah schwieg für einen kurzen Moment.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß nicht, was das Richtige ist, Ajax…“

Ihre braunen Augen blickten hilfesuchend nach oben.

„Ich will Euch alles erzählen. Alles. Ich will keine Geheimnisse vor Euch haben müssen.“

Seresa schüttelte kurz aber bestimmt den Kopf.

„Aber ich will Euch nicht schaden, Ajax. Das würde ich aber. Wissen ist gefährlich. Sehr gefährlich.“

Ihre Hände schlossen sich für einen Moment fester.

„Ich will Euch nicht in Gefahr bringen, Ajax!“

Ihr Blick senkte sich verlegen, während ihre Stimme zu einem leisen Flüstern wurde.

„Ich will nicht, dass sie Euch mir wegnehmen würden.“

Ihre Stirn sank leicht gegen seine Brust. Für einige Zeit stand sie so schweigend da. Dann lösten sich langsam ihre umklammerten Finger und sie ließ die Hände sinken. Sie blickte zu Ajax auf und schüttelte leicht den Kopf.

„Sie gewährten mir nicht die Gnade des Vergessens, Ajax. Ich sollte mich erinnern und die Bürde des Wissens tragen.“

Die Stimme der Brujah klang fest, ruhig und überzeugt.

„Doch ich weiß nicht, ob ich mich daran erinnern würde, wenn ich irgendwann gezwungen worden wäre, etwas zu vergessen.“

Die Brujah zuckte leicht mit den Schultern.

„Aber ich erinnere mich, Ajax. Ich erinnere mich an alles.“

Seresa blickte weiter auf, während sie leicht zitterte.

„Sie haben ihn getötet. Ich weiß nicht, ob sie tatsächlich wissen, dass ich da war. Ob sie davon wissen, was ich gesehen hatte. Ob es eine unmissverständliche Warnung an mich sein sollte. Eine Warnung, dass ich schweigen sollte und nicht weiter nachforschen sollte, weil sie sonst das Gleiche mit mir tun würden.“

Todesangst spiegelte sich in Seresas braunen Augen wieder, bevor sie den Kopf schüttelte.

„Vielleicht irre ich mich und sie wollten nur ihre Spuren verwischen, damit die höchst verehrte Prinzessin nicht die richtigen Fragen stellen könnte. Stellen würde. Damit sie nicht die Wahrheit erkennen würde und den falschen Anschuldigungen nachgeben müsste.“

Seresa schwieg für einen Moment.

„Ich habe Angst, Ajax. Angst um Genua. Angst um mich. Vor allem aber Angst um Euch. Angst Euch mit mir in die tiefe, einsame, endlose Dunkelheit zu reißen.“

Die Stirn der Brujah senkte sich erneut gegen seine Brust und sie flüsterte leise.

„Warum konntet Ihr mir und meinem Tun nicht einfach vertrauen, Bruder?“

Seresa blickte erneut auf in seine grünen Augen.

„Ich bin wahrlich dazu verdammt, die Bürde des Wissens und des Schweigens zu tragen. Macht meine schwere Last nicht zum Teil Eurer, denn ich könnte es nicht ertragen.“

Sie schüttelte leicht den Kopf und sah ihn flehend an.

„Lasst bitte nicht zu, dass ich zu Eurer persönlichen Nemesis werde.“

Ihr Blick war gequält und voll tiefster Sorge beladen.

„Ich will nicht, dass Ihr mit mir untergeht!“
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Ajax
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Re: Verzweigungen dunkler Wege [Seresa/Ajax]

Beitrag von Ajax »

Er nahm ihr Hände und schloss sie zwischen den Seinen ein. Seine Augen suchten die Ihren und blickten ihr forschend entgegen, so als ob er auf dem Grund ihrer Iris versuchte einen Glimmer ihrer Seele zu erhaschen. Minuten verstrichen in denen er seinen Blick nicht abwandte. Kein Wort drang über seine Lippen. Die Stille schien alle Sorgen wegzuwaschen und seine Gestalt zog durch die flackernden Lichter lange Schatten.

"Alles Wissen von dem du denkst es könnte mir schaden. Sei versichert...Ich habe schlimmeres gesehen. Lass mich die Bürde von deinen Schultern nehmen. Du warst das Alpha und ich werde das Omega sein." einfühlend, und stark klang seine Stimme. Er würde ihren Schmerz nehmen und ihn wegwischen mit einem Handstreich.

"Du machst einen entscheidenden Fehler Seresa...wie kann die Tiefe Dunkelheit einsam sein wenn sie uns beide verschluckt hat? Wieso denkst du Angst um mich haben zu müssen? Wer hat dir solche Angst eingejagt....was ist geschehen? Wir sind nun verbunden ob wir wollen oder nicht. Glaube mir wenn ich dir sage, dass aus dieser Last wahre Stärke entsteht. Aus den Tiefen kann man auferstehen...auch du! Lass mich dir helfen Seresa, lass mich dein Kreuz tragen!" immer noch diese Augen, er hatte sie keinen einzigen Moment abgewandt.
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Seresa
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Re: Verzweigungen dunkler Wege [Seresa/Ajax]

Beitrag von Seresa »

Verwirrung hatte sich kurz in ihrem Blick wiedergespiegelt, als er von Alpha und Omega gesprochen hatte, doch sie schien ihm weiter die ganze Zeit über aufmerksam zugehört zu haben. Dann senkte sich ihr Blick auf seine Hände, die die ihren hielten. Sie schwieg eine lange Zeit. Stand einfach nur stumm da und sagte nichts. Eine unendliche Bitterkeit lag in Seresas Stimme als sie schließlich sprach.

„Ihr könnt mein Kreuz nicht tragen, selbst wenn Ihr es wolltet.“

Seresa seufzte leise und nahm einen unbewussten, tiefen, jedoch nutzlosen Atemzug.

„Ich bezweifele nicht, dass Ihr mein Omega sein werdet, Ajax.“

Sie senkte ihren Kopf.

„Doch Ihr irrt. Ihr seid auch mein Alpha.“

Demut und tiefste Ergebenheit lag nun nur noch in ihrer Stimme.

„Setzt Euch, so es Euch beliebt, denn meine Geschichte ist eine lange und ich will Euch glauben, dass Ihr es wahrhaft redlich mit mir meint, Ajax.“

Seresa würde einige Momente warten, bevor sich ihr Blutsbruder entschlossen hatte, ob er lieber stehen oder sitzen würde. Dann hätte sie sich an ihm ausgerichtet und sich auf die Knie niedergelassen, sich auf die Fersen gesetzt und ihren Körper aufgerichtet. Sie blickte ihn an, währenddem sie sprach. Voller Furcht und Angst. Voller stiller Hoffnung und Vertrauen.

Es würde ein langes Gespräch werden…
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Ajax
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Re: Verzweigungen dunkler Wege [Seresa/Ajax]

Beitrag von Ajax »

Sie sprachen noch bis tief in die Nacht hinein. Es würden Stunden der Erkenntnis werden. Neue Einsichten die die Clansgeschwister bisher noch nicht in die Motivationen, Ängste und die Psyche des jeweils anderen hatten. Schlussendlich saßen sie beide da...still. Ajax blickte Seresa entgegen und sagte.

"Gut dann soll es so sein, Ich werde dir das altgriechische Schreiben und Sprechen beibringen. Kläre du die Dinge mit den Liktoren und solltest du dir an irgendeinem Punkt unsicher sein, zögere nicht mich zu fragen. Und die stählerne Faust des Klans soll all jene treffen, die versuchen werden einen Keil zwischen uns zu treiben." dann ließ er die Stille wieder einkehren.

Ajax weckt Seresa aus der Starre auf, die beiden sprechen darüber wie es zu diesem Punkt kam und was dem jeweils anderen im Krieg passiert ist. Seresa berichtet von ihren Ängsten. Ajax steht ihr bei und es entspinnt sich eine Diskussion welche noch Stunden andauerte.
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