[1004] Geist und Körper [Ilario, Seresa]

[Januar '18]
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Seresa
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Re: [1004] Körper und Geist [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa schwieg, während sich ihr Blick auf den Sand zwischen ihnen richtete. Ihre Worte klangen ungewohnt ernst.

„Wir werden sehen, was der Hof bringen mag, werter Ilario. Vergesst bei allem gebotenen Respekt bitte nicht, meine Einreise erfolgte mit Erlaubnis des verehrten Seneschalls Maximinianus, während der Unpässlichkeit ihrer höchst verehrten Majestät Aurore selbst. Womöglich stellt sich die Frage nach einer langfristigen Option nach den gewährten fünf Jahren - oder gar nach dem Hof selbst bereits - nicht mehr.“

Sie schwieg für einen Moment, bevor sie aufblickte und die ihr zuvor abgewandten, meergrauen Augen des Schattens suchte. Sie zuckte leicht mit den Schultern.

„Derzeit war die Frage fürwahr nicht mehr als ein Sammeln von Informationen. Das Abwägen von Möglichkeiten. Ein Planen für einen Fall, der eintreten kann oder auch nicht. Es ist besser sich frühzeitig Gedanken zu machen, als später aus der Not heraus gezwungen zu sein, eine leichtsinnige Entscheidung treffen zu müssen. Doch bitte seid versichert, werter Ilario, ich habe und werde Eure Worte nicht vergessen. Ich weiß Euch und Eure Art fürwahr redlich zu schätzen. Ich respektiere - und ich gestehe bewundere - Euch für den weisen Mann, welcher Ihr in meinen Augen seid. Seid versichert, ich vergesse mir gegenüber gewährte Großzügigkeiten nicht. Mascharana selbst ist und bleibt ohne jedweden Zweifel eine wahrlich interessante Siestri für mich. Eine mehr als verlockende Möglichkeit für den Fall einer längeren Bleibe. Jedoch ist sie vor dem Hoftag wahrlich keine Wahl, welche ich bei allem gebotenen Respekt treffen würde. Zu vieles ist derzeit für jemanden wie mich ungewiss.“

Höflich und langsam verneigte sie ihr Haupt vor dem Lasombra.

„Was Euren berechtigten Einwurf angeht, werter Ilario, so ist Härte bei allem gebotenen Respekt nicht der Weg, welchen ich beschreiten will. Was die Gefallen jedoch angeht, werter Ilario, so seid bitte versichert, mir ist durchaus bewusst, dass gewährte Großzügigkeiten erwidert werden müssen und ich störe mich wahrlich nicht daran zu dienen. Mir neues Wissen anzueignen und Dinge zu lernen, um behilflich sein zu können. Auch störe ich mich wahrlich nicht daran, mitunter nicht mehr als ein Werkzeug in fähigen Händen zu sein. Ich gestehe mir liegt das Geschacher um den Wert von Gefallen wahrlich nicht. Wenn versucht wird mir Dinge aufzuerlegen, welche ich weder leisten will noch kann. Wenn Opfer gefordert werden, welche ich nicht bereit bin zu erbringen. Wenn Dinge meine Fähigkeiten und Möglichkeiten übersteigen. Wenn ich miss- anstatt gebraucht werde.“

Die Brujah legte eine kleine Sprechpause ein.

„Die letzten Monate in Genua erinnerten mich wahrlich daran, dass man letzten Endes entweder freiwillig das Knie beugt oder man gebeugt wird. Eine Wahl zu besitzen ist oftmals nicht mehr als ein Wunschbild. Bedauerlich selten hat man die Möglichkeit selbst zu entscheiden, wem man redlich dienen möchte. Denn dafür muss man wissen, wie die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten für das Gegenüber dienlich sein könnten. Was die Ziele jener Person sind und ob sie sich mit den eigenen decken. Man muss wissen, wie man sie unterstützen kann und ob sie bereit ist einem zu vertrauen. Und schlussendlich muss man seinen Wert beweisen und sie von einem überzeugen.“

Seresas braune Augen ruhten noch immer auf dem Lasombra.

„Ein äußerst schwieriges Unterfangen, doch auch ein wahrhaft lohnenswertes. Für beide Seiten. Denn Loyalität ist etwas, was im Gegensatz zu Gefallen immer freiwillig gegeben wird und nicht erzwungen werden kann.“

Erneut senkte sich ihr Kopf zu einer höflichen Verneigung.
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Ilario
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Re: [1004] Körper und Geist [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

"In vielem liegt ihr richtig werte Seresa... jedoch muss ich euch wiedersprechen: Man hat immer eine Wahl, es sind lediglich die Konsequenzen mit denen man leben muss. Manchmal sind sie klein und unbedeutend oder scheinen zumindest so, und manchmal fordern sie das größte Opfer." Meinte Ilario düster, fast schon melancholisch seufzte er. "Wir werden sehen was der Hoftag bringt. Wer kann schon die Spiele der Alten erahnen? Der Hof braust heran wie die Flut, wir werden sehen was bleibt wenn das Wasser sich zurückzieht..."

An Seresa vorbeiblickend schien Ilario etwas ziemlich interessantes im Auf und Ab der dunklen Wogen zu sehen. Etwas das vielleich gar nicht dort war und nur in seinem Geist existierte. Der Moment verging und schon blickte der Magister wieder in die Auge der jungen Brujah, die Stimme etwas weniger beschwert.

"Aber wie ich schon sagte, in vielem was ihr sagt habt ihr recht und es liegt Klugheit darin. Ich halte euch für klug und würdig, ihr wisst um den Wert eures Wortes und versteht es damit umzugehen. Daher mache ich euch ein Angebot: Sollte eure Überlegung, eure Suche, euch zu der Erkenntnis bringen an jenen Punkt zurückzukehren an welchen ihr nie wieder wolltet und einen neuen Pfad, einen Weg durch die ewige Nacht beschreiten wollen... und euch weder die Hingabe an Gott noch an unsere innere Bestie das geben können was ihr braucht... dann wendet euch an mich werte Seresa. Ich bekehre nicht, bin aber dem wahrhaft Suchenden gern mit Rat und Tat behilflich. Der Weg Fabrizios, der so wie mein Bruder im Blute ihn beschrieb euer Interesse weckte, ich kann euch auf ihn führen. Der Weg der Ehre, des Dienens und des Herrschens... und darüber hinaus."

Es lag in der Tat kein Eifer in der Stimme des Magisters, lediglich Ruhe. Ein Angebot, mehr nicht.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Seresa
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Re: [1004] Körper und Geist [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresas Blick war nachdenklich geworden, als der Magister davon sprach, dass man immer eine Wahl hätte und man lediglich mit den Konsequenzen leben musste. Schließlich hatte sie dann zustimmend genickt, als er vom größten Opfer gesprochen hatte. Als er die rhetorische Frage gestellt hatte, wer schon die Spiele der Alten erahnen kann, hatte sie erneut genickt. Dann hatte der Lasombra jedoch sehen können, wie ihre Hände, die zuvor entspannt aufeinander und auf ihren Oberschenkeln geruht waren, ihre Handgelenke umgriffen, als versuchte sie sich selbst halt zu geben. Ihr schien es nicht wohl zu sein bei der vom Schatten getroffenen Wortwahl über die Flut. Schließlich war sie seinem Blick auf die See gefolgt. Was auch immer den Schatten vergönnt zu sehen war, schien der Brujah nicht möglich zu erfassen, doch das Streichen ihrer Hände über die Unterarme verriet, dass seine Düsterheit und Melancholie sie offensichtlich beeinflusste und sie beunruhigte.

Als er sich ihr wieder zugewandt hatte, hatte auch ihr Blick wieder zu ihm gefunden. Seine ruhige Stimme hatte dafür gesorgt, dass ihre Hände sich wieder von ihren Handgelenken gelöst und in eine entspannte Haltung zurückgewandert waren. Auch ihr Gesicht war wieder entspannter geworden. Neugierig womöglich sogar. Bei seinem letzten Wort hatte sich Seresas Stirn für einen kurzen Moment in Falten gelegt, als sei sie sich unsicher was er mit ´darüber hinaus´ wohl meinte. Doch statt nachzufragen, schwieg die Brujah und die unruhige Bewegung ihrer Augen verriet, dass sie über sein Angebot nachdachte. Schlussendlich nickte sie kurz, als sie ihre Überlegung einige Augenblicke später scheinbar beendet hatte. Mit einer ruhigen Bewegung ihres Oberkörpers verneigte sich die Brujah vor dem Lasombra. Auch ihre Stimme spiegelte diese Ruhe wieder.

„Ich danke Euch für Euer Angebot, werter Ilario.“

Seresa verweilte einen Moment verneigt. Dann brachte sie ihren Oberkörper in eine aufrechte Position zurück.

„Sofern ich Euch jetzt - oder in Zukunft - zu Diensten sein kann, zögert bitte nicht, es mich wissen zu lassen, werter Ilario. Sofern es meine bescheidenen Mittel und Fähigkeiten erlauben, wäre es mir eine Ehre mich für die gewährte Großzügigkeit erkenntlich zeigen zu dürfen.“

Ihr Blick verweilte einen Moment lang noch auf ihm, bevor er kurz zur See wanderte, die langsam das von ihr für das Treffen der Beiden in dieser Nacht freigelegte Areal zurückforderte. Noch hatte das Wasser die Speere nicht erreicht, die noch immer dalagen, wie der Schatten sie gesehen hatte. Entweder hatte die Brujah sie nie bewegt oder sie hatte sie nachdem sie sie in der Hand gehalten hatte in die exakt selbe Position zurückgelegt. Ihre braunen Augen wanderten zum Lasombra zurück.

„Ich befürchte jedoch viel Zeit wird uns in der heutigen Nacht nicht mehr gewährt werden, sollten wir trockenen Fußes diesen Ort verlassen wollen. Doch noch ist etwas davon vorhanden. Deshalb würde ich Euch gerne fragen, werter Ilario, ob es in dieser Nacht noch eine Frage Eurerseits gibt, welche ich Euch redlich beantworten darf.“
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Re: [1004] Körper und Geist [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

"Stimmt, wir sollten bald aufbrechen. EIne Frage hätte ich aber tatsächlich noch und hoffe, dass ihr bereit seid sie mir zu beantworten werte Seresa. Es mag dazu dienen Konflikte zwischen unseren Clans in Genua zu vermeiden: Könnt ihr mir sagen wo der verehrte Mattia Bragadin, euer Ältester residiert? Natürlich nicht wo genau er seine Zuflucht hat, sondern wo man ihm aufwarten könnte oder zumindest in welchen Gebiet er zu finden wäre."

Dieser Ankilla war eine unbekannte Größe bisher, auch wenn es Verdachtsmomente gab die nichts Gutes verhiessen, so wollte Ilario ihn doch kennenlernen. Und natürlich abtasten ob man sich in die Quere käme.
Abwartend sah er die junge Brujah an, ob sie diese Frage wohl beantworten konnte oder dürfte oder wollte?
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Re: [1004] Körper und Geist [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

„Nein, werter Ilario, ich bedaure, ich kann Euch derzeit nicht sagen, wo mein verehrter Ältester residiert.“

Seresa schwieg für einen kurzen Moment.

„Ich gestehe, ich vermag derzeit nicht zu erahnen oder zu beurteilen, weshalb es Konflikte zwischen unseren Clans geben könnte. Das mag mitunter daran liegen, dass Euch im Gegensatz zu mir vergönnt ist mehr zu sehen, mehr zu wissen und somit mehr zu verstehen.“

Die Brujah nickte dem Lasombra höflich zu.

„Bitte seid Euch versichert, dass auch mir daran gelegen ist, mögliche Konflikte zwischen unseren Clans zu vermeiden. Ich gestehe, mir ist durchaus bekannt, wie ich den verehrten Mattia erreichen kann, jedoch ist mir nicht bekannt, ob es ihm zur Ehre gereichen würde, würde ich dieses Wissen - ohne seinen Willen zu kennen - teilen. Ich hoffe Ihr versteht und respektiert meine gebotene Zurückhaltung diesbezüglich. Sofern es Euch zur Ehre gereichen würde, werter Ilario, wäre ich bereit ihm Euren Wunsch vorzutragen.“

Sie schwieg für einen kurzen Moment.

„Ich gestehe, ich vermag jedoch nicht zu beurteilen, wie seine Antwort diesbezüglich lauten wird. Denn obwohl er mein Ältester ist, pflege ich derzeit keine ausgeprägte Beziehung zu ihm.“
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Re: [1004] Körper und Geist [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

"Zu gegebener Zeit werde ich dann versuchen mit ihm in Verbindung zu treten. Gegebenenfalls über eure Person als Mittler."

Er nickte Seresa knapp zu, damit schien das Thema für Ilario vorerst erledigt. Langsam setzte der Lasombra seine Schritte weg von der Küste, den Hang hinauf. Viel Zeit blieb wirklich nicht mehr und der Weg zurück war weit.


"Nun werte Seresa, da sich dieses Treffen dem Ende neigt, habt ihr noch eine Frage die euch auf der Seele brennt?"


Oben am Abhang hielt noch immer Mercurio wacht, achtete sowohl auf die beiden Kainiten, als auch auf die Umgebung. Der Krieg der Menschen war vorbei, doch der der Unsterblichen würde andauern bis ans Ende aller Tage. Mercurio würde seinem Herrn mit allem dienen was er hatte, notfalls sein Leben geben.
Ilario selbst plante schon seine nächsten Züge in diesem Krieg, diesem Spiel... nicht ahnend, dass sie bald schon Änderungen erfahren würden durch blaue Sonnen.
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Seresa
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Re: [1004] Körper und Geist [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte Ilario bei seiner Aussage zu Mattia nur stumm und verstehend zugenickt. Damit war auch für sie das Thema vorerst erledigt. Schweigend hatte sie die beiden Speere aufgenommen und war neben ihm noch einige Schritte bis zum Hang gegangen. Seresa hatte Ilarios Begleiter nur kurz zugenickt, bevor sie auf seine Frage hin, den Kopf geschüttelt hatte. Höfliche Worte der Verabschiedung wurden gewechselt, bevor sich der Schatten alleine den Hang hinauf aufmachte. Seresa indessen ging einmal quer über den Strand und wäre entlang der Felswand nach oben geklettert. Den selben Weg beschreitend, den sie auch auf ihrem Hinweg beschritten hatte.


Zusammenfassung:
In einer von der Ebbe freigelegten Bucht trafen sich Ilario und Seresa unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit. Der Lasombra hatte die Brujah gebeten ihn im körperlichen Kampf zu schulen. Mit ungewöhnlichen Methoden, aber bestem Wissen und Gewissen, unterwies die Gelehrte den Schatten.
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