[1006] Pietas [offen]

[März '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Titus
Kappadozianer
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Titus »

Nachdem das Rosenkranzgebet geendet hatte, küsste er erneut das silberne Kreuz, das am Ende seines Rosenkranzes hing. Dann erhob er sich und wandte sich wieder den anwesenden Kainiten zu. Den Rosenkranz hängte er wieder um seinen Hals, so dass das keine silberne Kreuz mittig auf seiner breiten Brust auf dem groben Stoff seines Büßergewandes ruhte. Er nahm die Bibel von seiner Clanschwester entgegen und dankte ihr. Doch er öffnete sie nicht sondern blickte auf die Versammelten, ohne jemanden bestimmten anzusehen.

"Ich bin tot, mein Herz hat aufgehört zu schlagen, ich muss nicht mehr atmen. Und doch stehe ich hier, ich wandle, ich rede aber ich muss Blut trinken, um weiter - manche behaupten ewig - zu leben. Ich möchte Euch in dieser Nacht erzählen, wie ich diese widersprüchlichen Tatsachen mit unserem Glauben in Einklang gebracht habe. Ich hatte Zweifel. Ich habe mich gefragt, ob Gott mich verlassen hatte und ich auf ewig verdammt war. Ich habe daran gezweifelt, dass jemand wie ich, der das Blut von Lebenden stehlen muss, Aussicht auf Erlösung haben kann. Ich suchte den Sinn dieses Lebens obwohl ich doch tot bin. Schlussendlich habe ich die Antwort gefunden. In meiner Verzweiflung lernte ich das Lesen und im geschriebenen Wort Gottes habe ich sie erhalten. "

Er hob die Bibel hoch bei diesen Worten.

"Denn darin steht geschrieben, dass unser Herr, Jesus Christus, in das Dorf Bethanien nahe Jerusalem ging, als er erfahren hatte, dass sein Freund Lazarus krank war. Doch als er dort ankam, war Lazarus schon gestorben und begraben worden. Zu Lazarus Schwester Martha sprach unser Herr folgende Worte: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er gestorben ist. Und jeder der da lebt und an mich glaubt, wird nimmermehr sterben. Und dann vollführte er ein Wunder und erweckte Lazarus wieder zum Leben."

Er ließ diese Worte wirken, auf dass jeder über sie nachdenken konnte und schließlich wiederholte er sie noch einmal.

"Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er gestorben ist."

Titus schwieg einen Moment

"Und jeder der da lebt und an mich glaubt, wird nimmermehr sterben."

Titus blickte in jedes einzelne Gesicht, um die Wirkung der Worte des Herren auf die Versammelten zu beobachten.

"Diese Worte haben mir gezeigt, dass unsere Existenz nicht die Abkehr von Gott bedeutet, sondern der Wille Gottes ist, wenn wir an ihn glauben und seinem WIllen gehorchen."

Titus ließ die Biibel wieder sinken.

"Ein jeder sei eingeladen seine Gedanken dazu laut zu äußern oder seine eigene Geschichte zu erzählen."

Damit übergab er das Wort an jeden, der wagte es zu ergreifen.
Todesqualen, Gott, jedem Ketzer, den ich sehe
Denn dein Wille geschehe
und ungebeugt, bis zum jüngsten Gericht
tu ich gottergeben meine Pflicht
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Angelique
Autarkis
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Angelique »

Verdunkelt nickte Angelique beifällig zu den ketzerischen Worten des Titus. Auch sie und ihre kainitische Heräsie bezogen die Lazarus-Passage als Moment, da Jesus einen Kainiten in die Nacht holte.
Es war exakt ihr Glaube.

Gespannt erwartete sie die Reaktionen der anderen.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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Lorenzo
Toreador
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Lorenzo »

Lorenzo wartete erst einmal darauf, dass einer der anderen etwas zu dem sagte, womit Titus die angekündigte Diskussion eröffnete, bevor er mit seinem Halbwissen sich lächerlich machen würde.
Neugierig blickte er sich in der Kirche von seinem Platz aus um, welcher sich ganz hinten in der Kirche befand, um nicht allzu sehr im Rampenlicht zu stehen. War es tatsächlich Neugier, oder war es mehr das abschätzen dessen, wer als erstes hier das Wort ergreifen würde?
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Adelchis Diaconus
Lasombra
Beiträge: 488
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Adelchis Diaconus »

Adelchis hörte Titus aufmerksam zu und hin und wieder.
Ja so könnte man die Worte der Bibel deuten, auch wenn er für sich selbst nicht der Meinung war, dass Lazarus als ein Kind Kains wiedergeboren wurde.

Nach Titus Einladung selbst einige Worte oder eine Geschichte beizusteuern erhob Adelchis sich und drehte sich so, dass er alle Anwesenden ansehen konnte.

"Nun ob Lazarus als Kainit wiedergeboren wart muss ein jeder für sich entscheiden, aber es gibt einen für mich viel entscheidenderen Grund warum wir nicht von Gottes Gnade ausgeschlossen sind. Oder vielmehr mehrere Gründe.
Zum einen Sprach unser Herr Jesus das eine jede Sünde vergeben werden kann so wir den glauben und unsere Tat bereuen.
Zum anderen haben einige der hier Anwesenden schon die Macht Gottes erlebt und diese ging nur von einzelnen Menschen aus. Welche Macht hätte er selbst erst auf uns, wenn er nicht einen Plan für uns hätte? Meiner festen Überzeugung nach könnte er uns alle mit nur einem Gedanken vernichten, wenn er uns nicht eine Chance geben würde.
Und wurde nicht auch Hiob von Gott vor eine Prüfung gestellt?
Keiner von uns kann den Plan unsere aller Schöpfer deuten, doch eines ist sicher er hat uns erschaffen und duldet uns unter den Menschen."


Nach seinen Worten setzte sich der Priester wieder und wartete ob noch weitere Mitglieder dieser Messe sprechen würden.
Den Status quo gilt es zu erhalten, sonst herrscht die Anarchie.
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Livia
Jünger des Seth
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Registriert: Do 23. Nov 2017, 22:04

Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Livia »

Livia hatte fleißig gelauscht, sie war weiterhin fast sphärisch erfreut, dass ihre Idee Anklang gefunden hatte und dass nicht nur die Kappadozianer sich so viel Mühe gegeben hatten, sondern auch so viele Kainskinder erschienen waren. Der fremde Lasombra - Adelchis Diaconus - klang nach einem gescheiten Mann, seltsam, dass er bisher in keinem Bericht erwähnt worden war... Aber viel wichtiger waren die Worte.
Lazarus... hatte diesen Namen nicht Seinfreda einst genannt? Sie würde sie fragen müssen... aber es lag nahe. Doch würde dieser Gedankengang - zuendegedacht - nicht auch die Frage aufwerfen, als was Christus neu entstand am 3. Tage nach seinem Tode?
Wenn alleine schon ihre Prinzessin hier älter war als die fleischliche Hülle des Gottessohnes... es passte in der Tat sehr gut. Gerade diese Zeit.

Irgendwann, als eine kurze Pause aufkam, reckte auch die kleine Merkurianerin sich vorsichtig und erhob sanft ihre schöne Stimme.
"Der verlorene Sohn..." Nannte sie nur wenige achtsame und vorsichtige Worte, sollte jemand das Wort aus ihrem Munde reißen.

"Das Gleichnis, es könnte auch den Ältesten unserer Art betreffen... und uns als seine Abkömmlinge. Und der Herr, er wartet immer noch auf diesen verlorenen Sohn und auf dessen Abkömmlinge - uns?"

Livias Gedanken waren mehr als Frage in den Raum gestellt, als wirklich als Argumentation... sie bot ihren Gedanken dar, damit ein geschulterer Geist ihn aufgreifen konnte ohne sie angreifen zu müssen, sollte er zu widersprechen gedenken.
Nachdem sie ihren Gedanken in den Raum gestellt hatte senkte sie den Kopf wieder demütig und wartete auf Reaktionen oder neue Eingebungen. Sie lächelte sanft...
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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
Beiträge: 4488
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hatte geschwiegen. Die ganze Zeit, auch nicht gebetet, als es die anderen taten und als Titus von Lazarus erzählte, blickte der Tzimisce den Kappadozianer aufmerksam an.
Er sah die Kainiten ohenin schon immer als Geschöpfe Gottes. Nicht perfekte, sicher, das waren die Menschen auch nicht und schließlich brauchten sie ja ein Streben, dennoch aber von Gott gewollt. Titus' Sichtweise auf Lazarus machte daher auch Sinn für Toma. Lazarus war wieder auferstanden von den Toten, so wie sie es auch taten und wenn Gott...Christus dies so gewollt hatte bei Lazarus, dann war es wohl auch so für sie alle hier.

Auch wenn Livia bereits einen neuen Punkt anschnitt waren Tomas Gedanken noch bei den zuvor gesprochenen Worten, so richtete er das Wort direkt an Titus:

Werter Titus. Ich teile durchaus eure Meinung dass unsere Existenz Gottes Wille ist. Doch wie erklärt ihr Kainiten wie den verehrten Brimir, der nicht an unseren Gott glaubt?
Und ist dieser unserer Glauben, doch auch der der Menschen. Doch nicht alle Menschen stehen von den Toten wieder auf....
meine Gedanken dazu? Der Glaube an Gott und Christus ist unerheblich für unsere Existenz. Er hat schlicht Aufgaben für jeden von uns. Egal wie stark wir ihm gedient haben oder noch dienen. So wie es der werte Adelchis sagte: Prüfungen."


„Verzeiht, werte Livia." Wandte er sich dann doch noch der Setitin zu. "In der Tat auch ein sinnvoller Gedanke von euch. Was glaubt ihr worauf er wartet? Dass wir uns beweisen?“
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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La Vedova
Kappadozianer
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda hatte sich die Beiträge interessiert angehört und trat einen Schritt nach vorne . Sie räusperte sich leise.
"Ja, Livia, das ist ein schöner Gedanke, den Ihr hegt. Gott, unser Vater, ist barmherzig und bereit jedem zu vergeben, der die richtigen Schritte unternimmt. Wenn wir wahrhaft bereuen und büßen, wird er uns unsere Sünden vergeben...Ein jeder reuigr Sünder mag ein Sohn oder eine Tochter Gottes sein, die er wieder mit offenen Armen empfangen wird, auf deren Leuterung er wartet...Ist es das, worauf Ihr hofft?"


Seinfreda lächelte, als Toma Brimir ansprach und räusperte sich leise.

"Auch wenn die Frage an Titus gerichtet war, so möchte ich einen Einwurf wagen, mein Freund. Titus Interpretation der Geschichte um Lazarus anbelangt, so stimme ich dem absolut zu. Dies ist auch meine Sicht der Dinge.

Wenn es um Brimir geht und darum, wie wir seine Existenz und jene anderer heidnischer Vampire interpretieren können, so möchte ich einen etwas ungewöhnlichen Gedanken anstoßen:
Im Glauben der Nordländer, in dem auch ich einst geboren und in meiner Kindheit erzogen wurde, gibt es auch den Glauben an ein Leben nach dem Tode, ähnlich wie bei uns. Meine Vorväter glaubten, dass sie bei einem heldenhaften Tod, wie er sie in einer Schlacht ereilen würde, nach Valhall gelangen würden. Es gibt jedoch auch das Totenreich der Hel, und wir Christenmenschen würden vielleicht denken, dass es hierbei um Entsprechungen von Himmel und Hölle geht. Es gibt viele Legenden zu dieser...Hoffnung. Unter anderem erzählen die Skalden auch von valkyrjar", das Wort sprach sie so rollend aus, als hätte sie Murmeln im Mund. Sie pausierte kurz, um es im Raum stehen zu lassen, ließ ihren Blick über die Fresken schweifen.

"Diese wählen die Leichen der ehrenvoll Gefallenen vom Schlachtfeld aus, um diese nach Valhall zu führen..."
Sie wisste, dass sie weit vom Thema abwich, doch handelte es sich hierbei um etwas, das sie schon lange beschäftigte. Langsam und etwas weniger dozierend als sonst fuhr sie fort.

"Wir würden sie vielleicht als Todesengel bezeichnen, als Wesen, die zwischen den Sphären wandeln können, zwischen der Welt der Lebenden und jeder der Toten...mit der Aufgabe, diesen Übergang zu bewachen und den Sterbenden den Weg zu weisen...Ich weiß, dass dies weit von unserem Thema fort führt, doch knüpft es außerdem auch an. Der werte Adelchis sprach von Prüfungen, Ihr sprecht von Aufgaben. Diese Aufgaben können wohl mannigfaltig sein und sind womöglich je nachdem, welchem Clan wir angehören unterschiedlich. Auch wenn nicht alle von uns Christenmenschen sind, so scheint den Heiden jedoch trotzdem eine Aufgabe übertragen- von ihrem Gottvater Odin oder anderen, an die sie glauben. Womöglich glauben sie sogar ohne es zu wissen, an unseren Gott, und dienen ihm auch wenn sie ihn anders nennen und diese Erkenntnis ihnen womöglich nicht gefallen würde. Doch wir alle wissen, dass unser Gott so weise und unergründlich ist...Womöglich verfolgt er auch damit einen Plan und wird sich ihnen früher oder später offenbaren...."

Sie kniff die Augen zusammen und war sich nicht sicher, ob es ihr gelungen war, ihre Überlegungen verständlich auszudrüchen. Auch hoffte sie, damit keinen Zorn hervorzurufen. Langsam trat sie nach vorne neben Titus, griff nach der Bibel und deutete auf die Malerei der Apokalypse im Chorraum. Dann sprach sie etwas langsamer, jedoch mit Unheil verkündener Stimme weiter.
"Es gibt außerdem eine alte nordische Legende, bei der gefallene Krieger zum erneuten Kampf erhoben werden, um einen Sieg herbeizuführen. Auch dies ist ein Gedanke, der in Hinblick auf die... Apokalypse von Bedeutung sein könnte.
Wenn der Weltuntergangnäher rückt, und das tut er, daran besteht kein Zweifel, wird es zu einem Kampf von ungeheuren Ausmaßen kommen! Erhabene Propheten und Philosophen sagten es voraus, das Jüngste Gericht wird kommen!...Auch Brimir sprach mir gegenüber davon, nur nennt er es wie unsere Vorfahren Ragnarök..." Sie starrte zu dem roten Fresko im Chor hinüber.

"In der Offenbarung des Johannes berichtet er von diesem Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht uns Finsternis. Dieser Krieg wird ausgetragen werden und womöglich sind wir ein wichtiges Gewicht, das den Ausschlag geben kann. Ich glaube, dass es Gottes Wille ist, dass wir in diesem Kampf kämpfen, deshalb wurden wir von den Toden erweckt als Gottes Krieger...so ist es wohl an uns, unsere Aufgaben auszuführen und damit Gottes Plan zu verwirklichen. Es ist an uns, der Sünde einhalt zu gebieten. Und womöglich ist sie uns deshalb so nah, das Tier in uns, das wir ständig sehen und fühlen, um zu wissen, wogegen der Kampf ausgetragen werden muss. Nicht als Strafe, sondern als ein ständiger, beinahe übermächtiger Gegner an dem wir uns stählen und stärken und üben bis wir die letzte Schlacht kämpfen werden...
Und dann , wenn der letzte Kampf und der endgültige Sieg über Satan stattgefunden haben wird, werden im Weltgericht auch die übrigen Toten auferstehen und gerichtet werden..."


Noch immer sah sie hinauf zur unheimlichen Endzeitvision an den Wänden der Kirche, die Hand mit der Bibel erhoben.
Dann drehte sie sich langsam um, blickte über die Anwesenden Kainiten und dann zurück zu Titus. Bisher hatte sie diese Ansicht nicht mit ihm geteilt und sie war interessiert, was ihr Clansbruder dazu sagen würde...falls er etwas sagen würde.
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Lorenzo
Toreador
Beiträge: 593
Registriert: Di 26. Sep 2017, 16:34

Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Lorenzo »

Man konnte deutlich sehen, wie Lorenzos Augen zu leuchten begannen, als Seinfreda den Gedanken Livias mit eigenen Ideen anreicherte. *War es möglich, haben wir doch einen anderen Zweck als den die Menschen zu vernichten und deren Geißel die Leid über die Sterblichen bringen sollen zu sein. Lorenzo richtete sich an Seinfredea, "War es uns gar vergönnt nicht jener Teil zu sein, welcher vortritt, wenn der Tod über die Welt kommt mit seinem Gefolge um mit ihm gemeinsam das Ende einzuläuten. Kann es sein, dass wir doch zu gutem bestimmt sind, um die Schöpfung zum ruhmreichen Sieg zu führen, oder gar der entscheidende Teil dabei zu sein.“ Dies waren Lorenzos Fragen an Seinfreda.

Für einen kurzen Moment konnte man Hoffnung aufleuchten sehen in Lorenzos Augen und ein zustimmendes Nicken war in von Ihm zu sehen als Seinfreda ihre Rede beendet hatte.
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La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von La Vedova »

Erfreut vernahm Seinfreda die Stimme des so zurückhaltenden Toreador und nickte bestätigend "Ja, werter Lorenzo, das ist einer der Punkte, den ich damit ausdrücken wollte. Uns sind größere Dinge bestimmt als zu schnöden Tieren zu verkommen, da bin ich gewiss. Wenn der jüngste Tag anbricht, werden wir möglicherweise das Zünglein an der Wage darstellen und es ist nun an uns, die Vorbereitungen zu treffen. Wenn das Buch der sieben Siegel geöffnet wird und Krieg, Krankheit und Tod über die Welt hereinbrechen, wenn die Reiter der Apokalypse nahen, wenn die sieben Posaunen geblasen werden und der Kampf Satans gegen das Volk Gottes entbrennt und der falsche Prophet das Tier zur Anbetung anpreist, ist es an uns, dieses Tier zu stürzen, das in uns allen rumort und kämpft und zischt und falsche Verheißungen ausspricht! Denn so steht es geschrieben: Ein Tier mit zehn Hörnern und sieben Köpfen steigt aus dem Meer. Es bekommt für 42 Monate Macht über alle Völker, lästert Gott und bekämpft die Heiligen. Ein anderes Tier mit zwei Hörnern, der falsche Prophet, steigt aus der Erde. Es bringt die Menschen dazu, das erste Tier anzubeten..."
sie hielt inne, noch immer Eifer im Blick "Die Frage ist bloß, wie wir uns vorbereiten sollen, was unsere Bestimmung ist, welche Wege wir am besten beschreiten und wie wir die Zeichen erkennen..."
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Il Canzoniere
Erzähler
Beiträge: 8382
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 20:22

Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Il Canzoniere »

Der bisher erstaunlich ruhige Malkavianer in der letzten Reihe, der bisher still gebetet hatte, hob den Kopf. Das was Seinfreda da erzählte, schien seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mit seinem starren Blick fixierte er die Kappadozianerin geradezu und erhob sich dann langsam. Barfuß und in Lumpen gehüllt, schimmerten die von religiösem Wahn erfüllten Augen im Halbdunkel der Kirche.
Sein Blick glitt langsam nach rechts und fuhr die Darstellungen an den Wänden ab, ehe er nach links wanderte um dort das gleiche zu tun. Dann wanderte sein Blick zu Titus hinüber und musterte diese einen Moment. Nachdenklich. Ein dünnes Lächeln glitt über sein Gesicht als er beide Arme hob und mit lauter Stimme zu sprechen begann. Er war eindeutig ein Prediger. Beinahe schien er es gewohnter zu sein so laut zu sprechen als in normaler Zimmerlautstärke.

"...und es macht, daß die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Knechte - allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tiers oder die Zahl seines Namens. Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tiers; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig." vollendete er die Offenbarung von der Seinfreda da zu sprechen schien.

Er nickte lächelnd. Ganz ob er mit ihren Worten einverstanden war. "Unsere Schwester spricht die Wahrheit. Sie spricht von einer Zeit in der die Hölle die Herrschaft auf Erden endgültig übernimmt und jeden der auf ihr wandelt zu ihren Sklaven macht. Und auch über uns, Kinder des Kain, spricht die heilige Schrift. Sagt sie doch: Sie werden dann auch aus der Stadt hinausgehen und sich die Leichname der Menschen ansehen, die von mir abgefallen sind; denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen, und sie werden ein Abscheu sein für jedermann."

"In unserem langen Leben liegt eine eigene Form der Arroganz, so glauben wir doch von all dem was geschrieben steht und was stets eingetroffen ist niemals selbst betroffen zu werden... aber ich sage euch: Das Ende aller Tage ist nah, meine Brüder und Schwestern. Die Engelscharen versammeln sich bereit zu blut'ger Schar, ebenso die Herrscharen des Satans. Die Mauren, welche gekommen von jenseits des Meeres..." er deutete gen Westen hin zum Mittelmeer mit Bronze in seiner Stimme. "...waren stark und kühn, denn die Peitschen des Teufels trieben sie an. Gog und Magog, Monster, Teufel, Dämonen! Die Vorboten der Apokalypse."

"Wer nicht in die Hölle gesogen werden will, dem läuft die Zeit fort! Kein Weg führt zu Gott denn durch Ihn. Ich kann Euch leiten, den Weg weisen und zur Tugend führen. Doch Gott in eure Herzen lassen, dass könnt nur ihr. Freier Wille ist ein Geschenk...und eine Bürde. Jede Verfehlung kann vergeben werden WENN ihr wahrhaftig bereut. Entsagt dem Teufel und seinen Versuchungen."

Er breitete die Arme aus. "Entsagt den fleischlichen Gelüsten! Entsagt den irdischen Reichtümern! Entsagt dem Stolz! Tretet gedemütigt vor Gott und empfangt seine Liebe oder brennt in den Feuern der letzten Tage. Brennt für alle Ewigkeit, gepeinigt von Dämonen an einem Ort des Leids... Ein Ort an dem Gottes Wort euch nicht erreicht. Einsam in der Dunkelheit."

Eine Welle ging von ihm aus, die geradezu magnetisch war. Strahlend, vibrierend stand der Prediger vor dem Tor der kleinen Kirche und die Dunkelheit schien zu weichen, alle Blicke auf ihn zu fokussieren.... zumindest für einige.

Lange lag sein Blick auf der bleichen Gestalt Seinfredas bevor er sich erneut an alle Anwesenden wandte. "Das Ende naht, die Zeichen sind klar zu erkennen...die Siegel brechen und die Engel werden die Trompete blasen. Dies sind die letzten Tage."
Gesperrt

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