[1006] Pietas [offen]

[Titus]

Im Elysium war am Anfang des Jahres des Herrn 1006 ein Aushang aufgehängt. Der Aushang war ein PErgament, wo in geschwungener Schrift folgendes zu lesen war.

Brüder und Schwestern im Glauben!

All jene, denen es nach gemeinsamen Gebet, einem Trost in der Gemeinschaft der Gläubigen und nach Austausch von Wissen und Meinungen dem einzig wahren Glauben betreffend verlangt, der sei hiermit eingeladen in der Nacht zu Ostern in der kleinen Kirche San Pancratius in Burgus zu pilgern. Einjeder, der teilnehmen will, sei willkommen und in dieser Nacht der Zugang nach Burgus gestattet. Innerhalb der Kirche seien wir nur unter uns im Blute und im Glauben vereint.

Der Friede des Herrn möge in dieser Nacht unter uns weilen, auf dass wir unseren gemeinsamen Glauben bekräftigen oder erneuern. Möge in dieser Nacht Ira, Superbia und Invidia aus unserer Mitte verbannt sein und uns allein Fides, Prudentia und Temperantia erfüllen.

Titus, Neugeborener vom Blut der Kappadozianer, Liktor von Genua

Seinfreda, Neugeborene vom Blut der Kappadozianer,
aus der Linie der Hl. Agnes,Tochter des Lazarus.

Die Nacht zu Ostern war eine milde Nacht, klarer Himmel und nur eine sanfte Brise wehte vom Meer aus nach Burgus und ließ die Luft leicht nach Salz schmecken.

Die kleine Kirche, kaum größer als eine Kapelle lag ein klein wenig versteckt in dem Dorf, jedoch beschrieben die Wachen am Tor den Weg dorthin genau. Vor dem einzigen EIngang stand Titus und erwartete die Gäste des heutigen Abend. Er war unbewaffnet und offenbar undgerüstet. Er trug ein einfaches Büßergewand aus groben Leinen und hatte den Rosenkranz um den Hals. Das kleine silberne Kreuz daran schimmerte leicht auf im Mondlicht.

[Ilario]

Vielleicht recht unerwartet erschien Ilario, hatte der Lasombra doch kirchliche Wurzeln weit in seiner sterblichen Vergangenheit.
Seine Begleiter, vier an der Zahl und anhand ihrer Bewaffnung leicht als Leibwache zu erkennen, blieben in Burgus etwas abseits der Kirche. Ihr Herr hatte klare Anweisung gegeben dort auf ihn zu warten.
Was die disziplinierten Männer und Frauen auch taten. Nicht einmal mit Blicken würden sie andere nächtliche Besucher belästigen und dennoch wachsam die Umgebung im Auge behalten.

Ilario selbst trug die Robe eines Klerikers, edler Stoff aber von schlichtem Schnitt und ohne Prunk. Waffen trug er, abgesehen von seinem Schatten, keine mit sich. Er begrüßte Titus mit einem respektvollen Nicken.

"Gott zum Gruße werter Titus. Die Einladung kam recht überraschend, doch konnte ich mich ihr nicht entziehen. Eine wunderbare Idee."

Ausserdem war er gespannt, theologisch versiert und innerhalb des Klerus aufgewachsen, wollte Ilario diesem Gottesdienst mit den Augen eines Profis beiwohnen.

[Titus]

Titus begrüßte Ilario höflich, nachdem er einen leicht zweifelnden Blick auf die Leibwache des Lasombras geworfen hatte.

"Gott mit Euch, werter Ilario. Es freut mich, dass Ihr unserer Einladung gefolgt seid. Die werte Seinfreda ist schon im Innern der Kirche. Ich denke, dass wir noch bis Mitternacht warten und dann beginnen."

Mit einer einladenden Geste wies er auf die Tür der Kirche.

[Livia]

Die innere Freude der jungen Merkurianerin war geradezu explodiert, als sie diesen Aushang gesehen hatte! Es war ihre Idee! Seresa und sie hatten eine verrückte Idee gehabt, sie hatte sie an Titus und Seinfreda weitergetragen und diese wundervoll mächtigen Kappadozianer hatten es ermöglicht! Ein Gottesdienst, nur für Kainiten. Vermutlich weit weg und doch sehr nah an den Gottesdiensten für die Menschen. Ein guter Ort um ihrem Schöpfer und Herren gedenken zu können!

Vor Aufregung zappelnd hatte sie sich zu dem Ort der Versammlung gegeben, ein wenig fürchtete sich ja auch die gläubige Livia vor der Kainiten verschlingenden heiligen Präsenz des Glaubens... aber heute, heute wäre es sicherlich ein erfüllender Moment und alle wahrhaft Gläubigen der Stadt wären anwesend.

Als Livia Ilario und Titus erblickte, ging sie langsam auf jene zu, wollte sie keineswegs unterbrechen. Als man ihr den Gruß zuwandte jedoch strahlte sie... es war auch ihr erstes Treffen mit dem Lasombra, seit... ihrem so deutlichen Bekenntnis, nach ihrem so warnenden Gespräch. Mit beiden dieser großen Männer verband sie in jenem Augenblick etwas.

"Der Herr zum Gruße, wohlwerte Herren." Grüßte sie mit leichter Verneigung und anfügung der nach dem Hofe passenden Titeln. Langsam trat sie mit glänzenden Augen zu Titus heran und hauchte, voller Energiebeseelt aber in bemüht andächtiger Ruhe "Habt Dank, habt unendlichen Dank." Das Kind Sets strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

[Adelchis Diaconus]

Auch Adelchis machte sich an jenem Abend frühzeitig auf den Weg um der Ostermesse der Kappadozianer zu beizuwohnen, er legte sein bestes Priestergewand an und schritt gen Burgus. Dabei machte er sich entgegen seiner normalen Angewohnheit alleine auf den Weg. Wahrscheinlich würden ihm seine Leibwächter sowieso nicht helfen sollte es zu einem Kampf kommen, auch wenn dieser durch die Anwesenheit eines Liktors mehr als nur unwahrscheinlich war. In Burgus angekommen folgte er den Anweisungen der Wachen um zu jener kleinen Kirche zu kommen. Als er dort angekommen war verneigte er sich respektvoll vor dem Liktor und auch vor den anderen Gästen, sprach danach jedoch zuerst Titus an.

"Guten Abend werter Titus, Liktor von Genua, ich danke euch für die Einladung und freue mich dieser seltenen Begebenheit einer Messe für die unseren beizuwohnen."

Danach begrüßte er seinen Clansbruder und stellte sich Livia vor. Auch Seinfreda wird von ihn freundlich und respektvoll gegrüßt nachdem er die Kirche betreten hatte.

[Titus]

Titus nickte Livia zu.

"Gott mit Euch, werte Livia. Ich hoffe Ihr werdet es für Eure Such hilfreich finden."

Ein leichtes Lächeln umspielte den Mund des Liktors, als er die Dankbarkeit in Livias Augen sah...wenn sie das spielte, dann über die Maßen gut. Vielleicht waren ihre Absichten ja tatsächlich Redlich und ihre Frömmigkeit nicht aufgesetzt.

Als Adelchis dazustieß nickte er ihm ebenfalsl höflich zu.

"Gott zum Gruße, werter Adelchis. Ich hoffe dieses Treffen wird Euren Erwartungen entsprechen. Es freut mich schonmal, dass Ihr der Einladung gefolgt seid."

Den beiden Neuankömmlingen wies er mit einer einladenen Handbewegung in RIchtung des Eingangs der Kirche.

[Livia]

Wenn sie das spielte, dann wahrlich meisterhaft... oder das Hause Merkur hatte sich selbst religiös angepasst... demütig nickte sie, trat langsam ein und sah sich um.

So entschwand Livia in die Kirche und machte sich auf die Suche nach Seinfreda!

[Ilario]

Livia und auch Adelchis wurden mit einem leichten Nicken begrüßt.

"Seid auch ihr gegrüßt werte Livia. Darf ich vorstellen: Mein Clansbruder, der werte Adelchis Diaconus, Neugeborener im Blut der Lasombra, Kind des Philipp bas Chevaliers, Ancilla der Schatten."

An Adelchis gewandt deutete Ilario mit galanter Geste auf die junge Setitin.

"Und dies werter Adelchis ist die werte Livia Alesia, Neugeborene aus dem Hause Merkurs, Kind des Roman Sertus, Ankilla aus dem Clan der Schlangen und jüngste Vasallin Genuas."

Gerade letzteres betonte Ilario Sacht, als ob ihr Status als Vasall sie ein wenig erheben würde, ungeachtet ihres Blutes.

[La Vedova]

San Pancratius erstrahlte im Inneren in tausenden verschiedenen Rottönen. Detailreiche Bilder der Apokalypse reihten sich an den Wänden aneinander, das Werk eines manischen Freskenmalers. Das Christusmosaik im Chor wurde von mehreren hohen, dicken Kerzen beleuchtet, die noch nicht lange brannten. Der Geruch von frischer Farbe, Wachs, Weihrauch und altem Blut lag in der Luft für jene, die genau darauf achteten.
Am Altar war ein Kranz aus bunt gefärbten Eiern angebracht worden. Eine Schale mit Wasser stand daneben.


In der Nonnentracht der Agneserinnen aber ohne Kopfschleier stand Seinfreda in der Nähe des Altars und blickte überaus erfreut auf die nach und nach eintreffenden Kainiten. Sie hatte die langen roten Locken in einen einfachen Zopf geflochten und mit einer dunkelroten Schleife zusammengebunden, in der einen Hand hielt sie eine in helles Leder gebundene Bibel, mit der anderen winkte sie den Gästen entgegen.

Wie sehr hatte sie sich auf diese Nacht gefreut! Wie wundervoll hatte die Livias Vorschlag gefunden und wie enttäuscht war sie gewesen, als sie zuerst nur auf Hohn und abweisende Worte gestoßen war. Dies könne niemals gut ausgehen, die Kainiten der Domäne würden sich gegenseitig zerfleischen, all dies sei bloß ein groß angelegter Selbstmord. Doch die Begeisterung ihrer Clansbrüder hatte die Enttäuschung in Hoffnung verwandelt und so stand sie nun erwartungsvoll in den roten Hallen. Wie sehr freute sich die Visionären nun, als wider erwarten doch Gäste eintrafen und die kleine Kirche mit Unleben füllten!
Stolz erfüllte sie, wenn sie ihr wunderbares Werk zu Ehren Gottes betrachtete. Sie hoffte sehr, dass den anderen die Kirche gefallen würde, ja, dass die Bilder noch weiter zu erleuchtenden Gesprächen inspirieren würden!

Erst traf Adelchis ein, den sie lange nicht mehr gesehen hatte. „Grüß Gott“, begrüßte sie ihn freundlich „Wie schön, Euch zu sehen. Kommt, seht Euch um, setzt Euch. Ich hoffe, es kommen noch mehr…“

Als dann die Freude strahlende Livia den Raum betrat, lächelte die rote Nonne ihr freudig entgegen. „Livia! Wie schön! Seht, was aus unserer Vision erwachsen ist! Willkommen!“

Genauso freundlich und persönlich begrüßte sie auch Ilario wenn er dann die Kirche betrat.

[Livia]

Livia war von Ilarios Vorstellung merklich geschmeichelt, als sie mit den zwei Lasombra die kirche betrat, auch sie neigte respektvoll ihr Haupt vor dem ihr unbekannten Lasombra. Vorgestellt waren sie ja schon. Jüngste Vasallin Genuas... da hatte er recht, ob sie diesen Zusatz in ihren Titel aufnehmen sollte? Oder wie andere hier sich als von Genua benennen... eine gute Frage! Aber Stolz - nichts für die heutige Nacht.

Als sie dann Seinfreda im Ornat sah, strahlte sie voller stiller Begeisterung. "Seinfreda! Ihr habt es wahrlich geschafft... ich träumte so voller Furcht und ohne Hoffnung, in den nächsten Jahren wieder einen Gottesdienst zu sehen, doch nun, nun sind wir hier... ihr habt es wahr gemacht! Ich bin so gespannt. Diese Nacht ist so ein Beweis eures und eures Clanes Pietas und ein Hoffnungsschimmer für die gläubigen Kainiten dieser Domäne." Und ein Machtbeweis noch dazu... ein eleganter... und sie war Teil davon gewesen.