[1004] Und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. [Livia, Vergonzo, Angelique]

[Januar '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Sousanna
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[1004] Und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. [Livia, Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Sousanna »

Obwohl die Flocken dick durch die Straßen wirbelten und sich in Sousannas Haar verfingen, obwohl sich ihre Finger schon gerötet hatten, war ihr Gang beschwingt. Nach beinahe zwanzig Jahren war sie nun an den Winter gewöhnt und konnte erahnen, dass er beinahe vorbei sein würde. Spannend, was sich in zwanzig Jahren alles verändern konnte. Und wie sich nach so viel Zeit vieles zum Guten wenden konnte. Das Jahr endete und sie wusste, dass eine neue Ära beginnen würde. Dazu stand ein sehr angenehmes Treffen ins Haus. Eines, das einiges auf den Kopf stellen konnte. Aber auf wunderbare, verheißungsvolle Art und Weise.
So summte sie sogar ein kleines Lied aus ihrer Kindheit. Nicht so schön, wie diejenige, die sie besuchen wollte, summte sie. Aber doch nahm man die Euphorie in ihrer Stimme war.

Beschwingt betrat die Ravnos also die Taverne, die ihr die Rothaarige genannt und in der sie ihr die frohe Kunde bereits übermittelt hatte und schüttelte in einer betont anmutigen Geste die glitzernden Punkte aus den dunklen Locken, während ihr Blick einmal mehr sanft wie ein Reh über die Anwesenden glitt. Noch immer lag ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, umschmeichelte sie wie süßer Honig.
Ruhig suchte sie die hübsche Setitin, der sie heute ein weiteres Mitglied ihrer unheiligen Verbindung vorstellen würde. Einen wahren Meister der Baukunst und ihren liebsten Beichvater, hatte sie Livia versprochen. Ja, einen ihrer liebsten Freunde in Genua. Einen, mit dem man vertrauensvoll jeden Schabernack und jedes Verbrechen begehen konnte. Zwar war er hässlich wie die Nacht aber beinahe so charmant wie Sousannas Vater im Blute und ein Kenner der Kunst.

Die beiden würden sich gewiss verstehen. Da war Sousanna sich sicher. Außerdem würde das Treffen gewiss amüsant werden.
So wurde ihr Grinsen noch breiter und vergnügt trat sie zum Wirt, um sich solange charmant wie eh und je, mit ihm zu unterhalten, bis ihre neue Freundin auftauchen würde, um mit einem frohen Lächeln und einer überschwänglichen Umarmung zu begrüßen.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
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Livia
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Re: [1004] Und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. [Livia, Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Livia »

In der unbedeutenden Taverne in dem unbedeutenden Sestiere stand ein unbedeutender Wirt - aber noch ehe Sousanna diesen behelligen konnte, ja musste, wurde sie schon von ihrer jungen Freundin empfangen, als wäre sie dort in der Lauer gelegen.
Mit einem herzlichen Küsschen grüßte die Setitin die Ravnos - zwei der niedersten und doch hübschesten Kreaturen der Domäne - Livia war herausgeputzt, aber nicht zu ordendlich... und... war sie etwas weniger geschlossen und züchtig als zuletzt? Wenn, dann war das wohl der schlechte Einfluss ihrer verdorbenen Schwestern!
"Was ist die Überraschung von der du sprachst, Schwester?" schnurrte sie neugierig in ihr Ohr, weder kannte sie Vergonzo, noch wusste sie vom heutigen Treffen, sie hatte nur die Versprechungen ihrer Blutsschwestern angehört und angenommen.
"Und wo ist sie? Dass wir zu ihr müssen, statt dass du sie einfach mit dir bringst..." breit strahlte sie - Livia liebte Überraschungen und Geschenke wohl ebenso sehr wie Sousanna, oder sie bekam sonst einfach nie welche... ein fast deprimierender Gedanke.
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Sousanna
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Re: [1004] Und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. [Livia, Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna lachte glockenhell auf, da die Setitin sie ebenso ansprang wie eine freudige Katze. Freudig erwiderte sie das Küsschen. In diesen Augenblicken konnte man kaum erahnen, dass sich unter der Maskerade zweier Freundinnen, die jung waren und sich ihres Lebens freuten, das Schrecklichste lauerte, das die Schöpfung hervorgebracht hatte. Dass sich hier keine flauschigen Kätzchen umbalgten, sondern Bestien eine glühende Schwesternschaft des Unheiligen pflegten.
Doch die Haut der Ravnos war warm und weich als sie sich sanft an Livias Wange legte und ihr Lächeln war das unschuldigste, charmanteste Lächeln, das man je in dieser Taverne gesehen hatte. "Heute Schwester", raunte sie schließlich. "Wirst du ein wahres Wunder erleben."

Damit griff sie nach der Hand ihrer Schwester und zog sie ganz in der Manier übermütiger Mädchen kichernd nach draußen. "Sie ist schüchtern die Überraschung.", grinste sie über die Schulter herüber. "Aber sie wird dir gefallen. Da bin ich mir sicher."
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Livia
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Re: [1004] Und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. [Livia, Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Livia »

Livia lächelte versonnen. "Zwei hat er überzeugt, ehe er ein Wort sprach, aber ob er mein Herz gewinnen kann?" Sie schmunzelte. "Künftig sollten wir uns in jedem Fall Prüfungen und Einweihungsspiele überlegen... oder meinst du ,dazu ist es womöglich noch nicht zu spät?" Sie grinste. Dann folgte sie Sousanna brav auf leichtem Fuße.
"Gerade, dass ihr so wenig erzählt habt... hach, fast kommt es mir vor, als sei das meine Prüfung und mein Einstand!" Verspielt drehte sie eine Locke zurecht.
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Sousanna
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Re: [1004] Und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. [Livia, Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Sousanna »

Sousannas Blick wurde geheimnisvoll. "Er ist ein Meister im Herzen gewinnen.", raunte sie verschwörerisch. "Aber du weißt, dass ich Spiele und kleine Prüfungen liebe." Eine kurze Pause ließ erahnen, dass es verdorbene Spiele und sündige Prüfungen sein mussten, wenn sie der Ravnos wirklich gefallen sollten. "Also ja, vielleicht kommen wir noch dazu etwas an diesem Kennenlernen zu ändern."
Schelmisch zwinkerte sie ihrer Freundin zu. "Aber für dich ist es keine Prüfung. Nur eine angenehme Überraschung. Man findet zu wenig angenehmes in diesen Zeiten. Da muss man dir das Angenehme durch eine Überraschung doch gleich noch angenehmer machen."
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Angelique
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Re: [1004] Und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. [Livia, Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique eilte ebenfalls zum Treffen der Freundinnen. Sie versuchte in der Kleiderwahl nicht selbige zu übertreffen.
Man konnte ihr instinktiv gewähltes Aussehen vielleicht als romanic lolita umschreiben, war die Gotik doch noch Jahrhunderte entfernt.

Sie hatte ein hübsches Kleidchen mit nur knielangem Röckchen, wie Kinder es im Gesatz zu erwachsenen Frauen tragen durften. Bestickte Pantöffelchen steckten in schwarzen mit Nieten beschlagenen hochhackigen Trippen.
Dezenter Schmuck zierte den schmalen Hals, ein Tau-Kreuz, dessen enges Kettchen einem Ankh ähnelte. Ein Häubchen bedeckte die dunklen Locken. Sie hatte sie sogar quengelig von Roger kämmen lassen.
Die Kleidung war schwarz. Einzig Haube und Schürze und Schnürchen waren im Schwefelgelb der Verdammten wie Ketzer und Dirnen gehalten.

Trotz ihrer Absicht mochte sie wohl einiges Aufsehen erregen. Sah sie doch wie eine kleine Dame aus, selbst wenn das Gelb an ihrer Verlottertheit gemahnte.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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Sousanna
Ravnos
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Re: [1004] Und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. [Livia, Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Sousanna »

Da diese kleine Dame mit den wundervollen Hinweisen auf ihre Verlottertheit aus der Dunkelheit auftauchte, erstand ein sachtes, liebevolles Lächeln in den Zügen voller Anmut.
"Da kommt schon unsere dritte Schwester", schmunzelte sie zu Livia hin, um jenes so hübsch herausgeputzte Wesen freudig und voller Herzlichkeit in die Arme zu schließen.

"Es ist gut dich zu sehen, liebste Angelique.", flüsterte sie ihr zu und wandte sich so zu der Dritten im Bunde, dass keine von ihnen ausgeschlossen blieb, um dann mit einem schalkhaften, aber doch liebenswerten Lächeln zu fragen: "Bist du auch schon so aufgeregt, wie wir?"
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Livia
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Re: [1004] Und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. [Livia, Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Livia »

Livias Augen glühten, als Angelique ins Blickfeld trat. Verzückt wandelte sich ihr Lächeln in ein breites großes Grinsen. Rasch beugte sie sich zu der kleinen Schönheit und schloss sie, fast fest, in ihre Arme, um ihr einen schwesterlichen Kuss zu hauchen.
"Ich habe dich vermisst..." murmelte sie fast verlegen.
"Ich bin so gespannt auf euren Freund.

Ist er euer einziger gemeinsamer Freund? Scheiden sich bei den anderen Kainiten eure Geister?" Sie dachte an jene Seinfreda, jene Amalia, jene Acacia, jenen Brimir... mehr kannte sie noch nicht von beiden, aber sonst niemanden, den beide wirklich mochten.
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Vergonzo Faro
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Re: [1004] Und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. [Livia, Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Das bucklig entstellte kleine Monster hatte diese Nacht bereits früh und vor allen Augen verborgen betreten.
Er gönnte sich einen kleinen Umweg zu seinem eigentlichen Ziel, hatte er die letzte Zeit doch kaum eine Möglichkeit zum spazieren hinken gehabt.

Heute war eine gute Nacht dafür. Die Sterne so funkelnd wie Sousanna´s schwere Augen und die Stadt kicherte sanft und vergnügt wie Angelique, wenn sie durch die Wiesen tollte.
Es schien ein wichtiges Treffen zu sein, doch wollte er nicht mit überzogener Pünktlichkeit die Freude sprengen. Vorfreude war bekanntlich etwas das ins unermessliche steigen konnte. Und alles was das vermochte, gefiel dem Gnom Genua´s.

Dennoch näherte er sich besagtem Treffen mit jedem Schritt und es würde nicht mehr allzu lange dauern bis er ankommen würde.
Tief atmete er bewusst die Nachtluft ein, welche ein sanftes rasseln in den alten trockenen Lungen des Nosferatu erzeugte.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Sousanna
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Re: [1004] Und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. [Livia, Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Sousanna »

Mit einer eleganten Handbewegung wischte Sousanna jene Frage beiseite. "Es kommt doch immer darauf an, wer wen wie kennen gelernt und wie sie diese Person verhalten hat.", wandte sie ein und lächelte ihre Freundinnen gleichermaßen an. "Aber ich denke, in unseren grundsätzlichen Abneigungen sind wir uns ähnlicher, denn in unseren Vorlieben." Damit zwinkerte sie ihren Gefährtinnen zu und winkte sie mit einer Handbewegung, ihr weiter zu folgen.

"Kommt ihr Schönen voller Zauber, kommt, die Nacht ruft uns mit süßer Stimme und verlockenden Geheimnissen.", raunte sie verheißungsvoll und würde beide hinaus aus Genua und hinüber zu jenem Ort bringen, an dem sie den besagten Gnom das erste Mal getroffen hatte.
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Friedrich Hölderlin
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