[1005] Vom Eise befreit [offen]

[Februar '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Sousanna
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Sousanna »

Mit einem Schauern flatterten die Augenlider der Schönen wieder auf und einen Augenblick lang konnte man die Schatten der Visionen sehen, die sie bis vor kurzem noch gehabt haben musste. Dann setzte sie sich ruckartig auf. Für einen Augenblick würde Amalia kaum einschätzen können, ob sie aufspringen und fliehen würde.

Doch stattdessen sank ihr Haupt wieder in ihre Hände und für einige Augenblicke herrschte Stille, die nur vom unnützen Atem durchbrochen wurde. Dann erst hob sie ihren Kopf und blickte die Salubri wieder an. Tausend und eine Frage flirrten in ihrem Blick.
"Was ... war das?", war das erste, das sie hervorbrachte und auch in ihrer sonst so sanften Stimme bebte tiefe Verwirrung.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
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Amalia
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Amalia »

Die Bestie Krujas strahlte, nie hätte sie erahnt, dass ihre Freundin in der Lage war zu sehen, dass sie es schaffen würde eine Vision zu bekommen … Ein Geschenk der Großen Mutter. Sie lächelte die Ravnos mit großen Augen an und lehnte sich zurück, bettete ihren Kopf auf dem Kissen und blickte in das Feuer, ehe sie den wohlriechenden Duft der Kräuter einsog … Heimat.

“Nun meine liebste Freundin … du hattest eine Vision. Zumindest würden die Menschen, welche meinen Glauben nicht teilen sagen, dass du eine hattest. Ich sage, dass du ein großes Geschenk bekommen hast, und dass es mir eine Ehre war, es dir … „überreicht“ zu haben. Ich selbst kam nur einmal in den Genuss eines solchen Erlebnisses.“

Sie seufzte, ehe sie den Blick vom Feuer abwand und zu ihrer Freundin blickte.

“Ich … ich hoffe … dass es eine gute Vision war … oder? Ich … ich … wenn es nicht so war tut es mir unglaublich Leid … nie hätte ich dir etwas Böses gewollt … doch … doch … du klangst so traurig … und da dachte ich, dass … dich so ein Erlebnis vielleicht auf andere Gedanken bringt.“

Der Blick der Salubri wanderte gen Boden, sollte sie Schrecken gebracht haben, so war es sicher weder Absicht noch Plan gewesen, und es würde ihr sehr leidtun.

“Magst du mir verraten, was du sahst? Welche Bilder wurden dir geschenkt?“

Der Blick Amalias war an den Boden geheftet, und sie würde auch nicht so schnell wieder nach oben blicken, hatte sie ihrer besten und einzigen Freundin ein Leid angetan ohne es zu wissen?
"Ich kann deine Angst fühlen Mensch. Sie ist spürbar gegenwärtig. Ich kann mit den Fingern darüberstreichen und ihr krankes Aroma schmecken. Ist dieses Entsetzen Nährboden für Hass, dann lass mich daran laben und dich dabei völlig auslöschen."
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Sousanna
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Sousanna »

Noch immer irrlichterte es im Blick der Ravnos. Ihr waren Dinge gezeigt worden, über die sie zuvor nie nachgedacht hatte. Bisher hatte sie Visionen für die Angelegenheit von Priestern und Kinder des Mondes gehalten - oder für eine Sache von Hexen. Doch da waren unfassbarer Weise Dinge in ihrem Kopf gewesen. Dinge, die sie sich nicht erklären konnte.

Nachdenklich schüttelte sie den Kopf und lächelte Amalia dann etwas verwirrt an. "Nein, es ist in Ordnung.", hauchte sie und strich ihr sanft über die Wange. "Du hast mir nichts böses getan - aber es war unerwartet."

Schließlich heftete sich ihr Blick auf das sacht glimmende Feuer. "Ich hab ein Herz gefühlt. Voller Liebe und Hass. Zerrissen und ganz. Alles auf einmal. Was war das?" Ihr Blick traf den der Salubri erneut. Zu gerne hätte sie gewusst, was sie da genau gefühlt hatte - und vor allem, warum.
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Amalia
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Amalia »

Faszination, das beschrieb wohl das Gefühl, was Amalia verspürte am besten. Faszination und auch ein wenig stolz. Stolz war sie sowohl auf sich als auch auf ihre hübsche Freundin, denn nie hätte sie damit gerechnet, dass es Sousanna möglich wäre überhaupt etwas zu spüren, gar zu sehen. Aufmerksam lauschte sie den Worten ihrer Freundin und als sie auf die Vision zu sprechen kam senkte sich Amalias Blick kurz auf die eigene Brust. Ein Herz voller Liebe und Hass? Das passte wahrlich gut, doch warum sollte Sousanna von ihr träumen? Nein, es musste was anderes sein. Ein kurzer Moment des Nachdenkens verstrich, ehe die Salubri das Wort erhob.

“Leider weiß ich nicht, was das zu bedeuten hat … es klingt jedoch sehr schön … und irgendwie faszinierend. Es könnte alles sein, du selbst, ein Verwandter oder eine Person die dir etwas bedeutet. Es muss auch kein Mensch sein, vielleicht ein Hund oder ein kleines Kätzchen.“

Amalia strahlte die Ravnos an ehe sie ihre Arme um die Freundin legte und ihr Ohr an das Herz der Byzantinerin legte. Ihre Augen hatte sie geschlossen …
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Sousanna
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Sousanna »

Seufzend strich die Ravnos ihrer Freundin durchs Haar. Ihre warmen Finger zeichneten sanfte Spuren auf der Haut der Zweigesichtigen. In der Berührung lag eine anmutige Zärtlichkeit, während ihr Lächeln immer noch an Sicherheit gewann. Doch das Herz würde trotz allem keinen Schlag tun. Tot und starr ruhte es in ihrer Brust.
"Es muss nichts bedeuten.", flüsterte sie leise. "Es ist und bleibt eine wertvolle Erfahrung."
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Amalia
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Amalia »

Amalia seufzte … natürlich konnte nichts auch eine Antwort sein … doch warum sollte die Mutter jemanden etwas schicken, was nichts zu bedeuten hatte? Die streichelnde Hände beruhigten die Bestie, welche sanft und einem geliebten Kind oder Haustier gleich, ihre Wange an der Ravnosbrust auf und ab bewegte. Sie genoss die Wärme und Nähe und so lag sie noch einen längeren Moment in den Armen der Ravnos. Dann blickte sie plötzlich erschrocken nach oben.

“Sousanna, die Sonne … wir haben ganz die Zeit vergessen, du wirst es nie rechtzeitig nach Hause schaffen.“

Sorge umspielte die junge Stirn und es dauerte einen Moment des Nachdenkens ehe sie wieder das Wort erhob.

“Wenn du nichts dagegen hast … und dich nicht an meinen sonderbaren Schlafgewohnheiten störst … möchte ich dir gerne Obdach geben … zumindest bis morgen Abend. Ich … ich kann auch in ein anderes Zimmer gehen … du … du kannst gerne mein Bett haben.“

Zuweilen war es doch mehr als rührend, wie sich jemand, der so monströs war, doch um andere sorgen konnte.
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Sousanna
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Sousanna »

Sousannas Brauen hoben sich überrascht, dann trat Schrecken auf ihr Gesicht. Sie hatte es vor lauter neuen Abenteuern vergessen, dass die Stadt nicht so nahe lag. Kurz fuhr sie sich durchs Haar und murmelte irgendeine Verwünschung in ihrer Muttersprache, ehe sie die Salubri ihr anbot, bei ihr zu tagen.

Ein sonniges Lächeln flackerte zu ihrer Freundin hinüber. "Das wäre so unwahrscheinlich lieb von dir.", strahlte sie zu ihr und hauchte ihr einen dankbaren Kuss auf die Wange. "Und du kannst gar keine so seltsamen Schlafgewohnheiten haben, dass ich nicht mit dir in einem Bett schlafen würde. Wir sind doch Freundinnen."
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Amalia
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Amalia »

Amalia lächelte hoch zu ihrer Freundin und strahlte sie förmlich an, schließlich war sie es nicht gewohnt Besuch zu haben, schon gar nicht Besuch, der über Tag blieb und so hatte sie ein breites Grinsen auf den Lippen und ein Leuchten in den Augen.

“Dann ist es beschlossenen wir bleiben beide hier und morgen Abend bringe ich dich nach Hause … natürlich nur wenn du möchtest.“

Die Bestie schloss noch für einen Moment die Augen und genoss die Zweisamkeit, genoss es, in dem Schoß ihrer Freundin zu liegen. So verstrichen noch weitere Minuten, ehe die Albanierin wieder die Augen öffnete und ihrer Freundin einen Kuss auf die Stirn drückte.

“Ich freue mich sogar ein wenig, ich hatte noch nie Besuch über Tag.“

Sie gähnte, ohne es wirklich zu müssen, und richtete sich auf.

“Nun, ich hoffe du hast nichts dagegen neben einer Frau ohne Kleidung zu schlafen … ich … ich habe keine Nachtwäsche, dieses Kleid ist viel zu schön, meine Robe wäre viel zu wichtig und mein Kettenhemd … ist furchtbar unbequem. Das ist meine Eigenart … ich … ich weiß nicht ob das seltsam ist, aber ich dachte ich warne dich einfach vor.“

Missmutig lies sie den Kopf hängen, ehe sie neuen Mut fasste und sich vom Bett erhob.

“Dann will ich mich mal fertig machen, ich bin sofort wieder da meine Liebe“

Amalia verschwand nur um kurze Zeit später ohne Kleidung und mit zwei neuen Kelchen Blut wiederzukommen. Der junge Körper der Kainit war unverändert, bis auf eine ziemlich große unschöne Narbe, welche quer über ihren Körper ging … etwas, was das letzte Mal noch nicht zu sehen war. Sie reichte Sousanna einen der Krüge und stoß mit ihr an.

“Auf einen guten Tag, welcher uns hoffentlich nicht großartig behellen wird.“

Sie lächelte und nahm einen großzügigen Schluck aus dem Kelch, der Inhalt war natürlich der gleiche wie auch bei Sousannas.
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Sousanna
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Sousanna »

"Gern", lächelte sie und ihr Lächeln vertiefte sich noch einmal, da Amalia ihr gestand, wie sehr sie sich freute.
Dann musste sie kichern. "Ach Liebes, es gibt tausend schlimmere Dinge als nackt zu schlafen - und es gibt unzählige, hässlichere Körper als die deinen." Freundlich zwinkerte sie ihr zu.
Um sich anzupassen würde auch sie ihr Kleid ablegen. Die Narbe auf Amalias Leib aber ignorierte die Ravnos höflich. Stattdessen nahm sie den Kelch und würde vergnügt trinken, ehe sie mit einem letzten Lächeln flüsterte: "Dann ruhe wohl, liebe Freundin."
Eines Nachts treffen Amalia und Sousanna durch Zufall aufeinander, tauschen Neuigkeiten aus und wandern schließlich zu Amalias Heimstatt, wo diese der Ravnos ihren Glauben zu erklären versucht. Um ihr den Kult der Mutter näher zu bringen, lässt die Kriegerin ihre Freundin in eine Art Trance fallen, in der Sousanna wohl etwas zu sehen glaubt. Da sie vor Sonnenaufgang nicht mehr zurückkommt, entschließt sie sich bei Amalia zu tagen.
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Friedrich Hölderlin
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