[1005] Rotes Gold Gottes (Seinfreda)

[Februar '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Livia
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Re: [1005] Rotes Gold Gottes (Seinfreda)

Beitrag von Livia »

Livia nahm das erste angebot mit einem tiefen Nicken an. Auch der Wunsch ihre Musik zu vernehmen, schien ihr zu gefallen, auch wenn sie es nicht konkret beantwortete.

Als Seinfreda sie auf die Unterstützung ansprach nickte Livia erneut.
"Ihr habt eine unendliche Aufgabe...
ihr habt ja ebenso die Meine vernommen, Freude zurückzubringen. Ebenso eine unendliche Aufgabe und eng an die Eure gekoppelt." Sie lächelte mild.
"Ich habe bereits mit eurem Bruder im Blute, dem wohlwerten Liktor Titus gesprochen und eine gewisse... Kooperation vereinbart.
Nun, wenn ihr kein Veto einlegen wollt dagegen, selbstverständlich... in diesem Fall würde ich mich natürlich zurückziehen." Kurz flackerten Livias Augen auf, keine ausgeschlossene Angelegenheit.

"Wisst ihr, ich bin... nun, manchmal, überkommen mich Zweifel und Hadern und... Furcht." das Lächeln wurde etwas gequälter und zaghaft. "Deswegen suchte ich nach religiösem Kontakte hier in der Domäne. In meiner früheren Heimat gab es regelmäßig Gottesdienste für unsereins." Das Lächeln gewann etwas an Sicherheit zurück.
"In jedem Fall... was die Unterstützung angeht. Ja, ich bot bereits eurem Blutsbruder an, in diesem und im kommenden Jahr meine Gewinne - alles was über die nötigsten Ausgaben zur Etablierung hier in der Domäne hinausgeht - für das Volk in Genua zu spenden.
Diese Spenden würde ich gerne an euch, den Orden des heiligen Martin geben, ihr habt die Infrastruktur sie an die rechte Stelle zu bringen und mir bedeutet der Ruhm der damit einhergeht nichts. Euer gutes Werk hingegen kann er unterstützen." Das Lächeln hatte bei diesen Gedanken wirklich wieder an Kraft gewonnen.
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La Vedova
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Re: [1005] Rotes Gold Gottes (Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

"Gottesdienste für unsereins?", hakte Seinfreda interessiert ein "Wer hielt diese..und was beinhateten sie? Bitte berichtet mir mehr davon... Und wenn Euch Zweifel plagen, so könnt Ihr Euch selbstverständlich gerne an mich oder meinen Sohn Georg wenden, er ist Priester müsst ihr wissen. Und auch meine liebe Angelique weiß stets etwas Kluges zu sagen, wenn es um Religion und Philosophie geht."

"Eine Sisyphusarbeit scheint es tatsächlich oft zu sein..doch das ist bloß der Schein. Wenn wir hart genug arbeiten und sich die Menschen zu christlicher Nächstenliebe bekennen, wird sich die Not der Armen ändern..vielleicht wird es einst gar keine Armen mehr geben...", sagte sie frohen Mutes.
"Darf ich fragen, was die vorgeschlagene Kooperation beinhaltet? Oder meintet Ihr damit die wohltätige Spende? Titus wird sicherlich wissen, was er tut, habt also keine Befürchtungen. Er ist ein guter Mann, auf ihn ist Verlass!"

"Um noch einmal auf die Kunst zurückzukommen...Ich habe vor, schon bald einen Künstlerwettbewerb zu veranstalten, wenn das Domus Medicorum endlich wiederhergestellt sein wird. Der Gedanke wird Euch sicherlich gefallen: Den Menschen den Glauben an die Schönheit zurückzugeben. Lazarus gleich, den Christus erhob, so sollen Glaube und Künste auch das Volk von Domus wieder aufstehen lassen, nachdem es von den Kriegeswirren niedergedrückt wurde...", sie stützte die Hände in die Hüften "Das neue Domus wird noch viel größer und schöner werden als es zuvor war! Die Handwerker werden nicht bloß bauen und klopfen, nein, sie werden formen und gestalten und von Lazarus Inspiration getragen werden..."
Gespannt hielt sie inne, was Livia wohl zu dieser Idee sagen würde.
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Livia
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Re: [1005] Rotes Gold Gottes (Seinfreda)

Beitrag von Livia »

Als Vedova den Namen Angeliques in den Mund nahm, kam sie nicht umhin, eine kleine Änderung in der Merkurianerin vor sich zu erhaschen... war jene bisher schon schwärmerisch, etwas demütig und relativ direkt gewesen, so schmolz ihr in diesem Augenblick wohl gerade die Seele, oder zumindest das Herz, ein seliges Lächeln überzog ihre Lippen und sie nickte sehr sehr langsam. "Ja... Angelique weiß stets guten Rat. Ihr auch, das erfreut mich. Und euer Sohn... Priester..." Sie hob die Braue zaghaft. "Er ist eingeweiht?" Sicher war er das... die Kappadozianerin musste doch sehr alt sein, wie sie sich gebar, da konnte sie wohl kaum mehr einen Sohn haben ansonsten? Andererseits, womöglich meinte sie nur Sohn im Geiste... Livia schalt sich innerlich, noch so menschlich zu denken, derartiges stets wörtlich zu nehmen.

"Ein eingeweihter Priester wäre in der Tat eine sehr schöne Möglichkeit." Sie lächelte in Erinnerungen schwelgend und begann dann in ruhigen Worten und tatsächlich mit einem spannenden Aufbau von Predigten in der Domäne Rimini zu berichten - es habe wohl zwei Ghule gegeben, sehr unterschiedlich im Alter und Stile, die für Kainskinder und Eingeweihte Predigten in der Nacht lasen. Die von Erbsünden, Erlösung, vom freien Willen und den Questen durch Gott sprachen - deren Theologie sich mit den Flüchen Gottes, der zweiten Erbsünde, mit ihrem Zustand beschäftigten...

Daraufhin schwieg die Merkurianerin und ließ die Witwe von ihrem Projekt schwärmen... und in der Tat, sie lächelte mild. "Lazarus... welch passender Heiliger, um ein solches Projekt zu stützen." Und ihren Anspruch dabei zu betonen, elegant. "Dieses Haus, dieses Domus Medicorum, es ist ein Hospiz? Wann wird es gebaut sein? Trägt es der Bischof, euer Kloster, der Papst gar?" Das Lächeln wurde strahlender. "Oder tragt auch ihr in euren Bestrebungen das zentrale... Problem... von dem der wohlwerte Titus sprach?"

Die andere Frage der Witwe hatte Livia auch beantworten wollen, doch es war schon so viel gesagt, sie würde später darauf zurückkommen - das war in ihren Ausdrücken leicht zu lesen, sie wollte darüber sprechen, Fragen stellen, womöglich mehr.
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La Vedova
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Re: [1005] Rotes Gold Gottes (Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Interessiert und mit mehrmaligen zustimmenden Nicken lauschte die Nordländerin den Ausführungen zu den Gottesdiensten. "Sowas sollten wir hier auch einführen", meinte sie schließlich nachdenklich "Auch wenn ich befürchte, dass die Nachfrage nicht allzugroß wäre..." Ihr Ton klang bedauernd. "Aber eien Versuch wäre es wohl wert. Ich werde mich einmal mit meinem Clan beraten..."

"Ihr habt also schon nähere Bekanntschaft mit Angelique gemacht? Sie hat mir euch empfohlen und ich war zuerst etwas vorsichtig, weil die Wahl ihrer Freundschaften manchmal doch etwas merkwürdig anmutet...doch keine Sorge, ich bin sehr positiv überrascht.", setzte sie dnan hinzu als ihr bewusst wurde, dass LIvia die Worte auch als Beleidigung auffassen könnte, wenn sie empfindlich sein wollte.
"Und ja, Georg ist eingeweiht...schon lange. Er hat ganz bemerkenswerte Fähigkeiten, große Begabungen- Er hat Angelique übrigens auch in sein Herz geschlossen.", sie lächelte stolz als sie von ihrem Sohn erzählte "Er wird sich bestimmt ebenfalls freuen, die Bekanntschaft zu machen."

"Das Haus in Domus ist vieles...Hospiz, Gebetsort, Badehaus, Taverne. Alles was der leiblichen und seelischen Gesundheit dient. Schon die alten Griechen priesen den Körper als sitz unseres gesunden Geistes und so wird das Domus auch zwei Kapellen beinhalten, die dem heiligen Martin und der heiligen Agnes, unseren Schutzpatronen geweiht sein werden. Wenn alles läuft wie geplant, werden wir nächstes Jahr soweit sein, dass die Einweihungs stattfinden kann. Ich weiß nicht, von welchem Problem mein Clansbruder sprach. Je mehr Wohltäter wir finden, desto schneller geht der Bau natürlich voran. Das Domus gehört einem der wichtigsten Männer des Viertels, Battista Bruni, sein Sohn ist Senator in Domus...dass das Domus Medicorum abgebrannt wurde, war eine unglaubliche Ungerechtigkeit der Familie Bruni gegenüber...doch könnt Ihr Euch sicherlich denken, dass mehr dahinter steckte...man wollte uns schaden. Aber auch wir können uns aus der Asche erheben!"
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Livia
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Re: [1005] Rotes Gold Gottes (Seinfreda)

Beitrag von Livia »

Livia nickte bestätigend. "Es wäre mir eine Freude, euch behilflich zu sein, derartiges einzurichten. Ich bin keine Theologin, beileibe nicht, ich kenne die mich höchstens mit der Verwaltung von Kirchenlanden aus. Aber gerade daher wäre ich sehr erfreut, wenn es in dieser Richtung ein Angebot in Genua gäbe... was sind wir ohne Glauben?" Kurz überlegte sie, dann wagte sie jedoch die Frage. "Wieso meint ihr, werde es wenige Interessierte geben? Sind die Kainiten der Domäne so eigensinnig, oder so unchristlich? Viele die ich bisher traf sind es nicht... aber ich kenne natürlich noch niemanden hier wirklich." Sie lächelte etwas entschuldigend, auch hoffnungsvoll?

"Es ist mir auch eine große Freude, dass Angelique sich für mich ausgesprochen hat... sie ist einfach ein wunderbares Wesen, sie muss bereits sehr alt und machtvoll wie weise sein, nicht wahr? Und dennoch hat sie sich einen wahren Glauben erhalten. Auch wenn er in manchen Bezügen nicht meinem Leihenwissen der römischen Kirche entsprach... aber nun, ihr könnte man selbst die ketzerischten Gedanken kaum ankreiden." Wieder erschien das vernarrte lächeln. War Livia verliebt? Oder unter einem Blutbann?

"Sie beherrscht wahre Kunst, hohe Dame. Ihr Gesang... er ist sphärisch, engelsgleich, die unschuldige Stimme eines Kindes, der starke Geist eines alten Kainiten und die Überzeugung einer wahren Heiligen." Schwärmte sie weiter.

Dann schwieg Livia wieder für eine gewisse Zeit, sie erspürte den tief sitzenden Groll der Kappadozianerin. "Der Seneschall hat euch dies angetan?" Fragte sie recht unumwunden, sie wusste es wohl nicht, aber war wohl informiert über manche Geschehnisse der Domäne auch vor ihrer Ankunft.
"Ich hörte das Leid der Menschen in Domus, ihre Klage, erst von den vermeintlichen Verbündeten aus den italienischen Städten und danach von den Sarazenen geschändet worden zu sein...
Nun, wenn sie euch unrecht getan haben.. dann... klagt doch?" Sie fragte eher selbstverständlich. "Fehde werdet ihr hier in der Stadt wohl eher weniger führen?" Erneut dieses menschliche Denken, verdammt.

"Nun, ich will mich da natürlich nicht gegen euren Willen einmischen..." Bot sie subtil an "Ihr hattet nach meiner Absprache mit dem wohlwerten Liktor Titus gefragt.
Ich, nun, ich bin neu in der Domäne, ich suche religiösen Rückhalt, suche offen gesagt Anschluss, Möglichkeit meine Gaben für die Domäne zu investieren und nun... euer Orden, er scheint ein immenses Potential zu haben, er ist sowohl geistig unkorrumpiert, er ist wahrhaft eine Wohltat für die Menschen und er könnte noch sehr viel mehr werden..." Kurz pausierte sie, es warn icht leicht ihre Gedanken auszudrücken.
"Ich bin neu und auch wenn ich menschlich blaues Blut trug, so bin ich in dieser Welt hinter dem Schleier doch von niederem Geblüt, ich werde mir nicht anmaßen, euch um Aufnahme zu bitten... aber ich bat euren Blutsbruder um eine Kooperation eures Ordens mit mir, und er war angetan." Sie lächelte erfreut.

"Er gab mir seine Fürsprache, ich versprach ihm meine wirtschaftliche Erfahrung euch bei einer... Effizienzsteigerung des Ordens beizustehen, wirtschaftliche Probleme anzugehen. Händler und Verwalter sind in der Kirche ein seltenes gut." Ein wenig stolz war die junge Kainitin auf ihre Gaben wohl durchaus.

"Darüber hinaus plane ich einen Kontor an den Fuß eures Berges zu plazieren, so kann der Orden dem Handel näherkommen, er schützt und profitiert. Ritter, Priester, Heiler, Pilger, Barden und Händler könnten gemeinsame Züge bilden und sich gegenseitig nutzen. Die Reichweite erhöhen, in den Dörfern ihrer Passage der Herde ihrer Majestät beistehen und zu eurer Bekanntheit beitragen." Sie strahlte bei dieser Idee, einfach aber in ihren Gedanken groß.
So legte sie ihre Hoffnungen und Ideen dar.
"Doch..." sie pausierte. "Was sagt ihr zu den Gedanken? Könnt ihr euch dies ebenso vorstellen? Ich möchte nicht wirken, als och ich in eurem Gebiete wildere." Fügte sie respektvoll an.
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La Vedova
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Re: [1005] Rotes Gold Gottes (Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda schienen die vielen Fragen Livias nicht zu stören. Sie lauschte ihren Ausführungen interessiert und wegte die Vorschläge ab. Die Neue strotzte ja nur so von Ideen, doch uneigennützig waren diese sicherlich nicht. Dennoch, wenn sie selbst Titus von ihren guten Absichten hatte überzeugen können.
Als Livia so von Angelique schwärmte, war sie dann jedoch schon etwas verwundert. EIn wenig erinnerte es sie an Georgs Zuneigung zu der kleinen Schauspielerin und an Gaius väterliche Gefühle für die Prophetin. Ja, Angelique gelang es, sie alle um den Finger zu wickeln und sie alle ließen es sich gerne gefallen... Seinfreda schmunzelte etwas belustigt über sich selbst, dass ihr all dies so gar nichts ausmachte. Ja, auch sie war Angeliques Charme erlegen und ihren schlauen Worten, die manchmal wahrer waren als sie selbst glaubte...Und doch war sie ein Monster wie sie alle..ein kleines, unschuldig aussehndes und deshalb umso gefährlicheres Monster. Und ja, sie selbst kannte all dies natürlich ebenfalls.
Seinfreda betrachtete LIvia nachdenklich und fragte sich, welches Monster wohl in dieser hübschen, sittsamen Hülle schlummern mochte...

Sie schürzte ihre Lippen "Mir scheint, Ihr seid ein wahrer Quell an Ideen. Ihr erinnert mich damit an einen guten Freund...deshalb lasst mich diese Warnung aussprechen: In Genua mahlen die Mühlen oft etwas langsam...zu viele neue Ideen können dazu führen, unabsichtlich in das Zentrum der Aufmerksamkeit zu geraten...und dann ist es vielleicht schon zu spät- Doch keine Bange, bei mir sind allerlei fortschrittliche Gedanken gut aufgehoben. Ja, ich bin sogar der Meinung, dass das ständige Streben nach Neuem und Erkenntnis der Grund ist, weshalb wir alle hier sind...", sie lächelte LIvia zu.
"Aber nun eins nach dem anderen. Was den Gottesdienst betrifft, so ist es nunmal so, dass in Genua viele verschiedene Glaubensrichtungen vertreten sind und es vielleicht nicht so einfach wäre, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Und dabei gibt es auch einige, die falschen Idealen folgen und ihren Lastern fröhnen...den Kampf nicht fechten wollen, sondern das Tier in sich vergöttern...", sie zuckte mit den Schultern "Wir können oft nur beobachten. So steht ihr Angeliques Glaubensgrundsätzen also nahe?", fragte sie wie beiläufig, doch konnte Livia das Blitzen in ihren Augen kaum entgehen.

"Der Seneschall...Ihr seid gut Informiert, dafür, dass Ihr erst so kurze Zeit in Genua verweilt", meinte sie dann leise und vielleicht ein wenig misstrauisch. "Er dachte, er könne jemand anderem schaden, doch hat es mich getroffen..nun, jeder muss sich eines Tages für seine Taten verantworten...er wird dann einiges zu tun haben. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ein weltliches Gericht der richtige Weg zu ausgleichender Gerechtigkeit wäre..." Ihre Stimme klang sehr kalt bei diesen Worten. Sie starrte eine Weile auf das Apsisfresko, dann wandte sie sich wieder Livia zu "Lasst uns bitte wieder zu fröhlicheren Themen zurückkehren. Ich finde den Vorschlag bezüglich eines wirtschaftlichen Weges des Ordens spannend, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir damit nicht von unserem eigentlichen Weg abweichen...Es bräuchte schon geeignete Handelsgüter und selbstverständlich müsste der Erlös direkt an die Bedürftigen oder zu ihren Gunsten weitergeleitet werden...",
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Livia
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Re: [1005] Rotes Gold Gottes (Seinfreda)

Beitrag von Livia »

Livias Blick wanderte kurz etwas demütig zu Boden, sie verkniff es, sich auf die Lippe zu beißen, als sie sich so ertappt fühlte. "Habt Dank für die Warnung, hohe Dame... ich offene mich nicht jedem der Unsrigen gegenüber so..." Kurz fixierte sie wieder die Kappadozianerin, warum eigendlich ihr gegenüber? Sie war weder sonderlich einnehmend, noch ungewöhnlich nah... aber sie wirkte, interessiert? Und war offensichtlich eine wahre Künstlerin. Womöglich waren es aber auch nur die roten Haare. Kurz überdachte Livia eine weitere Offenbarung, beließ es aber dabei.

"Ich muss gestehen, ich habe noch keinen exakten Einblick in Angeliques Weltbild erhalten, vieles war mir neu - Demiurgen, die Rolle des Kainiten als Engel und Teufel zugleich. Ich bin mit einem gewöhnlichen, römischen Christentum aufgewachsen, aber mir fehlt die Expertise, die verschiedenen Ausrichtungen wahrlich zu vergleichen." Ihre Bildung war leider eher pragmatischer Natur, bei aller Aufgewecktheit.

Als die Witwe ihre Information erwähnte, lächelte Livia kurz wie geschmeichelt. Sie kommentierte die Aussage nicht weiter.

"Die aktuellen Planungen wären auch eher eine... privat-klerikale Zusammenarbeit. Da ich kein Mitglied des Ordens bin, wäre der Handel natürlich privat und der Orden würde indirekt profitieren. Ordenseigenen Handel zu unterhalten könnte auch in anbetracht der höheren klerikalen Zielen - Anerkennung durch Rom - auch kritisch sein. Ich möchte euch keine falsche Fährte aufgeben, wohlwerte Seinfreda. Ich bin Händlerin, ich strebe wirtschaftlichen Erfolg nicht primär an, um ein paar hunderte hungernde Mäuler zu stopfen, sondern wahrlich ein Gewicht in der Waagschale sein zu können und dadurch auch große Taten vollbringen zu können, für die Kinder Seths, die Menschen. Kultur, Freiheit, Bildung, Freude, Kunst, Wohlstand. Nicht nur Nothilfe für ein paar Wenige.
Im Kern werdet ihr das mit dem Orden wohl ebenso sehen?" Sie hob die Brauen - die Kappadozianerin wirkte noch weniger idealistisch als ihr Blutsbruder, aber sie wirkten beide nicht so, als sei der Orden ein reines Machtmittel.
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La Vedova
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Re: [1005] Rotes Gold Gottes (Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda lauschte Livias Beobachtungen. Ja, genau das war es, was sie zuvor gemeint hatte…So viele verschiedene Glaubensformen, so viele spannende Ansätze, so viel Ketzerei…und wo waren die Grenzen zu ziehen?
„In Angeliques Weltbild einen vollständigen Einblick zu erhalten, hat vermutlich bisher noch keiner geschafft“, erwiederte sie dann lächelnd „Ihr geist schlägt Haken wie ein junger Hase. Vielleicht fehlt es uns nicht an Expertise sondern einfach an diesem einen Funken Visionismus.“

Seinfreda sah sich in der Kapelle um, dann ging sie in Richtung Ausgang und gab Livia einen Wink, ihr zu folgen. Sie führte die andere über den Hof hinauf zu dem höchsten der drei Türme, grüßte die Nachtwache mit einem stummen freundlichen Grüßen und machte sich an den Aufstieg. Auf der obersten Platform angelangt trat sie mit Livia im Schlepptau ins Freie hinaus, betrachtete lächelnd den Sternenhimmel und die große, dunkle Fläche, wo das Meer nicht fern von der Festung lag.
Sie stützte sich auf die hölzerne Brüstung und deutete den Hügel hinunter.
„Dort unten wollt Ihr also ein Kontor ansiedeln? Dort, in der Nähe der Schmiede?“
Sie schien sich das Bild gerade vor dem inneren Auge auszumalen. „Ich mag Eure Idee von der Kooperation. Handelns- und Pilgerzüge zusammenzuschließen...und der Orden kann einen finanziellen Aufschwung durchaus gebrauchen…“, sie nickte Livia zu und sah in die Ferne „Theoretisch ist es auch nicht weit zum Meer…“
Diese Worte ließ sie eine Weile in der Nachtluft stehen, sodass sich Livia ihre eigenen Gedanken machen konnte. Dann fuhr sie fort „Meine Vorfahren befuhren das Nordmeer…Und ich selbst bin auch mitten im Meer geboren worden..Auf den Wellen sozusagen. Meine Heimat ist eine kleine Insel weit, weit im Norden…flache, zerklüftete Landmassen inmitten von tosendem Wasser…Dort lebt nicht viel, ein paar Menschen, viele Schafe. Im Winter war der Wind eisig, im Sommer fuhren unsere Väter zur See…“, sie hielt inne „Das ist schon lange her, ich war ein Kind, als ich meine Heimat verließ und ich erinnere mich nicht mehr an viel…“
Sie seufzte „Doch auch in meinen Adern fließt das salzige Wasser der See…und oft verspüre ich Sehnsucht nach der Ferne…Manchmal stehe ich dort vorn an den Klippen und stelle mir vor, dass die Küste meiner Heimat nicht fern ist, nur am Horizont…aber das stimmt natürlich nicht“, sie sah dabei traurig aus. „Aber was ist schon Heimat? Als ich zuletzt dort war, lebte schon lange keiner meiner Bekannten mehr...außer natürlich meine Schwestern…“
Seinfreda griff nach dem Kreuz an ihrer Kette „Wenn Ihr von blauem Blut sprecht…Seid ihr also auch von Adel?
Ihr seid neu in der Stadt...ist es Euch schon gelungen, einen Unterschlupf zu finden und eigene kleine Herde aufzubauen?“, fragte sie interessiert „Ich kann Euch in beiden Punkten gerne behilflich sein, falls es Probleme geben sollte…“
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Livia
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Re: [1005] Rotes Gold Gottes (Seinfreda)

Beitrag von Livia »

Llivia folgte der älteren Schönheit auf den Turm hinauf, sie bestätigte ihre Gedanken mit einem Nicken und lauschte dann voller Freude ihrer Schwelgerei.
"Wollt ihr in eure Heimat reisen?" Fragte sie schließlich...
"Der höchste Norden... wie wunderschön er sein muss." schloss auch sie sich an.
"Wenn ihr wollt... so könnte ich sicherlich auch einen Anlegeplatz organisieren...?" Sie lächelte fast verführerisch.

"Heimat... ein dehnbarer Begriff, ja.
Ich stamme aus einem alten Grafengeschlecht bei Bari, sehr wohl. Also menschlich." Kurz pausierte sie. "Kainitisch ist gar eine römische Kaiserin Teil meiner Ahnenlinie." Fügte sie dann breit schmunzelnd an. "Allerdings ist dies nur menschlich ein hohes Blut." Gab sie dann unumwunden zu, jemand musste der Setitin schon oft klar gemacht haben, was ihr Blut bedeutete und was eben nicht... komplett den Humor darüber hatte sie aber nicht eingebüßt.

"Was einen Unterschlupf betrifft... die gewöhnlichen Arten eben. Ausbaufähig." Lächelte sie entschuldigend. "Was die Herde angeht allerdings..." Sie lächelte gequält. "Ich vermeide es, bei der Jagd zu töten und wildere natürlich nicht in fremden Domänen... das macht es nicht sehr leicht bei der aktuellen Notlage der Stadt." Livia war ganz Ohr. Auch wenn Blutgeschäfte stets gefährlich waren und den Käufer sehr... angreifbar und, noch schlimmer, sichtbar... machten.
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La Vedova
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Re: [1005] Rotes Gold Gottes (Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Die Nordfrau schüttelte den Kopf und befreite ihre Haare von dem Stoff, sodass der Wind ihre langen, roten Locken erfassen konnte.
„Nein, ich werde in nächster Zeit nicht mehr verreisen. Ich war eine Weile abwesend und habe versucht, mich um die Geschäfte im Norden zu kümmern, aber meine Begabungen liegen anders verteilt. Und auch mein Sohn hat kein großes Interesse an dem Handel mit unseren Gütern in der Normandie...“, sie seufzte „Und langsam sterben und die Kontaktpersonen weg…Vielleicht habt Ihr ja den ein oder anderen Hinweis, wie ich diese Sache angehen könnte? Wenn Ihr einmal in den Norden reisen möchtet, vielleicht um Handelswege zu sichern, kann ich Euch gerne ein paar Namen nennen…wir könnten uns zusammentun? Im Gegenzug gebe ich Euch gerne Zugang zu meinen…roten Quellen“, sie schmunzelte über sich selbst „Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wohin damit…momentan bemale ich damit Wände…“ Sie zuckte mit den Schultern „Dabei ist Blut ein seltenes Gut, ein wertvolles Material, berauschend und flüchtig…Ihr könntet Euch die ganze mühselige Jagd sparen, würdet Euch mit niemandem anlegen und könntet Euch ganz auf Eure…und unsere Geschäfte konzentrieren?“
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