[1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

[März '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Seresa
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[1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Ein Klopfen erklang an Ajax Tür. Laut genug, um nicht überhört werden zu können. Leise genug, um nicht aufdringlich zu wirken. Einen Moment später öffnete sich die Tür und hereintrat ein älterer, großgewachsener Mann mit schütterem Haar. Es war der Begleiter Seresas, welchen Ajax wohl gelegentlich am frühen Abend oder späten Morgen an der Seite seiner Schwester im Blute gesehen haben mochte, der jedoch Ajax, seit Seresa auf dem Wachturm lebte, nie aufgesucht oder gar mit ihm gesprochen hatte. Umso verwunderlicher wirkte es, dass er nun hier war. Das fröhliche Gesicht Raffaeles war gezeichnet von Sorgen und zu wenigen Stunden des Schlafes. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich, bevor er sich mit der rechten Hand auf der Brust tief vor dem Brujah verbeugte.

„Ich muss mit Euch sprechen, Herr.“

Raffaele richtete sich auf und rieb sich unruhig über seine Hände. Scheinbar war ihm durchaus bewusst, mit was er sich gerade im Raum befand. Offensichtlich hatte Seresa ihn jedoch nie zu anderen ihrer Art mitgenommen, denn er wirkte unsicher in der Gegenwart des Gelehrten. Dennoch schien ihn etwas in jener Nacht zu dem Brujah geführt zu haben, dass ihm wichtig genug war, seine Angst zu überwinden und ihn trotz deiner eigenen Unsicherheit aufzusuchen.

„Es geht um Seresa.“
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Ajax
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Wenig zugänglich für die Sorgen des einfachen Mannes ignorierte Ajax das gezeichnete Äußere des Ghuls und kam direkt zur Sache, dabei blickte er seinem Gegenüber unumwunden entgegen, kein Blinzeln und wenig Mimik rundeten die Szenere die er bildete ab. Er schien gerade am aufsetzen eines Briefes gewesen zu sein, legte er doch den Griffel zur Seite.

"Sprich Raffaele."
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Seresa
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

„Ich mache mir Sorgen um sie, Herr.“

Raffaele schwieg für einen kurzen Moment.

„Sie sprach vor bald drei Jahren davon, dass sie dachte sie hätte es überstanden. Dass es vorbei wäre. Dass sie niemals wieder dahin zurückkehren müsste.“

Der alte Mann schüttelte leicht den Kopf.

„Ich weiß nicht, was sie damit meinte Herr, aber sie hatte unaussprechliche Angst davor und wusste, dass ich ihr nicht dabei helfen können würde. Sie fürchtete sich davor, dass sie einem Tier anheimfallen könnte. Sie meinte, dass sie schlimm werden würde.“

Er schwieg erneut und strich sich noch immer nervös über die Hände.

„Ich bin bald zehn Jahre an ihrer Seite, Herr. Des Tages und manche der Nächte. Ich mag alt sein, aber ich bin nicht blind. Ich sehe, wie verliebt sie Euch anblickt, wenn Ihr bei ihr seid. Wie sie Euch nachsieht, wenn Ihr bei ihr wart. Wie sie verlegen lächelt, wenn sie meint, Ihr würdet es nicht sehen. Wie sie es genießt, wenn Ihr Zeit mit ihr verbringt und sie etwas lehrt. Wie sie des Morgens noch einmal leise zu Euch schleicht, wenn sie meint ich würde noch schlafen, nur um einige Augenblicke länger in Eurer Nähe zu sein.“

Raffaele blickte kurz zu Boden und dann wieder zu ihm auf.

„Sie liebt Euch sehr, Herr. Sie ist glücklich mit Euch und sie sollte wahrlich keinen alten Mann wie mich auf die Art und Weise lieben, wie sie Euch liebt. Aber ich spüre, dass sie sich verändert seit wir bei Euch sind und diese Veränderung ist nicht nur zum Guten, Herr. Ich hatte des Tages ihren Umhang gewaschen. Sie muss es des nächtens in der Eile selbst versucht haben. Es befand sich noch immer Blut und Erde darin. Sie reagierte kalt und distanziert. Sie war reizbar und wütend. Sie warf mich sogar vor die Tür.“

Der alte Mann schüttelte leicht den Kopf.

„Sie war niemals so, Herr. Sie weist mich immer mehr ab. Würdet Ihr bitte nach ihr sehen und mit ihr darüber sprechen, Herr?“

Sein Blick war flehend auf Ajax gerichtet.

„Sie ist zu stolz, um selbst jemanden um Hilfe zu bitten, aber ich befürchte, dass das was sie meinte als sie sagte, dass sie schlimm werden würde gerade passiert. Ich habe große Angst um sie, Herr.“
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Ajax
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Ajax hörte sich die Litanei der Langeweile an die der Ghul von sich gab. Wenig Regung ging dabei durch sein Gesicht. Doch wenn man ganz genau hinschaute, so nahm er jedes Wort auf und verarbeitete es. Vielleicht wollte er nicht zeigen wie oder ob ihn die Nachricht des Ghuls kümmerte, vielleicht war ihm der Ghul aber auch nicht wichtig genug um so etwas wie eine Gefühlsregung zu zeigen.

"Ich werde mich darum kümmern...du kannst gehen." mit diesen Worten stand er auf und schickte Raffaele mit einer wegwischenden Handbewegung hinaus.

Seine Schritte trugen ihn schnell zu Seresas Kammer. Langsam aber mit Nachdruck klopfte er an die Holzverschlagenen Tür.
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Seresa
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Raffaele hatte sich nach einer tiefen Verbeugung rasch aus dem Zimmer begeben.

Als es später an Seresas Kammer klopfte hörte man das Scheppern von Holz und das Platschen von Wasser auf dem Boden, bevor sich schnelle Schritte der Tür näherten, welche von einer ungewohnt lauten und aufgebrachten Stimme begleitet wurden.

„Ich sagte du sollst verschwinden, du…“

Die hölzerne Tür wurde wütend aufgerissen und die offene Hand der Brujah schoss in Richtung Ajax Hals, nur um mitten in der Bewegung einzufrieren. Ungläubig und mit weit aufgerissenen Augen und Mund, starrte die Brujah ihren Bruder im Blute an, wie ein Kind das beim Naschen von Honig erwischt worden war.

„Ajax.“

Ihre Stimme war hoch und spiegelte ihre Überraschung wieder. Schnell zog sie ihre Hand zurück und blickte zu Boden.

„Ich…“

Seresa öffnete die Tür weiter und gab ihren Bruder im Blute ausreichend Platz, um eintreten zu können.

„Bitte, Bruder. Komm doch herein.“

Mit hastigen Bewegungen entfernte sich Seresa von der Tür, hob die Waschschale vom Boden auf und stellte sie an ihren vorgesehenen Platz ab, bevor sie zum kleinen Tisch im Raum ging und die umgeworfene Sitzgelegenheit aufstellte.

„Bitte. Bitte setzt dich doch.“

Seresa ordnete die Schriftrollen, welche durcheinander auf dem Tisch lagen mit schnellen Bewegungen, während sie nebenbei auf die Sitzgelegenheit deutete.

„Verzeih, ich hatte dich nicht erwartet.“

Ihr Blick wanderte kurz unsicher zu dem Wachstäfelchen, das auf dem Schreibpult lag, bevor ihr Blick sich verlegen senkte und schließlich wieder auf Ajax ging.

„Was führt dich zu mir, Bruder?“

Ihre Stimme wurde weicher und sie schien sich langsam zu entspannen, nachdem die gröbste Unordnung beseitigt war.

„Was kann ich für dich tun?“
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Ajax
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Er registrierte ihre Nervosität, ihren wachen Geist der versuchte einen Sinn aus seinem Auftauchen zu machen. Er registrierte ihren Blick auf das Wachstäfelchen. Er registrierte ihre fahrigen Hände die versuchten sich selbst einen Sinn zu geben. Er hörte ihr zu und sagte ...nichts. Still saß er auf dem Platz den sie ihm gewiesen hatte und blickte sie durch seine grünen kalten Augen an. Schließlich schien sie sich doch beruhigt zu haben.
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Für einen Moment sah Seresa Ajax schweigend an, als er nur dasaß, nichts sagte und sie beobachtete. Sein Schweigen schien die Brujah zu verunsichern. Sie näherte sich ihrem Bruder im Blute und kniete sich nahe - seitlich von ihm - neben ihn.

„Bitte vergib mir, Ajax.“

Seresa senkte ihren Kopf.

„Ich dachte Raffaele wäre zurückgekommen.“
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Ajax
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Ajax seufzte, jedoch keine Seufzer der Entnervung. Ein freundliches Lächeln schlich auf sein Gesicht, ein Umstand der in der letzten Zeit selten geworden war.

"Nein Liebes du hast nichts falsch gemacht. Steh auf, steh auf!" er würde ihre Hand nehmen ebenfalls vom Stuhl aufstehen und sie dabei mithochziehen.

"Ich kann nicht verstehen das du dir die Dinge so schwer machst. Es tut weh zu sehen, wie du dich in deiner selbst gewählten Selbstgeißelung zerreibst! Das ist deiner nicht würdig. Du könntest so viel mehr sein und verrennst dich dennoch in falschen Gewissensbissen und der Frage danach wo du hingehörst und was du eigentlich in dieser Welt willst. Wenn du Hilfe brauchst um dorthin zu kommen wo du denkst, dass du glücklich werden kannst...dann habe keine falsche Angst mich nach einer helfenden Hand zu fragen. Ich will dir gerne einen Weg zeigen oder deine Hand halten während du erste zögerliche Schritte führst. Aber schüttel endlich diese falsche Litanei des Selbsthasses ab Seresa. Dies ist der einzige Wunsch von mir an dich. Werde endlich Herrin deiner Gefühle und der Bestie anstatt dich von ihr leiten zu lassen." während er sprach hatte er ihre Hände genommen, sofern sie dies zulassen würden und ihr Druck war bei seinen eindringlichen Worten immer fester gewesen, nicht gewaltätig doch dennoch ein starker Griff.

Er hatte es satt zu sehen wie sie sich selbst im Weg stand. Dennoch konnte er ihre Probleme nicht lösen...er konnte ihr nur helfend beistehen. Doch das würde er.
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Seresa
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Fragend blickte Seresa auf ihren Bruder im Blute, als dieser von selbst gewählter Selbstgeißelung, falschen Gewissensbissen, Selbsthasses, wohin sie gehörte und was sie wolle sprach. Sie schien keine Ahnung zu haben, von was er eigentlich sprach und dieser Umstand schien sie sichtlich noch mehr zu verwirren und zu verunsichern, denn sie hatte ihren Blick gesenkt. Seine Hände auf ihren schien ihr jedoch Zuversicht und Vertrauen zu schenken. So blickte sie zu ihm auf.

„Ich bin mir nicht sicher, wovon du sprichst, Bruder.“

Ihr Blick war fragend auf ihren Bruder im Blute gerichtet.

„Gab dir mein Handeln Anlass zu zweifeln, dass ich zu dir gehöre, Ajax? Das ich dir helfen will deine Ziele zu erreichen? Das ich glücklich bin mit dir?“

Hilfesuchend blickten ihre braunen Augen in seine grünen.

„Du bist das Beste was mir passieren konnte, Bruder. Ich weiß nicht, wo ich ohne dich wäre.“

Ihre Lippen berührten als Zeichen der stummen Verehrung seine Hände mit denen er sie sicher und geborgen hielt, so wie die Brujah selbst.

„Ich will bei dir sein. Will bei dir bleiben. So ich darf. So du mich noch willst.“

Fragend blickte sie zu ihrem Bruder im Blute auf.
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Ajax
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Wieder lächelte Ajax.

"Nein, wo denkst du hin. Natürlich gibt mir dein Handeln keinen Zweifel. Wieso sollte es auch. Ich sehe nur das du Schwierigkeiten hast, weil du nicht weißt wo deine Reise hingehen soll. Welchen Weg der Nacht du gehen willst und wieso. Die Bestie schleicht um deinen Verstand und will sich seiner bemächtigen. Ich kann dir helfen wenn du mich denn lässt. Was geht gerade in dir vor, was dich so wütend macht? Ich bin nicht blind Seresa, ich sehe das du mit dir ringst."

Er erwiderte lange ihren hilfesuchenden Blick während er weitersprach.
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