[1005] Vom Eise befreit [offen]

[Februar '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Sousanna
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Sousanna »

Ruhig lehnte sich die Ravnos gegen ihre Freundin, ließ sich fallen, ebenso wie sie es erbeten hatte. Sie mochte auf ihre Weise eine Ausgeburt der Hölle sein, doch da war immer noch jenes hilflose Mädchen, das einst in einer Kirche gestorben war, da sein Stolz es dazu gebracht hatte, den falschen Bestien zu vertrauen.
Leise seufzte sie und legte eine sanfte Hand auf die Hände Amalias. Wie immer war sie warm. Beinahe so warm, wie es das Leben einstmals für eine Frau wie sie vorgesehen hatte.

"Und wenn wir nicht glücklich sind?", fragte sie leise. "Wenn uns die wirkliche Trauer so fern ist, wie die Sterne? Wenn unsere Gefühle nur bloßer Abklatsch einer Erinnerung sind? Wenn unser Brennen uns einzig noch verbrennen kann? Was sind wir dann noch?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
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Amalia
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Amalia »

Schwere umfasste das schwarze Herz der Albanierin. Es schmerzte sie ihre Freundin, ihren Halt so geschlagen zu sehen. Ohne groß nachzudenken drehte sie die Ravnos und schloss sie fest in die Arme. Die Köpfe so nahe wie es nur zwischen wahren Freundinnen, Geliebten oder einer Familie sein kann.

"Meine Liebe ... bitte sei nicht traurig. Komm an meine Brust, lass mich dir ein Halt sein."

Sanft und wohltuend waren die Arme der Salubri. Die Ravnos würde sich geborgen fühlen, würde die Liebe einer Freundin und Schwester spüren.

"Ich bin für dich da ... lass mich dir bei deiner Traurigkeit Beistand sein ... und wenn du es gestattest ... lass mich dir zeigen was mir Halt und Trost spendet."

Beinahe zärtlich waren die Hände Amalias, welche durch das seidene Haar der Ravnos strichen. Die Hehlerin konnte sich sicher sein, dass sie der Bestie Vertrauen konnte.
"Ich kann deine Angst fühlen Mensch. Sie ist spürbar gegenwärtig. Ich kann mit den Fingern darüberstreichen und ihr krankes Aroma schmecken. Ist dieses Entsetzen Nährboden für Hass, dann lass mich daran laben und dich dabei völlig auslöschen."
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Sousanna
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Sousanna »

Sacht schmiegte sich die zerbrechliche Blüte der Schwester Roms an ihre Freundinnen. Ihr unnötiger Atem wurde erneut ruhiger, gewann wieder an Regelmäßigkeit.
Dann blickte sie auf. Ein Flehen lag in ihrem Blick. "Zeig es mir", hauchte sie leise.
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Amalia
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Amalia »

Sanft waren die Hände der Salubri, welche über die seidigen Haare der Ravnos strichen und noch sanfter ihre Lippen, welche einen Kuss auf das Haupt der Schönen legten. Noch einen Moment legten sich die Arme um die Mitte der Freundin. Lange standen die Frauen und als Amalia merkte, dass sie die andere beruhigte lächelte sie zu ihrer Freundin hinab.

“Komm meine Liebe … ich zeige dir, was mich hält, ich zeige dir, was mir mein Unleben erträglicher macht.“

Sie lächelte die Ravnos an und umschloss ihre Hand

“Vertraue mir … ich führe dich“

Wie Schatten huschten die beiden Kainitinnen durch die Schwärze der Nacht. Schönheit und Abscheulichkeit, Liebe und Hass. Es dauerte eine Weile als die beiden Freundinnen zum Rande des Dorfes Quinto del Mare. Die Wachen, welche am Dorfrand standen, machten keine Anstalten dazu die Frauen aufzuhalten … zumindest, als sie erkannten, wer eine der Frauen war. Die Frauen liefen über den Dorfplatz, wo Amalia ein Kind, welches draußen noch am tollen war, lachend und mit ein paar Silbermünzen in der Tasche nach Hause schickte. Es dauerte nicht lange, und sie erreichten das Haus, wo Amalia untergebracht war.
Im Haus wurden sie bereits von Dario erwartet, welcher sich vor der Ravnos verneigte.

“Guten Abend Herrin … ich sehe ihr habt Besuch, soll ich zwei Kelche mit Blut besorgen?“
“Ja … das wäre sehr freundlich von dir … bring sie in mein Schlafzimmer“

Dario nickte und Amalia führte ihre Freundin in ein kleines Zimmer. Es war zwar schlicht, aber auch irgendwie „passend“ eingerichtet. Es war fensterlos und in der Mitte stand ein etwas größeres Bett. An einer Wand war ein kleiner Zuber und im Kamin prasselte ein kleines Feuerchen. Amalia setzte sich aufs Bett und deutete Sou an sich neben sich zu setzten. Sofern sie denn wollte konnte sie sich anlehnen. Kurze Zeit später kam Dario mit zwei Kelchen, beide gefüllt mit süßem Blut.

“Nun meine Liebe hier wären wir. Ungehört und ungesehen. Hier kann ich dir verraten und erzählen, was mich antreibt.“

Ein Lächeln umspielte Amalias Lippen, als sie in Sousannas schönes Gesicht blickte.
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Sousanna
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Sousanna »

Zunächst irritiert, dann aber neugierig war Sousanna der Albanierin gefolgt. Aufmerksam hatte sie sich den Weg eingeprägt und schließlich gelächelt, als sie bemerkte, wohin der Weg sie führen würde.
Noch breiter war das Lächeln geworden, als sie Amallia in ihrer wohl gewohnten Umgebung betrachten erleben durfte. Das Kind bekam noch ein wunderschönes Lächelns zugeworfen und auch Dario würde eines bekommen, so er ihnen einen Kelch wunderbaren Blutes brachte.

Dann setzte Sousanna sich aufs Bett und lächelte wieder etwas mehr wie sie selbst zu ihr empor. "Erzähl es mir.", bat sie.
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Amalia
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Amalia »

Eine kalte Hand legte sich auf Sousannas warme Schulter doch das Lächeln, welches Amalias Lippen zierte … wirkte das erste Mal … liebevoll. Den schwesterlichen Arm um die Freundin gelegt, ihr Liebe und Halt spendend fing Amalia an zu erzählen. Erzählte ihrer Freundin von dem, was die meisten wohl als heidnisch bezeichnen würden.

“Meine Liebe … zuerst muss ich dir zu verstehen geben, dass das was ich dir jetzt erzähle … in den falschen Ohren mehr als ungünstig wäre. Auch wenn ich weiß, dass ich dir vollends vertrauen kann … bitte versprich mir nie ein Wort darüber zu verlieren.“

Würde Sousanna ihr versprechen geben, würde die Bestie einen Schluck aus dem Krug nehmen, ins Feuer blicken und mit ihrem Daumen sanft über die Schulter der Freundin streicheln.

“Wie du weißt … glaube ich nicht an Gott, auch nicht an Allah oder Jahwe. Ich glaube an eine Mutter. Eine liebende und gütige Mutter, welche alles Leben geschaffen hat. Sie hat dich erschaffen, und mich und auch Dario. Sie leitet uns und führt uns. Diese Mutter spricht zu uns über Visionen und Eingebungen. Eine solche Vision leitet auch mich und meine geliebte Sofia. Es geht um eine Aufgabe … wichtiger und heiliger als alles andere. Diese Aufgabe … die Hoffnung und die allumfassende Liebe der großen Mutter … leitet mich. Ihre Geborgenheit ist Trost und Halt in schweren Zeiten. Dieser Glaube macht mich stark.“

Amalia erzählte ihrer Freundin noch ein wenig die Geschichten und Lebensweisen der Großen Mutter und die Liebe der Schwesternschaft des Kultes. Es war eine Familie … eine Familie welche für einander da war.

“Nun weißt du was mich hält meine Liebe … ich hoffe ich habe dich nicht gelangweilt“

Hier schmunzelte Amalia und blickte der Schönen wieder in die Augen. Nun war sie es wieder, welche ihren Kopf auf der Schulter der Byzantinerin legte. Ein harmonisches Seufzen entfloh der toten Kehle.

“Hast du noch Fragen? Ich möchte, dass du alles verstanden hast … denn ich glaube, dass die Große Mutter auch dir helfen kann … und wenn nicht … so wird sie mir die Kraft geben die ich brauche um deinen schönen Zügen ein umso schöneres Lächeln zu schenken.“

Für einen kurzen Moment schloss Amalia die Augen. Sie hatte der Ravnos ihre Seele gezeigt … der kleine Fleck, welcher noch nicht vollkommen zerfressen vom Hass war. Der Fleck, der noch zum lieben fähig war. Der Fleck, welcher dem kleinen Kind die Silberlinge schenkte.
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Sousanna
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna lauschte diesen Ausführungen gespannt. Ihr Kopf hatte sich interessiert zur Seite gelegt. In ihren Augen spiegelte sich milde Überraschung wieder, doch sie hörte aufmerksam zu. Keine Verachtung oder Angst war in ihrem Blick zu erkennen. Viel eher schien sie tatsächlich fasziniert zu sein - wenn auch nicht so überzeugt davon, dass es zu einer Bekehrung ausgereicht hätte.

"Das klingt ... schön", murmelte sie dann mit einem sanften Lächeln und zupfte nachdenklich an ihrem Rock herum, ehe sie das Gesicht leicht auf die andere Seite legte und fragte: "Aber, wie sieht so eine Vison aus. Die Priester sagen immer, nur Heilige würden das wissen."
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Amalia
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Amalia »

Amalia lächelte die Ravnos liebevoll an und strich ihr kurz durchs Haar.

“Tust du mir einen Gefallen? Schließe bitte deine Augen … ich würde mich gerne umziehen und möchte dir den … etwas schlimmeren Anblick meines Körpers ersparen.“

Wenn die Ravnos der Bitte nachkommen würde, würde Amalia sich von ihrem Kettenhemd befreien und kurz nackt zu einer kleinen Truhe laufen, wo sie kurz rumwühlte. Es dauerte nicht lange und ein feiner Duft drang in die Nase der Byzantinerin. Es roch nach der Ferne eines fremden Landes und wenn Sousanna ihre Augen öffnen würde, würde sie sehen, wie Amalia ein paar Kräuter in das kleine Kaminfeuer warf. Sie trug wieder das Kleid, was Sousanna ihr schenkte. Sie setzte sich wieder aufs Bett, wo sie dann ihrer Freundin dann auf den Rücken legte.

“Das ist es tatsächlich … es ist wie die Familie, die ich nie hatte. Aber ich könnte dir vielleicht zeigen, wie sich eine Vision anfühlt … beschreiben was es ist. Schließe wieder deine Augen meine Liebe … lass es mich dir zeigen. Atme tief ein und lass dich darauf ein.“

Die letzten Worte waren nur geflüstert, gehaucht in das Ravnosohr. Sie würde spüren, wie ihr Kopf in den Schoß ihrer Freundin gebettet wurde, und wie Amalias Finger ihre Schläfe massierten.

“Nun höre nur auf meine Stimme … lasse deine Gedanken fahren und nutze nur die Kraft deiner Vorstellung. Hab keine Angst … ich bin da … und werde dich auch nicht verlassen. Dein Geist ist nun frei … frei und bereit zu träumen. Denn so ungläubig es auch ist … nichts anderes ist eine Vision, eine Vision ist ein Traum … ein Traum, welcher uns von der großen Mutter geschenkt wird … jedoch ist nicht jeder bereit dazu. Doch … ein Versuch ist es wert.“

Amalia massierte weiter die Schläfe, wohltuend, entspannend. Es folgte ein Kuss auf die Stirn der Freundin … ein Kuss, welcher noch wesentlich mehr war, als nur eine normale Berührung. Der Kuss würde sich anders anfühlen … er würde vielleicht sogar etwas bewirken etwas schicken in den Geist der hübschen Ravnos.
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Sousanna
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Sousanna »

Für einen Augenblick lag das Zögern in den großen, dunklen Augen. Eines, das davon erzählte, dass die Ravnos sich wohl lieber die geschickte Zunge abgebissen, als in der Anwesenheit eines anderen Kainiten die Augen geschlossen hätte. Doch etwas schien sie zu überzeigen, das Geforderte zu befolgen, so dass sich die Augen schlossen - auch wenn ihr Leib noch immer angespannt und wachsam blieb.
Dennoch spielte sie dieses Spiel mit. Für sie musste es wohl ein Spiel sein, denn von dem, was Amalia sich denken konnte, war Sousanna wohl kaum die geeignete Probandin für eine Bekehrung. Ihre Überzeugung schien zwischen dem kindlichen Anhimmeln einer prächtigen Macht und der Verachtung einer Verfluchten hängen geblieben zu sein.

Umso überraschter war die Schöne, als sie tatsächlich Dinge sah. Konnte man das überhaupt sehen nennen oder war es nicht viel eher ein blicken in eine andere, eine fremde Welt?
Zunächst war sie versteift, schien sich gegen die Eindrücke zu wehren, die auf sie einprasselten, doch mit der Zeit folgte Entspannung, so dass sie irgendwann nur noch im Schoß ihrer Freundin lag und es geschehen ließ.
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Amalia
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Re: [1005] Vom Eise befreit [offen]

Beitrag von Amalia »

Minuten vergingen und wurden zu Stunden und Stunden sollten Äonen werden, so lange lag Sousanna in den Schoß der Bestie und bekam die Bilder geschenkt. Nach einiger Zeit, als Amalia sich sicher war, dass Sousanna genug sah gab sie ihrer Freundin einen sanften Kuss. Ein Kuss, um die schlafende Schönheit zu wecken.

“Wach auf kleine “Iule“. Du kannst deine Augen nun öffnen.“

Mit dem Kuss würde langsam der Geist der Ravnos wieder in die körperliche Hülle fahren. Amalia lächelte die byzantinische Prinzessin an und strich ihr sanft die Haare hinter das Ohr.

“Wunderbar meine Liebe du bist wahrlich beschenkt worden. Das habe ich gespürt“

Solange wie die Ravnos der Salubri im Schoß liegen würde, würden Amalias wohltuende Hände das Haupt der Träumerin streicheln.

“Aber nun … atme ein, rieche den belebenden Rauch Albaniens. Er wird dir helfen wieder zu dir zu finden.“

Egal was sie tat, Amalia würde es geschehen lassen.
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