[1004] Sommersonne [offen]

[Januar '18]
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Sousanna
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Re: [1004] Sommersonne [offen]

Beitrag von Sousanna »

Noch schien sich keiner der beiden Männer tatsächlich für eine gewalttätige Auseinandersetzung begeistern zu können. Es war heiß und auf dem Markt verdrosch man nur solche, die es verdient hatten. Und selbst wenn die beiden Frauen es in Tizianos Augen in jeder Hinsicht verdienten, war sein Bedürfnis, sich mit dem alten Krieger und diesem Mannsweib anzulegen recht gering. Ein Leben in den Gossen schulte das Auge für Gefahr - und von diesen beiden ging in jedem Fall Gefahr aus.
So bauten sich die beiden Kerle schlicht in jener trotzigen Gelassenheit vor der Gruppe auf, die man von Banditen ihres Schlages kannte. Selbst in einer für sie wohl recht entspannten Halten schwang eine unterschwellige Drohung mit? Konnten oder wollten sie diese Wirkung nicht abstellen? In jedem Fall schien der bittere, dreckige Kampf um Überleben und Dominanz ins Blut der Männer übergegangen zu sein.

Der offensichtlich Ranghöhere der Unholde, immerhin konnte man das aus der Haltung der Beiden deuten, legte den Kopf leicht schief und ließ den Blick über die drei Weiber und den Krieger streifen. Ein Kampfhund der träge, aber auf seine Weise bereits provozierend eine Gruppe Schafte betrachtete und darüber nachzudenken schien, wie klug ein Angriff nun wirklich war, ob der Hütehund beißen würde und ob sich sein Herrchen nun über ein gerissenes Schaf freute oder ob es ihm Schelte einbrachte.
Sein Gefolgsmann unterdessen blieb klar hinter dem Bandenführer zurück. Bereit ihn jederzeit zu unterstützen, so es nötig sein würde, aber ganz sicher nicht die treibende Kraft hinter jenem Besuch. Er würde seinem Vorbild zur Not sogar in den Tod folgen, doch das hieß nicht, dass er dafür den ersten Schritt machen musste.

"Gibt's hier ein Problem?", wollte er schließlich mit Blick auf Mercurio wissen. Vor dem älteren Ghul zumindest hatte der Schläger auf seine Weise Respekt, was sich auch in seiner Stimme niederschlug, die mehr nach einer Unterhaltung klang.
Dann wandte sich sein Blick auf Agatha und Martha und etwas an seinem Kiefer zuckte. "'S ist gefährlich so rumzustrolchen. Soll man die Fräulein nach Hause geleiten?" In diesen Worten lag noch per se keine Drohung. Viel eher ein ungewöhnlich höfliches Angebot von jemandem vorgebracht, der sich nicht sonderlich auf Höflichkeit verstand.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1004] Sommersonne [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Agatha bückte sich zu Martha, um diese schnell am Arm hochzuziehen. Scheinbar etwas betreten blickte sie zu Boden, als die Männer auf sie zutraten, doch ihre Augen zuckten immer wieder zu ihnen. Wachsam wie ein Tier, das in die Enge getrieben wurde...
Sie kannte diesen dreckigen Schläger...ein Opfer wie sie, nur von dieser Hure. Das Monster hasste die Hure, das wusste sie. Es würde sicher nichts Gutes daraus entstehen, wenn sie sich mit ihnen abgab und sie wirkten gefährlich. Solche Männer waren dreckige Tiere.

"Nein...vielen dank, die Herren, für das Angebot..."
Sie musste sich zu den freundlichen Worten wirklich zwingen, doch Jahre des Kriechens hatten sie doch etwas gelehrt.
"...doch das wird nicht nötig sein. Wir können gut selbst gehen."

Martha schaute mit Unverständnis zwischen ihrer Mutter und den Männern umher, doch sie spürte, dass sich hier etwas noch schlimmeres anbahnte als der eben kurze Unfall. Ängstlich hielt sie sich in Agathas Rücken.
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Ilario
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Re: [1004] Sommersonne [offen]

Beitrag von Ilario »

Argwohn schlich sich in Mercurios Blick, während seine Begleiterin nur die schlichte Bedrohung durch die Raufbolde wahrnahm. Nein, irgendetwas stimmte hier nicht, etwas unter der Oberfläche lauerndes und Mercurio war nicht gern Teil solcher Dinge. Zumindest wenn es nicht die Winkelzüge und Spiegelschatten seines Herrn waren. Er blieb also wachsam, seine junge Begleiterin hob beschichtigend die Hände und sagte behutsam: "Es ist ja zum Glück niemandem etwas passiert..."

Mercurio blickte gen Tiziano und hob fragend eine Braue, immerhin wusste er dass der Mann bei seiner Herrin eine ähnlich wichtige Rolle spielte wie er bei dem seinen. Aufmerksamkeit konnte sicher keiner der beiden brauchen.
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Sousanna
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Re: [1004] Sommersonne [offen]

Beitrag von Sousanna »

Arrogantes Weib! Hielt sich für so wichtig, dass er ihr auf offener Straße etwas antun würde. Als wäre er dumm genug, sein Rehlein durch eine so idiotische Tat, wütend zu machen. Vor allem nicht vor diesem alten Krieger und dem Mannsweib. Außerdem, wer wollte die Dienerinnen eines solchen Teufels schon anfassen? Die hatten gewiss auch irgendwelche seltsamen Auswüchse. - Vielleicht war das ja ansteckend.
In der klischeehaften Gleichgültigkeit, die man von einem Straßenköter wie ihm erwarten konnte, zuckte er die breiten Schultern. "Wie die Damen wünschen - wir warn nur besorgt. Vor allem, was den Heimweg der Damen betrifft. Gibt nur noch wenige anständige Kerls hier, die zwei holde Damen nicht begeiern sondern beschützen wollen.", hielt der Schläger eine Art Plädoyer über die verfallende Moral in Genuas Straßen, während sein Begleiter der Jüngeren verschwörerisch, zuzwinkerte. Zumindest schien er tatsächlich nicht vorzuhaben, an Ort und Stelle eine Prügelei anzuzetteln. Vielleicht lag ihm die Aura der Bedrohung auch einfach im Blut, denn ein leichter Hauch der Gewalttätigkeit lag dennoch in diesen Worten.

Mit einem Seufzen verschränkte Tiziano seine Arme vor der Brust und musterte die junge Begleiterin des anderen Blutsdieners. Auch hier schien nur wenig ernsthafte Bedrohung in seinem Blick zu liegen, selbst wenn eine gewisse Schmierigkeit, die er wohl jedem Rock gegenüber an den Tag legte, nicht vollständig zu leugnen war. "Na, glücklicherweise", machte er und blickte sich gelassen um. "Hier werden Kleinigkeiten oft zu unschönen Angelegenheiten... Ich hoffe, es geht der Dame und dem Herrn ebenfalls gut?"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1004] Sommersonne [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Natürlich waren sie besorgt...sicher. Der Diener dieses anderen Monsters war sicher um sie besorgt. Sie glaubte dem Schläger kein Wort und würde es nicht wagen ihm zu vertrauen.
„Da habt ihr so recht, so schwer anständige Herrschaften zu finden...“ erwiderte Agatha und lächelte ohne Freude.
„Den Hinweg haben wir jedoch ebenfalls allein bestritten. Zurück werden wir es ebenso schaffen. Habt Dank.“ speiste sie die Männer einfach ab und wandte sich dann den Opfern ihres kleinen Unfalls zu.

„Guter Herr...wertes Fräulein...?...ich entschuldige mich noch einmal vielmals für diesen kleinen Unfall. Wir werden jetzt gehen. Einen angenehmen Tag wünsche ich.“
erklärte Agatha und packte Martha am Arm, um sie mit sich zu ziehen. Diese starrte immer noch unsicher und ängstlich zwischen den Männern hin und her, nicht gänzlich verstehend was es mit dieser Situation auf sich hatte.
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Ilario
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Re: [1004] Sommersonne [offen]

Beitrag von Ilario »

"Kleinigkeiten zu unschönen Angelegenheiten..." Murmelte Mercurio in seinen Dreitagebart, ehe er kalt lächelnd den Kopf schüttelte. Was für ein Wahnsinn, wenn aus solchen Kleinigkeiten Blutvergießen würde. Ilario würde so etwas verabscheuen. Indes verneigte sich Mercurio knapp, aber höflich vor den beiden Frauen. "Die Damen... ich wünsche einen angenehmen Heimweg."

Er wartete bis die beiden sich in Bewegung setzten und wandte sich dann vollends Tiziano und dessen Leuten zu. Das Lächeln eine Spur mehr Wärme tragend. Kriegserinnerungen.

"Wie geht es eurer holden Herrin?"
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Sousanna
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Re: [1004] Sommersonne [offen]

Beitrag von Sousanna »

Tiziano kratzte sich nachdenklich am Kopf. "Der Krieg hat die Gassen aufgewühlt.", versuchte er sich in einer klugen Aussage zu diesem Thema. - Offensichtlich hatte sein Rehlein zumindest in ihrem Hang zu blumigen Worten etwas auf den groben Kerl abgefärbt. "Das Ungeziefer quillt immer unter Steinen hervor und die gottverdammten Sarazenen haben jeden verfluchten Stein unter der Stadt umgedreht."
Die beiden Frauen bekamen einen kurzen, gleichgültigen Blick und ein knappes Nicken zugeworfen, wobei in dem Blick des Schlägers etwas liegen mochte, das ein paranoider Geist als schadenfrohe Warnung interpretieren mochte. "Sichere Heimkehr wünsch ich den Damen.", war seine Antwort, während sein Begleiter nur knapp brummte.

Schließlich wurde auch das Lächeln des Schlägers wärmer. Gewann an einem seltsamen Stolz. Offensichtlich gefiel es ihm sehr, wenn auch andere, seine Herrin als hold bezeichneten. "Sie ist schön und listenreich wie eh und je.", gab er mit einem Ausdruck in seinen dunklen Augen zurück, der gar nicht zu ihm passen wollte. Konnte man das schon "Verliebtheit" nennen?
Doch ebenso rasch war er wieder verschwunden, als sich sein Kinn zu den beiden hin reckte. "Und wie stehts bei eurem weisen Herrn?"[/b], wollte er wissen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1004] Sommersonne [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Agatha nickte dem Mann noch einmal zu bevor sie sich umwand und Martha mit sich wegzog. Nur einen Moment runzelte sie die Stirn als sie noch hörte, wie der Fremde den Hund der Hure nach eben dieser fragte. Sie kannten sich? War er womöglich auch ein Diener? Das wäre ja ein absonderlicher Zufall.
Doch was tat es noch zur Sache. Sie wollte nur weg von diesem Schläger. Der Tag war im Eimer. Ohne ihren Einkauf noch fortzusetzen verschwanden die beiden Frauen erst in der Menge der Marktbesucher und begaben sich dann auf den Weg zurück nach Hause.
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Ilario
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Re: [1004] Sommersonne [offen]

Beitrag von Ilario »

Mercurio blickte den beiden Damen noch einen Augenblick nach, dann antwortete er Tiziano: "Der Krieg hat seine Spuren hinterlassen, auch an meinem Herrn. In letzter Zeit sucht er die Einsamkeit, ist allein mit seinen Gedanken und der Dunkelheit. Ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist... ist nicht an mir zu deuten. Ich bin nur ein einfacher Mann des Schwertes." Was ziemlich sicher eine Untertreibung war, so wie Tiziano vielleicht einmal ein einfacher Schläger gewesen sein mochte, aber das Blut und die Jahre machten mehr aus einem der ihren. Ob zum Guten oder Schlechten...

"Aber wie meint ihr das, der Krieg habe die Gassen aufgewühlt? In Ravecca oder auch anderswo?"

Wäre immerhin gut zu wissen wegen der Waisen. Tiziano könnte ein wertvoller Kontakt werden, vielleicht könnten sie beide ihren Herren Arbeit und Mühe abnehmen... überlegte Mercurio.
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Sousanna
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Re: [1004] Sommersonne [offen]

Beitrag von Sousanna »

Bei der Erwähnung der Dunkelheit verzog der Schläger das Gesicht. Offensichtlich war das brutale Gesicht sogar zu einer Art mitleidigem Ausdruck fähig. Entweder das, oder er hatte mit einem Mal Zahnschmerzen, was bei ihm vielleicht auch gar nicht so unwahrscheinlich schien.
"Sie hat mir von dieser Dunkelheit erzählt.", murmelte er und kratzte sich nachdenklich am Nacken, als versuche er sich an irgendetwas Geistreiches zu erinnern, dass man in so einem Moment sagen konnte. "Muss grausig anzusehen sein - und noch grausiger zu fühlen. Meinte mal, sie würd sich lieber jeden Tag die Fingernägel ziehen lassen als das nochmal zu sehen. Und wenn ein duldsamer Engel wie sie sagt, muss was Wahres dran sein." Es war immer wieder faszinierend wie besessen dieser Wüterich von seiner Herrin war und wie die Gewalt aus seinem Gesicht schwand, da er von ihr sprach.

Ein Grunzen war die erste Antwort auf die Frage des anderen. Er verzog das Gesicht. "Die Leute hungern. Also klauen sie. Wenn sie klauen, merken sie, wie leicht es geht und dass einen der Blitz danach eben nicht beim Scheißen trifft. Also sind die Gossen im Moment überschwemmt von Möchtegernhurensöhnen - und die haben keinen Funken Anstand." Er spuckte aus und ließ den Blick über den Markt schweifen. Verachtung spiegelte sich in seinen Augen. "'s ist wie als wären die alle in tollwütige Köter verwandelt. All die Leute, die einen wie mich früher nicht mal mit dem Arsch angeschaut haben, die gehen jetzt sogar auf die Pfaffen los und legen sich mit Wachen an... Idioten" Er brummte wieder. "Da kann man nach Ravecca schauen oder sonst wo hin. Es bleibt überall gleich."
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